tag:blogger.com,1999:blog-82750826782366730492024-02-19T08:46:56.940-08:00Recumbent SamuraiAnonymoushttp://www.blogger.com/profile/11924140569160672339noreply@blogger.comBlogger19125tag:blogger.com,1999:blog-8275082678236673049.post-66875126153986313032009-10-10T09:24:00.001-07:002009-10-11T10:53:14.616-07:00Tokyo, Tokyo!<span style="color: rgb(255, 0, 0);">Tag 0</span><br /><br />Da bin ich nun. Herausgepresst aus fliegendem Aluminium.<br />Angeschwemmt mit einer Rush-Hour, die selbst achtspurige Skyways hoffungslos unter der auf ihnen träge dahinrollenden Blechlawine ächzen lässt.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjjM5A_t8WlqnSCqnKbMhmMIMk5WySWzUMABOK2JSDQgBpb1MO0vvLRcGPNX2I3puxJel5tiUNfWNQB8CKpp6R6PuMlG5UrzyCmuxBqhJOAIm8tikTYhyphenhyphenjpGsjPROIb7x_DYdKCZM0kWWg/s1600-h/01_Ankunft_Tokyo.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 172px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjjM5A_t8WlqnSCqnKbMhmMIMk5WySWzUMABOK2JSDQgBpb1MO0vvLRcGPNX2I3puxJel5tiUNfWNQB8CKpp6R6PuMlG5UrzyCmuxBqhJOAIm8tikTYhyphenhyphenjpGsjPROIb7x_DYdKCZM0kWWg/s400/01_Ankunft_Tokyo.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391000062877136738" border="0" /></a>Ausgespuckt von einem Großraumtaxi, das mich und mein Liegerad völlig verstört inmitten gleißender Neonreklame buntester Schriftzeichen nach der verwirrenden Fahrt abstrus verbogener, auf und ab führender Autobahnen, die sich abenteuerlich in Höhe des zehnten Stockwerkes durch die Megacity schlängeln, vor der Lobby meines Hotels ablädt.<br /><br />Sprechende Ampeln und eine unüberschaubare Anzahl riesiger brabbelnder LED-Wände an den Wolkenkratzern trommeln unaufhörlich in babylonischem Geschnatter schrille Botschaften in die heiße Nacht. Ich schwitze. Ich zittere. Meine Augenlider möchten zufallen, doch Adrenalin und viel Kaffee zwingen sie, meine nervös zuckenden Augäpfel offen zu halten.<br /><br />Tokyo, da bin ich nun. Stehe in deiner Hitze. Dem Herbst in Deutschland entflohen, 11 Stunden Flug, davor 7 Stunden Autobahnstau. Da stehe ich nun, blass und feucht, schwitze in meine deutsche Jacke, während sich Horden ausgelassen feiernder Japanteenies an mir vorbeidrücken, geschminkt wie Pokemons, wie Goth-Queens, wie Rockstars, wie James Bonds. Da stehe ich nun, drehe meinen Kopf hin und her. Weiß gar nicht, wohin ich als erstes schauen soll, bin müde und aufgekratzt, überwältigt.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj6K7HE32BF-7OALZrbAKyVrMdEXecbThJgBekh-Dn0q5YajuChwV9m-qVoZYCbMNZ0WiTw5dN8xw78th2s6hCfBUmjZHRyuILGnP_7OQvx7EEUjaEczyaTYmiwZejRp5Jw_UiyF1PKQvI/s1600-h/03_Sushi.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 217px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj6K7HE32BF-7OALZrbAKyVrMdEXecbThJgBekh-Dn0q5YajuChwV9m-qVoZYCbMNZ0WiTw5dN8xw78th2s6hCfBUmjZHRyuILGnP_7OQvx7EEUjaEczyaTYmiwZejRp5Jw_UiyF1PKQvI/s400/03_Sushi.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391016018308700818" border="0" /></a>Ich beziehe mein Zimmer. Im Traum. Taumele nach unten, neben meinem Hotel, ein Laden - Conbini-Store, wie sie ihn hier nennen - Krämpfe von Hunger lassen meinen Korb voller Sushi laden. Alles verbeugt, entschuldigt und bedankt sich bei mir. Unfassbar. Sie fragen mich Sachen. Ich antworte auf Englisch, dass ich nicht Japanisch spreche. Ich habe einen Satz hierfür in Landessprache, aber ich traue mich nicht, ihn zu sagen. Ich zahle, ein Reh, verschreckt, es flüchtet sich in den Aufzug, in sein Zimmer.<br /><br />Tokyo. Japan. Und ich mitten drin. Es surrt. Es brummt. Und hier nun drei Wochen Fahrrad fahren. 13 Etappen. 1.500 Kilometer.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi24JH9GM5Y4lJ_RYSOVFVXntEuIBO4Bo7yMM4Ful2fiB9UaHEocXWpPoy5RriR9BLqms41pMdmxs8hmiu_g3DhqfZHXiwsDP6MhPLi82FOsVd0M_r3zREev-0OWNXLM6AnTUHBPFd2g4M/s1600-h/02_Tokyo_Skyline.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 243px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi24JH9GM5Y4lJ_RYSOVFVXntEuIBO4Bo7yMM4Ful2fiB9UaHEocXWpPoy5RriR9BLqms41pMdmxs8hmiu_g3DhqfZHXiwsDP6MhPLi82FOsVd0M_r3zREev-0OWNXLM6AnTUHBPFd2g4M/s400/02_Tokyo_Skyline.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391000066192189090" border="0" /></a>Ich versuche zu schlafen. Geht nicht. Die Klimaanlage schaufelt lautstark Kälte in den Raum. Ich ziehe den Vorhang beiseite, schaue hinab auf die Straße.<br /><br />Unter mir brodelt Asien.<br /><br />Und ich? Ich habe keine Ahnung, wie ich das hier alles schaffen soll.Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/11924140569160672339noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8275082678236673049.post-81785522337389210542009-10-10T09:12:00.005-07:002009-12-28T10:35:55.503-08:00Getting to Japan<span style="color: rgb(255, 0, 0);">Mehr, als eine Radtour ...<br /><br /></span>Oh ja, das ist dieser Trip wirklich. Denn was ich sonst verschweige, hier will ich es einmal kurz darlegen - die Geschichte vor der Geschichte. Alles fängt einen Tag vor dem Abflug an. Freitag. Nachmittag, 13 Uhr. Meine Sixt-Autovermietung meldet sich und sagt, dass mein 3er BMW Kombi nun abholbereit ist. Höchste Eisenbahn, denke ich, fahre meinen Rechner herunter, sage den Kollegen in der Agentur Bye und hole den Wagen.<br /><br />Nein, ich habe keinen Direktflug. So etwas gibt es diesmal nicht. Und aus irgend einem Grund habe ich keine Anschlussflüge aus Hamburg gebucht - warum? Nun, manchmal muss ein Mann tun, was ein Mann tun muss.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgjKKgIm9nps5ftcnViFeSTcFxP2TsqoG8jKDeiuQbvgEBcvcy9OOW-dga4Gh1QGYg6RMpHmrBlGYsBuanqVG6JPk92IhY39NV2bMceibm_yYjRJKz0qvCOS35zA_LfrnBeP-Uo5AnnDb4/s1600-h/01.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 240px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgjKKgIm9nps5ftcnViFeSTcFxP2TsqoG8jKDeiuQbvgEBcvcy9OOW-dga4Gh1QGYg6RMpHmrBlGYsBuanqVG6JPk92IhY39NV2bMceibm_yYjRJKz0qvCOS35zA_LfrnBeP-Uo5AnnDb4/s400/01.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5420352265506108194" border="0" /></a>Das Rad und der Karton sind schnell im geräumigen Heck verstaut, obschon die Kurbel gefährlich nahe am Schalthebel herumschlingert. Gegen 16 Uhr sattle ich meine Pferdestärken - ich habe einige Hundert Kilometer Autobahnritt vor mir. Es geht nach Frankfurt/Main zum Flieger, mit einem kleinen Umweg.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh5GUL33qek2Wur3DHwiAn1zlB_NPO0wcdn-m3TDBNtRrvjFgHVWmVZR9Akxq24zpLvBXcSqBLJUU6CwyD09cCAUVNF87OVJROUwPJ-Jr78o6I10nZ-4GaK48Z5NG0l6mRh3ibVx6cSfr8/s1600-h/map.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 385px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh5GUL33qek2Wur3DHwiAn1zlB_NPO0wcdn-m3TDBNtRrvjFgHVWmVZR9Akxq24zpLvBXcSqBLJUU6CwyD09cCAUVNF87OVJROUwPJ-Jr78o6I10nZ-4GaK48Z5NG0l6mRh3ibVx6cSfr8/s400/map.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5420352248379730162" border="0" /></a>In Duisburg will ich meine liebe Freundin Wuschel besuchen. Lange nicht gesehen, lange nicht gesprochen und - sie verspricht es - ein stärkendes Büffet wartet auf mich.<br /><br />Hinter Hamburg, die Anlage brüllt die Hits der 80er und von Heute in den Fond, rase ich in einen Stau. Baustelle reiht sich an Baustelle, Stunden fließen ebenso zäh wie der Verkehr. Ich weiß nicht, was die Amis an der deutschen Autobahn so gut finden, aber wenn man nur mit 60 km/h auf minimalbreiten Baustellensträßchen fahren kann, wäre mir eine Landstraße eigentlich viel lieber.<br /><br />So schleiche ich, immer müder werdend, in den Sonnenuntergang. Urlaubsstimmung kann so freilich nicht aufkommen. Und ein Glück, denke ich, dass ich heute nur nach 6 Stunden Schluss machen kann - bis hinunter nach Frankfurt zu donnern, wäre heute nach diesem Arbeitstag, nach dieser Arbeitswoche fatal gewesen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Szj1qS4QXXI/AAAAAAAAFdI/-FgytAA0Xrw/s1600-h/02.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 185px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Szj1qS4QXXI/AAAAAAAAFdI/-FgytAA0Xrw/s400/02.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5420352258511494514" border="0" /></a>Irgendwann komme ich im Dunkeln bei Wusche an. Die Gute täfelt Salate, Heißes und Kaltes auf und ihr Lächeln, das ich so gern habe. Und während wir da so hocken, ich mich satt esse und wir erzählen, denke ich mir so - sie ist die letzte Freundin, die ich hier in Deutschland sehe. Alles, was jetzt kommt, wird für 3 Wochen Fremde sein. Fremde Deutsche. Und eine Menge fremde Japaner.<br /><br />Ich verbringe eine schöne Nacht in Duisburg, früstücke nicht, denn Frankfurt ruft. Ausgeschlafen, bereit. Urlaubsstimmung, da endlich ist sie. 2 Stunden, sagt mein Navi, 2 Stunden bis zum Terminal 2 des Rhein-Main-Airports. Und noch ettliche Stunden bis zum Abflug.<br /><br />Auto abgeben - super. Keine Probleme. Niemals hätte ich das mit der Bahn geschafft: 3 Gepäckstücke, 2 davon mit Übergröße und alle irreschwer.<br /><br />Nacheinander bugsiere ich das Liegerad, den Riesenkartoin und meine Tasche bis zum Schalter von JAL - Japan Airlines. Nebenan wird ein Jumbo der China-Air abgefertigt. 350 Menschen stehen Schlange. Und ich fange an, die Kiste zu bauen. Erfahrung habe ich mit dem Papp-Monster genug, baue sie fast schon mit geschlossenen Augen.<br /><br />Ein Augenschmaus hingegen für die gelangweilten Anstehenden: Immer wieder kommen ganze Familien, Deutsche wie Chinesen, zu mir herüber um zu sehen, was ich da treibe. Beim Verkleben der Kiste von innen, muss ich hinein steigen. Großes Hallo bei den schwulen Boys von Air Lingus, die sich prächtig amüsieren. Nicht sehr amüsant hingegen sind die beiden Maschinenpistolen, die mir zwei Beamte von der Bundespolizei vor die Nase halten, als sie in die Kiste schauen. Na, der wird doch wohl nicht vor unseren Augen eine ... Terrorkiste bauen? Nein, keine Sorge, macht er nicht.<br /><br />Zwei Stunden und unzählige dumme Sprüche später steht die Kiste, ist das Liegerad verpackt und alles sicher verschnürt. Noch 5 Stunden bis Check-in.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgsbjfnZJkWTKM6O4pegBwGhiUjnYjE2BM4oGBTJAQkoeHC0uPxcwTH7FCjErOj9KfRFvNJmIv110f-H4iQbUVx_pERJFrA_qpx51OMWkrHYYwhINXi5Bl755mT7f6t9WVPbOxLvTLjKaE/s1600-h/03.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 248px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgsbjfnZJkWTKM6O4pegBwGhiUjnYjE2BM4oGBTJAQkoeHC0uPxcwTH7FCjErOj9KfRFvNJmIv110f-H4iQbUVx_pERJFrA_qpx51OMWkrHYYwhINXi5Bl755mT7f6t9WVPbOxLvTLjKaE/s400/03.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5420352252173395666" border="0" /></a>Weg kann ich nicht - die Kiste allein stehen zu lassen, wäre ein Verschrottungsangebot an die Maschinenpistolenboys. Also warte ich und warte ich und warte ich ... und schlafe kurz ein. Neben mir zeugen Speckflecken an den Wänden von unzähligen Wartenden und ungewaschenen Köpfen.<br /><br />Endlich, ich kann es kaum fassen, geht das Licht am Schalter an. Freundliche Japanerinnen begrüßen mich auf Deutsch, verbeugen sich, nehmen sich liebevoll meiner Riesenkiste an, nehmen mir meine schweren Taschen ab und wünschen mir eine schöne Reise.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgWc6Gwm8crBmbeJNZmsKSnm1Dzk3gaiWZLCbVVUBkv8wl5hNjT0latC_84WcNfQ-uM2EeqwdLykaDJ0u8yPmP6KjzSLiqc9aR2Fx98Wpl6vRQsmizDzv3I1gsb3UpIifw8SPgFYLdivWs/s1600-h/04.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 208px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgWc6Gwm8crBmbeJNZmsKSnm1Dzk3gaiWZLCbVVUBkv8wl5hNjT0latC_84WcNfQ-uM2EeqwdLykaDJ0u8yPmP6KjzSLiqc9aR2Fx98Wpl6vRQsmizDzv3I1gsb3UpIifw8SPgFYLdivWs/s400/04.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5420352243521743890" border="0" /></a>Draußen sehe ich ihn, den weißen Schwan, eine 777 aus dem Hause Boeing. Sie steht da. Erhaben. Ruhig. Riesig. In ihrem Bauch fliege ich gleich los. Gleich gehts ab - 11 Stunden, 3 Filme und ein paar leckere Mahlzeiten noch, dann ist Tokyo erreicht.<br /><br />Kaum zu glauben, diese Anreise, an sich schon eine kleine Odyssee.<br /><br />Und in 3 Wochen? Das selbe zurück. Dann aber, nach 12 Stunden Flug, ohne Umweg über Duisburg. Rein in den Renner, ab geht er - 8 Stunden durch fiesestes Regenwetter nach Hamburg. Und was meint Ihr, was ich hatte, als ich abbiege und vor meinem Haus die Handbremse anziehe?<br /><br />Tränen in den Augen.Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/11924140569160672339noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8275082678236673049.post-82759679166479732142009-10-10T09:12:00.003-07:002009-12-23T01:32:09.309-08:00Japan Essentials A-Z<span style="font-weight: bold;">A - wie "Arrigato gozaimas</span>"<br /><br />Sollte man, neben zwei drei anderen Sätzen, unbedingt lernen. Heißt "Vielen lieben Dank" - und wird verbunden mit einer Verbeugung ein Lächeln auf das Gesicht eines jeden Japaners zaubern, den Ihr trefft.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">B - wie Bargeld<br /><br /><span style="font-weight: bold;"></span></span>Unser Sorgenkind, der Yen. Wie der Kurs gerade steht, das müsst Ihr unbedingt checken. Die Horrorgeschichten vom teuersten Reiseland der Welt und 200 Euro Hotelzimmer-Kosten kann ich nicht weitergeben. Vielleicht ist es die Krise, vielleicht auch nicht, ich finde, die japanischen Preise sind den deutschen sehr ähnlich.<br />Wichtig: Bargeld horten. Zwar hat jeder Conbini-Store selbst im hinterletzten Zipfel Japans einen Geldautomaten, nur funktionieren dort die europäischen Karten nicht.<span style="font-weight: bold;"><span style="font-weight: bold;"> </span></span>Banken sind in Japan Mangelware. Also immer schön viel Bares dabei haben.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">C - wie Calpis Water </span><br /><br />Neben Pocari Sweat, Healthya und Protein Water DAS Getränk für den Hitze geschwächten Sportradler. Eine Mischung aus isotonischem Drink und dem besten aus der Milch, sieht es nicht nur gewöhnungsbedürftig aus, es schmeckt fantastisch!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">D - wie Danke</span><br /><br />Man kann es nicht oft genug sagen: "Danke" oder "Arrigato gozaimas" ist das Wort, das Ihr am meisten sagen und das Ihr am meisten hören werdet. Wenn Ihr einen Laden betretet, wenn Ihr etwas kauft, wenn Ihr einen Fahrstuhl verlasst, wenn Ihr einfach nur da seid - Danke ist immer mit von der Partie.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">E - wie Einsamkeit</span><br /><br />Werdet Ihr, solltet Ihr allein reisen, sehr oft erleben. Es ist eine reine, brutale und schmerzvolle Einsamkeit, eine, die der Erkenntnis folgt, dass Ihr hier zwar dabei seid, aber nicht dazu gehört. Es ist eine interessante, reinigende Erfahrung. Eine, die Euch menschliches Verhalten, kulturelle und soziologische Zusammenhänge erfahren lässt und eine, die Euch auch Eurer eigenen Kultur ein bisschen näher bringen wird.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">F - wie Freundlichkeit</span><br /><br />Japanische Freundlichkeit ist sprichwörtlich. Sie wird in jeder Bewegung, in jeder Geste gelebt und in Perfektion ausgeübt. Stets freundlich und höflich zu sein ist jedem Japaner eine Herzenssache, nie werdet Ihr jemanden laut oder erbost erleben, nie werden sie ihren Cocon des kulturellen Konsens verlassen. Schön für den Radfahrer - diese Freundlichkeit setzt sich auch hinterm Steuer for: Japan ist ein perfektes Reiseland für Radler.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">G - wie "Ganbatte!"</span><br /><br />Heißt so viel wie "Kämpfe!" oder "Ran an den Feind!" - wird Euch, solltet Ihr dort Rad fahren, alle paar Minuten hinterher gerufen. Ich dachte zwar immer, es würde "Banzai!" heißen, ist wohl aber nicht so. Also - scheut Euch nicht, Euch nicht auch mal selbst Mut zuzubrüllen, vor einem Berg oder dergleichen. Dann volle Kehle "Ganbatte!" gebrüllt und reingetreten!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">H - wie Handy</span><br /><br />Ganz einfach - normale europäische GSM-Handys funktionieren in Japan nicht. Ihr braucht Tri-Band. Man kann sich anscheinend an großen Railway-Stations in Handy-Läden welche ausleihen. Wer ein iPhone hat, wird keine Probleme haben. Mit iPhone seid Ihr eh am besten dran: Eingebautes Google-Maps kann so manche Lokations-Problematik lösen.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">I - wie Irre</span><br /><br />Japan, oder Nihon, heißt etwas ganz anderes. Könnte aber auch mit "irre" übersetzt werden. Dieses Land ist voller abgefahrener Dinge, deren Aufzählung und Erklärung ganze Bücher füllen könnte - Spaghetti Napoli mit Seetangsalat, Produkte, deren Bedeutung selbst die nicht verstehen, labernde Ampeln, singende Klopapierspender, Services und Produkte, Menschen, Brückenkonstruktionen, bei denen jeder TÜV-Prüfer einen Ständer bekommen würde - einfach nur irre. Seht selbst ...<br /><br /><span style="font-weight: bold;">J - wie Japanerinnen</span><br /><br />So, Jungs, nun mal Butter bei die Fische. Die Japanerin. Klingt anregend exotisch, oder? Ist sie auch. Vor allem, wenn sie in Scharen, gerade mal 17, 18 Jahre alt, in ultrakleinen Miniröcken und Schuluniform zum Gymnasium läuft. Aber alles andere in Eurer schmutzigen Fantasie könnt Ihr getrost begraben. Oder doch nicht ...? :-)<br /><br /><span style="font-weight: bold;">K - wie "Kool"!</span><br /><br />Japaner lieben alles Westliche. Und steigern es oftmals zu einer neuen Version, die nur noch rudimentär an den deutschen, französischen oder amerikanischen Ursprung erinnert. Sie machen es groß, perfekt und episch. Kool eben. Das treibt dann Blüten, die einem Anglisten die Haare zu Berge stehen lassen würden - "Hair Melon with Visage" sei nur ein Beispiel - aber irgendwie ist es auch wieder toll. Siehe "I - wie irre".<br /><br /><span style="font-weight: bold;">L - wie "das können sie nicht"</span><br /><br />Nun mal weg mit dem Volksglauben, Japaner könnten kein "R" aussprechen und würden deshalb alles mit "L" ersetzen. Es stimmt einfach nicht. Besser gesagt: Anders herum wird ein Schuh draus. Sie können kein "L" sagen. Also Vorsicht, wenn der Hotelconcierge empfiehlt "Rock your room" - er gibt Euch keineswegs einen Freischein, das Zimmer in Rockermanier zu zerlegen, sondern lediglich den Tipp, es abzuschließen.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">M - wie "Muss ich haben!"</span><br /><br />Definitiv auf meiner Liste, falls ich irgendwann mal ein eigenes Haus baue: Das japanische Roboter-Klo. Herrlich, wie ein sanft rotierender, warmer Strahl den Po massiert. Klingt komisch, ist aber eine Offenbarung. Deutsche Sanitäreinrichtungen (siehe England) sind ja weltführend, sagte mir mal einer, aber das japanische Robo-Klo, an das kommen selbstdie exklusivsten Villeroy & Boch nicht heran. Noch?<br /><br /><span style="font-weight: bold;">N - wie "Nihon"</span><br /><br />Ganz einfach, Nihon ist Japan. Nippon kann mal wohl auch sagen, aber das habe ich nie gehört. "Nihongo" wäre dann "Japanisch", "Nihon-jin" der "Japaner". Siehste woll, so einfach ist das ...<br /><br /><span style="font-weight: bold;">O - wie "Ohayu gozaimas"</span><br /><br />Am besten ein mal laut und singend in die Runde rufen, wenn Ihr morgens im Hotelrestaurant zum Frühstück geht. Denn das heißt "Guten Morgen". Falls Ihr das nicht macht, werden es die Angestellten machen - garniert mit einer tiefen Verbeugung. Nett, oder?<br /><br /><span style="font-weight: bold;">P - wie Preise</span><br /><br />Ich hatte es ja schon angedeutet, für mich war Japan alles andere als das teuerste Reiseland der Welt. Der Yen stand (September/Oktober 2009) bei 134 : 1, also sehr preiswert, wenn Ihr Euch die Beispiele mal anseht:<br /><br /><span style="font-weight: bold;">1 Nacht zelten</span> - 2.500 bis 3.500 Yen - <span style="font-weight: bold;">19 bis 25 €</span><br /><span style="font-weight: bold;">1 Nacht im Hotel </span>- 5.000 bis 8.000 Yen - <span style="font-weight: bold;">40 bis 60 €</span><br /><span style="font-weight: bold;">Frühstück </span>extra im Hotel - 600 Yen - <span style="font-weight: bold;">4,50 €</span><br /><br /><span style="font-weight: bold;">1 Flasche Pocari Sweat 0,5 l </span>- 140 Yen - <span style="font-weight: bold;">1 €</span><br /><span style="font-weight: bold;">Mittagessen </span>im Conbini-Store - 600 Yen - <span style="font-weight: bold;">4,50 €</span><br /><br />7 Stunden <span style="font-weight: bold;">Fährfahrt </span>von Shikoku nach Kyushu - 3.400 Yen - <span style="font-weight: bold;">25 €</span><br />4 Stunden <span style="font-weight: bold;">Shinkansen </span>von Hiroshima nach Tokyo - 18.000 Yen - <span style="font-weight: bold;">134 €</span><br /><br />Also noch einmal und für alle - Japan ist NICHT das teuerste Reiseland der Welt. Keine Angst!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Q - wie Qual</span><br /><br />Oh jaaaa, die gibt es genug in Japan. Ob an den extrem steilen Anstiegen, die Euch ständig in den Weg geworfen werden, dem dichten Verkehr, der wie eine nicht endende Rush-Hour daherkommt oder psychisch durch die Einsamkeit, Japan ist eine Extrem-Erfahrung. Aber keine Angst, das ist alles nicht halb so schlimm, als dass man es nicht mit einem heißen Bad in einem blubbernden Onsen bei einem eiskalten Asahi kurieren könnte.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">R - wie Radfahren</span><br /><br />Liegerad oder Rennrad? Trekking vs. Mountainbike? Was denn nun? Naja, ich bin ein Tourenfahrer, der auf die Geschwindigkeit und die Ausdauer eines Liegerades setzt. Unschlagbar lange könnt Ihr aushalten - und schnellere Schnitte schafft Ihr auch. Ansonsten jeder so, wie er mag. Egal, was Ihr fahrt, für alles gilt: Japan ist ein Land, das man problemlos beradeln kann. Selbst im dicksten Verkehr habe ich nie eine brenzlige Situation erlebt, diszipliniert und höflich die Autofahrer.<br />Nicht vergessen - Japan ist nicht Holland. Es wird keine Etappe geben, bei der Ihr nicht Höhenmeter schrubben müsst.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">S - wie Strand</span><br /><br />Strand? Na klar, man will sich ja auch erholen. Japan verfügt über einige wundervolle Strände am Pazifik. Viele davon darf man - amerikanisches Vorbild - mit den Geländewagen befahren, weshalb Ihr eine Menge Furchen und Spuren finden werdet. Vorausgesetzt natürlich, Ihr findet überhaupt einen Strand, denn so, wie ich das beobachtet habe, ist die ganze Küste mit Tsunami-Wällen und riesigen Beton-Wellenbrechern geschützt. Naja, Erdbebenland halt ... oder falls er doch mal aus dem Meer steigt, der Godzilla.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">T - wie "T´schuldigung"</span><br /><br />Heißt auf Japanisch "Sumimasen" und wird genauso eingesetzt, wie bei uns. Wenn man eine Frage hat, öffnet ein japanisches Sumimasen die Herzen des Angesprochenen und lässt bei ihm ein klitzekleines bisschen die Angst vor dem hinterhergeschobenen, englischen "Can I ask a Question?" verfliegen.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">U - wie unmöglich?</span><br /><br />Schlürfen, rotzen, rülpsen - gehören in Japan zum Guten Ton. Also nicht erschrecken. Was auf den ersten Blick als unmögliche Umgangsform erscheint und in Deutschland zu Abscheu und Kopfschütteln führen würde, ist in Japan Common sense. Also am besten, Ihr macht es von Anfang an genau so, dann funzt das. Aber Vorsicht - für Japaner ist es das Letzte, wenn man öffentlich seine Nase ins Taschentuch schnaubt!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">V - wie Verkehr</span><br /><br />Nochmal: Die Straßen sind top. Oft findet Ihr Rad- und Fußgängerwege auch Überland. Ich jedoch bin immer Straße gefahren, was nie ein Problem war. Allerdings ist der Verkehr in Japan mehr als heftig. Stundenlang jede Sekunde von schweren Trucks überholt werden, in Augenhöhe mit rußenden Auspuffen fahren, so kann eine Etappe schonmal zur Feinstauborgie ausarten. Das müsst Ihr Euch überlegen.<br />Ihr wollt ungestört in der Natur radeln? Fahrt nach Mecklenburg.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">W - wie "Watashi wa hotondo nihongo o hanase masen."</span><br /><br />Unbedingt auswendig lernen - das ist Euer Zaubersatz! Den habt Ihr parat, meist nachdem Ihr "Konnichi-wa" geantwortet habt und die umstehenden Japaner beginnen, Euch Fragen zu stellen, von denen Ihr keine Chance habt, diese zu beantworten, geschweige denn zu verstehen.<br /><br />Heißt übersetzt: "Ich spreche kein Japanisch."<br /><br /><span style="font-weight: bold;">X- wie X-rated</span><br /><br />Pornos gibts an jeder Ecke. In jedem Conbini Store. Für jeden etwas. Komisch, denn die liegen da offen und für jeden - also auch Kinder - ersichtlich. Und noch komischer ist, wenn man im Hotel den Adult Channel an macht (hab ich mir sagen lassen :-) , dann werden Geschlechtsteile gepixelt. Aha, das verstehe mal einer ... siehe "I - wie irre".<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Y - wie "You come from?"</span><br /><br />Japaner stehen auf westliche Leute. Und obwohl sie Amerika abkopieren bis zum Gehtnichtmehr, scheinen sie eine Abneigung gegen Amerikaner zu haben. Bei Deutschen jedoch, da geht ihnen das Herz auf. Wenn Ihr also - wenns geht noch auf Japanisch- "Watashi wa Doitsu-jin des" antwortet, dass Ihr aus Deutschland kommt, dann stehen die Chancen ganz gut, dass der freundliche Japaner für seine Verhältnisse ausflippt und Euch irgend etwas kauft: Ein Pocari Sweat oder einen Kaffee oder so.<br /><br />Er liebt halt Deutschland, der Japaner.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Z - wie zum Schluss</span><br /><br />Japan ist ein tolles Reiseland. Ehrlich. Es ist spannend, so ganz anders, als man es erwartet und wiederum genauso, wie man es sich immer vorgestellt hat. Japan treibt, Japan rastet nicht. Und Japan hat Ruhe, in sich selbst, entschleunigt. Japan kann sein wie ein Trip auf einen fernen Planeten zu fremden Lebewesen und doch ist Japan auch immer eine Reise zu sich selbst. Japan ist bunt, laut und überwältigend.<br /><br />Japan ist eine Reise, die Ihr niemals vergessen werdet!<br /><br /><span style="font-weight: bold;"><span style="font-weight: bold;"></span></span>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/11924140569160672339noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8275082678236673049.post-59113391500228155132009-10-10T09:11:00.005-07:002009-12-28T03:24:12.814-08:00Bentriding a Shinkansen<span style="color: rgb(255, 0, 0);">Tag 15 - Mit dem Shinkansen nach Tokyo<br /><br /></span>So einfach ist das. Einsteigen. Türen schließen. Abfahren. Ganz einfach. Zugfahren. Kann jedes Kind. In Japan sowieso - japanische Züge gelten als die pünktlichsten der Welt. Sie sind stolz auf ihre Züge hier. Im 10-Minuten-Takt. Shinkansen nennen sie sie - das heißt übersetzt "Neue Stammstrecke". Nicht wirklich mitreißend, aber das braucht ja keiner zu wissen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SzMg_SAyXxI/AAAAAAAAFa4/MaNnCqaHVKc/s1600-h/01.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 94px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SzMg_SAyXxI/AAAAAAAAFa4/MaNnCqaHVKc/s400/01.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5418711048195825426" border="0" /></a>Shinkansen also. Ja, der muss das sein. Nachdem ich schon nicht das typisch japanische Onsen erlebt habe, der Fuji-san sich meinen Augen hinter einer undurchdringlichen Nebelschicht versteckt hat und auch die Schreine von Ise als kompletter Reinfall zu bezeichnen sind, muss wenigstens die Fahrt im - noch - schnellsten Zug der Welt klappen.<br /><br />Das Ticket hierzu haben mir Ats und Maki schon vor Wochen in Tokyo gekauft, gestern umgebucht - heute, 12:10 Uhr geht es los. Hiroshima - Tokyo Central. Das sind 800 km. Für diese Strecke werde ich 6 Stunden brauchen. Macht zwar nur einen Nettoschnitt von 133 km/h - aber mir soll es recht sein, komme ich doch so durch all die Städte, die ich wegen ihrer Größe mit dem Liegerad gemieden habe: Nagoya, Kobe, Osaka, Kyoto usw.<br /><br />Ich stehe auf. Guter Dinge. Frühstücke genüsslich, bezahle mein Zimmer und radle - leider schon im leichten Nieselregen, was mich eindringlich daran erinnert, warum ich eigentlich 5 Tage vor meiner Zeit die Heimreise antrete - zum Bahnhof.<br /><br />Irres Gewusel. Tausende Menschen unterwegs. Und ich, schwer beladen, mitten drin.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEim2i6sbkjiw8jpDVIHD9idkCWm_DAuyGjDiImwIO4Tl_IVJHonfqCJngwZVeMxe9pC1x8Vh9tVJO988b45dem13QhzY0JH4mBM04QwWu7wlgpzhiVK5l7TdGdvMFQhHOuK2ike_s4uOCs/s1600-h/04.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 176px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEim2i6sbkjiw8jpDVIHD9idkCWm_DAuyGjDiImwIO4Tl_IVJHonfqCJngwZVeMxe9pC1x8Vh9tVJO988b45dem13QhzY0JH4mBM04QwWu7wlgpzhiVK5l7TdGdvMFQhHOuK2ike_s4uOCs/s400/04.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5418710669340259570" border="0" /></a>Ich schiebe meine Speedmachine genau gegenüber der Sicherheitsschleusen des Eingangs und lade ab. Sollen sie doch alle ruhig zuschauen, was ich hier treibe - umso besser. Denn Ats und Maki hatten gesagt, dass "Rinko", also das Reisefertigmachen des Fahrrads, eigentlich das Abnehmen der Räder und das volle Verpacken des Rades meint. Ich aber, ich kann meine Räder nicht abnehmen. Ganz davon abgesehen, dass das bei einem Liegerad eh nix bringen würde.<br /><br />So knie ich mich hin. Die Polizisten von der Schleuse schauen schon. Ich lasse mich aber nicht hetzen. Nein, ich habe Zeit. 2 Stunden. Zur Not, denke ich mir, habe ich meinen deutschen Presseausweis und erzähle denen meine Story vom Pferd. Und in der allergrößten Not nehme ich halt nicht den Shinkansen sondern ... den Bus. Immerhin geht mein Flieger erst morgen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgx5-_A2XggtHP8AjYFjmFV1Ye20eamciMA2fovi7MhZdzKEnCMQK943MR5ZXtNa9DXJ1vHzYWjtn-2mkE9eRY1Zrx81gSEHh_2NXiC09JzZ4alV9A3RpEV6rJmMrSOkHmTqrcZTf4TrlE/s1600-h/05.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 247px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgx5-_A2XggtHP8AjYFjmFV1Ye20eamciMA2fovi7MhZdzKEnCMQK943MR5ZXtNa9DXJ1vHzYWjtn-2mkE9eRY1Zrx81gSEHh_2NXiC09JzZ4alV9A3RpEV6rJmMrSOkHmTqrcZTf4TrlE/s400/05.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5418710662476303378" border="0" /></a>Unter allgemeiner Anteilnahme fixiere ich zunächst den Tiller-Lenker mit einem Band. Dann verpacke ich das Rad in meine Silberfolie. Stolz wie Oskar stehe ich da: Japaner machen ebenso wie ich Fotos, schauen, reden, lächeln, sprechen. Unbeirrt starren die Polizisten von der Securityschleuse zu mir herüber.<br /><br />Irgendwann bin ich fertig. Schwitze. Aber bin stolz - na, wenn das kein Rinko-fertiges Fahrrad ist, dann will ich Schulze heißen! Ich setze das selbstsicherste Gesicht auf, das ich habe, nehme in die eine Hand meine 15 Kilo schweren Seitentaschen und versuche, das Rad mit der anderen Hand zu schieben - was erstaunlich gut funktioniert. Noch mehr Leute starren mich an. Viele bleiben stehen: Das Schauspiel, das nun folgt, wollen sie sich wohl nicht entgehen lassen.<br /><br />Die Shinkansen erreicht man nur, wenn man vorher sein Ticket in eine Schleuse eingeführt hat. Es wird dann eingesogen und gecheckt. Dann geht man durch die automatischen Sperren, die sich dann öffnen, hindurch und bekommt das Ticket auf der anderen Seite wieder.<br /><br />Ich aber bin zu dick für die automatische Schleuse, muss also bei den Polizisten vorbei, die bei dem breiten Durchgang für Rollstuhlfahrer stehen. Ich nähere mich, verbeuge mich leicht mit einem freundlichen, aber bestimmten "Konnichi-wa!" und zeige mein Ticket vor.<br />Sie schüttelt den Kopf - und lächelt.<br />Kacke, denke ich. Da geht es schon los!<br /><br />"Shinkansen ... this way.", sagt sie und deutet auf ein Schild, das genau über mir hängt.<br /><br />Idiot, denke ich. Das hättest Du auch selbst sehen können. Ich bedanke mich, manövriere mich umständlich herum und schiebe etwa 500 Meter durchs Gewusel zum richtigen Eingang - da, wo ich rein wollte, ging es nur zum Nahverkehr.<br /><br />Wieder Check. Wieder starr blickende Polizisten und Bahnangestellte mit tadellos sitzender Uniform und weißen Handschuhen. Wieder leichtes Unbehagen. Wieder das Journalistengesicht aufsetzen. Nee, halt!, denke ich. Parke noch einmal das Gefährt und krame in meiner Tasche herum - da war doch noch was! Ich fingere zwei Aufkleber heraus, die ich mir in Deutschland per Photoshop gebaut hatte.<br /><br />"ZDF - German Television" und "Tour of Japan - Participant" mitsamt japanischer Übersetzung steht da. Na, wenn das keinen Eindruck macht ...<br />Ich klebe sie auf das Silber, räuspere mich und steuere entschlossen auf die Herren und Damen zu.<br /><br />Sie schauen schon so.<br />Blicken mich an.<br />Mustern mich.<br />Einer macht sich bereit. Holt Luft. Kommt auf mich zu. Und schüttelt den Kopf.<br /><br />Okay. Der Kampf ist eröffnet.<br />Er sagt was auf Japanisch.<br />"Sorry, I do not speak Japanese," sage ich, "Sumimasen, watashi wa hotondo nihongo o hanase masen ..."<br />Er lächelt, redet wieder Japanisch.<br />"Wakarimasen, Sorry", sage ich wieder.<br />Er deutet auf mein Fahrrad.<br />Ich nicke: "Hai - Rinko!"<br />Da freut er sich, lächelt - "Rinko, hai hai!", macht auch er da beflissentlich.<br />Ich krame den Zettel hervor, den mir Ats und Maki gemalt haben und zeige ihm den. Er schaut sich den Zettel an, zwei weitere Polizisten und eine Bahnangestellte kommen zu mir. Im Abstand von 3 Metern haben sich fünf Reisende postiert, um das Geschehen zu verfolgen.<br /><br />"Rinko - Rinko", sagen sie immer wieder.<br />Ich: "Yes, this is Rinko."<br />"No, no Rinko", entgegnet er und geht in die Hocke. Er deutet auf mein Hinterrad, das ich noch nicht verpackt habe. Schließlich will ich das Fahrrad noch zum Bahnsteig schieben. "Cover ar!", sagt er.<br />Cover all.<br /><br />"Yes, of course - I will cover all." Aber erst, wenn ich am Zug bin.<br />"Now.", sagt er.<br />"Now?"<br />"Hai, now - it´s for Safety.", sagt er stolz, richtet sich auf und die anderen nicken beflissentlich.<br /><br />Okay, denke ich mir, gehe in die Knie und verpacke das Hinterrad. Dann muss ich die Speedmachine eben tragen, Hauptsache, ich komme hier durch.<br /><br />Mittlerweile haben sich dreißig Leute im Kreis um mich herum aufgestellt, einige holen ihre Handys und Fotokameras heraus. Na Hoppla, dass das jetzt hier sone Sensation wird, hätte ich ja nicht geahnt.<br /><br />Ich verpacke das Rad. Stehe auf.<br /><br />Da fangen sie hinter mir an zu schreien. Fotoblitze. Geraune. Getuschel. Dann Gerede. Es wird unruhig. Hä? Bin ich im falschen Film? Ich drehe mich um - sie alle zeigen auf mich, machen Fotos, tuscheln, lächeln, reden, schnattern.<br /><br />Scary, denke ich, gebe den 5 Polizisten und mittlerweile 3 Bahnangestellten mein Shinkansen-Ticket und passiere die Sperre, als hinter mir Applaus ertönt. Sie klatschen, die pfeifen, sie rufen. Noch mehr Blitze. Ein wahres Gewitter. Hallo? Langsam wird es mir aber ein bisschen unangenehm ...<br /><br />Und dann sehe ich es: Mir entgegen kommen einige junge Herren in feinem Zwirn, breiten Schultern und Baseball-Caps. Sie passieren mich. Ich schaue sie an, sie grinsen. Hinter mir schreien sie jetzt wie wild: Aha, also nicht das Abschiedskomittee für den Speedmaschinisten, sondern ein warmer Empfang für die Hiroshima Carps, die Baseballmannschaft ... und ich dachte schon ...<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SzMgok3pinI/AAAAAAAAFag/ymNcdkzpga4/s1600-h/06.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 184px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SzMgok3pinI/AAAAAAAAFag/ymNcdkzpga4/s400/06.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5418710658120780402" border="0" /></a>Ich schleppe abwechselnd Rad und Taschen ein paar Treppen hinauf und hinunter bis ich endlich an meiner Plattform ankomme. Schweißnass. Immer 20 Meter. Dann das Rad abstellen, zurücklaufen, die Taschen holen. Und das ganze wieder von vorn.<br /><br />Oben angekommen verlässt gerade ein Nozomi Shinkansen den Bahnhof. Ein Gefährt gegen den unser ICE aussieht wie ein 60er-Jahre-Spielzeug. Weiß, flach, leise und schnell schießt das Gefährt aus dem Bahnhof wie ein Shuttle aus Star Trek. Wahnsinn, freue ich mich - mit diesem N700 werde ich auch gleich fahren.<br /><br />Und ich freue mich - die große Hürde Security ist genommen. Jetzt muss nur noch die Vorhersage von den Jungs aus Tokyo klappen, dass ich nämlich mein Riesenrad problemlos hinter die letzte Sitzreihe des Waggons klemmen kann. Ein bisschen aufgeregt bin ich schon. Noch 2 Stunden Wartezeit.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SzMgoU1iKoI/AAAAAAAAFaY/VqIVWLv_-As/s1600-h/07.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 162px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SzMgoU1iKoI/AAAAAAAAFaY/VqIVWLv_-As/s400/07.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5418710653816941186" border="0" /></a><br />Ich warte und schaue den Zügen zu. Ältere Baureihen, bis hin zum N 500, dem ursprünglichen "Bullet Train", der Mutter aller Hochgeschwindigkeitszüge, fahren ein und aus. Faszinierend: Die Bahnsteige sind so markiert, dass man die auf dem Ticket angegebene Nummer der Tür, durch die man gehen muss, um zu dem reservierten Platz zu kommen, schnell findet - kein Vergleich zum deutschen Wagenstandsanzeiger.<br /><br />Die Züge halten zentimetergenau bei den Markierungen. Tadellos gekleidete Lokführer und Bahnpersonal mit weißen Handschuhen verbeugen sich tief - das Produkt Bahnfahren, in Japan wird es, wie alles, zur Perfektion getrieben und regelrecht zelebriert. Eine Augenweide, sich das anzusschauen.<br /><br />Hier ist er wirklich König, der Kunde.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SzMgas4NUzI/AAAAAAAAFaA/ahYiBz8CgAk/s1600-h/10.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 170px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SzMgas4NUzI/AAAAAAAAFaA/ahYiBz8CgAk/s400/10.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5418710419752440626" border="0" /></a>Irgendwann, genauer gesagt, 10 Minuten vor der Abfahrtszeit, fährt der Meine ein. Nozomi 122 - Tokyo. Mein Wagen, die Nummer 7, Tür 2, hält genau vor dem verpackten Tretlager meines Liegerades. Es ist erstaunlich wenig los. Mit mir wollen nur 5 Mann in den Waggon - so ganz anders, als ich erwartet hatte, denkt man doch, wenn man "Bahnfahren und Japan" im Kopf hat, an vollkommen überfüllte Züge mit Bediensteten, die die Leute beim Türenschließen in die Waggons drücken. Hier - Leere. Mir solls Recht sein.<br /><br />Ich bugsiere zunächst meine Tasche in den Waggon. Entdecke wie versprochen die Lücke hinter der letzten Sitzreihe, und hole dann mein Fahrrad. Und, siehe da, ich richte es auf, schiebe es hinein und - Hossa! - es passt wie angegossen!<br /><br />Kein Ruckeln, kein Anstoßen, kein Nichts. Einfach einparken, fertig. Ich glaube es nicht!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SzMgaA8hxNI/AAAAAAAAFZ4/xd-AuLfuzNo/s1600-h/11.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 300px; height: 400px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SzMgaA8hxNI/AAAAAAAAFZ4/xd-AuLfuzNo/s400/11.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5418710407959397586" border="0" /></a>Mit zwei Spanngurten, die ich durch Vorderrad und Rahmen fädeln kann, befestige ich die Speedmachine an einem der Klappsitze, die man hier angebracht hat. Zum Test rüttele ich etwas am Rad - immerhin wird der Zug schon bald die 300 km/h-Grenze durchstoßen - fest. Kein Spiel. Keine Gefahr, dass das Rad umfällt.<br /><br />Herrlich, denke ich, und setze mich zufrieden.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjtnFfj_Fxa7c7yU-_l09mCLYC6NZUV25jDsUmyt0mtt8OML53TQVFyn6Rg31KBXYBx9KXyrC4WN673r9Jpo6ENs9uypLybK7UkUAxBA6pCFBdQGJ6KKjzQeoKi0mRxHsbJEDLbIYWnThM/s1600-h/08.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 236px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjtnFfj_Fxa7c7yU-_l09mCLYC6NZUV25jDsUmyt0mtt8OML53TQVFyn6Rg31KBXYBx9KXyrC4WN673r9Jpo6ENs9uypLybK7UkUAxBA6pCFBdQGJ6KKjzQeoKi0mRxHsbJEDLbIYWnThM/s400/08.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5418710654348062274" border="0" /></a>Und das war jetzt die große Hürde Shinkansen? Der Mythos "Bahnfahren mit dem Fahrrad ist in Japan unmöglich"? Bitte, wer hat sich das denn ausgedacht: Passt alles perfekt, die Leute, schrullig, okay, wie immer, aber sie halten mich nicht auf.<br /><br />Das Liegerad passt so perfekt, dass ich glaube, man habe sich abgesprochen.<br /><br />Ich sitze da, mache mich abflugbereit. Minuten später ertönt das Signal, die Türen schließen mit einem leichten Zischen und wenige Sekunden später setzt sich der Zug mit einem sanften Ruck in Bewegung. Shinkansen - gib Gas!<br /><br />Und wie er beschleunigt! Wir sind noch im Bahnhof, da haben wir schon so viel Speed drauf, dass die Wartenden am Bahnsteig zu einem bunten Farbstreifen verschmelzen. Leichter Druck auf den Ohren. Wow, das geht aber ganz schön ab!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SzMga-5EkYI/AAAAAAAAFaI/OyojxkaQzEY/s1600-h/09.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 300px; height: 400px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SzMga-5EkYI/AAAAAAAAFaI/OyojxkaQzEY/s400/09.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5418710424587899266" border="0" /></a>Hinter mir öffnet sich die Tür. Der Schaffner.<br />Er betritt den Waggon. Bleibt stehen. Er sagt etwas auf Japanisch, lange, betont die letzten Worte "... gozaimaaaaas." und verbeugt sich.<br /><br />Dann kommt er zu mir, spricht wieder etwas, das sich wie "Ihren Fahrschein, Bitte." anhört. Dabei hält er mir seine weißen Handschuhe entgegen. Ich gebe ihm das Ticket, er entwertet es. Dann reicht er es mir mit beiden Händen zurück, als sei es der Heilige Gral. Er lächelt und dreht sich kurz um zu meinem Fahrrad: "This is yours?", fragt er.<br /><br />"Hai, Yes.", mache ich. Was denn, was denn? Gibts jetzt etwa Probleme?<br />"You from Germany?", fregt er weiter.<br />"Hai, Doitsu-jin des.", bestätige ich.<br />Da freut er sich! "Wow!", macht er, sagt "Arrigato gozaimas" und verbeugt sich noch einmal, ehe er zu den 4 anderen Passagieren geht.<br /><br />Mensch, denke ich mir - das ist die genialste Bahnfahrt meines Lebens!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SzMcxWr7KaI/AAAAAAAAFZU/T0DgVYXgEHw/s1600-h/map12.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 232px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SzMcxWr7KaI/AAAAAAAAFZU/T0DgVYXgEHw/s400/map12.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5418706410885818786" border="0" /></a>Draußen schießt Hiroshima vorbei. Wir legen uns in die Kurve, ich will mich umdrehen um dem Atombombendom noch ein letztes Mal Lebewohl zu sagen, da rauschen wir schon in den ersten Berg, explosionsartig habe ich Druck auf den Ohren, muss schlucken. Wow. Flugzeugstart.<br /><br />Eine Minute später sind wir auf der anderen Seite. Ich sehe eine Eben, Berge nicht weit weg. Und links das Meer ... wusch! ... schon wieder im Tunnel. Wieder unangenehmer Druck. Wieder Schlucken. Wow, denke ich, wenn das so weiter geht ... wieder gleißend helles Licht ... dann wieder Dunkelheit, Schlucken, Druckausgleich ... Licht ... Tunnel.<br /><br />Meine Güte - jede Minute wechseln sich Licht und Nacht ab. Immer wieder Schlucken, immer wieder Druck auf den Ohren. Schön und gut, mit 300 km/h durch die Lande zu schießen - nur angenehm ist das nicht wirklich.<br /><br />Wrumm ... Tunnel ... Wusch ... Tageslicht ... Wrumm ... Tunnel ... ich versuche zu schlafen. Da stoppt der Zug. Erster Halt. Fukuyama. Keine halbe Stunde gefahren. Wow.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SzMgZ5Th_MI/AAAAAAAAFZw/YId4QSw1qNw/s1600-h/12.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 194px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SzMgZ5Th_MI/AAAAAAAAFZw/YId4QSw1qNw/s400/12.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5418710405908397250" border="0" /></a>Kurzweilig wird sie, die Fahrt. Wenn wir mal nicht durch Tunnel schießen - Grubenlampen fliegen dann wie Sterne im Warp-Flow vorbei - genieße ich die Sicht aufs japanische Inland. Großartige Ansichten von schroffen, harten Felsformationen, dichten Regenwäldern und weiten Reisfeld-Ebenen und immer wieder die Riesenmoloche, Betonmonster, sie fliegen vorbei, in einigen halten wir.<br /><br />Zum Beispiel in Meiji - wo ich sogar die berühmteste aller japanischen Ritterburgen ausmachen kann. Osaka, das Riesengeschwür, fliegt vorbei, wir kommen durch Kyoto, dann Suzuka und kaum versehe ich mich, steht am Display "Tokyo Central Station". Ich muss mir die Augen reiben. Tokyo.<br /><br />Mein Ausgangspunkt. Wieder da. 2 Wochen. 1.300 Kilometer. Beschwerlich. Quälend. Wahnsinnig. Von hier aus mit dem Fahrrad aufgebrochen. Und nun? Nun in weniger als 6 Stunden per Zug wieder zurück gekommen.<br /><br />Tokyo also.<br />Ich steige aus.<br />Sehe zum ersten Mal seit Wochen wieder mehr Ausländer als Japaner.<br />Mein Zug, er verlässt hinter mir wieder den Bahnhof - der Zeitplan ist alles.<br />Da bin ich nun.<br />Vorbei. Aus. Das wars.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SzMgZnbRUcI/AAAAAAAAFZo/RjKIOla1UbY/s1600-h/13.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 222px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SzMgZnbRUcI/AAAAAAAAFZo/RjKIOla1UbY/s400/13.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5418710401109021122" border="0" /></a>Ich winke dem Nozomi hinterher. Und fürwahr - das war eine wirklich tolle Erfahrung. Ats und Maki haben wir nicht zuviel versprochen.<br /><br />Wieder schleppe ich abwechseln Rad und Taschen bis zum Ausgang. Draußen ist es mittlerweile schon dunkel. Und auch der Nieselregen ist stärker geworden. Die Taifune, ich erinnere mich.<br /><br />Draußen steige ich aufs Rad. Egal, dass es regnet. Nach Shinjuku zu meinem Hotel sind es höchstens 15 Kilometer, die Strecke kenne ich bereits. Und was solls, dass ich nass werde? Egal.<br /><br />Die letzten Meter, ich genieße sie, sauge noch einmal Tokyo ein, so gut ich kann. Will alles mitnehmen.<br /><br />Im Dunkeln, spärlich erleuchtet, reihe ich mich in den Feierabendverkehr ein. Schwimme mit. Vorbei am Keiserpalast, ich winke ihm. Weit weg scheint der Tokyo-Tower weiß-rot und auch ihm winke ich.<br /><br />Komisch. Vor zwei Tagen noch lag ich todunglücklich auf der Parkplatzbank in Matsuyama. Jetzt bin ich beinahe wehmütig angesichts der Tatsache, dass es morgen schon zurück nach Deutschland geht.<br /><br />Was für ein Trip, denke ich, während der letzten Meter.<br />Die Berge, denke ich, als ich im Best Western meinen Ausweis zeige.<br />Die Farben, erinnere ich mich, als ich mein Zimmer aufschließe.<br />Die Menschen, muss ich grinsen, als ich meine Klamotten ausziehe und mir ein Bad einlasse.<br /><br />Was für ein Trip, denke ich, als ich das Licht ausmache, mich umdrehe und versuche einzuschlafen, und unwillkürlich Schlucken muss, weil ich denke, dass mein Shinkansen nun wieder in einen dunklen Tunnel eingefahren ist ...<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SzMcxro2i_I/AAAAAAAAFZc/CCFmttg0uHs/s1600-h/map_gesamt.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 232px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SzMcxro2i_I/AAAAAAAAFZc/CCFmttg0uHs/s400/map_gesamt.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5418706416510077938" border="0" /></a><span style="font-style: italic;">Der gesamte Trip - 15 Tage - 1.300 Kilometer mit dem Liegerad - 8 Etappen - 5 Fährpassagen - 1 Zugpassage mit dem Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen.<br /><br />Wow, was für ein Trip!<br /></span><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnc_Lj-HbEPiAvV1HXaOTdffwatQav-CmQ9HfCtM_2TIEUJnSP4_8Ta4NMvsMq9HnUW5rMBz4lcB8aAhS06Q4LiKOjqggXD69wX4maV9fxE5Uuv7O0XIn5TYlHaGVSmHI3PK6JZ0HRZqk/s1600-h/coming_soon.jpg"><br /></a>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/11924140569160672339noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8275082678236673049.post-27025850095492579462009-10-10T09:11:00.003-07:002009-12-22T05:19:38.675-08:00Ein Fazit<span style="color: rgb(255, 0, 0);">Tag 14 - Gefühlsachterbahn in Hiroshima<br /><br /></span>Es ist der fünfte Oktober. Ich wache auf, ausgeschlafen, strecke mich, recke mich, stöhne genüsslich - nein, heute geht es nicht auf das Fahrrad. Nein, heute keine grellbunten Klamotten, keine schweißgetränkten Handschuhe, kein Helm. Heute lasse ich die Arbeitskleidung des Speedmaschinisten wo sie ist - zum Trocknen aufgehangen im Flur meines recht geräumigen Hotelzimmers.<br /><br />Und da kapiere ich es: Die Tour ist vorbei!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sy3sfxtNdaI/AAAAAAAAFW8/60XP3j8L3QU/s1600-h/01.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 300px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sy3sfxtNdaI/AAAAAAAAFW8/60XP3j8L3QU/s400/01.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5417245957459637666" border="0" /></a>Ich stehe auf, es ist neun Uhr - ein grobes Vergehen, würde ich heute eine Etappe vor mir haben. Neun Uhr, da sollte ein Radtourenfahrer mindestens schon 25 Kimlometer auf dem Tacho haben. Ich aber, ich habe fertig. Für meine Waden gibt es in Japan nichts mehr zu holen.<br /><br />Beim Frühstück sitze ich, genieße "western style" Kaffee und Mini-Croissants und die für japanische Verhältnisse geradezu luxuriöse Auswahl an zwei Sorten abgepackter Konfitüre. Ja, heute ist mein Tag in Hiroshima. Ich will mir die Stadt ansehen, etwas meinen Urlaub genießen. Tja, und da ja noch immer der Super-Taifun im Anflug ist, muss ich Vorkehrungen für meine Abreise treffen - eine vorzeitige Abreise.<br /><br />Wie schade, denke ich - eigentlich geht mein Flug erst am 10.10., also in fünf Tagen. Eine Ganze Woche Zeit noch! Was könnte ich in fünf Tagen schaffen - drei, wenn nicht vier Etappen! Das wären noch einmal mindestens 400 Kilometer. Aber, und da meldet sich zunächst das rechte Knie, dann das linke, dann die Waden, gefolgt von den Oberschenkeln und auch ein wenig mein Rücken: Beschwerdeführer Kopf redet mir diese Idee ganz schnell aus. Radfahren in Japan? Du hattest genug!<br /><br />Ich schlage mein Tagebuch auf, hole mir noch eine Schüssel frischer Orangenfilets und rechne, resümmiere: Ich bin insgesamt <span style="font-weight: bold;">8 Etappen mit 1.299,92 Kilometern</span> gefahren. Nicht schlecht, Herr Specht - der erste Teil mit 3 Etappen 510 km, der zweite Teil mit ebenfalls 3 Etappen 455 km und zum Schluss noch einmal 2 Etappen mit 305 km.<br /><br />Das sind genausoviele Kilometer wie bei meiner Kanada-Tour vor zwei Monaten. Nur in 2 Etappen weniger. Und die Höhenmeter, die will ich mal gar nicht ausrechnen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhZBqnME-D6JtMii3ZQKEV0tBrTy8K7x9ywns0W_WKVBH0MVzTScUUIanMO88_vYLHMisw_9fSPd61A1JZKEmwqPDUZAiX0KoqhcFr7QSmgugjU8Bc0W8NI5Li9U-AQrLltxQEnTJNTvhY/s1600-h/Japan_Germany.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 255px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhZBqnME-D6JtMii3ZQKEV0tBrTy8K7x9ywns0W_WKVBH0MVzTScUUIanMO88_vYLHMisw_9fSPd61A1JZKEmwqPDUZAiX0KoqhcFr7QSmgugjU8Bc0W8NI5Li9U-AQrLltxQEnTJNTvhY/s400/Japan_Germany.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5417244094618227106" border="0" /></a>Ich stelle mir Deutschland vor. Und lege in Gedanken die Strecke auf mein Heimatland. Wäre ich in Hamburg gestartet, ich hätte ganz Deutschland durchquert, hätte einen Schlenker in die österreichischen Alpen gemacht und wieder nach Norden zu fahren um in Nürnberg meine Tour zu beschließen. Dieser Größenvergleich hat was, denke ich stolz.<br /><br />Ich beschaue mir die Karte von Japan, sehe meinen Track und bin zufrieden: Immerhin habe ich die komplette südliche Hälfte des Landes geschafft, war auf drei von vier Hauptinseln und habe bis auf zwei Etappen ziemlich genau die Strecke geschafft, die ich daheim in Deutschland geplant hatte.<br /><br />Okay, vieles von dem, das ich vorhatte, konnte ich nicht umsetzen: Vom mächtigen Fuji-san habe ich nur eine Flanke im Nebel gesehen, die berühmten Schreine von Ise musste ich links liegen lassen, Beppus Onsen-Bäder kenne ich immer noch nur aus dem Reiseführer und auch an einer Teezeremonie habe ich nicht teilgenommen.<br /><br />Aber dafür habe ich eine Menge Menschen abseits der Touristenpfade treffen können, habe einen fast schon intimen Einblick in das tägliche, öffentliche Leben der Japan gewinnen können, hatte unmittelbaren, nicht gestellten, Kontakt zu den Leuten und vor allem - ich habe mir dieses Land selbst erobert. Mit meiner eigenen Beine Kraft. Nicht im klimatisierten Reisebus. Nicht mit Hilfe von heimischen Übersetzern.<br /><br />Nein, das hier ist mein Werk.<br />Ich allein habe das geschafft.<br />Allein.<br /><br />Allein, das stimmt. Einsam war es. Sehr einsam.<br />"Ohayu gozaimas!", grüßt mich da von der Seite der Herr von der Rezeption, er winkt, lächelt breit und verbeugt sich. Ah, siehste, denke ich, freue mich und verbeuge mich auch: "Ohayu gozaimas, mein Freund, guten Morgen!", sage ich und fühle mich für einen Moment dann doch nicht mehr so einsam.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Vom Erfolg zum Schrecken</span><br /><br />Ich trete vor die Tür. Es ist ein wunderbarer Tag - warm ist es, keine Wolke am Himmel, der blau strahlt, blauer geht es nicht. Tollstes Radfahrerwetter, denke ich instinktiv, aber ich rufe mich zur Vernunft: Es hat keinen Zweck, sich jetzt über nicht gefahrene Kilometer Gedanken zu machen.<br /><br />Hier und jetzt. Bin ich. In Hiroshima. Und nicht weit von mir lockt das erste Ziel. Ich gebe zu, ich will es so früh wie möglich hinter mich bringen. Das Atombombenmusem. Nicht, weil es Standard wäre, weil ich es muss oder weil es meine Pflicht wäre, nein, weil ich weiß, was auf mich zukommt: Tod, Zerstörung in bis dato nicht gekanntem Ausmaß.<br /><br />Der Friedenspark ist keine 800 Meter von meinem Hotel entfernt. Die gesamte Nordspitze der Insel hat man unbebaut gelassen: Der Friedenspark umfasst einen weitläufigen Park, die ewige Flamme, das Archiv des Todes, in das jedes Jahr in einer großen Zeremonie die Namen der neuen Opfer eingetragen werden und das große, teilweise unterirdische Museum, das ich als erstes besuchen will.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhfsF1Rz7iOWs9ttWPa6L_9UdfELD15ubX1luDfHipWWOQSdtFrsB6n1Zmi4fL6pXMJgnlOJ4w-5D-gn73b8TBATkScMdmdqEsJGOfWhTbKUU00RqlRD00qdpcipUfNZO_GfX43It55Yag/s1600-h/02.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 168px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhfsF1Rz7iOWs9ttWPa6L_9UdfELD15ubX1luDfHipWWOQSdtFrsB6n1Zmi4fL6pXMJgnlOJ4w-5D-gn73b8TBATkScMdmdqEsJGOfWhTbKUU00RqlRD00qdpcipUfNZO_GfX43It55Yag/s400/02.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5417244365817722450" border="0" /></a>Ich betrete das Museum, der Eintritt sind keine 5 Euro. Und ich weiß nicht, was genau ich erwartet habe, aber ich bin angenehm überrascht: Nicht "Wir armen, armen Opfer" sondern zunächst eine ausgewogene, ungewöhnlich erhliche und schonungslose Herleitung des gesamten geschichtlichen Kontexts begrüßt den Besucher. Wie kam es zum Krieg? Welche Aggressionen sind der Atombombe voraus gegangen? Objektiv wird auch die Schuldfrage Japans dargelegt, den Angriffskrieg gegen China, den Überfall auf die asiatischen Nachbarn und die Greueltaten, die man während des Krieges an alliierten Kriegsgefangenen begangen hat.<br /><br />"Wir Opfer" - es kommt noch. Aber vorher wird unerwartet offen die Rolle Japans als kriegstreibende Macht, die einen brutalen Expansionskrieg gestartet hat, erklärt.<br /><br />Und dann bricht die Hölle los: Ich wandle durch nachgestellte, riesige Dioramen, die die Stadt unmittelbar nach dem Abwurf von "Little Boy" darstellen, schaue auf Stadtmodelle vor und nach dem Abwurf, stehe fassungslos vor der Treppe, in die der Schatten eines sitzenden Menschens eingebrannt ist, verdampft, verglüht in einem Augenblick Höllenhitze, ich sehe Artefakte, geschmolzene Gläser, gebogene Stahlträger, Steinwände übersäät mit Einschlägen geborstener Fensterscheiben und kann es nicht fassen, als ich Fingernägel, abgerissene, Blut getränkte Kleidungsstücke von Kindern sehe, Schuhe, in denen verkohlte Stümpfe steckten und Haare, letzte Überbleibsel einer Stadt, die am Morgen vernichtet worden war.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhWIXREoZUHPsKDApIHfkFYNYGKdc8JxWivmmvjEpwGjdSZWmf4ieCOrmXcZleyBHfEJNVkhS6s8gpbddUzFPHUv5jgoAOFYk9cEXwexOgOplO1CtcNRQJxEhH1bHMbS_qTX2C71P_hA24/s1600-h/Trauer.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 89px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhWIXREoZUHPsKDApIHfkFYNYGKdc8JxWivmmvjEpwGjdSZWmf4ieCOrmXcZleyBHfEJNVkhS6s8gpbddUzFPHUv5jgoAOFYk9cEXwexOgOplO1CtcNRQJxEhH1bHMbS_qTX2C71P_hA24/s400/Trauer.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5417286746990240114" border="0" /></a>Es berührt mich auf eine ganz sonderbare Weise - hier am anderen Ende der Welt. Und doch, diese unheilvolle Allianz meiner Heimat mit diesem Land, sie mochte das ihre beigetragen haben zu diesem Albtraum.<br /><br />Nach etwa 2 Stunden in diesem Wirrwar aus Gefühlen, Trauer und Tränen, aus beklemmenden und abschreckenden, schrecklichen Bildern steige ich zurück an die Öberfläche, komme aus dem Museum, geläutert, gerädert.<br /><br />Der Schein der warmen Sonne über mir. Ein Schock. Wie festgefroren steht sie da, eine atomare Explosion auch sie. Und ich, hier, mitten in Ground Zero - keine 300 Meter über mir ist sie damals explodiert, und ich, wäre ich Japaner vor Jahrzehnten gewesen, hätte ich hier gestanden, ich hätte den Blitz von Little Boy nicht einmal bewusst wahrgenommen. Ich wäre tot.<br /><br />Zwei, drei, vier kleine Schulkinder in viel zu großen Uniformen kommen auf mich zugerannt. Sie halten mich an, "Sorry, Mister, sorry.", rufen sie.<br /><br />"Okay?", ich warte.<br />"Harro, Sir.", beginnt ein besonders süßes Mädchen, "My Name Noriko. Can I ask Question? Where are ru from?", fragt sie und zückt einen Stift, hält eine Checkliste vor ihre großen Augen und macht sich schreibbereit. Die anderen tun es ihr nach. Sie hängen an meinen Lippen.<br />"I am from Germany.", sage ich in betont reinem Englisch und schiebe ein "Watashi wa Doitsu-jin des." nach. Da freue sie sich.<br />"Whats your Name?", fragen sie.<br />"Lars.", sage ich: "L-A-R-S."<br /><br />Sie schreiben mit, und reichen mir, eine nach der anderen, die Checklisten, ich soll unterschreiben. Hinter ihnen kommt die Lehrerin, grinst mich an und beobachtet ihre Schützlinge. Ich unterschreibe und frage dabei in die Runde: "And how old are you?" Ich wiederhole es noch einmal, langsamer.<br />Die erste sagt "Nine."<br />"Eight." "Nine." "Seven - she is seven."<br />"Oh, okay.", sage ich, gehe in die Knie und reiche der kleinsten Dame ihren Block zurück: "So, you learn Englisch in School - this is very important! Keep on speaking English!", ermuntere ich sie und denke dabei an meine schweren Geburten, mit den Japanern zu kommunizieren.<br />"Yes, Sir!", sagen sie, bedanken und verbeugen sich - als eine der Mädchen schon den nächsten Gaijin ausgespäht hat.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh7HgOv-nIvWvL_CfEF3j21oYxCQeYRACg7oeu91GMuBwOL5jdhb3d99PIEKyr_SaDpF7QO1yR9satxTy_p7yaG6Xs-XMJfPQdhiTpDI4cV6zvRf1PA-29Iwjvc43aHjc77PGljhVG_nAA/s1600-h/03.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 226px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh7HgOv-nIvWvL_CfEF3j21oYxCQeYRACg7oeu91GMuBwOL5jdhb3d99PIEKyr_SaDpF7QO1yR9satxTy_p7yaG6Xs-XMJfPQdhiTpDI4cV6zvRf1PA-29Iwjvc43aHjc77PGljhVG_nAA/s400/03.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5417244300354969250" border="0" /></a>Bevor sie losrennen schenken sie mir kleine, gefaltete Kraniche aus Papier und wünschen mir alles Gute. Da rennen sie und ich stehe neben der sichtlich stolzen Lehrerin und halte die bunten Papierkraniche in der Hand.<br /><br />Was mich berührt, denn war es doch die Geschichte des kleinen Mädchen Sadako, das an Krebs durch die Atombombe erkrankte und einer alten japanischen Legende zufolge 1.000 Kraniche falten wollte, denn diese besagt, dass man dann gesund würde.<br /><br />Sie schafft mit letzter Anstrengung 990 Papiervögel, als sie stirbt.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sy3q_CFYmCI/AAAAAAAAFWc/5R6tAvdT8WE/s1600-h/04.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 300px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sy3q_CFYmCI/AAAAAAAAFWc/5R6tAvdT8WE/s400/04.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5417244295408687138" border="0" /></a>Und hier, hier stehe ich, T-Shirt, Touri-Klamotten und bekomme von diesen kleinen Japanern Kraniche geschenkt.<br /><br />Ich starre auf den Atombombendom nicht weit von mir.<br />Und es läuft mir mit Eiseskälte den Rücken hinab.<br />Ich brauche dringendst einen Kaffee.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Ablenkung durch Shopping</span><br /><br />Etwas schwermütig flaniere ich breite Boulevards entlang. In den Randstein sind alle 10 Meter dicke Messingbänder mit Gravure eingelassen. Irgendwann komme ich am englischsprachigen Band vorbei: "Let there be Peace - No more Wars!"<br />Ja, das kann ich nur unterschreiben.<br /><br />Einige Kreuzungen später komme ich am "Peace-Walk" vorbei, einer ebenfalls sehr breiten Straße, die ebenfalls mit allerlei Friedensbotschaften garniert ist.<br /><br />Nicht weit davon finde ich noch den "Peace Square" mit dem "Peace Café" und dann eine "Peace Street" und einige "World Peace Resaturants". Leute. Euren Enthusiasmus in allen Ehren, aber ich glaube, wir haben die Botschaft verstanden ...<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgL8PnHk4moyGBsaZFL4oP5cWqcAOVenJ9cgnyzacYuom3DAjtOz8rGpl5-0ud8Z6hmHKY0U6I_TbJzV40Zoausms86CFdmYBQvWGWTY7D0hP1hhHO-GZBtklt_fzwuIv08Uu3HyxuoiZY/s1600-h/06.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 175px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgL8PnHk4moyGBsaZFL4oP5cWqcAOVenJ9cgnyzacYuom3DAjtOz8rGpl5-0ud8Z6hmHKY0U6I_TbJzV40Zoausms86CFdmYBQvWGWTY7D0hP1hhHO-GZBtklt_fzwuIv08Uu3HyxuoiZY/s400/06.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5417244290496719378" border="0" /></a>Es herrscht wunderbares Wetter in Hiroshima. Der Super-Taifun scheint noch so weit entfernt zu sein, wie die Atombombo und die totale Zerstörung entfernt ist: Wunden sehe ich keine mehr. Statt dessen eine unglaublich weitläufige, grüne und immer wieder von Kanälen durchzogene Stadt, der man - wenn man den Peace-Overkill an allen Straßenecken mal beiseite lässt - nicht mehr ansieht, was hier passiert ist.<br /><br />Die Menschen sind jung, oer kommt mir das nur so vor?<br />Ich genieße meinen Spaziergang, den ich aber nutzen muss, um einiges für meine vorzeitige Abreise klar zu machen.<br /><br />Als erstes will ich mein Shinkansen-Ticket umbuchen. Bei dieser Gelegenheit könnte ich auch heraus finden, wie ich morgen am schnellsten zum Bahnhof komme. Etwa 20 Minuten brauche ich, als ich am Shinkansen-Plaza, einem abgetrennten, völlig autarken Teil des Bahnhofes der nur für den Hochgeschwindigkeitsverkehr zugelassen ist, ankomme.<br />Das Umbuchen des Tickets dauert keine 2 Minuten.<br />Und kostet keinen einzigen Yen.<br /><br />Als ich den Herren staunend anschaue versichert er mir, dass ein mal umbuchen kostenlos sei bei der Japan Railways. Wow, denke ich da an unsere Deutsche Bahn - die hätten mich jetzt schon nackig gemacht!<br /><br />Ein Hoch auf die JR!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiXIKLW-rydbVtdbR96-tox0TSa6b-8XJR2QsoUnXEMKJcNTcEgvA4bRzeySi24KrBEKK8HdzzKQoUi8uRqjayrvkuP_SJm7ErMQAKmIEG_lsLDOUx2U0IApxE7YuR5sb41aArMmghXaFg/s1600-h/05.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 164px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiXIKLW-rydbVtdbR96-tox0TSa6b-8XJR2QsoUnXEMKJcNTcEgvA4bRzeySi24KrBEKK8HdzzKQoUi8uRqjayrvkuP_SJm7ErMQAKmIEG_lsLDOUx2U0IApxE7YuR5sb41aArMmghXaFg/s400/05.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5417244292670064946" border="0" /></a>Erstes Ziel erreicht. Ich setze meinen Spaziergang fort und komme an einer Szene vorbei, die Japan at it´s best zeigt: Ein Stadtangestellter steht mit einem Rasentrimmer auf dem Mittelstreifen einer 4-spurigen Straße und mäht Rasen. Neben ihm stehen drei weitere Angestellte, jeder hält ein Fangnetz aus Gaze um den Trimmer herum, sodass keine Steinchen oder Klümpchen den Verkehr treffen. Wiederum zwei andere versetzen immer wieder 2 Absperrkegel, damit die Autofahrer Bescheid wissen. Abgesichert wird das alles durch einen Polizeibeamten, der allerdings nicht den gefährlichen Autoverkehr im Blick hat, sondern die Akuratesse des Mähenden beurteilt.<br /><br />So muss das sein.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj_K7FgeD4xE6qA4hISl2JSg43P44uC4DAVZyAZeGvGbQQH-iFcb2ziYpDhURL0DduzSn1SZm-eX3PGy8tkVPirXuTjOAij3twqKrInQAM36DFgiUyIunZx0H5lYFLIDnvxbOQl5V2kdZ8/s1600-h/07.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 221px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj_K7FgeD4xE6qA4hISl2JSg43P44uC4DAVZyAZeGvGbQQH-iFcb2ziYpDhURL0DduzSn1SZm-eX3PGy8tkVPirXuTjOAij3twqKrInQAM36DFgiUyIunZx0H5lYFLIDnvxbOQl5V2kdZ8/s400/07.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5417244286141692082" border="0" /></a>Ich komme im Norden der Stadt am Schloss vorbei. Umgeben von einem breiten Wassergraben grüßen mächtige Mauern, laden weite Dachfirste aus und zeugen davon, dass die Historie dieser Stadt keineswegs erst mit der Atombombe beginnt, sondern eine reiche Kultur Jahrhunderte zurück reicht in eine Zeit, als das Schwert - Kana - noch die Waffe war und mächtige Shogune, Banden von Ninjas und ein Kaiser im fernen Edo das Land regierten.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh-jhqVfSPX2p5_fFarJMXEi43Ripeaq8_oU-IWaOgYw1ApPXt3BBpisgCnT70KbcuNI7vlDXfzKki2RDeWIsd0BQZDzCc0CBQ0ftTu1q1ay5XbMCj6c0K3ZCIGOEkHcHN2BGfiihYMshI/s1600-h/08.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 266px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh-jhqVfSPX2p5_fFarJMXEi43Ripeaq8_oU-IWaOgYw1ApPXt3BBpisgCnT70KbcuNI7vlDXfzKki2RDeWIsd0BQZDzCc0CBQ0ftTu1q1ay5XbMCj6c0K3ZCIGOEkHcHN2BGfiihYMshI/s400/08.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5417244111175516370" border="0" /></a>Beeindruckend finde ich die Tannennadeln, die hier auf eine Überlänge von 25 cm kommen - wie mag es dann wohl um Weihnachten herum aussehen? Denn wenn der Weihnachtsbaum anfängt zu nadeln, will ich nicht dabei sein ...<br /><br />Hiroshima ist eine unglaublich saubere Stadt. Das fällt mir auf: Nirgendwo liegen Kippen (das Rauchen ist eh in der gesamten Innenstadt verboten), es liegt nirgendwo Abfall herum und - das komische an der Sache ist - ich finde keine Mülleimer. Ich schaue, ich gucke, ich suche, ich frage - ich finde keine Abfalleimer! Das hatte ich schon einmal, dieses Problem, aber hier in Hiroshima ist es besonders krass.<br />Also laufe ich mit meinem leeren Starbucks-Macchiato einige hundert Meter, bevor ich ihn endlich loswerden kann. Witzig, denke ich, dass es hier trotzdem so sauber ist.<br /><br />In einem Shoppingtempel der Superlative kaufe ich noch einige Geschenke für die Lieben daheim, finde auch mal wieder Postkarten, was ich natürlich gleich nutzen muss, und kaufe dreihundert Meter Klebeband, denn morgen werde ich in Tokyo mein Liegerad wieder flugfertig verpacken müssen.<br /><br />Zufrieden, beladen und mit schmerzenden Füßen komme ich am Hotel an - nun muss ich nur noch den Flug umgebucht bekommen und alles ist fein.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Abschied, die Erste</span><br /><br />Wieder im Hotel angekommen, setze ich mich erst einmal in die Lobby - wo sie sehr überraschend für Japan - zwei öffentliche Rechner mit Internetzugang hingestellt haben, und suche mir die Nummer von JAL - Japan Airlines heraus. Es ist Zeit, umzubuchen.<br /><br />Da mich der Tag so geschafft hat, gönne ich mir einen Aloe Vera-Erfrischungs-Joghurt-Wabbel-Schwabbel-Pudding, wie er hier vor allem bei den Jugendlichen so beliebt zu sein scheint. Dabei handelt es sich um Joghurt, der mit etwa einem mal einen Zentimeter großen Geleestückchen aus Aloe Vera aufgepeppt wurde. Man kann es löffeln oder - wie sie es hier auf den Straßen tun - alles einfach genuss- und geräuschvoll durch einen Strohhalm saugen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sy3qz_xw6nI/AAAAAAAAFV0/1lHTIwmyJog/s1600-h/09.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 173px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sy3qz_xw6nI/AAAAAAAAFV0/1lHTIwmyJog/s400/09.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5417244105810963058" border="0" /></a>Als ich fertig bin mit Saugen, habe ich die Tickethotline von JAL am Telefon: "Hello Sir, what can I do for you?"<br />"Konnichi-wa. I need to re-book my flight to an earlier date - I have to leave Japan tomorrow."<br />Sie schaut nach, will meine Ticketnummer wissen, tippt, sucht, ah, da findet sie mich: "I am Sorry, Sir, but your Ticket cannot be re-booked."<br />"Pardon?"<br />"It cannot be re-booked. It´s a special Ticket."<br />Mich tritt ein Pferd.<br />"So, what can I do now?"<br />"You can book a new flight."<br />Ah, klar. Nur mal so zum Spaß: "What will be a one-way from Tokyo-Narita to Frankfurt cost?"<br />"We don´t sell One-way Tickets."<br />Mmh. Nicht? Nee, machen sie nicht. Also, was kostet dann ein komplett neues Ticket? Okay, ich kenne den Preis - in Deutschland habe ich 1.200 Euro bezahlt. Aber ich frage trotzdem. Die Antwort haut mich um: "Threethousand Euros, Sir."<br />Äh. Okay. Ich überlege mir das noch einmal.<br /><br />Moment, moment, denke ich. Wieso kann ich nicht umbuchen? Wieso kann ich kein One-way kaufen? Wieso kostet ein Ticket in umgedrehter Richtung mehr als das doppelte vom deutschen Preis? Irgendwas kann doch hier nicht stimmen.<br /><br />Wieder runter in die Lobby - ich sehe schon den Taifun über mich hereinbrechen, sehe mich in Hiroshima noch 5 Tage bis zum 10. Oktober sitzen, sehe mich Pleite gehen - ich meine, noch 5 Tage hier im Hotel kostet ja auch immerhin 250 Euro mehr?!<br />Ich schreibe eine E-Mail zu meinem JAL-Kontakt in Deutschland (ein Tipp an alle Reisenden: Habt immer einen deutschen Kontakt parat!).<br /><br />Eine Stunde später hat sie mich umgebucht. Es kostet 100 Euro.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sy3qzjj5xyI/AAAAAAAAFVs/EKW-TUyRYQ4/s1600-h/10.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 193px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sy3qzjj5xyI/AAAAAAAAFVs/EKW-TUyRYQ4/s400/10.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5417244098236630818" border="0" /></a>Zufrieden kann ich mein Abendbrot einnehmen. Das Bier (ich trinke zur Feier des Tages zwei Büchsen) schmeckt gleich doppelt so gut und ich kann es kaum fassen, dass es morgen heim geht: Morgen nur noch, dann ein Flug um die halbe Welt und dann bin ich wieder daheim!<br /><br />Mir platzt bald der Bauch, so sehr freue ich mich auf daheim: Endlich wieder Gesichter, die ich lesen kann, endlich wieder Leute, die ich verstehen kann, endlich wieder eine Sprache sprechen, die man verstehen wird, eine Sprache, in der ich mich unterhalten kann, in der man richtig kommunizieren kann! Unglaublich, ich habe fast schon verlernt wie es ist, sich mit Menschen zu unterhalten.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg5JfyHXkTvTL2nCw2jR-NDIWISUuRneUlSHKyUWePt-YPdqgK9BUbNg28fJnHLGRSqhRcqb3csgRTarvpMDfvwEs5nivAQp6UhewUw-6fRsh1Mf-cEzfcbw2-jtdpJC44yMC8w5GgN6gw/s1600-h/12.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 230px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg5JfyHXkTvTL2nCw2jR-NDIWISUuRneUlSHKyUWePt-YPdqgK9BUbNg28fJnHLGRSqhRcqb3csgRTarvpMDfvwEs5nivAQp6UhewUw-6fRsh1Mf-cEzfcbw2-jtdpJC44yMC8w5GgN6gw/s400/12.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5417252397215427314" border="0" /></a>Ich packe meine Klamotten und die unvermeidlichen Müllsäcke - unglaublich, was die japanische Gesellschaft - Frischefanatiker - an Plastikmüll produziert. Es gibt keine Tiefkühltruhen hier, so etwas wie TK kennen die nicht. In Japan muss immer alles frisch sein - und appetitlich angerichtet. Also ist Plastik das Verpackungsmittel der Wahl.<br /><br />Jedes mal, wenn ich also ein Hotelzimmer verlasse, stehen da mindestens zwei Mülltüten mit Abfall. Ich weiß nicht, wie viel Müll um Himmels willen ich allein in den zweieinhalb Wochen hier produziert habe ...<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Der Plan: Fahrrad im Shinkansen</span><br /><br />Ats und Maki haben es mir in Tokyo eindringlich erklärt: In Japan sind Fahrräder in Zügen, noch dazu im Flaggschiff Shinkansen, nur erlaubt, wenn sie "Rinko" sind. Rinko, das bedeutet: Voll eingepackt, Räder demontiert und nehmen den Reisenden keinen Platz weg.<br /><br />Für mein Liegerad absurd: Denn selbst wenn ich die Räder demontiere, was ich wegen der Scheibenbremsen und dem Geraffel mit der Rohloff nicht tun würde, ändert sich nichts an der Größe des Rades - denn die übermäßige Länge bleibt durch den Ausleger bestehen.<br /><br />Makis Lösung: In jedem ersten Waggon gibt es hinter der ersten Sitzreihe eine etwa 50 cm breite Nische. Diese solle ich nutzen - mein Ticket haben die Jungs dementsprechend in Tokyo schon so gebucht.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhSh8cu0DV5fl_mlfYmLibaKzfWwZ6jiFbG9R_krN3n2R4NDDir-zbWy1Lwo58F3F48MMc2JKGydAtVB4O-gK80H3wHWZB_Ld-eo6H51Xi1d56jbnSt-KIhQHHODeQaY5pfij0WkcZ_Y7k/s1600-h/11.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 165px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhSh8cu0DV5fl_mlfYmLibaKzfWwZ6jiFbG9R_krN3n2R4NDDir-zbWy1Lwo58F3F48MMc2JKGydAtVB4O-gK80H3wHWZB_Ld-eo6H51Xi1d56jbnSt-KIhQHHODeQaY5pfij0WkcZ_Y7k/s400/11.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5417248844403193666" border="0" /></a>Eine Skizze beschreibt mir, was ich zu tun habe: Verpacken, aufrecht stellen. Alles fein.<br /><br />Na, denke ich mir, ob das so gut geht? Ein echtes Rinko-Bag besitze ich auch nicht, nur meine Silberplane, die das Rad zwar umfassend vor Regen schützt, aber nicht komplett geschlossen verpackt, wie es eigentlich der Wortlaut definiert.<br /><br />Ein Restrisiko bleibt. Und ein komisches Gefühl im Magen.<br /><br />Und was tun, wenn sie mir ähnlich bestimmt und rigoros die Mitnahme verweigern? 300 Euro Ticket sind verloren. Abgesehen davon, dass mein Zeitfenster morgen in Tokyo extrem dicht ist.<br /><br />Na, denke ich mir, es wird schon alles glatt laufen: Ich habe mein charmantes Lächeln, meinen deutschen Presseausweis und zur Not lege ich mir die Geheimwaffe bereit: Einen Aufkleber vom ZDF. Und mal ehrlich, einen "Participant at the Tour of Japan - by ZDF German Television", den kann man doch nicht einfach aus dem Zug werfen?!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sy3rSssuRrI/AAAAAAAAFW0/DQt7V2qrrHI/s1600-h/map12.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 232px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sy3rSssuRrI/AAAAAAAAFW0/DQt7V2qrrHI/s400/map12.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5417244633265489586" border="0" /></a>Meine Fahrt wird mich durch halb Honshu führen - Kobe und Osaka sind nur zwei Städte, durch die der Shinkansen schießen wird. 14 Uhr geht es los. 18 Uhr wird er ankommen.<br /><br />Wow.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sy3yW6lYZHI/AAAAAAAAFXc/pri7n1Orm_g/s1600-h/13.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 118px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sy3yW6lYZHI/AAAAAAAAFXc/pri7n1Orm_g/s400/13.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5417252402293662834" border="0" /></a>Und da die Tage hier im Hotel Dormy Inn Hiroshima anscheinend eine Stunde länger dauern, gönne ich mir mein zweites Asahi-Bier bei einer Runde Sumo-Ringen, bevor ich einschlummere.<a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnc_Lj-HbEPiAvV1HXaOTdffwatQav-CmQ9HfCtM_2TIEUJnSP4_8Ta4NMvsMq9HnUW5rMBz4lcB8aAhS06Q4LiKOjqggXD69wX4maV9fxE5Uuv7O0XIn5TYlHaGVSmHI3PK6JZ0HRZqk/s1600-h/coming_soon.jpg"><br /></a>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/11924140569160672339noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8275082678236673049.post-3142674593569783602009-10-10T09:11:00.001-07:002009-12-16T21:52:41.324-08:00Hiroshima<span style="color: rgb(255, 0, 0);">Tag 13 - Lichtblicke<br /><br /></span>Mein Rücken schmerzt. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr. Egal, wohin ich mich versuche zu drehen, sofort schnellen mir nur eine Minute nachdem ich mir einrede, es sei nun aber halbwegs bequem, heiße Schmerzstiche die Spinalis empor. Kein Wunder, die Bank, auf der ich hier versuche zu campieren, ist etwa 80 cm zu kurz und gute 30 cm zu schmal, als dass ich auf ihr liegen könnte.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjC8UzerFpPzE0s-lqqZEKb-QzQuwqoj5n9z_EU2YIShBmEgnb7JpjMu_idsB3CyYiTekUWZ6jlvWU1xQ7GddsZlZ7OuKxqsjBARHX65Hxrr_VZkJ8P-qtzzUx-btxHq6XqdLU0xPSiNWI/s1600-h/18.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 206px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjC8UzerFpPzE0s-lqqZEKb-QzQuwqoj5n9z_EU2YIShBmEgnb7JpjMu_idsB3CyYiTekUWZ6jlvWU1xQ7GddsZlZ7OuKxqsjBARHX65Hxrr_VZkJ8P-qtzzUx-btxHq6XqdLU0xPSiNWI/s400/18.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5415703178014597042" border="0" /></a>Womit gestern endete, geht heute nahtlos weiter - die Parkbank, auf der ich übernachten muss, auf dem Parkplatz vor dem Fährterminal in Matsuyama. Die Bank des Schreckens.<br /><br />Ich schaue auf die Uhr - 4 Uhr morgens. Es ist noch dunkel. Heiß ist es allemal.<br />Ein wenig setzt sich Tau auf meinem Gesicht ab, es ist heißer Tau, nichts Kaltes, Erfrischendes.<br /><br />Ich fühle mich Elend. Im Schlafsack mag es an die 45 Grad haben, draußen sind es allein meine Wangen, die für etwas Kühlung sorgen. Habe ich geschlafen? Muss ja, denn ich habe keine Erinnerung an 2 Uhr, an 3 Uhr. Weggedämmert, hinübergedriftet.<br />Eingeschlafen, tatsächlich, für eine Stunde. Unglaublich, was ein Mensch alles aushält.<br /><br />Mein Gemütszustand ist auch etwas ruhiger. Die Panik, dass meine Visa aufgrund meines Girokontos überzogen sein könnte, sie ist immer noch da, ja, sie lungert wie ein schwerer Stein in meinem Magen herum, macht sich breit wie ein Tumor, streut hässliche Metastasen der Panik in mir, aber ich versuche in diesen Momenten das Schlechte herunterzuschlucken und an etwas schönes zu denken: Ich lausche dem Meeresrauschen, wie das Wasser nicht weit von mir gegen die Hafenkante dümpelt, höre dem Flüstern des Windes zu, der über mir in das Laub der Bäume greift und denke an liebe Menschen, wie die Mauz daheim, an ihr Gesicht, wie sie mich anlächelt, immer bereit, mir bei irgend einem Blödsinn zu folgen.<br />In diesen Momenten komme ich runter. Kann durchatmen.<br />Und ein wenig genießen. Das hier und jetzt. Meinen Urlaub.<br />Wenig später meldet sich meist meine Wirbelsäule und ich bin wieder da, in der Realität, die hier heute gegen 4 Uhr ziemlich niederschmetternd ist.<br /><br />Es wird 5 Uhr, als die ersten Taxen vorfahren, langsam Autos die dunkle Straßen anfangen zu benutzen und auch erste Angestellte der Schiffsgesellschaften mit versteinerter Miene einen verstohlenen Blick auf mich Radnomaden werfen, wenn sie zu ihren Arbeitsplätzen gehen.<br /><br />Ich bleibe noch bis 5:20 Uhr liegen - demonstrativ in meinem Sack. Sollen sie doch sehen, dass ich hier übernachtet habe. Na und? Ihr hättet mich ja auch im Terminal schlafen lassen können - ich erinnere mich an das Gespräch mit dem Polizisten. Und an das Buch "Tour de Nippon", wo Josie Dew eine ähnliche Szene beschreibt. Sie habe man damals im Terminal schlafen lassen. Sicher, warm, eingeschlossen. Auf langen großen Bänken.<br />Mich habe sie rausgeschmissen.<br /><br />Und ich erinnere mich an den netten Hafenarbeiter, der mich gestern mit zum Kai genommen hatte, den Kapitän aus dem Steuerstand des Katamarans gewunken und ihn gefragt hat, ob er mich nicht ausnahmsweise mitnehmen würde: Voller Hoffnung hatte ich dagestanden. But no chance. Japaner machen Dienst nach Vorschrift. Sie alle.<br /><br />Also nun doch hier. Aufstehen.<br />Ich rolle den Sack zusammen. Fühle mich elend. Nicht geduscht, nicht einmal waschen konnte ich mich. Ich gehe kurz rein auf die Toilette, putze mir die Zähne und schiebe das Fahrrad in das Terminal: Tickets kann man hier erst halb Sieben kaufen.<br /><br />Wenig später, ich sitze gerade einmal 5 Minuten rückenschonend in einem der gepolsterten Sessel, kommt ein Polizist. Das Rad muss raus. Geht das schon wieder los?<br />Ach F***, leckt mich doch. Ich schiebe es missmutig raus, er lächelt und bedankt sich, verbeugt sich kurz und redet - wirklich nett - auf mich ein, ich aber habe nur versteinerte Miene und Verachtung für ihn. Sieht der denn nicht, dass es mir nicht besonders gut geht?<br />Na, woher auch: So etwas wie Mimik kennt der Japaner nicht. Gefühle haben in der Öffentlichkeit nichts zu suchen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgrdMgwrRn0pgaDFDe9bN6yAcxUkW9cDLsuvlqeJs0En8EwY1pHPtdlNc9xf_zwW2LLYzkzA8Ch8ZtFkBiMZbVa6nXu1xX9kPdrBovQ1LdcIB_J-TswY8Amw3ihyphenhyphenL2qH08sB9MWRL1Z9kI/s1600-h/01_faehre.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 209px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgrdMgwrRn0pgaDFDe9bN6yAcxUkW9cDLsuvlqeJs0En8EwY1pHPtdlNc9xf_zwW2LLYzkzA8Ch8ZtFkBiMZbVa6nXu1xX9kPdrBovQ1LdcIB_J-TswY8Amw3ihyphenhyphenL2qH08sB9MWRL1Z9kI/s400/01_faehre.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5414687292329259954" border="0" /></a>Es ist 7 Uhr, als ich mein Ticket habe und an der Fähre stehe. Warum auch immer, ich merke wenigstens noch rechtzeitig, dass es mein Ticket nicht im schicken, hypermodernen Fährterminal zu kaufen gibt, sondern in einem Bretterkabuff neben dem Glaspalast. Aha, das verstehe mal einer ...<br /><br />Sie winken mich an Bord. Männer in Weiß, Fährarbeiter. Sie rufen "Sugoi", recken ihre Daumen nach oben. Und das baut mich auf - ich kann kurz den Pleitegeier, der über mir kreist, mich runterzieht, abschütteln und wieder der Speedmaschinist sein.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Fahrt ins Glück</span><br /><br />2,5 Stunden wird sie dauern, die Fahrt nach Hiroshima. Ich suche mir einen plüschigen Platz ganz vorn auf dem Sitzdeck. Die Sonne geht brachial golden neben mir auf, strahlt, wärmt. Ich knacke sofort weg, auch wenn direkt über mir ein Flatscreen nervige Nachrichten und Werbespots in das Schiff plärrt.<br /><br />Sanft schaukeln wir auf der japanischen Inlandsee, als wir ablegen, der Diesel leise dröhnt, und ich, ich kann endlich einmal wirklich beruhigt einschlafen. Eine Wohltat - aaah, ein Genuss!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh1hNIgPQGDQLT_jvEnrctFjrzQz2BSGotfWX3RXg2au2RBJ31htz3ZQyWFvrLgoMHRO0P7sg78zQn2UeZ8aYCzIUknFI2ugilO5QZnAQ4HIVfw4Cx0_iqyRtKT85J2dujaR2wvyc_qW1g/s1600-h/02_fertig.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 185px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh1hNIgPQGDQLT_jvEnrctFjrzQz2BSGotfWX3RXg2au2RBJ31htz3ZQyWFvrLgoMHRO0P7sg78zQn2UeZ8aYCzIUknFI2ugilO5QZnAQ4HIVfw4Cx0_iqyRtKT85J2dujaR2wvyc_qW1g/s400/02_fertig.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5414687289197357122" border="0" /></a>So liege ich in meinem roten Sessel, lasse die Beine ausgestreckt und döse hinüber. Sanft wiegt das Wasser mein Schiff, Traumfetzen überrollen mich, mal heftig, mal weniger intensiv schlafe ich ein, kurz nur, zwar, aber dafür umso einprägender. Umso erholender.<br /><br />Und dann sehe ich sie, die Sonne. Wie sie über mir steht und glänzt. Mich anscheint, mir sagen will: Mache dir keine Sorgen, alles wird gut! Dann lächelt sie, erhaben, majestätisch, unser Zentralgestirn - nichts und niemand kann ihr etwas. Und wenn jemand etwas genau weiß, dann ist sie es, die Mutter Sonne.<br /><br />Glück steigt in mir auf, die Sicherheit, die vor wenigen Stunden noch im Staub unter der Parkbank des Matsuyama-Kanko-Port-Parkplatzes gelegen hatte, sie kehrt zurück. Und obwohl ich noch immer nicht genau weiß, was ich machen soll, wenn meine Visa nun wirklich nicht mehr funktioniert - eines, das hat mir die klare Morgensonne über Japans Küste doch eindringlich beigebracht: Es ist noch lange nicht Schluss!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgBhdqPazWy9gv5PjJmK-no-VdmFNrHtvvZfdIYyy3jeOLDZ22B-pjd3_dLBk0uVW4tIkBUDWJoHOyjFusILv2DVXYodP5Gf3_6ELf-EGznjHCmzvOC5zy0UdLtQRiYLeKkSC96NyDG3OY/s1600-h/03_Hiroshima.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 174px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgBhdqPazWy9gv5PjJmK-no-VdmFNrHtvvZfdIYyy3jeOLDZ22B-pjd3_dLBk0uVW4tIkBUDWJoHOyjFusILv2DVXYodP5Gf3_6ELf-EGznjHCmzvOC5zy0UdLtQRiYLeKkSC96NyDG3OY/s400/03_Hiroshima.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5414687283577332370" border="0" /></a>Am Horizont schält sich eine Skyline aus dem Morgendunst. Wir fahren durch eine Meerenge und kommen zunächst an Kure vorbei, der berühmtesten Werften-Stadt Japans. Hier wurde schon die legendäre "Yamato" gebaut, die Kaiser haben hier seit Jahrhunderten ihre Schiffe bestellt.<br /><br />Wir passieren, wie auf Bestellung, zwei nagelneu aussehende Marineschiffe, ein Katamaran, einer von der Bauart, die mich gestern Abend nicht mitnehmen wollten, gibt tiefes Signal, als er uns überholt und ich dämmere wieder kurz weg, als neben mir die schroffe, überaus bergige Küste behäbig vorbei zieht.<br /><br />Aber dann, keine 10 Minuten später, sehe ich sie: Die Skyline von Hiroshima.<br /><br />Ich dämmere gerade wieder weg, nehme die Häuser nur schemenhaft wahr, Hiroshima, denke ich mir, Hiroshima, Krieg, Atombombe ... und das Summen des Dieselmotors wird im Traumfetzen, der da gerade über mich hinwegfegt, zum Dröhnen, schwillt an, neben mir, die Gischt der ruhigen Inlandsee, sie wird zu verwirbelter Luft, Propeller zerschneiden sie, das weiße Schiff, ein silberner Aluminiumvogel, er öffnet den Boden, sie fällt, fällt, sie fällt und ich öffne die Augen, schaue hinüber zur Stadt und dann, ein Blitz, ein heller Blitz, direkt über der Stadt, blendend weiß, hell, ich schließe die Augen, Druck presst Luft aus meinen Lungen, Staub fliegt, weiß wird schwarz, hell wird dunkel, Inferno, die Hölle bricht los als ein ohrenbetäubender Knall die Bucht hinauf rollt und ich Hitze in meinem Gesicht spüre - ich öffne die Augen und merke, dass es nicht die Atombombe war, die mich trifft, sondern die Sonne, die wärmende, die schöne, und als die Fähre mit einem letzten Schaukeln am Kai des Hiroshima Kanko-Port anlegt und ich von Bord rolle, bin ich endgültig angekommen - Hiroshima, Ende meiner Reise, Stadt mit so viel Geschichte, Schrecken und Last auf den Schultern. Ich bin da, Gefühle spielen verrückt: Wer kann jetzt angesichts dieser Geschichte an so etwas Profanes wie eine Badewanne denken?<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Erholung im Schrecken</span><br /><br />Es ist noch sehr früh am Morgen, als ich die fast leeren Straßen Süd-Hiroshmas entlang radle. Ich bin selbst noch nicht ganz da, fahre entlang eines grünen Parks, halte in der Hand die Adresse meines Hotels und verzichte auf jedwede Hilfe meiner Karte: Hiroshima, ich kenne die Stadt aus unzähligen Dokumentationen und Büchern, die ich über das bekannteste Kapitel der Stadtgeschichte gelesen habe.<br /><br />Alles, was ich zu tun habe, ist einem der fünf Flussarme, die wie die Finger einer Hand ins Meer fließen, zu folgen, um irgendwo im Inneren dieser Stadt auf die markante T-Brücke zu stoßen. Jene Brücke, die so einzigartig ist, dass sie vom Bombenschützen der Enola Gay als Zielpunkt für die Atombombe genutzt worden war.<br /><br />Und obwohl ich vorbereitet bin, obwohl ich mir vollends der Gechichte, der schrecklichen Dinge, die hier, genau unter meinen Reifen, genau in diesen Straßen passiert sind, fühlt es sich seltsam an: Hiroshima, Du bist gar nicht das, was ich erwartet hätte.<br /><br />Die Menschen in Deinen Straßen, sie gehen ganz normal zur Arbeit.<br />Die Autos, sie fahren wie eh und je dicht an dicht im Stau.<br />Schulmädchen in Uniformen kiechern über die Handybildchen vom Wochenende.<br />Von den Fassaden schreit mich Werbung in Kanji an.<br />Keine Trauer. Keine Traurigkeit, eine normale Stadt, die lebt, die arbeitet.<br />Nur, was hatte ich erwartet?<br /><br />Und so fahre ich durch die Straßen, gewöhne mich an den Gedanken, dass Hiroshima eine lebendige Metropole ist, am Leben, jung, neu, voller Menschen, die leben, die träumen, die arbeiten, normal halt, ganz normal ...<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjy8ja-PJMN6p5eiWQ4xInKCAd3AfG9_09kZZ8VTLs03B03wZE-EO05kjzv6UStu7zykxKc_tggeAk6JP2XDLnbEolsKIxyydDU2ytR3P8b7-23P2ivOOYDGiNRafvbZpwyfFu-dCKeIRU/s1600-h/04_atombombendom.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 232px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjy8ja-PJMN6p5eiWQ4xInKCAd3AfG9_09kZZ8VTLs03B03wZE-EO05kjzv6UStu7zykxKc_tggeAk6JP2XDLnbEolsKIxyydDU2ytR3P8b7-23P2ivOOYDGiNRafvbZpwyfFu-dCKeIRU/s400/04_atombombendom.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5414687280359150898" border="0" /></a>... und völlig unvermittelt, einfach so, genau hinter einer Kurve, auf sattem, kurz geschorenen Grün, stehe ich vor einer Ruine. Vor DER Ruine.<br /><br />Der Atombombendom, die ehemalige Handelskammer von Hiroshima, Mahnmal und mithin einer der bekanntesten Orte der Welt, unvorbereitet, ganz so, wie damals in der Frühe, ohne Vorwarnung, ohne Sirenen, stehe ich vor den bröckeligen Mauern, sehe das Gerippe der Glaskuppel, die Risse, die Brandspuren. Mir stockt der Atem, das Herz springt an: Atombombe, so siehst du aus! Das machst du. Hier steht Geschichte. Zum Anfassen. Einfach so - neben Glaspalästen, neben Wohnhäusern. An einer belebten Straße. Der Atombombendom.<br /><br />Ich stoppe.<br />Ich halte an. Und schaue.<br />Der Schock der Geschichte hat mich wieder. Blitz, Druckwelle, Feuerwand. Blut, Elend, Strahlentod. Sie rennen und brennen vor meinen Augen. Alles in Schwarzweiß. Der Dom hier ist bunt. Vögel zwitschern. Mädchen in Miniröcken spazieren an mir vorbei. Japan-Kontrast, da ist er wieder. Und ich, in meinem atemlosen Schock, kann das alles gar nicht fassen.<br /><br />Ein junger Mann auf einem Fahrrad kommt an mir vorbei. Er und seine Freundin halten an, schauen mich an, lächeln mir zu. Ich starre verwirrt zwischen der fast 70 Jahre alten Atomruine<br />und dem Pärchen hin und her.<br />Er reckt den Daumen nach oben.<br />"Konnichi-wa!", rufe ich. Versuche zu lächeln.<br />"Konnichi-wa!", rufen beide zurück: "We like your bicycle!"<br />"Arrigato gozaimas! Thank you.", antworte ich.<br />"You are welcome here in our City - have a nice day, my friend!", wünscht er mir, verbeugt sich und fährt davon.<br /><br />Die Kinder der Atombombe. Denke ich.<br /><br />Oder spinne ich jetzt? Wäre das in ihrem Sinne, sie nur auf diesen Schrecken zu reduzieren? Wieder dieses komische Gefühl, das ich schon kenne, von früher, als ich so oft in Oswiecim war, in Polen, als Zivildienstleistender, als Jugendbetreuer, Fahrten gemacht habe in diese kleine Stadt bei Krakau, wo wir, die Deutschen, so viel Schuld auf uns geladen haben - in Auschwitz. Auch hier dieser seltsame Kontrast: Vernichtungslager am Horizont, Eigenheime mit gemähtem Rasen, Spielplatz und Geschäftsstraße im Vordergrund.<br />Hiroshima. Ich versuche, Dich zu begreifen.<br /><br />Irdischeres hetzt mich - ich brauche Geld.<br />Eine Bank akzeptiert meine europäische Visa. Ich zittere, als ich PIN und Betrag eingebe. Und siehe da, ohne Probleme spuckt der Automat 25.000 Yen aus.<br />Glücklich schiebe ich zu meinem Hotel, keine 500 Meter vom Friedenspark entfernt. Ich parke mein Liegerad im Foyer und begebe mich raus in die Sonne. Es ist noch Zeit, bis ich in mein Zimmer kann. In einem Conbini-Store decke ich mich mit Lebensmitteln und Getränken ein, setze mich im Friedenspark auf eine Bank, mitten in die Sonne.<br />Ich habe Hunger.<br />Durst.<br />Nach fast einem ganzen Tag ohne Essen, mit diesem Druck, dieser quälenden Einsamkeit auf der Parkbank in Matsuyama, nun hier, in Hiroshima, am Ziel, meine Reise - vorbei.<br /><br />So sitze ich da, esse "Unique German Baumkuchen", trinke einen eiskalten Cappucchino, sitze da, in meinen verschwitzten grellen hautengen Radfahrklamotten.<br />Sitze da.<br />Und mache ein Picknick.<br /><br />Keine 300 Meter von Ground Zero entfernt.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgVyIGwXBsIMcMUPqZdOesPybh1Ee0K6kivMxu7l5VnpPBvKXuP6ndgsYtLH3DvJc25Iv-NfBB4WqoU8Qecoi5B0CjbpJhFljxoUUEoKww6k3ZzgluhhYg6Z1rfT-0npwVhAHtJaX817-I/s1600-h/map11.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 232px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgVyIGwXBsIMcMUPqZdOesPybh1Ee0K6kivMxu7l5VnpPBvKXuP6ndgsYtLH3DvJc25Iv-NfBB4WqoU8Qecoi5B0CjbpJhFljxoUUEoKww6k3ZzgluhhYg6Z1rfT-0npwVhAHtJaX817-I/s400/map11.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5414687131914361074" border="0" /></a><span style="font-style: italic;">Die Odyssee von Oita nach Hiroshima endet nach 2 Fährfahrten und 16 Stunden und einem Übernachtungsmartyrium in der Stadt des Friedens.</span>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/11924140569160672339noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8275082678236673049.post-2431881600870830952009-10-10T09:10:00.005-07:002009-12-13T01:37:52.137-08:00Absturz in den Tiefpunkt<span style="color: rgb(255, 0, 0);">Tag 12/Etappe 8 - Nach Oita. Und weiter ...</span><span style="color: rgb(255, 0, 0);"> </span><br /><br />Der Tag fängt schon so überschwänglich an, Elmsfeuer, Signal, Morgenröte. Fast theatralisch, was die Morgensonne da hinter dem Wolkenvorhang abzieht. Ein Omen. Ich hätte es da schon ahnen sollen, aber wie? Bin ja auch kein Hellseher, bin ja kein Zaubermann.<br /><br />Ich stehe auf, alles ist wie immer, das Frühstück, das Büffet. Dann losfahren, Kumamoto verlassen, alles klar, kein Problem. Ich komme schnell voran. Über mir glüht der Himmel.<br />Wie gesagt, ich hätte es ahnen sollen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxt8j2lj02I/AAAAAAAAFQ0/F3nQ8AxX3D8/s1600-h/01.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 213px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxt8j2lj02I/AAAAAAAAFQ0/F3nQ8AxX3D8/s400/01.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5412056332606100322" border="0" /></a>Es ist die letzte Etappe der Tour. Irgendwie wabert diese Feststellung über mir, begleitet jede Kurbelumdrehung, schwermütig, gar nicht heldenhaft. Noch 2 Tage Sonne, sagt der Wetterbericht. Und ich mitten drin, muss die Entscheidung treffen. Ein Super-Taifun ist im Anmarsch, na, eigentlich sind es sogar zwei Taifune, aber der andere wird wohl hoch nach Korea abbiegen.<br /><br />Wie dem auch sei - es ist der erste Taifun meines Lebens. Keine Erfahrungswerte. Was macht man angesichts eines solchen Wetterphenomäns? Aufhören? Einpacken und abhauen? Durchziehen, wird schon nicht so schlimm sein? Keine Ahnung.<br />Sterben muss nicht sein, nicht hier, nicht jetzt.<br />Und nass werden auch nicht.<br /><br />Letzte Etappe also?<br />Letzte Etappe. Bis Oita, wenigstens. Von dort auf eine Fähre, dann rüber nach Hiroshima. Den letzten schönen Tag auf dem Wasser verbringen. Dann ... mal sehen. Vielleicht die vorzeitige Abreise?<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Im Hexenkessel</span><br /><br />Ich grübele so viel, dass ich ganz verpasse, mit offenen Augen die Stadt zu verlassen.<br />Kumamoto, eine Erinnerung schon, die gar keine ist.<br />Ich trete und trete. In Gedanken.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxt8js2NZkI/AAAAAAAAFQs/TaPVpXSCF8k/s1600-h/02.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 224px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxt8js2NZkI/AAAAAAAAFQs/TaPVpXSCF8k/s400/02.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5412056329991579202" border="0" /></a>Die Steigung weckt mich auf. Zurück ins Hier und Jetzt. Vorbei der Taifun. Nee, mein Lieber, erst einmal musst Du hier hinauf. Prozente abreiten.<br /><br />Die Straße hebt sich an, die Temperaturen steigen, ich sondere Wasser ab, liege im Sitz meiner Speedmachine und blute Schweiß. Kleiner Gang. 8 km/h. Und auf gehts.<br /><br />Von Kumamoto aus fahre ich gen Osten. Ich habe die Sonne genau von vorn, eine neue Erfahrung auf dieser Tour, die bisher nur ein "nach Westen" kannte. Witzig, denke ich mir, dies ist wieder eine ursprünglich geplante Etappe, nur anders herum. Soll also heißen, dass ich all das, was ich mich hier mühsam nach oben kämpfen muss, eigentlich hätte bergab schießen sollen? Ja, soll heißen.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/?ie=UTF8&ll=32.938963,131.114273&spn=0.410877,0.617294&t=p&z=11&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/?ie=UTF8&ll=32.938963,131.114273&spn=0.410877,0.617294&t=p&z=11&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Die Autos dröhnen an mir vorbei. Ich atme Sprit. Atme Staub. Echt langsam. Und dabei echt steil hier. Ich fahre ein, zwei, drei Rampen hinauf, krieche, schleppe mich an den Rand eines Kraters. So zumindest sieht es in Google aus.<br /><br />Mount Aso heißt er, der Karwenzmann, der in der Mitte des Kraters, marsgleich, fantastisch thront. Ein aktiver Vulkan. Einer von denen, die hier jederzeit ausbrechen könnten, die das Becken, in das ich gleich hinab stoßen werde, jederzeit mit Lava füllen könnten. Spannend, diese Vorstellung.<br /><br />Neben mir ragen steile Gipfel schroff empor. Im Dunst eines Morgens, der zwar nicht mehr rot glüht, aber dafür glühend heiß ist.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi8caW1VWKrCzKt_WAOXVwJEqYeedPgKVFPxOStWm2G8swEHNvi7DWG-C3iqpZT9NTy6TJDK0ZDVB08EB5TgBb7JxISmwl0tZzRxlstQ5KZEECEXuhye5BSWLGFqX8dfHh7Y2hjKq3kXRo/s1600-h/03.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 250px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi8caW1VWKrCzKt_WAOXVwJEqYeedPgKVFPxOStWm2G8swEHNvi7DWG-C3iqpZT9NTy6TJDK0ZDVB08EB5TgBb7JxISmwl0tZzRxlstQ5KZEECEXuhye5BSWLGFqX8dfHh7Y2hjKq3kXRo/s400/03.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5412056325696709602" border="0" /></a>Ich trete mich durch die Serpentinen, die den äußeren Rand des Kraters bilden. Mount Aso, keine Ahnung, welcher von denen das ist, er dampft noch nicht einmal. Irgendwie hätte ich etwas spaceigeres erwartet, aber diese Gipfel sind grün bewaldet, voller Leben, voller Menschen, Dörfer ziehen sich die Abhänge hoch, Reisfelder setzen dem Rot von heute Morgen ihr unverwechselbares Grün entgegen.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Rocky Mountains Feeling</span><br /><br />Ich fahre am Berghang des Kraters. Rechts neben mir geht es bergab. Hangabwärts, sollte ich sagen, stellenweise haben sie hier die Straße auf Stelzen in den Hang gestellt - senkrecht hinunterfallen würde man, verliere man die Kontrolle.<br /><br />Beeindruckend präsentiert sich das Aso-Becken. Zwar brennen die Abgase auf der Zunge und in den Augen, aber ich hangele mich, so oft ich kann, weg vom Asphalt hinüber zu den Berghängen, den steilen Flanken der spitzen Riesen, zu den dichten grünen Wäldern, dorthin, wo ich noch Fetzen von Morgennebel frisch und kühl über die Wipfel streifen sehe.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxt8c-gXYnI/AAAAAAAAFQc/Cwbg8WUdAsA/s1600-h/04.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 263px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxt8c-gXYnI/AAAAAAAAFQc/Cwbg8WUdAsA/s400/04.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5412056214472712818" border="0" /></a>Mittlerweile fällt es mir wieder gewohnt schwer, zu kurbeln. Ich trinke viel, halte meine trockene Kehle feucht, esse Mitgebrachtes und rede mir Mut zu - Mittagszeit, sie steht an, vor mir, Berge, sie locken, furchtbar, schrecken mich ab, machen mir Angst.<br /><br />Der kleinste Gang, er ist meine größte Hoffnung. Und dann? Frage ich mich, was ist, wenn ich endlich über diese Stufe hinweg bin? Was ist, wenn ich die Berge hier gemeistert habe? Kommt dann die Ebene, das Tal?<br />Endlich wieder im Flachen fahren.<br />Endlich wieder mal Wind im Gesicht spüren.<br /><br />Wie als Antwort, wirft mir der Mount Aso, der lokale Herr, Gouverneur der Berge, Shogun der Steigungen, eine weitere Serpentine vor die Reifen. Und ich? Muss mich beugen, atme ruhig, zwinge ich mich, und ertrage mit stoischer Ruhe auch diese Prüfung.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiWfOUUenBpB1zcpwFkT7ihQCw4AJ9xuATLcxbFwel954geuqz7uRWYTXtBwAa3hXougaavczzA3PgkM3bs0fYVvAlt-25nBCUofo14Hxl0AV5eTF47fTwkQrz4u_ds82TNqp2fAz9ChFw/s1600-h/05.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 199px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiWfOUUenBpB1zcpwFkT7ihQCw4AJ9xuATLcxbFwel954geuqz7uRWYTXtBwAa3hXougaavczzA3PgkM3bs0fYVvAlt-25nBCUofo14Hxl0AV5eTF47fTwkQrz4u_ds82TNqp2fAz9ChFw/s400/05.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5412056206675772978" border="0" /></a>Fantastisch trotzdem, was sie hier haben. Erinnert mich an Österreich, an die Alpen, Voralpen, irgendwie. Wenn nicht diese typisch kastenförmigen japanischen Mini-Vans und der charakteristische gelbe Mittelstreifen wären.<br /><br />Es duftet frisch. Heiß ist es und ich schwitze. Anhalten. Beine lockern. Bin über eine Stunde im kleinsten Gang gefahren, sehe ich, als ich mir die Uhr beschaue. 6 Kilometer geschafft. Was für ein Akt, eigentlich, oder? Und da erst merke ich, wie wenig mich diese Steigungen noch beeindrucken können. Japan, ehrlich, Du musst Dir schon noch was anderes einfallen lassen, um mich noch außer Puste zu bringen.<br /><br />Und Japan wird.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Auf der anderen Seite</span><br /><br />Ich fahre ein in den Kessel. Landwirtschaft empfängt mich. Reisfelder, wohin ich sehen kann, links, rechts, es blüht grün. Ein seichter Wind fegt über die Ebene, ich kann um mich herum den Rand des Kraters erblicken - und immer im Zentrum, der Bezugspunkt, wie die mächtige Zentralgestalt - Mount Aso, der Vulkan, 1.600 Meter ragt er in den Himmel, mächtig, drohend.<br /><br />Doch heute ist er ruhig, tut nichts, glänzt einfach nur im Sonnenlicht, nicht einmal Dampf steigt auf, etwas enttäuschend, meine ich, für einen aktiven Vulkan. Aber ich provoziere ihn mal lieber nicht.<br /><br />Die Fahrt durch das Becken ist kurz. Wenig passiert, wohl auch deshalb, weil sich kaum etwas verändert - Reisfelder, wohin das Auge blickt, kein Kontrast stellt sich meinem Auge entgegen, kein bisschen Abwechslung, ein Dorf, ein Feld, ein Dorf, ein Feld.<br /><br />Und irgendwann stoße ich am östlichen Rand wieder auf das Ende des Kessels.<br />Von links nach rechts zieht sich aus dem Dunst der Mittagshitze ein Band aus Berg vor mir entlang. Eine fast senkrechte Mauer, es scheint, als haben die Japaner vergangener Zeiten hier ein monströses Bauwerk errichtet, eine steile, unüberwindliche Wand, ein Wall, eine fantastische Grenzanlage. Nur der Wald, der sanft die steilen Hänge bedeckt, zeugt von der urzeitlichen Entstehung.<br /><br />Wie eine Wanne, stelle ich mir vor, wie ein riesiger Kessel umschließt diese Mauer das Aso-Becken. Flutete man es, es wäre ein Binnensee von unglaublichen Ausmaßen. Aber das Lachen vergeht mir, je näher ich der Wand komme. Sie wächst über mich hinweg, schwillt an, brutal, steil. Keine Chance, dem da jetzt zu entkommen - da muss ich rüber. Und tatsächlich, wenn ich mich anstrenge, erkenne ich eine Art Schlucht, eine Kerbe im Mauerwerk.<br /><br />Komisch, denke ich, ich bin schon wie ein Straßenplaner - durch Japans Berge abgehärtet, mein Auge geschult ob des besten Anstiegs.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgNHoLVOIXaEigVbmdD5bKiO3mCAmSUUpCX2hvrQQ-b8iiZwciE6A0MS9hInq9S785PS2PH09s91fSedl2R5AmKHVxFJEUFtkFHJARN17u1radWk9qmviblU5h0EY7AnrDiI29ePEzBnZw/s1600-h/06.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 174px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgNHoLVOIXaEigVbmdD5bKiO3mCAmSUUpCX2hvrQQ-b8iiZwciE6A0MS9hInq9S785PS2PH09s91fSedl2R5AmKHVxFJEUFtkFHJARN17u1radWk9qmviblU5h0EY7AnrDiI29ePEzBnZw/s400/06.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5412056203081308082" border="0" /></a>Die Kerbe schwillt an, bis ich sie ganz nah vor mir sehe, ich erahne sogar die Streckenführung. Wie hoch mag das sein, frage ich mich? 200 Höhenmeter? Bestimmt!<br /><br />Kurz vorher stoppe ich, flüchte mich in einen dichten Bambuswald und erleichtere meine Blase. Dann stehe ich da herum, laufe eine Weile im Kreis, glaube, mich an heißem Saft erfrischen zu können und starre auf meinen Kilometerzähler - unglaublich, wie wenig km da stehen. Dieser Anstieg von heute morgen, diese - wie viel waren es gleich? 6 km? - die mich so unendlich viel Zeit gekostet haben. Und nun noch dieser Anstieg. Vielleicht nicht ganz so lang - aber sicher steiler, extremer.<br /><br />Man, o man. Ich stöhne, ächze, als ich mich in den Sitz meines Liegerades wuchte, meine Schuhe einklinke und die Kerbe von Aso in Angriff nehme. Was solls? Eine Wahl habe ich ja eh nicht.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgBYKAJ3-SOYU54YhaJgNVRJJMFGZ7eiEpKslnJufYfXy1CEw0WQcSyt4GwLUkgNqe9OFmPxRaGt5FVkxcNK5mFki3biPz5O4CNOO6CkurnCPXk5XqOk2jY6cIBO5bbFIhMIY88PnKOwuA/s1600-h/07.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 300px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgBYKAJ3-SOYU54YhaJgNVRJJMFGZ7eiEpKslnJufYfXy1CEw0WQcSyt4GwLUkgNqe9OFmPxRaGt5FVkxcNK5mFki3biPz5O4CNOO6CkurnCPXk5XqOk2jY6cIBO5bbFIhMIY88PnKOwuA/s400/07.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5412056194338621426" border="0" /></a>Die Serpentinen fordern von Anfang an alles. Es ist steil. Es ist eng. Es ist gefährlich. Mal links, mal rechts von mir fällt der Abhang fast senkrecht ab, nur im oberen Teil des Anstiegs schützt eine massive Ballustrade vor dem Absturz. Gottseidank ist der Verkehr jetzt um die Mittagszeit nicht allzu dicht, sodass ich mich auch von Zeit zu Zeit ausspannen kann, nicht so verkrampft darauf achten muss, nicht den extrem schmalen Seitenstreifen zu verlassen.<br /><br />Dann kurbele ich - logisch, im kleinsten Gang - auch mal auf die Fahrbahn, lasse meine Gedanken schweifen und lenke mich mit einem Blick ins Becken unter mir ab. Abschweifen, ablenken, von der heißen Sonne, die fast wieder unerträglich ist und dem Gefühl des Scheiterns, das mir langsam die schmerzenden Waden hinauf kriecht, neues Futter gibt.<br /><br />Langsam geht es voran. Meter um Meter. Es ist, als halte mich ein uralter Zauber im Kessel gefangen, als zögen mystische Fesseln an meinem Hinterrad - dem mächtigen Aso entkommst du nicht!<br /><br />Und doch, mit jeder Kurbelumdrehung, die ich mühsam in den weichen Asphalt stampfe, bringe ich mich einige Zentimeter weiter fort vom Vulkan, vom Gott Aso, der mich mit Steigung straft, mit Hitze quält.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEil3NtRX-qsZU8Hp4SXWWAcvngO17_E5mMeUFl-6JiqNyHd1vTrvXPO1_1PY62DYPWO_f5DHknQsrbkFUyvSzkZgecDvh30wMQWLLUqeiobHuuDhozKrz2iBNCYDl9UwtPqr0M2zwn6u40/s1600-h/08.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 219px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEil3NtRX-qsZU8Hp4SXWWAcvngO17_E5mMeUFl-6JiqNyHd1vTrvXPO1_1PY62DYPWO_f5DHknQsrbkFUyvSzkZgecDvh30wMQWLLUqeiobHuuDhozKrz2iBNCYDl9UwtPqr0M2zwn6u40/s400/08.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5412056194846044898" border="0" /></a>Alles Quatsch, natürlich, denke ich, als ich eines klaren Momentes, irgendwann auf der Mitte des Anstiegs, meine Speedmachine am Straßenrand parke und, völlig außer Puste, ein paar Meter zurück laufe, die Fahrbahn überquere und ins Land unter mir schaue: Wie ein buntes Schachbrett leuchten die Reisfelder ihr Grün in die Gegend, schemenhaft zeichnet sich der mächtige Kraterrand bis zum Horizont ab, unten, Ameisenautos, Ameisentrucks.<br />Gleich werden sie hier oben sein, an mir vorbeidröhnen und mir ihr Abgas in meine brennenden Lungen pressen.<br /><br />Ein wundervoller Ausblick, denke ich andächtig. Wundervoll und schön. Einer, den ich mir verdient habe. Klackernd stolpere ich zum Fahrrad zurück. Weiter, du musst weiter, denke ich mir. Gerade mal 70 Kilometer geschafft. Das ist noch gar nichts!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiPy00djWYrxSOSHh-DD5Dv3jQLt265MQPltr5VfnkBrkXuZYq1Ga2njQ46wiYhgR7DXGX5Jn0RF5PksKhl_tTv3N6mnp4DSEzhuCUGqYMbeT38YkVJipxjg_DgGRBFPvegCGwG2b060ks/s1600-h/09.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 179px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiPy00djWYrxSOSHh-DD5Dv3jQLt265MQPltr5VfnkBrkXuZYq1Ga2njQ46wiYhgR7DXGX5Jn0RF5PksKhl_tTv3N6mnp4DSEzhuCUGqYMbeT38YkVJipxjg_DgGRBFPvegCGwG2b060ks/s400/09.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5412055847466839794" border="0" /></a>Was folgt, ist unbeschreiblich.<br /><br />Denn alles, was den nun kommenden Serpentinen voran ging, war höchstens Geplänkel. Hinter der Kurve wartet zunächst ein Tunnel auf mich, kein Problem, denke ich an Kanada zurück, quetsche mich am äußersten Rand die Steigung zwischen dröhnenden Trucks hinauf und triumphiere, als ich das Ende erreiche. Aber dann erblicke ich sie - abenteuerlich in die Berge gesprengte Kurven, steile Passagen und Rampen, bei denen sich selbst die Rohloff hinter mir weigert, diese zu meistern.<br /><br />Das Endstück der Kerbe vom Aso-Becken ist eine einzige Qual. Langsamer noch als vorhin, schwerer noch als bisher, schlimmer noch als alles, was bis hierhin zu meistern war, habe ich das Gefühl. Die Steigung ist mörderisch.<br />Ich brate in der Sonne.<br />Komme kaum voran.<br /><br />Einen Steitenstreifen gibt es kaum mehr. Es sind dicke Splitsteine, auf denen ich entlang holpere, neben mir ein scharfer, 30 Zentimeter breiter Wasserabfluss. Wenn ich da mir einem Rad reingerate, sind meine Hydraulikbremsen, die Bremsscheiben und die Felge hinüber. Von mir ganz zu schweigen. Truck um Truck rasselt an mir vorbei, jedes Mal bekomme ich eine gescheuert vom Fahrtwind. Asos letztes Aufgebot, rede ich mir ein, gleich hast du es, gleich hast du es!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg3vlF4nR3xGW4Q9AWByD2uhbbB8Qg3Q7ghzi7OUMsDdqq3IKvbxgKF8JGdpEPa9PNRYdnAA-mWY749OZAvNOwKyRhJcd8aUaCRsiOi5poSR0jNZhu2CZmwbBjMrE8DKlCYurkDmeqdpfI/s1600-h/10.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 221px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg3vlF4nR3xGW4Q9AWByD2uhbbB8Qg3Q7ghzi7OUMsDdqq3IKvbxgKF8JGdpEPa9PNRYdnAA-mWY749OZAvNOwKyRhJcd8aUaCRsiOi5poSR0jNZhu2CZmwbBjMrE8DKlCYurkDmeqdpfI/s400/10.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5412055844344577554" border="0" /></a>Hab ich auch.<br />Irgendwann.<br /><br />Die Straße senkt sich. Ich fahre in den kühlen Schatten eines Waldes ein. Irgend ein Schild erzählt etwas von Wald und Eco. Sogar der Seitenstreifen ist wieder da. Autos und Trucks gibt es auch keine mehr. Und als ich mich umdrehe, hinter mich blicke, da sehe ich nur noch, wie die Straße da hinten ganz seicht abkippt und in eine verschüchterte Kurve abbiegt.<br /><br />Man, das muss eine Abfahrt sein! Und ich erinnere mich - eigentlich war geplant, dass ich diese Strecke in die andere Richtung fahre. Heißa, was hätte ich jetzt für einen Spaß gehabt! Und dann erst der Anstieg aus dem Aso-Becken hinaus, den ich heute morgen fahren musste - kurz bergan und dann eine lange Schussfahrt nach Kumamoto herrlich!<br /><br />Naja, tröste ich mich. Vielleicht bekomme ich ja auch noch ein schickes Bergabstück.<br />Bitte? Aso-Gott? Bitte, ja? Nur ein kleines, feines, aufregendes Bergabstück.<br />Ach, oder lass mal. Dann lieber keine Passagen mehr, die bergauf gehen. Das würde mir schon reichen ...<br /><br />Ich trinke einen langen Schluck, beschließe, im nächsten Conbini Mittag zu machen und trete rein. Wow, denke ich mir, ich habe den Mount Aso bezwungen!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Schussfahrt nach Inukai</span><br /><br />Noch lange nicht geschafft. Lange lange noch nicht. Der Triumph, der mir da die Speiseröhre hinauf zu quellen versucht, er ist verfrüht. Gerade einmal 110 km habe ich geschafft, 30 muss ich noch.<br /><br />30 Kilometer, an sich nicht Schlimmes, das sind, wenn es schlecht läuft, vielleicht 2 Stunden, und so, wie ich die Berge, die ich nun vor mir sehen kann, einschätze, wird es wohl auf zweieinhalb Stunden hinauslaufen. Berge. Ach schön, denke ich. War ja klar. Nicht, dass die zermürbenden Serpentinen des Aso-Beckens genug wären, nein, der Steigungsgott hat ja immer noch einen.<br />Einer geht noch.<br />Einer geht noch!<br /><br />Ich fahre los. Und wundere mich. Hä? Geht es hier etwa bergab? Bin ich in Trance? Träume ich? Es tritt sich leicht und rund, ohne Mühe beschleunige ich binnen kurzer Zeit meine Speedmachine auf 28 km/h - zum jetzigen Zeitpunkt der Etappe eine außergewöhnlich hohe Geschwindigkeit. Und dann gehen 30 km/h durch, dann 32 km/h.<br />Wa ist hier los? Was ist in meinen Trinkflaschen?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxt8HGFAcNI/AAAAAAAAFPk/E9cwky0dliU/s1600-h/11.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 226px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxt8HGFAcNI/AAAAAAAAFPk/E9cwky0dliU/s400/11.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5412055838548324562" border="0" /></a>Tatsächlich öffnet sich vor mir, egal, wie und wo ich fahre, immer ein Tal. Und tatsächlich sehe ich, wenn ich mich umdrehe, dass es bergab geht. Ich fahre bergab. Leicht nur, nicht viel, keine fetten Gradienten - Geschwindigkeitsrekorde fallen hier heute sicher nicht - aber geht bergab.<br /><br />Wow! Ich jauchze - 35 km/h und ich halte sie! Ich schieße förmlich die Straße entlang, endlich knallt mir wieder Wind in den Ohren, endlich spüre ich wieder Fliehkräfte beim Durchfahren von Kurven, die mich in den Sitz pressen, die mich anmachen, mich anfixen.<br />Yeah, geile Sache, rufe ich, Depeche Modes "Behind the wheel" dröhnt laut durch meinen Kopf als ich mal durch Wald, mal an sattgrünen Reisfeldern vorbei falle.<br /><br />Yeee-haw! Möchte ich brüllen - als eine satte 42 auf meinem Bike-Computer steht, ich meine kaum mehr spüre, so sehr kurbeln sie mit Freude in Rage, klackert der Freilauf, rasselt die Rohloff im Speedrausch. Hossa, was ist denn hier los?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxt8G6I6_1I/AAAAAAAAFPc/uPmZMzXNQ7A/s1600-h/12.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 196px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxt8G6I6_1I/AAAAAAAAFPc/uPmZMzXNQ7A/s400/12.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5412055835343519570" border="0" /></a>Auf einem Schild steht, dass es nur noch 15 km bis Oita seien, meinem Ziel und ich kann es kaum fassen - nach dem Schneckengang im Aso-Becken, nach dem ich nun fast im eigenen Schweiß am Kamm ersoffen wäre, breche ich sie nun also doch, die Gechwindigkeitsrekorde.<br /><br />Komisch, erinnere ich mich, als ich eine Pinkelpause in einem der schönen, mysteriösen Bambuswälder einlege, genauso war es auch in Kanada, auf einer der letzten Etappen - genau, nach Vancouver - als ich die Rocky Mountains verlassen habe und auch mit über 35 km/h und das ganze 160 km lang in die schicke Stadt am Pazifik geschossen bin. Und heute? Genau das selbe, ich rase wie ein geölter Blitz. Wie ein Samurai, der wütend ist.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxt8GuB0h5I/AAAAAAAAFPU/A6DXvn0gURc/s1600-h/13.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 215px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxt8GuB0h5I/AAAAAAAAFPU/A6DXvn0gURc/s400/13.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5412055832092510098" border="0" /></a>Heiß ist es trotzdem noch. Und zu denken, dass der Fahrtwind ausreichen würde, mich zu kühlen, ist falsch. Ich triefe, Sturzbäche salziger Lebensflüssigkeit rinnen an mir hinab, als ich an einem Family Mart mitten in der Pampa stoppe, mir eine Schachtel Spaghetti Bolognese á la Nihon erwärmen lasse und die heiße Pasta samt Seetangsalat und eiskaltem Calpis-Water mitten in der Sonne sitzend am Straßenrand verputze.<br /><br />Mir ist nun alles egal. Wie weit noch bis Oita? 20 km? 15 km? Weit kanns nicht mehr sein jedenfalls, und mal ehrlich, wenn das hier so weiter geht, bin ich in weniger als einer Stunde da. Ha, wie genial - weniger als eine Stunde!<br /><br />Und ich beschließe etwas - dies hier, heute, es ist die letzte Etappe. Kein Weiterfahren mehr. Nicht mehr hoch nach Kokura, keine Experimente! Heute endet sie, meine Japan-Tour. Ich werde mir schön einen Platz auf der Fähre suchen und richtig sutsche nach Hiroshima einreisen. Werde dort ein, zwei Tage verbringen, meinen Flug umbuchen und - wenn ich Glück habe - noch vor dem Taifun das Land verlassen können.<br /><br />Nee, heute ist Schluss.<br />Letzte Etappe.<br />Letzte Höhenmeter.<br />Ich bin alle. Merke ich, als ich satt bin.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxt77Xb6MrI/AAAAAAAAFPM/I-yKmlq7Flw/s1600-h/14.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 216px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxt77Xb6MrI/AAAAAAAAFPM/I-yKmlq7Flw/s400/14.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5412055637049356978" border="0" /></a><br />Die Straße windet sich noch ein letztes Mal durch eine Bergkette. Ich komme durch verschlafene, kleine Dörfer, wenig los hier, aber dafür werde ich mich Ausblicken belohnt - in den scharfen, engen Tälern sind wahre Schätze japanischer Dorfkultur erhalten geblieben. Abenteuerlich in den Hang geschnittene Terassen, auf denen selten schöne Holzhäuser stehen, Tatami-Tempel. Kleine Friedhöfe mit knallroten Torii, verwitterte Shinto-Stätten und immer wieder dieses japanische Grün, diese Reisfelder, die wie Neon aus der Landschaft strahlen.<br /><br />Ich kämpfe mich einige kleine Steigungen hinauf, schieße kurze Abfahrten hinab, komme durch eine breite Ebene und da ist es - Inukai, der letzte Ort vor Oita, Etappenziel. Ende der Reise.<br />Ich rolle ein. Bremse ab, komme zum Stehen, wow, muss ich kurz Luft holen, das war ein regelrechter Husarenritt!<br /><br />Da stehe ich und pumpe Luft in die Lungen.<br />Kreuzung.<br />Nur noch ein mal links abbiegen nach Oita.<br />Ich bleibe stehen. Unter einem Schild, das ich auch aus Deutschland kenne. Verkehrszeichen 331. Kraftfahrstraße.<br /><br />Für Fahrräder verboten.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Mal was Neues: Der Autobahnradweg</span><br /><br />Das kann doch nicht wahr sein, denke ich.<br />Stehe wie blöd an der Kreuzung, glänze im Schweiß, die Ampel vor mir schalten ein paar mal von Rot auf Grün, von Grün auf Rot und ich bin einfach fassungslos. Wie kann das sein? Die können doch nicht die einzige Straße, die nach Oita führt, auf einmal zur Autostraße machen und uns Radfahrer ... einfach so ausklammern?!<br /><br />Ich müsste links abbiegen, aber da sehe ich schon, nicht weit entfernt, wie aus den normalen Straßenschildern die grünen der Expressways werden - Autobahn. Keine Chance, Speedmaschinist, keine Chance.<br /><br />Ich biege rechts ab, komme in ein kleines, klitzekleines Dorf, verschlafen, tot, Mittagshitze flirrt durch enge Gassen auf deren Wegsteinen ich entlang holpere. Nein, das kann nicht richtig sein. Verdammt! Ich ziehe mehrmals meine Karte, breite sie aus und studiere sie - nein, es gibt nur diesen einen Weg. Es gibt nur diese eine Chance. Und das ist die Autobahn. Ist in meiner Karte nicht als solche verzeichnet, aber so ist es nunmal - Autobahn.<br /><br />Was tun? Das Oita-Massiv im Süden zu umrunden würde einen Umweg von mehr als 30 Kilometern bedeuten - und das Kämpfen mit kleinsten Straßen, die sich gefährlich serpentinenreich durch die Berge winden. In meinem Zustand ein Ding der Unmöglichkeit.<br /><br />Da sitze ich nun. Ein leerer Schluck Wasser. Falle in mich zusammen, kann kaum klar denken, die Hitze, die Müdigkeit und der Frust quellen mir zu den Ohren hinaus. Das kann doch nicht wahr sein! Immer wieder, das kann nicht wahr sein! 15 Kilometer - höchstens - noch, und die sperren uns aus?<br />Nein!<br />Stopp!<br /><br />Ist mir doch egal, wisst ihr was? Leckt mich doch! Arrigato!<br />Ich nehme die Autobahn. Scheiß drauf!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgpWY1v5dPJuPkyzl-wP9IS0otIpzxKlpBKqjb-i_-NtWxXQ8XBxHF_dbHlAZ583FDrqz-i9shiE4Mt0QZs40ACs4EgbTmuP2ZCYcvkiEB5UXukqHBCNJ2WhC0-btSEPOmMKz2Kdc7sNvg/s1600-h/15.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 193px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgpWY1v5dPJuPkyzl-wP9IS0otIpzxKlpBKqjb-i_-NtWxXQ8XBxHF_dbHlAZ583FDrqz-i9shiE4Mt0QZs40ACs4EgbTmuP2ZCYcvkiEB5UXukqHBCNJ2WhC0-btSEPOmMKz2Kdc7sNvg/s400/15.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5412055633967910850" border="0" /></a>Entschlossen kurbele ich durch das Dorf, komme an meine alte Kreuzung, sehe das Kraftfahrstraßen-Schild, schaue demonstrativ weg, habe Grün, schiebe mich an den glotzenden, wartenden Autos vorbei - jahaaa, da komme ich, da staunt Ihr, was? Ist mir scheißegal, dass das hier ne Autobahn ist, schreie ich in Gedanken und trete noch entschlossener.<br />Rauf auf den Highway.<br /><br />Und da sehe ich ihn - den Radweg.<br /><br />Ein recht angenehm breiter, fein asphaltierter Radweg. Sogar blaue Schilder mit Radlern drauf laden mich ein, ihn entlang der Autobahn zu benutzen. Hää? Wieso verbietet Ihr erst die Fahrräder und dann gibts hier sogar einen Autobahn-Radweg? Versteht das noch einer?<br /><br />Ich fahre drauf, mal hinter, mal vor der Leitplanke, links von mir brausen die Autos vorbei, nicht viele, es ist erstaunlich leer hier für japanische Verkehrsverhältnisse, ich brutzele wieder in der Sonne, aber weiß nun, dass ich gut voran kommen werde und die paar letzten Kilometer - da auf einer nivellierten Autobahn unterwegs - fast ohne Steigungsprozente werde abreiten können.<br /><br />Ah, herrlich, frohlocke ich, schon dem Nervenzusammenbruch nahe gewesen, und dann dies. Ein Radweg. An einer Autobahn! Auf sowas können wieder nur die Japaner kommen!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxt76sHs_KI/AAAAAAAAFO8/KYMEgfOYKEU/s1600-h/16.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 222px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxt76sHs_KI/AAAAAAAAFO8/KYMEgfOYKEU/s400/16.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5412055625421880482" border="0" /></a>So trete ich mich den Highway entlang. Es geht seicht bergab, wobei ich nie wirklich schnell werden kann, da sich der Radweg als wenig gereinigter Schmutzfänger entpuppt und alle paar Kilometer kompliziert die Auf- und Abfahrten der Autos umfahren werden müssen.<br /><br />Dafür führen hohe, schmale Brücken über tiefe Täler. Manchmal halte ich an und schaue mir den Urwald an, der da wild und unerforscht unter mir brodelt, es zischt und quäkt in den Bäumen, was da alles an Tieren herumkrauchen muss?<br /><br />Mir geht es zwar nicht viel besser - Erschöpfung macht sich breit - aber ich wähne mich dem Ziel nahe. Angst machen mir allein die Berge, die da vor mir im Dunst auftauchen. Mächtige Brocken, die ich hoffe, um- oder durchfahren zu können.<br /><br />Irgendwann stehen neben der Autobahn die ersten Häuser. Irgendann kommt die erste Patchinko-Spielhölle in Sicht, dann eine Lawson-Station, mehr Häuser und mehr Häuser und mehr Häuser und dann, nach einer langen aber nicht sehr fiesen Steigung, endlich, das Schild: Oita. Ich bin da.<br /><br />Fröhlich, aber total ausgelaugt, mache ich eine Pause. Trinke einen kalten Mt. Rainier-Cappucchino und sitze triumphierend auf meinem Parkplatz-Randstein. Ah, herrlich, denke ich mir voreilig: Jetzt nur noch zum Hafen, dann auf eins Schiff und dann, dann gehts nach Hiroshima. Sieg, will ich brüllen, Sieg - ich habs geschafft!<br /><br />Aber da sind noch einige Kilometer.<br />Und die werden bergig.<br /><br />Ich komme über atemberaubend geschwungene Brücken die in irrwitziger Höhe durch Bergkuppen stoßen, ich balanciere auf kleinen Seitenstreifen über hochgelegte Bahnen, schlängele mich am 5ten Stock der Wohnhäuser vorbei und irgendwann stehe ich an einer Mautstation. Bezahlen? Moment mal ... will ich anfangen, aber da sehe ich, dass Radfahrer nichts bezahlen müssen. Also weiter. Eine Schussfahrt beginnt, mit über 60 Sachen - wie es sich gehört - reite ich in Oita ein, ein Riesenmoloch once more, denke ich, habe Depeche Mode im Kopf, sehe mich schon an Bord des Schiffes auf einer großen Tatami-Matte liegen und dann stecke ich mitten im anschwellenden Nachmittagsverkehr. Stau. Ruß. Abgas.<br /><br />Und kein Straßenschild, das mich zum Port oder Kanko-Port lotsen will.<br /><br />Ich versuche, in Richtung Küste zu kommen, was sich als schwierig erweist - wie will ich in diesem Dschungel aus Beton und Glas-Palästen, dazu erstickend im Qualm der Blechkarossen, auch irgendwie die Küste finden? Ah, ich frage, Fragen ist immer gut.<br /><br />An einem Hilton steige ich ab. Klackere durch die Lobby, meine Cleats lassen die Köpfe von nicht weniger als fünf Rezeptionisten in meine Richtung blicken. Sie lächeln, verbeugen sich kurz.<br />"Konnichi-wa!", begrüße ich sie.<br />"Konnichi-wa!", grüßen auch sie zurück.<br /><br />Wo denn der Hafen sei. Ich möchte doch so gern noch heute nach Hiroshima.<br />Sie stutzen. Der Hafen, ja der ist ganz einfach zu finden - immer geradeaus. Aber Hiroshima? Es gehe gar keine Fähre nach Hiroshima. Woher ich das wüsste, fragen sie.<br />Ich, zunächst froh, auf dem richtigen Weg zu sein, zücke meine Karte. Ganz klar, eine gestrichelte Linie, die von Oita nach Hiroshima geht. Klare Sache. Es muss eine Fähre fähre geben. MUSS!<br /><br />Nein, bestätigen sie mir alle fünf, da geht keine Fähre.<br />Okay, nehme ich die Herausforderung an: "If there´s no ferry, I´ll come back and take a room, okay?"<br /><br />Ja, da freuen sie sich.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Ein Lichtblick</span><br /><br />Der Hafen ist tatsächlich nicht weit. Ich fahre noch ein, zwei Kilometer, erreiche dann den Kai und fahre an ihm in westlicher Richtung entlang. Alte Fischerboote dümpeln herum, rostige Kähne liegen in Trockendocks wie verwesende Wale. Klapprige Stückgutfrachter werden mit Erz beladen, Schuten bringen Schrott und Wohlstandsmüll zu den monsterartigen Klauen der Hafenkräne. Es riecht seltsam nach frischem Meersalz und altem Diesel. Es knattert und rattert, es heulen Sirenen, es blinken Lampen - dieser Hafen lebt. Und es ist kein HighTech-Containerterminal, in dem die Computer die Macht übernommen haben, dies hier, romantisiere ich, ist ein Hafen, wie man ihn in Deutschland schon gar nicht mehr sehen kann.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=33.246337,131.587184&spn=0.003199,0.004823&t=h&z=18&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=33.246337,131.587184&spn=0.003199,0.004823&t=h&z=18&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Dann sehe ich von Weitem die Fähre. Ich kenne sie bereits. Großes weißes Schiff, ein riesiger Kasten, optimiert für den Transport von so vielen Trucks wie möglich. Weiß, eine weiße Kiste, rot prangt die Flagge Japans am Rumpf.<br />Oita Kanko-Port. Da ist er. Ich habe das Fährterminal erreicht.<br />Wie geil, freue ich mich.<br />Jetzt nur noch ein Ticket lösen. Und dann ab nach Hiroshima.<br /><br />Ein uniformierter Hafenarbeiter winkt mich zu ihm. Ich sage ihm freundlich Hallo, er hallot zurück. Will mein Ticket sehen.<br />"Oh, I do not have one yet.", sage ich.<br />"You can buy one over there!", sagt er in überraschend gutem Englisch und deutet auf ein Gebäude. "Want to go Matsuyama?", fragt er weiter.<br />Nee, Matsuyama kenne ich schon.<br />"No, no. I want to get to Hiroshima."<br />Er runzelt die Stirn. Oh nein, denke ich, bitte nicht. Dann kreuzt er beide Unterarme: "No Hiroshima."<br />Ich frage, ob die Fähre heute schon weg wäre.<br />"No, no - no Ferry to Hiroshima. No Ferry!"<br />"Not today - but tomorrow?", bohre ich weiter.<br />"No, no Ferry to Hiroshima - come with me, come with me, please!", winkt er mir, dass ich ihm folgen solle.<br /><br />Im Terminal selbst lotst er mich durch die anstehenden Kunden hindurch zu einer Dame, der er kurz mein Anliegen auf Japanisch darlegt. Ich höre "Kanko" und "Hiroshima" raus. Und merke schon an ihrem Gesichtsausdruck, dass es weiter gehen wird, mit den Problemen. Sie schaut mich an, ruckelt sich auf ihrem Stühlchen zurecht, nimmt eine Karte und zeigt auf Oita.<br />"Oita.", sagt sie.<br />"Hai!", entgegne ich. Ich verstehe.<br />Dann sagt sie einen langen Satz, den ich nicht verstehe - aber indem sie mit dem Kugelschreiber eine weit ausholende Bewegung macht, erkenne ich, was sie sagen will: "Von hier aus fahren die Fähren nach ..." und weiter auf der Karte: "... Usajima, nach Osaka oder nach Matsuyama."<br />"Hai!", mache ich wieder, auch das verstehe ich. "Hiroshima?"<br />"Ie, No Hiroshima."<br />Aha. Kein Hiroshima also.<br />Sie starrt mich an. Lächelt. Dann sagt wieder was auf Japanisch, deutet mit dem Kuli auf die Karte und fährt etwas nach Norden: "Beppu.", sagt sie, "Hiroshima, hai!"<br />Aha, von Beppu also.<br />Beppu ist gar nicht so weit weg. 20 Kilometer höchstens. Immer an der Küste entlang. Bestimmt nett ...<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgRDHhTev0rUgQRuxW30ccbMoDI8lGOneVaGmj_V9dbZjZsoYiG6SmHVlF91tNiaagdRYAhIfCVvnayvK31KP9lJBUqLnFQfKoFIHHPMleV33W__2m4MhXgRrXgSAj2aUEaprtqCva703Q/s1600-h/ferry_map.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 317px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgRDHhTev0rUgQRuxW30ccbMoDI8lGOneVaGmj_V9dbZjZsoYiG6SmHVlF91tNiaagdRYAhIfCVvnayvK31KP9lJBUqLnFQfKoFIHHPMleV33W__2m4MhXgRrXgSAj2aUEaprtqCva703Q/s400/ferry_map.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5414634721741215714" border="0" /></a>Oder, sagt sie weiter, ich könne auch nach Kunisaki fahren, einem kleinen Nest nördlich von Beppu und dann nach Kudamatsu übersetzen. Von dort aus wäre es - das sehe ich - nur eine Tagesreise nach Hiroshima.<br />Na, das lassen wir mal, denn ich habe angeblich ja nur noch morgen schönes Wetter. Und morgen komme ich gerade zur Fähre, müsste also übermorgen im Regen nach Hiroshima fahren. Obwohl das die beste Alternative wäre, denn so würde ich nochmal viele Kilometer machen.<br /><br />Aber.<br />Aber ...<br /><br />Aber warum auch immer, entscheide ich mich anders. Ich starre auf die Karte. Sehe Osaka, sehe Beppu, sehe Matsuyama, warum auch immer, ich weiß es nicht, entscheide ich mich, zu bleiben. Irgendwie gewinnt dieser komische, bescheuerte Plan den Kampf der Gedanken in meinem Kopf. Und warum auch immer ich mir dieses ausgedacht habe, ich entscheide mich - ich bleibe, fahre nach Matsuyama, steige in die Fähre nach Hiroshima und habe dann 2 Fährfahrten anstelle einer.<br /><br />"So, I´ll take a Ticket to Matsuyama, Please."<br />"Hai!", macht die nette Dame, der Hafenarbeiter verabschiedet sich, verbeugt sich und bedankt sich (ich tue es ihm nach) und geht winkend wieder auf seinen Posten.<br />4.000 Yen muss ich zahlen, wie billig, denke ich, zücke meine Visa-Karte und schaue auf den Timetable: 17:30 Uhr geht die Fähre, also nur noch ein knappes Stündchen. Perfekt!<br /><br />Da funktioniert die Visa nicht.<br />Zweites Terminal. Sie zieht die Karte durch.<br />"Piiiiep!", nope, auch hier nicht.<br />Scheiße. Ich gebe ihr meine EC-Karte. "You take EC?"<br />"Hai!", nickt sie und zieht diese Karte durch.<br />"Piiiiep!", das darf doch nicht wahr sein!<br />Sie reicht mir beide Karten - mit einem Sumimasen der Entschuldigung.<br /><br />Mir schwant nichts Gutes. Ich bezahle meine letzten 4.000 Yen in Bar, die ich eigentlich für ein leckeres Essen an Bord aufsparen wollte. Visa funktioniert nicht. Wieso das denn?<br />Ich bekomme mein Ticket, sie sagt mir, wo ich hingehen soll.<br />Aber ich denke nach.<br />Ach, halt mal - ist nicht Monatsende? Ja, genau! Vorgestern war Wahl, 27.9. - also muss jetzt Oktober sein. Ach du Scheiße! Da hat Visa bestimmt vom Girokonto abgebucht, Miete und der ganze Kram ging auch ab und nun ist wahrscheinlich mein Konto gesperrt, Visa konnte nicht abbuchen und hat nun die Kreditkarte gesperrt.<br />Ja, so muss es sein.<br />Ach du Kacke!<br />Au Backe!<br />Scheiße!<br />Scheiße - kein Geld mehr.<br />Mitten in Japan!<br />Mich trifft es wie ein Schlag.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiQ4rIisKP-TqfIIHAaPHJe-iB1W0gaiy0Z9f1Xbg_O8_TLrb7FA17muyEQF2Vb7pmHuNlOl8Uu9kMw7ma8QnW5_s8MCCYhjX7DX-6uaHXsGNPzyhPp8Dr3au8-oHNP19xfyDKfozePV44/s1600-h/17.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 172px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiQ4rIisKP-TqfIIHAaPHJe-iB1W0gaiy0Z9f1Xbg_O8_TLrb7FA17muyEQF2Vb7pmHuNlOl8Uu9kMw7ma8QnW5_s8MCCYhjX7DX-6uaHXsGNPzyhPp8Dr3au8-oHNP19xfyDKfozePV44/s400/17.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5412055620771127058" border="0" /></a>Nachdenklich niedergeschlagen gehe ich zu meinem Rad. Neben ihm parkt ein Rennrad-Randonneur mit Anhänger. EIn kleines, 26er Rennrad, wie ich von diesen schon oft in Reiseführern gelesen habe: Was sollen die kleinen Japaner auch mit den großen 28ern.<br /><br />Ich sitze da, denke über mein Visa-Problem nach, als der Biker kommt - ich höre es am Cleat-Klackern hinter mir.<br /><br />"Ah, the Cyclist!", ruft er und grinst mir herzlich ins Gesicht.<br />"Hello! My Name is Lars, Konnichi-wa!", mache ich, verneige mich.<br />Es stellt sich heraus, dass dieser drahtige, quirrlige Herr Akira Hashimoto aus Osaka ist. Er habe Ferien und war nun genau meine Strecke abgefahren. Eine Woche von Kokura über Kumamoto nach Oita. Eine Woche.<br />"So, where you from today?", will er wissen, wo ich meine Etappe heute begonnen habe.<br />"I started in Kumamoto today."<br />"Kumamoto?!?", rührt es ihn wie vom Blitz getroffen.<br />"Hai!"<br />"Woooow! Suuuugoi!", macht er begeistert: "I started in Kumamoto three days ago - and you do it in one day?"<br />"Hai!", ich freue mich.<br /><br />Akira geht etwas essen.<br />Und ich sitze allein da, bewache unsere Räder. Dieses angenehme Gespräch kann mich nur kurz aus meinen Horrorvorstellungen reißen - Visa überbucht, geht nicht mehr. Und ich muss noch so viele Hotels bezahlen, so viele Frühstücke, Mittage und Abendessen essen, muss noch die Fähre nach Hiroshima zahlen. Muss trinken. Muss ... muss!<br />Und was nun?<br />Via geht nicht mehr.<br />WAS NUN?<br /><br />Ach du Scheiße!, kann ich immer nur noch denken.<br />Ach du Scheiße!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Ein Absturz</span><br /><br />Nervös beiße ich die ganze Zeit auf meinem Herpes herum. Meine Fresse, denke ich immer wieder, wie kann man nur so doof sein und ohne genug finanzielle Mittel, ohne wenigstens vorauszuberechnen, ins teuerste Reiseland der Welt ausbrechen - auch wenn es sich als preiswerter als erwartet heraus stellt?<br />Wie kann man nur so doof sein?<br /><br />Und - als ich an Bord der Fähre schiebe denke ich - wie kann man nur so doof sein, und das ganze Geld in Hotels verplempern, obwohl man doch für ein Drittel des Preises - und bei Wildcamping sogar vollkommen kostenlos - zelten könnte? Ich meine, ich schleppe das Zelt eh immer mit, also warum zur Hölle habe ich es nur drei mal benutzt?<br /><br />Ich könnte mich schlagen, als ich zu meinem "Single Bed" gehe, wie es auf dem Ticket steht: Wie immer eine Decke und ein hartes Keilkissen in einem der großen Schlafdecks, die nur aus Tatami-Matte bestehen. Ich bin so fertig, verschwitzt, die Beine zucken, körperlich am Ende. Heiß ist es trotz Klimaanlage, und so lege ich mich in meine verschwitzten Klamotten, während die dicke Fähre gen Matsuyama, dem Hafen, den ich schon kenne, ablegt, und ich mich im Einschlafen frage, warum nur, warum nur ich so bekloppt bin ...<br /><br />... 3 Stunden später legen wir an. Benommen, groggy wanke ich in den Stahlbauch, schnappe mir mein Fahrrad. Heißer Hunger knurrt mir im Magen. Einen Kaffee hätte ich jetzt gern. Und was zu Essen, ganz viel, viel brauche ich jetzt! Aber halt - da sind nur noch 1.000 Yen in meiner Tasche. Zu wenig für ein Ticket nach Hiroshima, das weiß ich, zu wenig auch für ein Restaurantbesuch.<br /><br />Im Terminal stelle ich meine Speedmachine dorthin, wo sie schon vor 4 Tagen gestanden hatte. Zücke meine Visa-Karte (man darf die Hoffnung nicht aufgeben) und lege mir eine Ausrede zurecht, falls sie wieder nicht funktionieren sollte.<br />An dem Schalter, wo sie die Fahrkarten nach Hiroshima verkaufen, bitte ich die Dame, mir ein solches zu geben.<br />Sie zögert. Oh man, was denn nun?<br />Sie zögert und lächelt: "Hiroshima ... today ... no Ferry.", stammelt sie lächelnd.<br />Nee, oder? Heute keine Fähre mehr?<br />"Super-Jet okay - but no bicycle."<br />Was? Wie? Keine Fähre mehr, nur noch der Katamaran, aber der nimmt keine Bikes mit?<br />"Hai!", lächelt sie mich an.<br />Wann geht die Nächste?<br />Sie malt eine Uhrzeit auf: 6:30<br /><br />Meine Güte, denke ich, bedanke mich und schlurfe zurück zum Fahrrad. Es ist jetzt 22 Uhr. Also achteinhalb Stunden hier im Terminal? Ich sitze da, falle immer tiefer in ein schwarzes Loch und frage mich, wer zur Hölle auf die tolle Idee kam, über Matsuyama nach Hiroshima zu wollen! Ich hätte noch ein paar Kilometer nach Beppu kurbeln können und wäre dann direkt gefahren! Aber nein, der Herr Bequemlord musste ja unbedingt heute noch Fähre fahren. Tolle Wurst - über 8 Stunden sitze ich nun in diesem sterilen Terminal herum!<br /><br />Da kommt ein Polizist, lächelt mich an, deutet auf das Fahrrad: "No Bicycle."<br />"Yes, I will leave soon.", beschwichtige ich ihn.<br />"When?", fragt er.<br />"I leave for Hiroshima with next Ferry.", antworte ich diplomatisch. Aber ihn kann ich nicht für dumm verkaufen.<br />"Hiroshima? No Ferry today - Tomorrow!", sagt er.<br />"Hai! I know", lächle ich ihn an.<br />"But Bicycle - not here! Outside, please.", sagt er.<br /><br />Vor vier Tagen habe ich fast 5 Stunden in dieser Halle verbracht - mit der Speedmachine - und da hat es doch auch keinen gestört?! Aber da hatte Clint Eastwood hier wohl auch kein Dienst.<br />Ach schön, denke ich, als ich mein Rad nach draußen in die Schwüle schiebe, dunkel ist es bereits - schlimmer kanns ja eh nicht kommen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhssWaCOyehIbBv8unQKvu8F4XNU9IyO6NLl-fFxlkyXpQ7wZgKSqnRKz2oKS4DJQes9FM3R4Rr_PVTZybiYVU4p9RsJyt-RhIuQ5psdqdCCz7mGY7obb93ebEsu3g-aObTl5c-vbZFnds/s1600-h/18.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 206px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhssWaCOyehIbBv8unQKvu8F4XNU9IyO6NLl-fFxlkyXpQ7wZgKSqnRKz2oKS4DJQes9FM3R4Rr_PVTZybiYVU4p9RsJyt-RhIuQ5psdqdCCz7mGY7obb93ebEsu3g-aObTl5c-vbZFnds/s400/18.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5412055612303663634" border="0" /></a>Oh, doch. Kann es.<br />Denn nachdem ich aus dem Terminal geschmissen wurde, eine kleine Fahrt entlang des Hafens ergeben hat, dass es keinen einzigen grünen Fleck zum Zelten hier gibt, bleibt mir nur, mir zum Übernachten eine Bank hinter zwei Werbetafeln zu schieben.<br />Neonlicht flimmert über mir, fette Motten fliegen lautstark gegen die Lampen, Autos zischen vorbei, der Parkplatz, an dem ich hier bin, ist zwar leer, aber das macht ihn noch mehr spooky.<br /><br />Ich sitze da, der Magen knurrt. Durst habe ich.<br />Das Terminal ist längst dunkel und abgeschlossen.<br />Matsuyama. Bei Nacht. Das Meer, es rauscht. Wie nett, denke ich.<br /><br />Und im selben Augenblick werde ich mir meiner Lage bewusst: Kein Geld, kein Ticket. Und wie soll ich nach Hause kommen?<br /><br />Tiefer sinken geht nicht - ich hole meinen Schlafsack heraus, breite ihn auf der viel zu schmalen, viel zu harten und viel zu kurzen Bank aus. Versuche zu schlafen, rede ich mir ein, versuche zu schlafen!<br /><br />Geht aber nicht.<br /><br />Was mache ich nur, ohne Geld?<br />Zuhause die Sparkasse anrufen und um Notgeld bitten? Aber ich habe nur noch 1.000 Yen, das reicht nicht für ein Telefonat nach Deutschland. Also in einem Hotel fragen? Kann ich machen. Oder in Hiroshima zum deutschen Konsulat. Kann ich auch machen. Ach Mist, ich komme ja nicht bis Hiroshima!<br /><br />Ich dämmere immer mal wieder weg. Schweiß gebadet wache ich dann auf, mein Hals, verquer gelegen, er schmerzt, ich kann mich nicht ausstrecken. Kann nicht auf der Seite liegen. Es ist heiß hier draußen, es nervt. Ich habe Kopfschmerzen, viel zu wenig getrunken nach dem Gewaltritt.<br /><br />Bin deprimiert. Ohne Geld kannste hier alles vergessen, rede ich mir ein.<br />Ohne Geld bist Du ein Nichts hier.<br />Visa geht nicht.<br />Girokonto ... da wird der Dispo längst schon überzogen sein.<br />Nein, so geht das nicht. So geht das nicht!<br />Das darf doch nicht wahr sein!<br /><br />Immer wieder holt mich der Schlaf. Dann, zehn, zwanzig Minuten später wache ich auf, habe Schmerzen im Rücken, wische die Alternativen, die mir im Traum in allen möglichen, schlimmen Varianten von meinem Unterbewusstsein vorgespielt werden, hinfort, versuche es zumindest, und rutsche immer tiefer ab in die Einsamkeit.<br />Allein - hier und heute bin ich es wirklich. Richtig einsam. Weit weg. Keine Chance.<br /><br />Wie gern würde ich eine SMS schreiben. Irgendwem. Meinen Freunden, meinen Eltern. Aber geht ja nicht.<br />Die Grillen zirpen.<br />Und ich habe den Depri des Jahres.<br />Was für eine Scheiße!<br />Pleite in Japan.<br /><br />Absturz in den Tiefpunkt - irgendwann, es ist mitten in der Nacht, schrecke ich auf. Jugendliche ziehen betrunken durch die leere Straße neben meinem Parkplatz. Und ich stelle mir vor, wie sie mich jetzt wohl sehen - ein Penner, stinkend, unrasiert, in einem Schlafsack auf einer Parkbank, die peinlich verstohlen hinter einem Werbeplakat an einer weiß gefliesten Wand steht. Ein Penner. Einer, der ein Nichts ist.<br />Wie sie wohl über mich spotten würden.<br />Lachen.<br />Schaut mal der da ... nee, den lassen wir in Ruhe, der arme Hund hat es eh schon so schwer.<br />Und sie ziehen weiter. Lachend. Feixend.<br /><br />Und ich?<br />Ich bin ganz unten.<br />Ganz unten, heute Nacht.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgCsYWSiXPgyH6-gGM44h8xNltRpBmC3puBi4WCxxiLPU2D2ox5jwlFR-YTYb46aLW2qJl2qTRBrJRgzYT0yZ3EcV1TuFeYiK7AMblXyKRAuqLtfLixwHr7OXmdRHPwoB4kVAR2ivRgYHw/s1600-h/map10_E8.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 232px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgCsYWSiXPgyH6-gGM44h8xNltRpBmC3puBi4WCxxiLPU2D2ox5jwlFR-YTYb46aLW2qJl2qTRBrJRgzYT0yZ3EcV1TuFeYiK7AMblXyKRAuqLtfLixwHr7OXmdRHPwoB4kVAR2ivRgYHw/s400/map10_E8.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5412055419525245330" border="0" /></a><span style="font-style: italic;">Gefahren: 142,76 km in heißen 6:21 Stunden mit - so lala - 22,5 km/h Schnitt</span><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnc_Lj-HbEPiAvV1HXaOTdffwatQav-CmQ9HfCtM_2TIEUJnSP4_8Ta4NMvsMq9HnUW5rMBz4lcB8aAhS06Q4LiKOjqggXD69wX4maV9fxE5Uuv7O0XIn5TYlHaGVSmHI3PK6JZ0HRZqk/s1600-h/coming_soon.jpg"><br /></a>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/11924140569160672339noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8275082678236673049.post-41908301822049346972009-10-10T09:10:00.003-07:002009-12-05T05:58:13.753-08:00Taifun. Und Herpes.<span style="color: rgb(255, 0, 0);">Tag 11/Ruhetag 3 - Schlimmer geht immer</span><span style="color: rgb(255, 0, 0);"> </span><br /><br />Es ist ja nicht nur so, dass der Regen draußen nicht nur nicht abgenommen, sondern sich im Gegenteil eher breit gemacht hat. Stärker geworden ist. Nervig. Dicke Tropfen prasseln an die Scheibe meines Hotelzimmers, gehen auf den Busbahnhof unten vor der Tür danieder.<br /><br />Nein, als ob das nicht schon genug werden, plagt mich von gestern auf heute, einfach so, ein anderes Problem.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiSGI77iyHiKZ1DFiTtNUoIUVYhi5hM1cXuXHl4mvCRv4M04Rj2cn5ddVURg8-5YFmbkkpQFKLbm3YMDo5WurqzctHjuY8OdYPnFPRIblGP0aV1FScgmUafan6yIvOfyHwA4ihtaNRr9fk/s1600-h/01.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 249px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiSGI77iyHiKZ1DFiTtNUoIUVYhi5hM1cXuXHl4mvCRv4M04Rj2cn5ddVURg8-5YFmbkkpQFKLbm3YMDo5WurqzctHjuY8OdYPnFPRIblGP0aV1FScgmUafan6yIvOfyHwA4ihtaNRr9fk/s400/01.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5411681944271924418" border="0" /></a>Herpes.<br /><br />Mhh, ja, ein schöner, dicker Blumenkohl, ich merke ihn sofort, als ich aufwache und mir die trockenen Lippen befeuchte - es schmerzt, es nervt, es fühlt sich dick an auf der Zunge.<br /><br />Ah, herrlich, ein Herpes. Na super.<br /><br />Die erste Amtshandlung nach dem Zähneputzen - obwohl ich ja weiß, dass es nichts bringt - ist das Einspachteln meiner Unterlippe mit einem Zentimeter Zahnpasta. Burn, Motherfucker, burn!, denke ich mir und beiße aus Frust regelrecht auf die gefüllten Bläschen. Es tut weh wie Sau.<br /><br />Woher mag der Herpes kommen? Sind es die 20 unterschiedlichen Stäbchen, die ich täglich benutze? Zwar verpackt, aber wer weiß? Sind es die 10 Plastikdosen kalten Cappucchinos, an denen ich täglich nippe? Ist es das Waschen auf öffentlichen Klos in den Conbini-Stores? Keine Ahnung, ist ja auch egal, denke ich mir, ziehe mich an und schalte das TV-Gerät ein.<br /><br />Was sagt der schlaue Wetterkanal?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxooDXZaUAI/AAAAAAAAFMc/nrLk98Mi-yk/s1600-h/01_a.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 289px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxooDXZaUAI/AAAAAAAAFMc/nrLk98Mi-yk/s400/01_a.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5411681940524388354" border="0" /></a>Es ist dieser eine Taifun, der mir Sorgen macht. Sie nennen ihn hier mittlerweile "Super Taifun". Und das klingt gar nicht super. Zwar sagen die Vorhersagen, dass es noch Tage dauert, bis der Taifun selbst hier sein wird, aber wenn ich so raus schaue, reichen die Vorboten eigentlich auch schon, um das Radeln zu Hölle zu machen.<br /><br />Heute, das wird mir schlagartig klar, kann ich hier bleiben. Kumamoto - ich beehre Dich noch einen Tag länger.<br /><br />Wenn ich mir das draußen so ansehe, dann wird mir Angst und Bange: Dichter Regenvorhang, ich schätze, meine Klamotten sind nach 30 Sekunden durchnässt. Und ich schätze, mein Rad nach 50 Metern unbrauchbar. Ganz davon abgesehen, dass sich die Straßen in Kanäle verwandelt haben - meterhohe Gischtwellen, die von den Bussen, Autos und Trucks aufgeworfen werden, machen eine Fahrt mit dem Rad, noch dazu einem so tiefen wie dem meinen, zu einem Suizidversuch.<br /><br />Wenn das so weiter geht, wird mir klar, kann ich meine Tour hier abbrechen. Und dabei wären noch 400 Kilometer zu fahren gewesen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgp_pQRYDYaBf36x8UHIvjmAMahHyd9p1qBxscDWiR5W-f6BqIdTSXnbeBQONWxLPCMaTvYKq6GtOQ94Z2THIBaQcy0cpexHhti9ZN2X7hmXg-vX56iiN5xw7V5kv9NwO4OzThwWo_oOrE/s1600-h/03.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 169px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgp_pQRYDYaBf36x8UHIvjmAMahHyd9p1qBxscDWiR5W-f6BqIdTSXnbeBQONWxLPCMaTvYKq6GtOQ94Z2THIBaQcy0cpexHhti9ZN2X7hmXg-vX56iiN5xw7V5kv9NwO4OzThwWo_oOrE/s400/03.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5411681856730719026" border="0" /></a>Ich frühstücke, im Conbini fällt mir ein T-Shirt auf: Ein riesiger Reichsadler der Wehrmacht prangt weiß auf dem schwarzen Grund. Darunter in bekannten Lettern "Sixty Seven Motorcycle Club" - das "S" in Sixty Seven als SS-Rune geschrieben.<br />Der Mann ist kein Rechter.<br />Hat nicht mal eine Glatze.<br />Ein ganz normaler, biederer, kleiner Japaner. Ganz und gar nicht Motorrad-Rocker, schon gar nicht Nazi.<br /><br />Ich starre ihn ungläubig an, als er vor mir in der Schlange ganz lieb seine Coca-Cola bezahlt und sich mit einem netten "Arrigato" bedankt, kurz verbeugt und zu seiner Frau in den wartenden, bonbonbunten Kleinwagen steigt.<br /><br />Na denn. "Motorrad-Wetter" halt ...<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxon-P6mrnI/AAAAAAAAFMM/QL_AKY2u6Uw/s1600-h/04.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 260px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxon-P6mrnI/AAAAAAAAFMM/QL_AKY2u6Uw/s400/04.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5411681852616781426" border="0" /></a>Draußen regnet es Pflaumen. Ein Glück, dass sich ein Family Mart genau unten neben der Lobby meines Kotsu-Hotels befindet.<br />Kotsu, so erfahre ich aus dem Prospekt, heißt Bus. Aha. Und weil unter uns der Busbahnhof ist, ist das hier das Kotsu-Hotel.<br /><br />Kanko - Auto.<br />Kotsu - Bus.<br /><br />Wieder was gelernt.<br /><br />Mir ist langweilig. Also schalte ich das TV aus - kann eh nix verstehen. Generalstabsartig (der 67 Motorcycle Club wäre stolz!) breite ich die Karten aus, unten aus der Lobby hole ich mir die Wettervorhersage der nächsten 7 Tage.<br /><br />Was also nun tun?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxon945mSdI/AAAAAAAAFME/T6JanDT47es/s1600-h/05.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 249px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxon945mSdI/AAAAAAAAFME/T6JanDT47es/s400/05.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5411681846438545874" border="0" /></a>Abbrechen? Weitermachen? Nur - wohin?<br /><br />Der Wetterbericht verspricht vor Eintreffen des Taifuns noch genau zwei Tage Sonne und die gewohnten Temperaturen um die 30 Grad. Dann, also überübermorgen, wird der Taifun anfangen, aus Japan ein Horrorland zu machen. Und dann, so male ich mir aus, wird mir das, was sich da jetzt draußen abspielt, wie Kindergartengeplänkel vorkommen.<br /><br />Also 2 Tage noch.<br /><br />Was tun?<br />Nagasaki kann ich vergessen. Da kann ich morgen - vorausgesetzt, dass die Vorhersage stimmt - zwar locker hinfahren, würde dann aber in einem Rutsch wieder bis hoch nach Kokura zu fahren haben. Und das sind über 200 Kilometer durch teilweise extrem bergiges Gebiet. No Chance.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiW1oNZBoW7k5LfsR8D_OkytHJmTQS_gg1FWtSS3Y5SFImKpiY0wSs5o3qDEL2MzSXDRsEt3SgLCXlzMfhLV4oNNWhtO6bUg9Gm2lz8V8IQ8Hny40a-i8K2YILw9oQoTKPhlglmnlncMD4/s1600-h/map1.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 316px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiW1oNZBoW7k5LfsR8D_OkytHJmTQS_gg1FWtSS3Y5SFImKpiY0wSs5o3qDEL2MzSXDRsEt3SgLCXlzMfhLV4oNNWhtO6bUg9Gm2lz8V8IQ8Hny40a-i8K2YILw9oQoTKPhlglmnlncMD4/s400/map1.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5411743439764989506" border="0" /></a>Obwohl diese Strecke genau das wäre, was meine verkorkste Tour retten würde - eine schöne, weite Schleife bis fast in den äußersten Westen Japans. Nagasaki - Kokura und dann mit Zug oder Fähre nach Hiroshima. Wäre cool.<br /><br />Wenn, ja wenn da nicht das Problem mit der über 200 km langen Etappe wäre. Google Maps sagt 226 km voraus - und ich will gar nicht wissen, wie viele Höhenmeter da drin stecken. Und diese, da bin ich mir sicher, würden mir meine Knie nie verzeihen.<br /><br />Was auch, wenn sich die Meteorologen irren? Ich meine, so ein Taifun rast mit 30 bis 40 Metern in der Sekunde über das Meer ... was ist, wenn der schon morgen eintrifft? Oder geiler noch, mich mitten auf der 226 km-Etappe überrascht?<br /><br />Ich erinnere mich an meinen Traum von gestern.<br />Schlimm genug, dass daheim die Merkel gewonnen hat - die Story mit dem Baumstamm muss nun nicht auch noch wahr werden.<br /><br />Und nun?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh-8phIihf1T2lJlPGul9vxhKx00wsJiDnKdkFxm_O1mmYtib80swyYkJbFE9HV3SLU1dSMkuYbAljdjlZcnw_lNRwFylZc_mROloKCvvJqwZ8XKAJjH8mIhj6vQVEP58sh98-cHocqOCw/s1600-h/map2.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 269px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh-8phIihf1T2lJlPGul9vxhKx00wsJiDnKdkFxm_O1mmYtib80swyYkJbFE9HV3SLU1dSMkuYbAljdjlZcnw_lNRwFylZc_mROloKCvvJqwZ8XKAJjH8mIhj6vQVEP58sh98-cHocqOCw/s400/map2.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5411746678283880274" border="0" /></a>Ich entscheide mich, Kyushu nach Osten zur durchqueren. Ja, genau, das werde ich tun! Da ich gestern schon eine meiner ursprünglich geplanten Etappen - nur anders herum - gefahren bin, ist es nur logisch, die morgige auch auf der Ursprungsstrecke - nur wieder anders herum - abzureiten. Also nach Oita. Oita soll es sein.<br /><br />So sehe ich vielleicht sogar doch noch Beppu und seine Onsen-Bäder. Soll der Taifun doch kommen! Soll er doch, denn dann mache ich einfach noch einen Ruhetag, lasse mich im traditionell japanischen Onsen verwöhnen und - das Beste - von Oita aus geht eine Fähre direkt bis nach Hiroshima. Wie geil?<br /><br />Wenn also das Wetter doof ist, nehme ich das Schiff. Die Strecke verspricht mindestens 8 Stunden Überfahrt. Genial. Entspannt in Hiroshima von Bord rollen. Mit oder ohne Taifun - die sicherere Lösung.<br /><br />Wenn das Wetter gut bleibt, kann ich ja auch wieder bis hoch über Kokura nach Shimonoseki fahren - denn von dort gehen, das weiß ich, eine Menge Linienbusse - Kotsus - auch nach Hiroshima.<br /><br />Tolle Planung, beglückwünsche ich mich, und verbringe erst einmal ein paar Stunden im Bett. Nicht, ohne vorher noch eine rituelle Spachtelung meines blühenden Herpes vorzunehmen. Wieder voller Hoffnung, mache ich es mir zunächst vor dem Flatscreen gemütlich, verspeise noch eine Bento-Box Sushi und lege mich dann zum Dösen hin.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxon9mJJeAI/AAAAAAAAFL8/qS3HZBuaKpg/s1600-h/06.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 263px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxon9mJJeAI/AAAAAAAAFL8/qS3HZBuaKpg/s400/06.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5411681841403492354" border="0" /></a>Als ich wieder aufwache, schöpfe ich Hoffnung - draußen ist es spürbar heller geworden. Zwar prasselt der Regen nieder wie eh und je, aber ich kann zumindest schon wieder die Häuser von gegenüber erkennen. Sogar manchmal bis zu den Berggipfeln hinter der Stadt. Wow.<br /><br />Ich mache mich bereit für morgen. Meine Isomatte, meine gute, feine, leichte, unbequeme Isomatte, ich lasse sie hier im Hotel. Brauche sie eh nicht mehr - ab jetzt werde ich sowieso nicht mehr zelten. Ein wenig blutet mir schon das Herz, als ich sie zusammen gerollt unter den Tisch stelle - habe ich doch immerhin einige wunderbare Nächte auf noch wunderbareren Touren auf ihr geschlafen.<br /><br />Ich verbringe den Abend bei sinnlosen TV-Shows, esse, bade noch einmal und trinke mein obligatorisches, Gold-Asahi. Lecker. Kalt.<br /><br />Leicht angetrunken mache ich das Licht aus, schlafe ein und hoffe, dass es mich wenigstens noch zwei Tage in Ruhe lässt, dieses Taifunmonster, das da unaufhaltsam durch den Pazifik pflügt, Sturm und Wasser bringt.<br /><br />Ich schlafe.<br />Ich träume.<br />Vom Monster. Während mein Herpes weiter schmerzhaft gedeiht.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxon9UAvDSI/AAAAAAAAFL0/hs4PfWSxo2U/s1600-h/07.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 297px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sxon9UAvDSI/AAAAAAAAFL0/hs4PfWSxo2U/s400/07.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5411681836536368418" border="0" /></a>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/11924140569160672339noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8275082678236673049.post-29404402658071796052009-10-10T09:10:00.001-07:002009-12-04T06:26:50.193-08:00Taifun!<span style="color: rgb(255, 0, 0);">Tag 10/Etappe 7 - Regen machen die Tour kaputt</span><span style="color: rgb(255, 0, 0);"> </span><br /><br />Sturm rüttelt an meinem Zelt. Die Planen flattern in den Böen, ich bekomme kein Auge zu. Ist alles gut abgespannt? Ich blinzele in den grünen Himmel meiner silikonierten Stoffdecke, die sich knapp über meinem Kopf in den Wind stemmt. Ruckartig, fast, als prügele jemand auf mein Zelt ein, reißt der Sturm an ihm herum.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhXgVfksAb-oSdbjqWrSqkWcF6D4jhA3DNboPAZvalDGOjohIFh0pQ9biloooohyphenhyphenS0zjSVCGJZRIFudYX8H_wJMgflCALRu7eG45FV7HEniZfKeIfUtSm8DwSxTAHUauU8LvxqbOz1paHM/s1600/Zelt_Test_3.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 300px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhXgVfksAb-oSdbjqWrSqkWcF6D4jhA3DNboPAZvalDGOjohIFh0pQ9biloooohyphenhyphenS0zjSVCGJZRIFudYX8H_wJMgflCALRu7eG45FV7HEniZfKeIfUtSm8DwSxTAHUauU8LvxqbOz1paHM/s400/Zelt_Test_3.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5409992691697976242" border="0" /></a>Ich kann das Schlagen der Plane hören, unter der meine Speedmachine steht. Diese Plane konnte ich nicht abspannen. Ich höre und hoffe, dass der Wind meinem Liegerad nichts anhaben kann. Zwischen zwei Pinien habe ich es geklemmt, dann die Plane dazwischen und so gut es eben ging den silbrigen Stoff um die Streben gewickelt.<br />Jetzt knallt und kracht die Plane im Wind.<br /><br />Regen prasselt danieder. Kein Vergleich zu dem seichten Tropfkonzert, das ich unter dem Baum an meinem ersten Tag am Fuji-san genießen durfte - das hier ist richtiger Regen. Sturzbäche. Ich bin nass schon vom Zuhören.<br /><br />Die Tropen gehen auf das Zelt nieder, schlagen auf der Liegerad-Plane ein und rund um mich herum, selbst im hohen Gras hier zwischen den Bäumen kann ich das Wasserbombardement hören. Unangenehm. Der Sturm streift Böe um Böe durch die Baumwipfel, irgendwie zischt und rumort es gewaltig hier am Abhang, an der Schräge, wo ich nach panischer Suche im aufkommenden Regen diese kleine Kuhle gefunden habe, nicht weit von der Straße, aber doch weit genug, um mich unbeobachtet, um mich sicher zu fühlen.<br /><br />Und nun? Keine 20 Minuten später öffnet der Himmel seine Schleusen und lässt diesen Wolkenbruch niedergehen. Es regnet wie Sau. It´s raining Cats and Dogs. Oder, wie der Japaner sagt, es regnet Pflaumen.<br /><br />Nass bin ich geworden. Zu erst auf dem Kopf, Trikot und Hosen waren eh schon vom Schweiß durchnässt, als ich gegen 15 Uhr meine Etappe abbrechen musste im aufkeimenden Regen, schnell rechts abgebogen in irgendeinem Dorf, keine Ahnung, wo ich hier überhaupt bin. Nicht einmal einen Conbini-Store gibt es hier ... wow, es donnert über mir ...<br /><br />Ich rettete mich vorbei an einzelnen Häusern, fuhr eine löchrige Nebenstraße hoch, rein in den Wald, das letzte Haus ließ ich hinter mir, dann einen Waldweg rein, unter einem Schlagbaum durch, es fing an mit regnen, Scheiße, Scheiße! Da - eine Stelle. Abgestiegen, die Speedmachine durch einen halben Meter hohes, nasses Gras geschoben, den Berg hoch geprügelt. Super Stelle, schnell, die Plane, dann schnell, das Zelt.<br />Regen, er geht los.<br />Nass.<br />Kann kaum was sehen, meine Sonnenbrille ist viel zu dunkel hier, aber die richtige Brille in den Tiefen meiner Seitentaschen ... wow, es blitzt ...<br /><br />Dann ging es los - kaum hatte ich das Unterzelt aufgebaut. Wrumm! Wie ein Donnern gleich kommen die ersten richtigen Regentropfen, der Guss beginnt. Nass, dunkel, nun auch Wasser auf der brille. Das Silikon meines Zeltes ist rutschig, durch die Cleats in meinen Schuhsohlen dringt Wasser an meine Füße.<br /><br />Dann, endlich, das Zelt steht! Rein, rein, dunkel, eng, die Tasche hinterher gezogen, sie ist nass, egal, rein, zumachen, zu die Plane. Sitzen. Schneidersitz, oder so. Eng ist es. Diese fetten Taschen. Ich dampfe, ich stinke. Ich pumpe Luft - steht alles sicher? Das Rad? Trocken?<br /><br />Ich ziehe mich aus. Keine Chance, hier irgendwo die Sachen zum Trocknen aufzuhängen. Feuchte Bündel Funktionswäsche. Stinkend, triefend. Ich trockne mich ab. Das Handtuch hat einen zweifelhaften Geruch. Ich auch. Diese fetten Taschen killen mich. Irgendwo an die Seite die Dinger. Meine Lampe macht Licht. Ich kann im Kegel der Dioden Sturzbäche am Zelt entlang laufen sehen. Wind zerrt die Plane mal hierhin, mal dorthin.<br />Socken aus. Zehen abrubbeln.<br />Unterhemd haus. Brust abtrocknen.<br />Neuer Slip.<br /><br />Ich rutsche in meinen Schlafsack. Warm. geborgen.<br />Draußen tobt es nun richtig. Ich kann schon gar nicht mehr die Tropfen einzeln hören. Ein pausenloser Trommelwirbel aus H2O auf mein Zelt. Die Bäume, das Gras, der Boden, der ganze verdammte Berg liegen unter Dauerfeuer. Ich mittendrin. Feindesland. Weitab des Kurses.<br /><br />Durst. Ich habe Durst. Nur noch ein halber Liter warmes Calpis vorhanden. Zähneputzen mit Spülen kann ich heute vergessen. Abendessen auch. Der Magen hat sich schon lange nicht mehr gemeldet - er schmerzt vor Hunger, vorhin plagten mich Krämpfe. Nun geht es.<br />Aushalten bis morgen früh. Hoffentlich. Wenn der Regen vorbei ist, gehts weiter. Morgen früh. Schlafen, ich sollte versuchen, zu schlafen. Zu vergessen.<br />Scheiß Etappe, echt! Wenig geschafft. Mitten im Nowhere hier.<br />Ich schwitze.<br />Es blitzt direkt über mir.<br /><br />Dann der Donner. Durch Mark und Knochen fährt er mir. Erschüttert mich, lässt mir heißes Blut in den Kopf schießen. Alter! Da bebt sogar der Boden! Der Regen, irgendwie drischt er noch wütender auf mich ein. Der Wind, zum Sturm geworden, zieht an den Heringen. Draußen, die Speedmachine, unter Beschuss.<br /><br />Ich drehe mich um. Will mich auf die Seite legen, ein Ohr bedecken, den Krach ausblenden, nichts mehr hören wollen, mich wegbeamen, irgendo anders hin, wo es nicht dunkel, wo es nicht unheimlich ist, in einen Traum, dorthin, wo es schön ist.<br /><br />Ich drehe mich. Fasse mit den Fingern neben meine Isomatte auf den Zeltboden. Es fühlt sich komisch an. Weich. Wie Pudding. Ich stutze. Weich? So weich? Ich fühle noch einmal. Mit der flachen Hand zunächst, dann mit einem Finger. Oh mein Gott! Ist das Wasser? Fasse ich da ein eine Pfütze? Licht an! Brille auf, sie beschlägt sofort, als wieder runter, nahe die Augen ran. Scheiße! Tatsächlich, Wasser. Ich drehe mich zur anderen Seite. Das selbe hier - Wasser. Eine Blase, auf der ich liege. Ich kann das Wasser regelrecht wippen fühlen. Vorn - das selbe - hinten, am Fußende, auch Wasser. Scheiße, Scheiße!<br /><br />Ich drehe mich um, starre zum Ausgang, das schwappt es schon rein. Sehe, wie die Pfütze in mein Zelt quillt. Wassersäule 10 Zentimeter, das wars. Durch den Reißverschluss suppt es unaufhörlich. Meine Klamotten liegen schon in einer Pfütze, saugen sich voll. Verdammt! Ich bin wie von einer Tarantel gestochen, ich fahre hoch, suche neue Klamotten, ach, Scheiße, nimm die Alten, wirst eh nass. Es suppt weiter rein, drückt richtig die Plane nach innen.<br />Rrrummm! Ein ein neuer Donner, schneeweiß, blendend grün, das Zelt, als der Blitz irgendwo neben mir im Berg einfährt. Wasser hämmert von oben. Drückt von unten. Eine richtige Pfütze nun im Zelt.<br /><br />Als ich die nassen Schuhe anhabe, Grashalme kleben an ihnen, ich knie mich hin, öffne das Zelt von oben nach unten, schaue raus - Wasser in einem Schwall drückt ins Zelt, ich stehe auf, springe raus in den Regen, augenblicklich bin ich nass - Fuck! - ich stehe kniehoch in einer riesigen Pfütze, die mein ganzes Zelt umschlossen hat, vom Abhang her dröhnt in einem meterbreiten Wasserfall der Regen den Berg hinab, lässt meine Zeltkuhle immer weiter voll laufen.<br /><br />Mittlerweile ist das Zelt vollends abgesoffen. Mein Fotoapparat, meine Seitentaschen, der Schlafsack, die Klamotten, alles abgesoffen. Ich werfe alles, so gut ich kann, in die schräge Hanglage. Den nassen Kram ins nasse Gras. Scheiße, scheiße, was soll ich tun? Was soll ich nur tun?<br /><br />Stockduster ist es.<br /><br />Es knallt und knackt im Wal. Kein Licht, nur meine Stirnlampe, deren regenzerfetzter Kegel nervös durch den dunklen Spukwald zuckt, Regen, Pfütze, ich stehe bist zum Schienbein in Wasser. Nasses Zelt klebt an mir. Ich muss tauchen, fühlen, um die Heringe aus dem Schlamm zu ziehen. Äste und Gras schwimmen um mich herum. Alles nass.<br /><br />Neben mir, ein komisches Geräusch. Ein Tier? Ein Schwein, ein Bär womöglich? Ich fahre herum, gerade rechtzeitig um in anzuleuchten, als er bergab an mir vorbeischießt: Ein Baumstamm, ein kapitaler Karwenzmann, getragen von Nässe, gespült von einem Sturzbach, Schlamm spritzt, als er keine zwei Meter neben meiner Wasserkuhle an mir vorbei schießt, hangabwärts, ein Baumstamm! Alter! Wenn so einer mich trifft, ins Zelt fährt, den Stoff zerreißt, meinen Kopf trifft, ihn zerdrückt ...?!?<br /><br />Dann, neben mir, die andere Seite, ein Ruck, ein Seufzer, silbrige Folie glänzt im Schein, als sie umfällt, die Speedmachine. Das Liegerad kippf um. Fällt. Landet neben mir im Wasser, geht unter. Ich stehe da, triefend, nass, das Zelt in den Händen, neben mir schaut etwas Orangenes aus dem Wasser. Es ist mein Liegerad. Abgesoffen.<br />Untergegangen.<br />Vollabsturz.<br />Hilfe, denke ich.<br /><br />Hilfe!<br />Taifun!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">ChroMoRa - eine Chronische Morgen-Rampe</span><br /><br />Was für ein krasser Traum, denke ich, als ich aufstehe und gleich zum Fenster des Hotels renne, die Vorhänge beiseite ziehe und mich gleich überzeugen muss, dass es keine dunklen Wolken sind, die da den Himmel verhängen. Dass es kein dicker, nässetriefender Himmel ist, der da droht.<br /><br />Nein, ist es nicht.<br />Es ist bewölkt, ja, aber freundlich. Weiße Schäfchen, eine große Herde, ziehen über mir träge dahin. Kein Schwarz. Kein Grau. Nein, freundliches Weiß. Ich bin beruhigt. Sollen die im TV doch was von Taifunen erzählen wie sie wollen. Draußen ist es mein Japan, wie ich es kenne, wie ich es liebe: Heiß, trocken.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxJTbE2TZLI/AAAAAAAAFI0/SFJmInjCAIc/s1600/01.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 237px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxJTbE2TZLI/AAAAAAAAFI0/SFJmInjCAIc/s400/01.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5409477827048465586" border="0" /></a>Und bergig, wie ich wieder feststelle, kaum dass ich das Hotel verlassen habe. Direkt in Kokura geht es schon los. Ich kämpfe mich einige Wellen hoch, links neben mir auf den Bürgersteigen schreiten Horden von uniformierten Schülern, einige winken, schreien im Chor, einige andere lachen und rufen. Ich schwitze. Bin kaum schneller als sie. Ein paar Jungs mit klapprigen Damenrädern liefern sich sogar einen Sprint bergan mit mir, sie haben keine Chance, natürlich. Aber der Ritt die Steigung hinauf fordert auch seinen Tribut - zwar konnten die kleinen Bastarde nicht den Gaijin überholen, dafür stecke ich nun in der finalen Steigung fest.<br /><br />Ein Monster von einem Anstieg. Zwei, drei Kilometer geht es schnurgerade den Berg hinauf. Neben mir, die Straße, ausgebaut zu einer Autobahn, Blech dröhnt an mir vorbei, ungläubige Mienen zweifelnder Mit-Vierziger Japanerinnen auf den Beifahrersitzen mustern mich. Und ich wie ein Schluck Wasser in der Vertikalen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxJTa1qFOpI/AAAAAAAAFIs/Dn3hofg38W8/s1600/02.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 201px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxJTa1qFOpI/AAAAAAAAFIs/Dn3hofg38W8/s400/02.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5409477822970673810" border="0" /></a>Ich komme endlich aus der Stadt hinaus. Heute geht es nach Süden. Nach Süden, denn ich will meine Schleife über Nagasaki drehen. Morgen wäre ich da. Heute stehen 150 Kilometer auf dem Programm - mitten durch Gebirge, mitten durch uralte Pässe, die schon in der Shogun-Zeit zum Handel benutzt wurden.<br /><br />Heiß ist es.<br /><br />Und die Taifune, sie spuken in meinem Kopf herum. Ich erinnere mich an meinen Traum. Scary. Und irgendwie fällt sie mir ein, Angela Merkel. Im Traum, irgendwie, erschien sie mir. Mitten im Sturm stand sie da. Blair Witch Project. Und sie mittendrin. Ein Schauer überfährt mich. Nee, lass mal, Taifun ist schon schlimm genug. Bundestagswahl daheim. Ich habe meinen Brief schon abgegeben - macht keinen Scheiß, Landsmänner, lasst meinen Traum nicht wahr werden. (Mmh, das ging wohl in die Hose).<br /><br />Es ist warm heute. Aber bewölkt und deshalb stört mich keine Sonne, verbrennen keine Strahlen meine Haut und lassen mich nicht austrocknen wie eine Pflaume aus Kalifornien. Mein Tritt ist rund, obwohl nicht besonders schnell. Welle um Welle wirft mir der Straßengott vor die Felgen, aber ich strete stoisch. Nagasaki voraus.<br /><br />Taifune im Rücken.<br />Merkel in Stellung.<br /><br />Das gibt Power durch Angst.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">180 Grad, Umluft. </span><br /><br />Ich besiege die Steigung, während die Merkel zu Hause siegt. Und während ich mich weiteren Bergen gegenüber sehe, mich in die Vertikale werfe wie ein tapferer Berserker, stellt sie ein Kabinett zusammen, über das ich nur staunen kann, das mir Tränen in die Augen treibt, unverständlich, katastrophal. Dirk Niebel. Guido Westerwelle.<br /><br />Kann ich nicht hier bleiben, liebes Japan?<br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxJTaseofAI/AAAAAAAAFIk/z3E8xQdkyzo/s1600/03.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 192px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxJTaseofAI/AAAAAAAAFIk/z3E8xQdkyzo/s400/03.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5409477820506733570" border="0" /></a>Die Berge sind ruppig. Nicht diese großen, mejestätisch geschwungenen Riesenkuppen, die den Fuji-san flankierten, nicht von der Art, wie ich sie auf der Etappe nach Takamatsu neben mir hatte, eine felsige, brutale Mauer, die Wache steht, keinen durch lässt.<br />Nein, diese hier sind klein, zerklüftet, fies. Wald und Moos deckt ihre Grausamkeit zu, die Straße wird nach oben und unten geworfen, ein Auf und Ab der Prozente, killt jeden Wadenmuskel, zerbröselt Motivation wie altes Brötchen.<br /><br />Aber ich stelle mich, kämpfe mich hindurch. Nagasaki, morgen. Es lockt.<br />Heiß ist es. Wahnsinn, wie die Sonne, obwohl ich sie nicht sehen kann hinter der wattedicken Wolkenschicht, hier alles erhitzt. Schweiß steht in Perlen, Wasser fließt in Bächen - Durst!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjF7Erh1GhAHYPO3bJRpR5YdifCAuUOdYbzvxUwM3nflE_LV4BfELnVH6GrE0NiwCQqH7fIW_rZYJ-ard-KTVb_9eMRT488t0vknG7ugTHx2Hb97vv2iUM8fuGlOcZM3wgpczVtbQXR_uk/s1600/04.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 196px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjF7Erh1GhAHYPO3bJRpR5YdifCAuUOdYbzvxUwM3nflE_LV4BfELnVH6GrE0NiwCQqH7fIW_rZYJ-ard-KTVb_9eMRT488t0vknG7ugTHx2Hb97vv2iUM8fuGlOcZM3wgpczVtbQXR_uk/s400/04.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5409477815639154450" border="0" /></a>In einem Lawson greife ich ins Regal. Diesmal kein Calpis Water. Das wäre jetzt zu süß. Aber auch keinen Grünen Tee. Der wäre jetzt zu bitter. Ich greife zu einem eiskalten Tee, rote Verpackung, sieht Klasse aus. Bezahlen. Verbeugen. Arrigato.<br /><br />Ich sitze draußen an meinem Liegerad. Parkende, rauchende Damen schauen mich musternd an, als ich die eckige Flasche öffne und den Inhalt hinunterstürze. Und stutze. Es schmeckt. Nicht. Es schmeckt nach gar nichts. Ich schmecke das Nichts.<br />Und schaue auf die Verpackung. Da steht: Energy, Protein, Carbohydrate, Sodium - ZERO. Da steht auch No Flavour.<br />Mmh.<br /><br />Bei 700 verschiedenen Drinks, die ich mir aus dem reichhaltigen Angebot des Conbini hätte aussuchen können, isotonische, mineralstoffreiche, erfrischende und wohlschmeckende Getränke, nehme ich das, das nichts enthält und nach nichts schmeckt.<br />Und am teuersten ist.<br /><br />Glückwunsch. So ist das, wenn man die Wahl hat, und in die Scheiße greift. Wie daheim in Deutschland. Merkel lässt grüßen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxJTKEaADZI/AAAAAAAAFIU/Y0AZ4rhYdU0/s1600/05.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 213px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxJTKEaADZI/AAAAAAAAFIU/Y0AZ4rhYdU0/s400/05.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5409477534871981458" border="0" /></a>Ich kämpfe mich durch einen Bergzug, eine Kette kleiner Giftzwerge, fiese, piesackende Berge, kleine hässliche Hügel mit kleinen hässlichen Steigungen. Nichts Großartiges gibt es zu berichten, ich folge einfach dem Asphalt, in Trance, tretend, schwitzend, singend.<br /><br />Mache wieder meine zweisprachigen Lufthansa-Durchsagen, bevor ich den Verstand verliere, singe "Behind the Wheel" von Depeche Mode und frage mich, wie es wohl in Nagasaki sein wird. Schon keimt die Vorfreude in mir auf - irgendwie ist es auch gut, dass ich meine Route geändert habe, zwar nicht Beppu sehe, aber dafür nun noch weiter nach Westen gelange und Nagasaki, das idyllisch liegen muss, sehen kann.<br /><br />Da enden auch die Berge, ich überquere eine lange Brücke über einen trägen Fluss, bin drüben, Route 3 hat mich. Ich halte an. Das war über eine Stunde Fahren wie bewusstlos, Trancetreten.<br /><br />Bemannte Traumfahrt.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjPqo3sOS3eB-oSMfkDRD1tnW_C16MSHBD-QDYw9t_5jJHVGD2SNKE-4IeZ8w5FnQHJFR8ZvsJjWeWJltdAwiuWlvbGXVZuccKAXxD6mER6pwdWm_mNi-lOWUc46rtEfEObgrdS3BCqp94/s1600/06.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 227px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjPqo3sOS3eB-oSMfkDRD1tnW_C16MSHBD-QDYw9t_5jJHVGD2SNKE-4IeZ8w5FnQHJFR8ZvsJjWeWJltdAwiuWlvbGXVZuccKAXxD6mER6pwdWm_mNi-lOWUc46rtEfEObgrdS3BCqp94/s400/06.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5409477533219760018" border="0" /></a>Es öffnet sich eine weite Ebene vor mir, ein tolles, ruhiges Tal. Ich schaue zum Himmel - keine Kondensstreifen. Zivilisation, die Moderne, scheint es hier nicht zu geben. Naja, so revidiere ich mich, als der erste von wieder endlosen Trucks an mir vorbei poltert, wohl doch geirrt, diese Bergkette war keine mystische Zeitbrücke in die Vergangenheit, nein, nur wieder eine weitere Felswand, die ich gemeistert habe.<br /><br />Das Liegerad liegt super. Ich freue mich, wieder an die 25 km/h zu kommen, genieße die Ebene, endlich mal keine Steigung, und versuche, den nicht abreißen wollenden Schwerlastverkehr nur wenige Zentimeter neben mir zu ignorieren.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=32.962442,130.647354&spn=0.102692,0.154324&t=p&z=13&output=embed" width="425" frameborder="0" height="350" scrolling="no"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=32.962442,130.647354&spn=0.102692,0.154324&t=p&z=13&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Ich muss jetzt nur das Tal durchqueren, weiß ich von meiner Karte zu lesen, dann noch einmal durch eine kleine Bergwelt - vielleicht diesmal die Liegerad-Zeitschleife? - und dann wäre ich da, am Ziel, Kumamoto. Für heute.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Die Dorfattraktion</span><br /><br />Ich komme in ein tief geschnittenes Tal. Es ist kaum 200 Meter breit, links und rechts von hohen, ruppigen Bergen begrenzt, dichter Wald wuchert auf ihnen herum, in der Mitte ein in ein schmutziges altes Betonbett gezwängter Fluss. Es geht in Wellen bergauf und wieder bergab, die Straße windet sich mal links mal rechts herum. Irgendwann, es ist mittlerweile so heiß, dass ich das Gefühl habe, dass gerade hier in der Enge des Tals die Luft zur unbeweglichen Stickigkeit zu stehen scheint, kommt ein kleines Dorf.<br /><br />Ich entscheide mich, eine Pause zu machen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhXytLDR9wbacDjOk9D-oc0lEwdW0GwgLV4eXTydwM2DXMjdC2llEU1K1U-4QZameZWOtC5FSFnnhBdOnrL52lZDMCuFC-IzP3oYZxI23o5O1y4PDMj2aXqDhX2rdW0ytycCkUa2X11P8k/s1600/08.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 248px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhXytLDR9wbacDjOk9D-oc0lEwdW0GwgLV4eXTydwM2DXMjdC2llEU1K1U-4QZameZWOtC5FSFnnhBdOnrL52lZDMCuFC-IzP3oYZxI23o5O1y4PDMj2aXqDhX2rdW0ytycCkUa2X11P8k/s400/08.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5409477521729771826" border="0" /></a>Ich parke mein Liegerad neben dem Fluss, trüb und unbewegt liegt er da, scheint genauso wie ich zu stöhnen, so heiß ist es, kein bisschen Bewegung im Nass, deprimierend.<br /><br />Ich sitze auf dem nackten Beton, versuche, das bisschen Schatten, den die Speedmachine mir gibt, auszunutzen und mich am heißen Wasser zu erfrischen, das in meinen schwarzen Seitentaschen auf Siedetemperatur gebracht wurde.<br /><br />Mir gegenüber öffnet sich laut knarzend eine Tür. Heraus tritt eine alte Frau. Gebückt, langsam, wie in Matrix´ Bullet Time-Effekt, schlurft sie, eine Tasche tragend, über die Straße. Komisch, denke ich, als ich sie beobachte - wenn ich auf den Straßen unterwegs bin, rauschen die schwer beladenen Trucks nur so an mir vorbei. Kaum ist diese Dame, die das Pleistozän noch erlebt haben könnte, auf dem Asphalt, kommt nicht ein einziges Auto. Sie braucht Jahre, um zur anderen Straßenseite zu kommen.<br /><br />Alte, rote Augen mustern mich.<br />Sie schaut herüber zu mir.<br />"Konnichi-wa!", rufe ich und proste ihr zu.<br />"Konnichi-wa, Hallo!", ruft sie zurück und lacht so breit, dass ich ihr herzliches, zahnloses Gebiss sehe. "Na? Ganz schön heiß heute, oder?", ruft sie.<br />"Joa ...", entgegne ich, "... aber nicht viel heißer als die letzten Tage auch, oder?"<br />"Das stimmt, mein Freund, das stimmt." Sie schlurft einige Schritte: "Wohin willst du denn?"<br />"Nach Nagasaki, dann wieder hoch nach Hiroshima", antworte ich.<br />"Oho.", macht sie, "da hast du aber ganz schön was vor!"<br />"Nee, nee, heute geht es nur nach Kumamoto", beruhige ich sie.<br /><br />Gott, denke ich, wenn die Frau weiter so langsam geht, dauert dieses Gespräch noch Jahre! Links und rechts von mir haben sich weitere Türen geöffnet, zwei alte Herren stehen in den Torbögen und mustern mich. Gegenüber, hinter dem Fluss, schaut eine weitere Oma aus einem der Fenster eines Holzhauses. Direkt über ihr wölbt sich ein kunstvoll geschnitzter Dachfirst.<br /><br />"Na, dann mal alles Gute!", sagt die Dame und grinst mich an.<br />"Oh, danke, Ihnen einen schönen Tag", entgegne ich.<br />"Ja, ja, ein bisschen Arbeit noch, dann reicht es aber auch für heute!"<br /><br />So schlurft sie davon, überquert eine Brücke.<br />Die anderen starren mich noch eine Weile an, verschwinden dann auch in ihren Häusern.<br /><br />Natürlich hat dieses Gespräch so nie statt gefunden. Ich wünschte, es hätte. In Wahrheit schnattert die nette alte Dame in einer Tour auf Japanisch, ich nicke nur und kontere mein Standard-"Wakarimasen".<br />Ich verstehe nicht."<br /><br />Aber so ist das eben, wenn man sie Dorfattraktion ist.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxJTJ1onSpI/AAAAAAAAFIE/CX3rh3sIuoo/s1600/07.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 215px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxJTJ1onSpI/AAAAAAAAFIE/CX3rh3sIuoo/s400/07.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5409477530906741394" border="0" /></a><br />Nach 10 Minuten ist auch der letzte der stillen Zuschauer wieder im Haus verschwunden und ich bin allein mit der Hitze, meinem Schweiß und matschigen Bananen. Und weil ich nicht weiß, was da noch vor mir liegt, ob dieses Tal noch enger, noch bergiger, noch heißer wird oder wie weit es noch sei bis Kumamoto, zwinge ich mir ein Power-Gel rein.<br /><br />Klebrig, heiß wie Klebstoff versuche ich, "Tropical Fruit" herunter zu würgen, lange schon hat mich der tägliche Power-Shot nicht mehr so angeekelt, wie heute. Heiße Rotze, zäher Schleim, es schmeckt so, wie verfaulende Äpfel riechen, es klebt im Hals, verstopft die Speiseröhre, es schüttelt mich. Ah, gut, welche Wohltat, diese Geschmacks-Katastrophe nun auch noch mit heißem Wasser hinabzuspülen.<br /><br />Na, verdrängen, Speedmaschinist, steh auf! Halte durch! Sattle die Pferde!<br /><br />Ich steige in mein Liegerad, schnalle den Helm um, die Handschuhe, klinke meine Schuhe ein, fahre los, und sehe hinter mir die beiden älteren Herren kurz aus der Deckung ihrer Holztüren hervorlugen, als ich das Dorf verlasse und sie noch schnell ihre rosinenschrumpeligen Köpfe durch die Türen stecken, um mich zu sehen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxJTJAQUbhI/AAAAAAAAFH0/3KnY6BAKH50/s1600/09.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 231px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxJTJAQUbhI/AAAAAAAAFH0/3KnY6BAKH50/s400/09.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5409477516577762834" border="0" /></a>Das Tal ist mal gnädig, mal brutal. Mal geht die Straße gen Himmel, steil, unbarmherzig, mal fällt sie in einer spektakulären Kuve um einige Dutzend Meter bergab, dann werde ich augenblicklich schnell, breche durch die 60 km/h-Mauer und lege mich wie ein Jagdflieger in die Kurve. Unten stehen saftige Reisfelder in feinstem Grün, neben mir zischt es insektoid aus dichtem Wald.<br /><br />Ich rege mich schon gar nicht mehr auf, über die Steigung.<br />Ich freue mich schon gar nicht mehr, über die Abfahrt.<br />Wie in Trance trete ich mich durch die Hitze. Meine Güte, bete ich, wann hört diese Backofenfahrt endlich auf?<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Die Ebene der Sieger</span><br /><br />Das tut sie nach 10 Kilometern. Ich schieße in einer letzten rasanten Abfahrt aus den Bergen und vor mir eröffnet sich eine flache Ebene. Links und rechts noch mehr Reisfelder, Berge, sie bleiben grüßend, winkend am Horizont zurück, vor mir, nichts als Fläche, flache Ebene, nahrhaftes Grün und vielleicht nur noch 20 Kilometer bis zum Ziel.<br /><br />Schlagartig bessert sich meine Laune.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjZMW4_vAZYjCoEfwBhBsIX5vkJpXg2RWKoWWHkLwE8bWw85OU5QSiY6tpFXhhAxalURVMUBJ2RESRvtOmtwPWbFuzUz5Aaa2zP8jvo4B2IQdnpCN75dMST1ftMxgRd152eWDbiTSGVg44/s1600/10.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 188px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjZMW4_vAZYjCoEfwBhBsIX5vkJpXg2RWKoWWHkLwE8bWw85OU5QSiY6tpFXhhAxalURVMUBJ2RESRvtOmtwPWbFuzUz5Aaa2zP8jvo4B2IQdnpCN75dMST1ftMxgRd152eWDbiTSGVg44/s400/10.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5409477366763336466" border="0" /></a>Links und rechts fliegen Autos, Transporter und Trucks an mir vorbei, und auch das stört mich nicht mehr - die relativ alte und enge Bergstraße ist wieder zu meiner bekannten, großzügig asphaltierten Route 3 geworden, ich komme wieder konstant auf Geschwindigkeiten um die 25 km/h.<br />Ich fliege nur so dahin.<br /><br />Die Wolken sind über mir immer noch recht dicht, aber dafür lassen sie wenigstens nicht auch noch die Strahlen der Sonne durch, obwohl ich mir überlege, dass es noch viel heißer eigentlich gar nicht werden kann.<br /><br />Es folgt noch eine kleine Essenspause, dann, die letzten Kilometer bis Kumamoto. Irgendwann macht die Straße einen Knick, es geht leicht abwärts, als ich in den unvermeidlichen Speckgürtel der Stadt einfahre, um wieder Patchinko-Hallen, Supermarkt-Tempel und Konsum-Schlösser zu durchqueren.<br /><br />Dann Kumamoto - ich lande inmitten einer riesigen Fußgängerzone, links und rechts türmen sich Manhattan-artige Hochhäuser, tausende Menschen sind unterwegs, Verkehr wie in Tokyo. Hallo? Ich dachte, das wäre hier eine kleine Stadt á la Matsuyama?!?<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=&sll=32.800749,130.704067&sspn=0.003215,0.004823&ie=UTF8&hq=&hnear=&ll=32.800749,130.704067&spn=0.003215,0.004823&t=h&z=18&output=embed" width="425" frameborder="0" height="350" scrolling="no"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/maps?f=q&source=embed&hl=de&geocode=&q=&sll=32.800749,130.704067&sspn=0.003215,0.004823&ie=UTF8&hq=&hnear=&ll=32.800749,130.704067&spn=0.003215,0.004823&t=h&z=18" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Ich frage im Tokyoko-Inn, ob sie ein Zimmer hätten. Natürlich haben sie, freundlich füllen sie den Anmeldebogen aus. Als ich meine Speedmachine hineinschiebe, winken sie ab - nein, das Rad müsste bitte ins Parkhaus. Ich versuche ihnen zu erklären, dass es teuer sei, und ich es lieber bei mir auf dem Zimmer hätte.<br />Nein, keine Chance.<br />So gehe ich wieder.<br />Das erste mal, dass sie mir hier in Japan etwas verweigert haben.<br /><br />Erst im Kotsu Hotel heißen sie mich willkommen - das Rad aufs Zimmer? "No Problem, Sir, may I help you with the Bicycle?", fragt der herzliche Concierge. Nein, danke, das geht schon - aber toll, dass Sie fragen!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjkic4KHB7a3YQ4sPm3_oHXBWP5xv_iZaV9zz-ua_Zj07_O20vCGy-hUMrlOGFW7SxxQusZllAFtUB0sY2QMmrBSCowAPfmfQZRH0LuivJmS8qbAkeklZBbanCRkaPviPlUNma3fI5ARnw/s1600/11.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 210px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjkic4KHB7a3YQ4sPm3_oHXBWP5xv_iZaV9zz-ua_Zj07_O20vCGy-hUMrlOGFW7SxxQusZllAFtUB0sY2QMmrBSCowAPfmfQZRH0LuivJmS8qbAkeklZBbanCRkaPviPlUNma3fI5ARnw/s400/11.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5409477364884546450" border="0" /></a>Minuten später sitze ich auf Klo, verdienterweise, und studiere die detaillierte Anleitung, wie man es richtig benutzt. Diese Japaner ... denke ich mir nur, grinse in mich hinein und freue mich, als neben mir das heiße Wasser in die Wanne sprudelt und ich endlich den Dreck des Tages abwaschen kann.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Smogwashing</span> <span style="font-weight: bold;">und Haltungsschäden</span><br /><br />Da sitze ich nun, versinke in heißen Fluten, quetsche mich in die Enge aus Emaille und genieße die Hitze, zum ersten mal heute, genieße sie, sauge sie ein, schwitze sie aus, den ganzen Dreck loswerden, den Schmand der Straße, Feinstaub, Diesel und Ruß. Die Kilometer, ich kann sie greifen, kann sie abwischen - dicke, schwarze Schicht Arbeit. Kurbelumdrehungen.<br /><br />Distanz sichtbar gemacht.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjaevPOx_w9-oEa_3PsqGz_PCm4AhNQbxZ19PbUZ3nWE3IsPyyT_iTeAlCeQO7xJ0SGDKybuM6n9qlQ6z0xAnzIaxKHu_licV7Na6Kbipx8-7RCSw-8M6OCuoyZbc9O7izcd6RZCQaOe9A/s1600/12.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 214px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjaevPOx_w9-oEa_3PsqGz_PCm4AhNQbxZ19PbUZ3nWE3IsPyyT_iTeAlCeQO7xJ0SGDKybuM6n9qlQ6z0xAnzIaxKHu_licV7Na6Kbipx8-7RCSw-8M6OCuoyZbc9O7izcd6RZCQaOe9A/s400/12.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5409477361812233714" border="0" /></a>Als ich die Wanne verlasse, klebt ein dicker schwarzer Rand an ihr. Ich schäme mich ein wenig, aber so ist das nunmal, als Ritter der Landstraße, direkt im Verkehr, meine Waden, wenn sie in Höhe der qualmenden Schlote sich bewegen, alles einsammeln, was an meiner eingecremten Haut hängen bleibt.<br /><br />Ich genieße es förmlich. Komisch - draußen, beim Fahren, da ekelt sie mich an, diese Hitze. Macht mich fertig, zieht mir die letzte Kraft aus den Poren. Aber hier, inmitten von Fliesen und der hygienischen Umgebung eines Badezimmers, da heiße ich sie willkommen, kann gar nicht genug bekommen.<br /><br />Nachdem ich gebadet bin, geschniegelt und gebügelt, mache ich mich auf, mir die Stadt anzusehen. Kumamoto, was hat es zu bieten?<br />Der tolle Concierge schenkt mir einen Stadtplan und empfiehlt mir ein Cybercafé in einer der unzähligen und unvermeidlichen Fußgängerzonen. Emails schreiben, das ist, was ich als erstes muss. Muss, muss! Hunger, Durst, alles nicht so wichtig - ich muss kommunizieren, den Lieben daheim, meinen Eltern, meinen Freunden, meinen Kollegen endlich mitteilen, dass es mir gut geht, wo ich bin und was ich hier erlebe.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxJS_iR-uJI/AAAAAAAAFHU/cbeeMAL_f34/s1600/13.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 205px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxJS_iR-uJI/AAAAAAAAFHU/cbeeMAL_f34/s400/13.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5409477353912842386" border="0" /></a>Im Einkaufszentrum wieder das gewohnte Bild: Laute Musik, schrille Neonreklame, Läden für alles und jeden, Patchinko-Hallen, aus denen Bummsmusik dröhnt und Horden kichernder Uniform-Schülerinnen, die entweder am Handy hängen oder in lebhaftem Shopping-Talk versinken.<br /><br />Dabei fällt mir wieder auf, dass die jungen Damen hier Haltungsschäden vom Feinsten haben: Fehlstellungen der Füße, X-Beine wohin das Auge blickt. Ich achte bewusst darauf und bin schockiert. Fast jede Zweite dreht extrem die Füße nach innen. Komisch.<br /><br />Ich suche und finde das Internetcafé, eine Stunde kostet 800 Yen und endlich kann ich wieder nach langer, langer Zeit Lebenssignale nach Deutschland schicken. Meine Lieblingskollegin aus der Agentur antwortet sogar gleich, so kann ich sogar noch ein kleines Gespräch initiieren.<br />Die Stunde vergeht wie im Fluge.<br />Ich habe allen gemailt.<br />Bin zufrieden.<br />Glücklich sogar ein wenig.<br /><br />Als sich mein Magen meldet - also auf, die müden Knochen in Bewegung gesetzt: Hunger!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Taufun!</span><br /><br />Draußen erwartet mich die Hölle. Es ist stockduster. Schwül. Drückend warm und sofort spüre ich diesen schweren Druck auf den Lungen: Feuchtigkeit. Es ist eine Feuchtigkeit, die ich noch aus Mauritius kenne - satter Geschmack auf der Zunge, Wasser, das durch alle Nähte der Kleidung kriecht, sie an der Haut kleben lässt und Kopfschmerz verursacht.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxJS_YCNMgI/AAAAAAAAFHM/22pYV3H39lE/s1600/14.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 178px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxJS_YCNMgI/AAAAAAAAFHM/22pYV3H39lE/s400/14.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5409477351162327554" border="0" /></a>Draußen wütet er. Der Taifun.<br />Ich trete aus den automatischen Schiebetoren der Mall. Regen, ich mag es nicht Regen nennen. Die Tropfen sind Augapfelgroß, dicke, runde, satte Dinger. Ein Bombardement aus Wasser, ein dichter Vorhang, durch den ich kaum die gegenüber liegende Straßenseite erkennen kann.<br /><br />Es pladdert nur so herunter, fegt den Dreck von den Bürgersteigen, spielt Klavier mit den Blechdächern der gepakten Autos. Die Rinnsale am Straßenrand schwellen in den paar Minuten, die ich mit einem Dutzend Japanern unter dem Vordach stehen bleibe, zu reißenden Flüssen an, bald schon schieben Autos und Busse eine Bugwelle atlantischen Ausmaßes vor sich her.<br /><br />Weltuntergangsstimmung. Wahnsinn, denke ich mir, und staune über so viel Regen.<br />Kein Vergleich zu deutschen Gewittern oder Wolkenbrüchen. Wahnsinn, diese Tropfen. Dabei trotzdem so weich und warm. Angenehm fast, denke ich, als ich mich von einer perfekt Japanisch sprechenden Dame verabschiede, die mich in ein Gespräch verwickelt hat, und hinaus trete, hinein, in die Dusche.<br /><br />Es dauert keine 10 Sekunden und ich bin durchgeweicht. Bis auf die Knochen. Nass. Pitschnass. Schuhe, Hosen, T-Shirt, alles nass. Das Bad hätte ich mir sparen können, denke ich.<br /><br />Und auf dem Nachhauseweg fällt er mir wieder ein, mein Traum.<br />Wie wäre das nur, jetzt, draußen, irgendwo vor der Stadt. Wildcamping.<br />In diesem Inferno.<br />Und plötzlich ist sie gar nicht mehr so fern, diese Vision von kniehohem Wasser im Zelt, von der Speedmachine, die untergeht, vom pfeilschnellen Baumstamm, der wie ein Amboss gleich den glitschigen Abhang hinab gleitet, die Kraft besitzend, Schädel zu zertrümmern.<br /><br />Im Hotel sitze ich, trockne mich ab, schlüpfe in den Kimono und schaue Nachrichten. Ich verstehe kein Wort, wie immer, aber ich kann die Wetterkarten lesen - zwei Taifune, immer näher kommen sie. Bringen Regen, bringen Winde.<br /><br />Ich schaue ein letztes Mal aus dem Fenster.<br />Leere Straßen, angefüllt mit Wasser. Kanäle fast, in denen ich erwarte, im nächsten Moment venezianische Gondeln zu erblicken.<br /><br />Wahnsinn, denke ich. Immer wieder Wahnsinn - heiße ihn willkommen, den Taifun. Und frage mich, was nun aus meiner Tour wird.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxJShXtfJdI/AAAAAAAAFHE/aq_55fYJyS0/s1600/map9_E7.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 232px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxJShXtfJdI/AAAAAAAAFHE/aq_55fYJyS0/s400/map9_E7.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5409476835679348178" border="0" /></a><span style="font-style: italic;">Gefahren: 162,98 km in 6:36 Stunden mit einem 25er Schnitt. </span><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnc_Lj-HbEPiAvV1HXaOTdffwatQav-CmQ9HfCtM_2TIEUJnSP4_8Ta4NMvsMq9HnUW5rMBz4lcB8aAhS06Q4LiKOjqggXD69wX4maV9fxE5Uuv7O0XIn5TYlHaGVSmHI3PK6JZ0HRZqk/s1600-h/coming_soon.jpg"><br /></a>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/11924140569160672339noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8275082678236673049.post-50841229671048812982009-10-10T09:09:00.000-07:002009-11-28T01:10:17.837-08:00Japanologie für Anfänger<span style="color: rgb(255, 0, 0);">Tag 9/Ruhetag 2 - Gucken in Kokura ...</span><span style="color: rgb(255, 0, 0);"> </span><br /><br />Ich sehe einen Riesenarsch, als ich meine Augen öffne.<br /><br />Er prangt direkt vor meinen Augen. Direkt vor meinem Fenster. Gerade rüber - an einer Hauswand.<br />Ein Riesenarsch.<br />Arsch.<br />Im Arsch.<br />Wie ich. Einfach nur fertig.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjfGwWKP4HJiUohWXQbCvi-yWijELluQdHQGfqCt3MSLq-pSjnCb2DfYKylMtQVfi5Eeanf-m5ojB3a-V5Kby5GLSJtmZeGiyaRGWklHHDKFMP77H-DczM2283i-ZoFsrHzQIdsK2MbSOs/s1600/01.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 156px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjfGwWKP4HJiUohWXQbCvi-yWijELluQdHQGfqCt3MSLq-pSjnCb2DfYKylMtQVfi5Eeanf-m5ojB3a-V5Kby5GLSJtmZeGiyaRGWklHHDKFMP77H-DczM2283i-ZoFsrHzQIdsK2MbSOs/s400/01.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5406864544332402578" border="0" /></a>Als ich heute morgen von der Fähre rolle, kommt es mir vor, als habe ich den ganzen Abend Drogen genommen und müsste nun versuchen, mich zu benehmen. Kokura um 4 Uhr. Und ich mitten drin.<br /><br />Es ist frisch, als ich die Stahlrampe hinabfahre. Aber nicht kalt.<br />Die Stadt ist leer, Ampeln blinken gelb.<br />Autos, fernab, mal ein Taxi, dann wieder Ruhe.<br />Niemand auf. Niemand bewegt sich.<br /><br />Ich fahre eine große, 4-spurige Magistrale hinauf, dann wieder hinab, sehe ein, zwei, drei, vier Hotels, die mir aber alle zu teuer erscheinen. An einem Conbini-Store - und die haben hier tatsächlich 24 Stunden geöffnet - mache ich halt und genehmige mir erst einmal ein Sandwich und einen kalten Capuchino.<br />Zwei alte Taxifahrer beobachten mich, sie rauchen ihre Kippen, Langeweile steht ihnen zwischen ihren Falten ins Gesicht geschrieben.<br /><br />Dann raffe ich mich auf, gähne, muss am ganzen Leib zittern - die Augen fallen mir zu, als ich mich in das Liegerad zwänge und zu einem Hotel an der Ecke fahre.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Nachhaken lohnt sich.</span><br /><br />Ich betrete die Lobby. Glastüren schwingen beiseite, Messing, das wie Gold tut. Alles in dunklem Stein gehalten, polierter Marmor, sehr schön. Ein Herr verneigt sich hinter der Rezeption auf 30 Meter Entfernung, ich rufe ihm ein freundliches "Konnichi-wa" zu, er erwidert es.<br /><br />"Do you have a Room for me?", frage ich.<br />"Oh, yessa.", macht er.<br />"An how much is it?"<br />"It´sa ...", er schreibt eine Zahl in den riesigen Gaijin-Taschenrechner und hält ihn mir hin.<br />4.500 Yen steht da. Ist okay, meine ich, guter Preis, das Hotel sieht ja auch nicht schäbig aus.<br />"Hai, hai!", macht er, freut sich und beginnt sogleich, meinen Ausweis zu scannen, mir das Zimmer-Formular hinzulegen und meine Visa zu belasten.<br /><br />Ich frage weiter: "I am very tired, can I go to the Room now?"<br />"Tired - yes, yes.", macht er.<br />"Yes, I come from Matsusama by Ferry - Kanko - and I need to sleep now."<br />"Matsuyama, hai."<br />"Yes, but can I go into the Room now? Now?", schiebe ich nach, ich lächle.<br />Er lächelt auch.<br />"Checko in ...", beginnt er - ich weiß eh schon, was nun kommt, denn er kramt im Hotelflyer und zeigt mir dann die Passage: "Checko in ...", sagt er wieder, "Is 2 clock."<br /><br />Ich lächle stoisch weiter. Das habe ich schon gut gelernt.<br />"Yes, okay.", beginne ich. "Look - I - am - very - tired. I have to sleep NOW.", sagte ich mit Nachdruck. "Can I get the Key now? I can pay for it.", biete ich ihm an.<br />"Key, yes, 2 clock.", sagt er.<br />"Ähm, no, yes, but can I get the Key NOW?" Er lächelt, während er die Stirn runzelt.<br />"Key now?"<br />"Yes, now. I have to sleep. I can pay for it."<br />"Key now?", fragt er wieder.<br />"Yes - now. I am tired."<br />"No."<br />"Really? But I need the Key now. Can I get it?"<br />"Yes."<br /><br />Äh, ja? Ja.<br />Eine Minute späte rolle ich meine Speedmachine herein. Fahre alles, wie gehabt unter den staunenden Augen des Rezeptionisten mit der wuscheligen Beethoven-Firsur in zwei Etappen nach oben - immerhin der 8te Stock - und lasse mich in mein Bett plumpsen.<br /><br />Ohne Waschen, ohne Baden, ohne Zähneputzen ziehe ich mich aus, decke mich zu und schlafe endlich ein ...<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg3LRjL8PG0Yn158THwAnPVhoFgD5Nzz62sWYSSdmRNtIeV7zVm0tNdQH4z9U-PVL2OPx-Ef8thCAucSTrG6RaciF7AF837ojQ4J_Fs01qcW06PZbBFqDuUgRDu2k0ujPW_yMdaCsoiCy4/s1600/02.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 246px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg3LRjL8PG0Yn158THwAnPVhoFgD5Nzz62sWYSSdmRNtIeV7zVm0tNdQH4z9U-PVL2OPx-Ef8thCAucSTrG6RaciF7AF837ojQ4J_Fs01qcW06PZbBFqDuUgRDu2k0ujPW_yMdaCsoiCy4/s400/02.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5406864462212336818" border="0" /></a>Ich schlafe den Schlaf der Gerechten. Von 5 Uhr bis 9 Uhr bin ich vollkommen weggetreten. Zunächst plagen mich Traumfetzen, die meinen Geist nicht zur Ruhe kommen lassen. Ich winde mich schweißnass im warmen Bett hin und her, die grellgrünen Digits der Uhr über mir nerven, aber irgendwann sinke ich dahin, schlafe ein, fest, fest.<br /><br />Nach einem ausgiebigen Bad, das ich verkürzen muss, weil mein Magen so laut knurrt, dass es fast schon schmerzt, begebe ich mich am Rezeptions-Beethoven vorbei in den Conbini-Store und gönne mir ein ausgiebiges Frühstück - auf das Hoteleigene habe ich keine Lust. Ich will nur meine Ruhe haben.<br /><br />Gegen 11 Uhr wache ich auf. Endlich. Ausgeschlafen. Und endlich habe ich auch das Gefühl, dass meine Monsteretappe nach Matsuyama im Gestern, nicht im Heute, geendet hat. Genug geschlafen, genug Abstand. Der Tag kann beginnen.<br /><br />Was hat Kokura - Teil der Superstadt Kitakyushu - so alles zu bieten?<br />Ich ziehe mich an, schließe die Tür hinter mir und mache mich auf zur Entdeckungsreise.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Ich verstehe nur Bahnhof</span><br /><br />Direkt hinter dem Hotel, keine zweihundert Meter zu laufen, ist der Hauptbahnhof von Kokura. Ein Monster auf Stelzen, Beton und Glas, Treppen, soweit das Auge reicht, Menschen über Menschen und - na klar, wir sind in Japan - Shops.<br /><br />Ich habe irgendwo in einem meiner Reiseführer gelesen, dass die Japaner ihre Bahnhöfe, teilweise ganze Bahnstrecken, an Kaufhausketten verkaufen. Diese sorgen dann für den Betrieb der Linien, erfüllen also die infrastrukturellen Aufgaben, und dürfen zum Dank die Bahnhöfe in Einkaufstempel verwandeln. So spülen sie sich quasi ihre Kundschaft selbst ins Haus.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SwkKkz0BH2I/AAAAAAAAFD0/aViFUxLh2i4/s1600/03.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 243px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SwkKkz0BH2I/AAAAAAAAFD0/aViFUxLh2i4/s400/03.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5406864455134945122" border="0" /></a>Der Bahnhof von Kokura ist riesig. Auf vier Etagen kann man in ihm einkaufen - die klassischen Sauer-Eingelegtes-Läden befinden sich nahe an den Bahnsteigen, losgisch, dann kann der Geschäftsreisende noch schnell vor Abfahrt den Lieben etwas einkaufen, dann finden sich Elektroniktempel, ein zweigeschossiges Manga-Riesenwunderland, ein Klamottenkaufhaus mit Gucci aufwärts und eine Art Karstadt, wo es alles zu geben scheint.<br /><br />Von der Zentralebene gelangt man an etwa 100 laut brüllenden Fahrkartenautomaten vorbei zur U-Bahn, zu den Nahverkehrszügen und in einen Spezialbereich, zu den Shinkansen Hochgeschwindigkeitszügen. Sogar eine Magnetbahn fährt hier.<br /><br />Ich durchquere das Kuddelmuddel und gelange hinter den Bahnhof. Von hier führen sternförmig zwei riesige Fußgängerbrücken zu zwei Riesenhotels, deren erste 5 Etagen, richtig, Kaufhaus sind.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=33.886796,130.882407&spn=0.003175,0.004823&t=h&z=18&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=33.886796,130.882407&spn=0.003175,0.004823&t=h&z=18&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />In eine Einkaufstempel zieht es mich nicht, aber ich staune über so viele Leute hier. Haben die alle nichts zu tun? Es kommt mir vor wie auf dem Berliner Alex an einem verkaufsoffenen Sonntag: Massen an Menschen rennen über und über beladen mit Tüten und Paketen im Kaufrausch hin und her.<br /><br />Mir kommt ein junger Mann entgegen.<br />Gestylt. Haare wie bei Tokio Hotel.<br />Etwas fällt mir gleich an ihm auf. Etwas Deutsches.<br />Er trägt ein T-Shirt auf dem steht in stylishen Lettern: "Motorrad Wetter".<br />Aha.<br /><br />Ich will zur Burg von Kokura. Samurai atmen.<br />Unter der Magnetschwebebahn hindurch lasse ich die Einkaufsverrückten hinter mich und bahne mir meinen Weg den Schildern nach Kokura Castle folgend.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiPnPucmpbVe-qpn7Q2EU8KD-FZWkJUX-ZTG0KHrEpGAWYfzD89_U9tn-IltktIuiZdnPywarDyEQYJAfiE5W45a45yw3cIneFlkrb3SmdcZ7ZrYm43zEy1ehH2_a3p0rPevToE-FFzoZQ/s1600/04.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 353px; height: 400px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiPnPucmpbVe-qpn7Q2EU8KD-FZWkJUX-ZTG0KHrEpGAWYfzD89_U9tn-IltktIuiZdnPywarDyEQYJAfiE5W45a45yw3cIneFlkrb3SmdcZ7ZrYm43zEy1ehH2_a3p0rPevToE-FFzoZQ/s400/04.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5406864453149569922" border="0" /></a>Als ich eine der vielen Brücken überquere, staune ich. Die Japaner haben hier der Penne Rigate ein Denkmal gesetzt. Und da ist sie auch wieder, diese fast kindlich-naive Begeisterung für alles Europäische, für alles Westliche, die sie hier einsaugen, zum Ausdruck bringen, und dann eben halt eine Brücke bauen (wahrscheinlich heißt die auch "Brücke Bella Italia" oder so) und dann ihren besten Bildhauern den Auftrag geben, die hier so beliebte Pasta zu würdigen.<br /><br />Motorrad-Wetter halt.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Ein bisschen Samurai </span><br /><br />Ich erreiche die Burg. Burg - das klingt so groß, so massiv. Klar, für einen Europäer, der die mittelalterlichen Kolosse gewohnt ist, die meterhohen und -dicken Wehrmauern, Verliese und Zinnen, kann so eine japanische Burg im ersten Moment wirklich eher nur faszinierend fragil aussehen.<br /><br />Ich gehe durch das Torii, als Regen einsetzt, bezahle 500 Yen Eintritt und begebe mich in die Welt von vor 300 Jahren.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhxPbLDT4WjSVuAa6B62_JHD6x-eyYwvUAJT6QUBoEEJN0JLNRnVeffv7ewvrusvy4vO8NHxSsmft0CxIkSkJ3npaNZyKVgPjfhwK2EXSUksXItuHMhPYenMIcxo0dxRdlqRBd37u0uXnM/s1600/05.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 214px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhxPbLDT4WjSVuAa6B62_JHD6x-eyYwvUAJT6QUBoEEJN0JLNRnVeffv7ewvrusvy4vO8NHxSsmft0CxIkSkJ3npaNZyKVgPjfhwK2EXSUksXItuHMhPYenMIcxo0dxRdlqRBd37u0uXnM/s400/05.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5406864448803779538" border="0" /></a>Das Innere des gut 40 mal 40 Meter großen Grundrisses ist ein Museum, gestaltet wie das Deck eines holländischen Kaufseglers, die Geschichte der Burg, die der Stadt und des Shoguns, der damals regiert hatte, wird aus der Sicht der fremden Weißen dargestellt. Gut für mich - so verstehe ich umso mehr.<br /><br />Vor einem Diorama, das mit hunderten Pappfiguren und Modellen die Stadt darstellt, nehme ich Platz. Sound- und Lichteffekte stellen einen ganz normalen Tag im Leben der Stadt Kokura um 1600 dar - und auf einem Schild lerne ich, dass dies das größte Diorama Japans sei. Na denn.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhvyfQGjH9VfZ4AvM5G0xkSehr5lua5lhilIc4J0IWqLuUfk58Oe-sK4EfUtAWbSgWIiF69fa1q9bI9iajU5FpVxudPmjkkEaSH_MA5BICdKL5h7CLXYErZyPw2H2ZKxTNUoIdpokAjWwo/s1600/06.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 300px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhvyfQGjH9VfZ4AvM5G0xkSehr5lua5lhilIc4J0IWqLuUfk58Oe-sK4EfUtAWbSgWIiF69fa1q9bI9iajU5FpVxudPmjkkEaSH_MA5BICdKL5h7CLXYErZyPw2H2ZKxTNUoIdpokAjWwo/s400/06.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5406864437143733906" border="0" /></a>In den oberen Geschossen lerne ich etwas über das Leben in der Burg - betrete die klassischen Wohn- und Geschäftsräume des Shoguns, kann seine Waffen und seine Rüstungen bewundern und lerne auch, wo das kleine und das große Geschäft verrichtet worden sind - und diesmal ohne eine automatische singende Toilette mit beheizbarem Sitz und Pospülung.<br /><br />Wenigstens in diesem Punkt sind sich die europäischen und die mittelalterilichen japanischen Burgen ähnlich.<br /><br />Nach einer halben Stunde habe ich die fünf Etagen der Burg ausgiebig studiert. Konnte in einer computerbetriebenen Sänfte Platz nehmen, in der simuliert wird, wie es wäre, wenn man durch die Stadt von Leibeigenen getragen wurde, konnte mich auf einem Laufband gegen den Herold der Samurai im Lauf von Kokura zur Hauptstadt Edo messen und - wenn ich gewollt hätte - meinen Kopf durch die Löcher hinter Pappkameraden stecken, um ein Foto von mir als Samurai, als Bauer oder als Konkubine machen zu lassen.<br /><br />Ganz oben bewundere ich einen Rundumblick - leider getrübt durch immer stärkeren Regen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SwkKIjrXO7I/AAAAAAAAFDU/Bn0S-zC8jCQ/s1600/07.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 275px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SwkKIjrXO7I/AAAAAAAAFDU/Bn0S-zC8jCQ/s400/07.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5406863969767340978" border="0" /></a>Die moderne Welt hat mich wieder, als ich hinter der Burg, die in Wahrheit eine Replika aus den Siebzigerjahren ist, ein ultramodernes Einkaufszentrum entdecke und beschließe, mir hier irgendwo einen zünftigen Latte Macchiato zu gönnen.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Von "Spezialitäten aus aller Welt" und japanischem Humor</span><br /><br />Ich schlendere, in meiner Hand einen Café Macchiato (Latte Macchiato kennt man hier nicht bei Starbucks), durch das HighTech Einkaufszentrum und denke mir, wo ich schonmal da bin, kann ich auch gleich nach Postkarten für meine Lieben schauen - immerhin scheint dies ein auf Touristen ausgerichtetes Haus zu sein und auch wenn die Japaner keine Karten schreiben, muss es doch was für uns Ausländer geben.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SwkKISWURyI/AAAAAAAAFDM/u4L7gRrNCBw/s1600/08.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 253px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SwkKISWURyI/AAAAAAAAFDM/u4L7gRrNCBw/s400/08.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5406863965115664162" border="0" /></a>Gibt es nicht, dafür entdecke ich in der "Internationale Spezialitäten"-Abteilung das, was der Japaner an Deutschland lecker findet - Haribo in Hülle und Fülle. Das ist es also, was sie hier von unserer Heimat an süßer Leckerei am meisten schätzen.<br /><br />Nicht den handgerollten Baumkuchen. Nicht den Dresdener Christstollen, die Nürnberger Bratwürste, die Hallorenkugeln oder das Hamburger Franzbrötchen. Nein. Es sind die klebrig süßen Gummitiere aus Bonn.<br />Na, auch gut.<br /><br />Vor einem Wellnesstempel, der von zwei breitschultrigen Men in Black mit grimmiger Mine und Mann im Ohr bewacht wird, bleibe ich stehen.<br /><br />Ich entdecke eine Stilblüte, wie es sie wohl nur in diesem Land gibt, wo die unendliche Begeisterung für alles Westliche und der unbändige Drang zur Perfektion zuweilen ganz eigene Triebe treibt. Der Name des Ladens, in dem man sich für ein Monatsgehalt die Haare schneiden lassen kann, mag für Japaner nach Marke von Welt klingen:<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SwkKIWyZHCI/AAAAAAAAFDE/kHA--zXUGqQ/s1600/09.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 217px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SwkKIWyZHCI/AAAAAAAAFDE/kHA--zXUGqQ/s400/09.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5406863966307163170" border="0" /></a>Aber was zum Himmel eine "Haar-Melone mit Gesicht" ist, das bleibt dem geneigten westlichen Touristen verschlossen.<br /><br />Auch wenn mich die beiden modernen Samurai im Nadelstreifenanzug grimmig anschauen, ich mache ein Foto und kämpfe mich durch den Regen zurück in mein Hotel.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Fernsehen bildet</span><br /><br />Zurück im Zimmer, ausgestattet mit dem Abendessen (Sushi aus dem Conbini-Store, riesige Instantnudelsuppen, einigen Bananen und dem obligatorischen Einschlaf-Asahi) mache ich es mir bequem in meinem Bett, nachdem ich ausgiebig heiß geduscht habe.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg5rR5qF1TnXELOM6OxxATWxYr7iHf_uQYIhq_29zZsFhcJT9byI-8MSvYS8HtNVrqqT4l4pWENeRXs8M8f_QE3NRrxd-ZOPSTrEIA_FTPTs1-0_Ytix8cZzYFZ4O8A72NtHMFAqB6CgEg/s1600/10.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 260px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg5rR5qF1TnXELOM6OxxATWxYr7iHf_uQYIhq_29zZsFhcJT9byI-8MSvYS8HtNVrqqT4l4pWENeRXs8M8f_QE3NRrxd-ZOPSTrEIA_FTPTs1-0_Ytix8cZzYFZ4O8A72NtHMFAqB6CgEg/s400/10.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5406863963840170834" border="0" /></a>Passend dazu läuft im Fernsehen eine Show, in der ein Moderator etwa 15 Damen eine neuartige Seife gibt und diese dann die nächsten 30 Minuten damit beschäftigt sind, sich einzuseifen, sich gegenseitig aufzuschmäumen, sich einzureiben und mit langen "Ohhhs", "Aahhhs" und dem obligatorischen "Sugoi!" nach jedem zweiten Wort die unglaubliche Zartheit der Seife zu preien.<br /><br />Das klingt jetzt sexier als es ist - die Seifenoper bleibt nicht lange auf meinem Screen.<br /><br />Auf einem anderen Kanal läuft eine Spielshow. Hysterisch kreischende Damen und Herren werden, von Kameras begleitet, in einen Supermarkt geführt, bekommen einen Plastiktüte und dürfen so viel hineinladen, wie sie nur irgend können. Die, deren Tüten weder einreißen noch platzen, kommen in die Endauswahl und der mit der schwersten Tüte gewinnt.<br /><br />So kommt es, dass ein Herr mit einem wahren Turmbau zu Babel aus grünen Paprika neben einer Dame, die ihre Tüte voller rettich geladen hat, hin und her balanciert.<br /><br />Auf dem nächsten Sender werden Leute erschreckt.<br /><br />Im nächsten Programm wird einem jungen Mann während eines fingierten Vorstellungsgespräches ein mit einer Zentimeterschicht Wasabi präpariertes Sandwich zu essen gegeben, das er dann mit reinem Alkohol spülen darf.<br /><br />Ich schalte auf den Nachrichtenkanal und nehme mir meine Landkarte vor.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Wie geht sie nun weiter, die Tour?</span><br /><br />Mein Problem sehe ich - ich bin hier oben in Kokura an einem Punkt, an dem ich erst in 4 Tagen sein wollte. Immerhin war der Plan ja, von Süden kommend über Beppu, der Hauptstadt der Onsen, erst einmal Kyushu nach Westen hin zu durchqueren, um dann nach Norden stoßend irgendwann durch Kokura und auf die gegenüber liegende Seite der Wasserstraße, nämlich nach Shimonoseki zu kommen.<br /><br />Pustekuchen.<br /><br />Also welche Alternativen habe ich? Frage ich mich, als ein ernst aussehender Herr im TV mit noch ernsterer Stimme beginnt zu erzählen. Ich verstehe kein Wort, aber ich verstehe, was die Einblendung am rechts-unteren Bildschirmrand zu bedeuten hat: Japan droht wieder irgend eine Form von Naturgewalt.<br /><br />Ich schalte auf andere Kanäle, dort das selbe Bild: Eine Karte von Japan wird eingeblendet, es ist immer die selbe. Die gesamte Südküste blinkt gelb. Schriftzeichen erzählen irgend etwas.<br />Mmh, denke ich, was kann das nur sein?<br /><br />Es fällt mehrmals das Wort "Tsunami". Aha. Tsunami im Anmarsch? Weltuntergang? Erdbeben Kobe-like? Was soll das? Ich suche und finde einen TV-Kanal, der gerade Nachrichten bringt. Eine Karte vom pazifischen Raum wird eingeblendet, sie zoomt zu einer kleinen Insel. Samoa. Bilder von verwüsteten Dörfern werden gezeigt. Ein Erdbeben.<br /><br />Dann eine Animation - Wellen, die von der Insel ausgehen und auch Japan treffen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhTk-IwUIOYaxIRRsU13OYkC6bjkpWdZ5iCRFK8l4fMEdlSBTktmf9aa_txionIs0SLNZ9xddw8kOrP6UNr1SwFG0rJV3Tk_Kurnn0PPfo9hEHSs0yB09lzjdvN6R-Rf2LfOsd5a6b_SMk/s1600/11.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 269px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhTk-IwUIOYaxIRRsU13OYkC6bjkpWdZ5iCRFK8l4fMEdlSBTktmf9aa_txionIs0SLNZ9xddw8kOrP6UNr1SwFG0rJV3Tk_Kurnn0PPfo9hEHSs0yB09lzjdvN6R-Rf2LfOsd5a6b_SMk/s400/11.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5406863958728334866" border="0" /></a>Also ein Tsunami? Äh, und nun? Geht das Land unter?<br /><br />Wieder Bilder, diesmal von den mir schon ausgiebig bekannten Schutzmauern. Automatische Kameras beobachten das Wasser unmittelbar vor den Mauern. Nichts. Nur seichter Wellengang. Aha, also Falschalarm oder warten wir noch?<br />Na, Gottseidank ist Kokura nicht an der unmittelbaren Südküste gelegen, denke ich mir, als die nächste Animation kommt.<br /><br />Zwei Taifune auf einer Bahn. Direkt nach Japan.<br />Dazu die vorhergesagten Kurse der Stürme, versehen mit Datum. Am 6. wird der erste Taifun Japan treffen. Am sechsten? Das ist in 2 Tagen?!?<br /><br />Taifun, ich weiß, was das bedeuted: Windgeschwindigkeiten bis 200 km/h. Regen, den man eher als "Wand aus Wasser" beschreiben sollte. Radfahren unmöglich. Die Tour wäre zu Ende.<br /><br />Verdammt! Was nun?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxDn0kQzaBI/AAAAAAAAFFw/zDWK7_QmwA8/s1600/map1.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 267px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SxDn0kQzaBI/AAAAAAAAFFw/zDWK7_QmwA8/s400/map1.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5409078042745333778" border="0" /></a>Ich beschließe, nach Süden zu fahren. Einfach nach Süden, mal schauen, vielleicht über Nagasaki, das wäre toll. Eine schöne kleine Schleife. Und dann wieder auf meine alte Route zurück kehren, um über Shimonoseki wie geplant nach Hiroshima zu fahren. Zwar werde ich nicht Beppu und die berühmten Onsen sehen, aber nachdem ich weder den Fuji-san noch die Schreine von Ise gesehen habe, wäre dieser dritte Fehlschlag ja auch irgendwie im Sinne dieser Tour.<br /><br />Und so bade ich noch einmal ausgiebig, öffne das Asahi und sitze, das wahnwitzig-schrille TV-Programm über mich ergehen lassend, vor meinen Bike-Klamotten, die ich mir fein säuberlich zusammen lege.<br /><br />Morgen gehts also los. Los nach Nagasaki, der zweiten Stadt, die einen Atombombenangriff über sich hatte ergehen müssen. Was wird mich da erwarten?<br />Ich kann nicht lange grübeln, denn mein Blick fällt auf ein Infoblatt des Hotels für Touristen:<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg8VV_dLDUtVaqiimpOsE8L50NTlLIbN5Ijsa6StnHeGM_HaWxVCQPuyZ6UE1KhbSYz6YYt8NcFDnxMyjqI2mgEhu7r30s-1ZaX8Pc8GWIJAetu9gqJrTPdyMski7P0O6ZdLkkpXhpcQts/s1600/rock_your_room.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 227px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg8VV_dLDUtVaqiimpOsE8L50NTlLIbN5Ijsa6StnHeGM_HaWxVCQPuyZ6UE1KhbSYz6YYt8NcFDnxMyjqI2mgEhu7r30s-1ZaX8Pc8GWIJAetu9gqJrTPdyMski7P0O6ZdLkkpXhpcQts/s400/rock_your_room.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5409078047766094674" border="0" /></a>Auf ihm lese ich: "This Hotel ist not an automatic Door."<br />Ja, das kann ich mir vorstellen.<br /><br />"Ladies Bathroom is rocked." - wie, was? War da schon jemand vor mir da?<br /><br />Meine Güte, denke ich, als ich den Flyer zu Ende gelesen haben, so sind hier bestimmt schon einige Rocker und Metal-Bands zu unrecht bestraft worden, haben sie doch eigentlich nur das befolgt, was so nett in dem Zettel empfohlen wurde: "Please rock your Room!"<br /><br />Herrlich, diese Japaner.<br /><br />Und so schlafe ich ein, nach diesem wunderbaren Day off in Kokura, bei herrlichstem Motorrad-Wetter und der Chance, einmal mehr einen intimen Einblick in das Leben dieses tollen Volkes zu bekommen. Ich drehe mich herum, zwinkere dem Riesenarsch hinter meinem Fenster zu, schließe die Augen und hoffe, dass mich die beiden Taifune noch ein paar Tage verschonen, dass ich meine Tour zu Ende bringen kann.<br /><br />Door is rocked - ich kann einschlafen.Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/11924140569160672339noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8275082678236673049.post-30241549073076375902009-10-10T09:07:00.002-07:002009-11-21T11:08:35.801-08:00Lost & Found in Kokura<span style="color: rgb(255, 0, 0);">Tag 8/Etappe 6 - Und zweitens als man denkt ...</span><span style="color: rgb(255, 0, 0);"> </span><br /><br />Gestern Abend gab es Regen. Ich habe es genau gehört. Sanft legte sich ein akustischer Schleier über die Stadt, alles wurde ruhig, zu erst kleine Fäden, kaum sichtbar, dann dicke Tropfen.<br /><br />Au Backe, Regen!<br /><br />Regen - Hasswort aller Tourenfahrer, schlimmer fast noch, als Berge oder Steigungen. Regen, wie er dir die Kleider durchnässt, in alle Ecken deines Körpers kriecht, dir vom Helm tropft, dein Rad angreift, deine Schaltung schleifen lässt. Dann die Gischt, die brutal und dreckig von den Truck hochgeworfen wird. Regen, der in deine Taschen eindringt, alles aufweicht, aufweicht, wie deinen Willen. Regen. Ich stehe schockiert am Fenster, gestern Abend.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEglF4opn6FkMgDZsROlsbxceTfMuJOmtbC_dIpJiFiCU_VeKTnTHiAeJEx3R0P-KsWR50vX2AAu9AMa0nWg5Kmp4BFdJjqJYpFwyDSFtVjQxzKhs7VMxbuXmhd4bWuRttlansz-rxXOGPY/s1600-h/01.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 266px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEglF4opn6FkMgDZsROlsbxceTfMuJOmtbC_dIpJiFiCU_VeKTnTHiAeJEx3R0P-KsWR50vX2AAu9AMa0nWg5Kmp4BFdJjqJYpFwyDSFtVjQxzKhs7VMxbuXmhd4bWuRttlansz-rxXOGPY/s400/01.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404015907361206562" border="0" /></a>Und heute? Es ist 6 Uhr, ich halte es nicht aus - sollte es immer noch regnen? Ich pelle mich aus meinem warmen Bett, ziehe die Vorhänge beiseite ... es ist trocken. Gottseidank.<br /><br />Ich schlafe noch eine Stunde, selig.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Ein Mörderanstieg zum Frühstück</span><br /><br />Ach, herrlich, es ist eine gute Wahl gewesen, sich das Dormy Inn auszusuchen. Nicht unbedingt, weil ich hier in der Lobby zum ersten mal seit ich in diesem HighTech-Land bin, einen Computer mit Internetzugang finde, sondern, weil es hier wieder ein leckeres Frühstück gibt. Und sogar - so verspricht es das armdicke Infobuch in meinem Zimmer - weil es hier "Western Breakfast" geben soll.<br /><br />Heißa! Kaffee ... schönen, heißen, starken, leckeren Kaffee. Mit Milch und Zucker. Wie er sein soll. Ahh, herrlich, denke ich, herrlich und süß, ein Kaffee! Das alles klingt wie aus einer anderen Welt für mich, Kaffee, so lange schon habe ich mich hier nur von Dosen und eiskaltem Cappuccino ernährt.<br /><br />Ah, und, vielleicht, wenn es nicht zu viel verlangt ist, Brötchen? Croissants oder, naja, meinetwegen, auch Toast? Ginge das, lieber Hotelgott? Toast, schön goldgeld, knackig, mit, ach, einfache Erdbeermarmelade reicht mir, es muss ja nix Aufregendes oder Ausgefallenes sein. Okay? Ja? Kaffee, Toast und gut? Bitte?<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=dormy+inn&sll=34.344499,134.051313&sspn=0.050528,0.077162&ie=UTF8&hq=dormy+inn&hnear=&ll=34.351869,134.054489&spn=0.001579,0.002411&t=h&z=14&iwloc=A&cid=2932819188088324052&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/maps?f=q&source=embed&hl=de&geocode=&q=dormy+inn&sll=34.344499,134.051313&sspn=0.050528,0.077162&ie=UTF8&hq=dormy+inn&hnear=&ll=34.351869,134.054489&spn=0.001579,0.002411&t=h&z=14&iwloc=A&cid=2932819188088324052" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Voller Knurren im Bauch, voller Hoffnung und mit glänzenden Augen stehe ich 7:30 Uhr an der Tür zum Speiseraum. Ich höre sie klappern und scheppern, ich höre sie sprechen und machen und tun. Mit mir sind noch zwei andere Herren so früh aufgestanden, alle fingern wir nervös an unseren Frühstücksbons herum, als eine Bedienstete endlich die Tore öffnet, ein lautes "Ohayu gozaimas!" in das Foyer singt und sie so tief verbeugt, dass selbst mir die Lendenwirbel schmerzen.<br /><br />Und was soll ich sagen? Wenig später sitze ich vor einem vollgestellten Tablett und weiß nicht, wo ich anfangen soll: Eine große Schüssel mit kaltem Reis steht da, garniert mit frisch gehacktem Lauch. Daneben ein Becher mit dem Schleim der Okraschote - nebenan beginnt der Eine bereits damit, Reis und Schleim kunstvoll in ein Nori-Blatt zu wickeln, um beides dann mit lautem Schlürfen zu verspeisen. Zudem eine Schüssel, es dampft, mit heißer Brühe und Nudeln. Ramen genannt. Ein Glas heißer Tee gesellt sich zu einer frisch filetierten Orange.<br /><br />Kein bisschen Western, das Frühstück.<br />Sie entschuldigen sich untertänigst, als ich frage - Western gibt es erst ab 8.<br />Verdammt! Kaffee, Croissant. Ein Traum.<br />Und so helfe ich mir wenigstens Ramen und Reis rein, wer weiß, denke ich mir, wer weiß, was heute kommt, wer weiß, ob ich nicht die Kohlehydrate gebrauchen kann?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv7r1o9h6wI/AAAAAAAAFAk/eCYfnRtKxtY/s1600-h/01_a.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 247px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv7r1o9h6wI/AAAAAAAAFAk/eCYfnRtKxtY/s400/01_a.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404015909652261634" border="0" /></a>Kann ich. Und wie - denn als ich eine halbe Stunde später die Stadt verlassen will, folge ich meinem altbekannten Highway 11 erst einmal bis zu einer Steigung, vor der ich zunächst einmal stoppen muss. Das ist jetzt nicht euer ernst, oder? Es ist nicht einmal neun Uhr!<br /><br />Vor mir zieht die Straße an und geht 1.500, nein, mehr, 2.500 Meter schnurstracks ... nach oben. Eine einfache, so simple und dabei so brutale Optik - einfach nach oben. Ein gerades Stück Asphalt, ein schwarzes Band Belag, steigt an bis zum Horizont.<br /><br />Da können dann auch die Oleanderbüsche und der breite Radweg nichts ändern. Der Tag begiunnt mit Quälerei. Dicht ist der Verkehr bereits, ich habe schon wieder ganz vergessen, wie das war, gestern, als ich oft eine Viertelstunde lang allein, vollkommen allein war, mit mir, der Straße und diesen fantastischen Ausblicken, dort, rund um Naruto, wo ich das Paradies gesehen habe.<br /><br />Hier aber und heute zuckelt Sekunde um Sekunde ein neuer Truck vorrüber, ein neuer Van, ein weiterer Kleinwagen. Der Oleander duftet stark, aber nicht gerade nett, und die Massen an Bienen, Insekten und vor allem Spinnen, die hier wieder ihre Riesennetze gespannt habe - viele Radfahrer stören sie hier ja nicht - machen mich meinen Mund schließen, denn wollte ich Protein essen, hätte ich vorhin im Hotel noch die Okraschleim-Schüssel gehabt.<br /><br />Ich stöhne unter Schweiß, als ich aus dem Kessel Takamatsus heraus bin. Na, das fängt ja heiter an!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhcctrsARdhKKRTmzN6Z6cGzmcqQ83u0LYzd5NjkPgsAdXm3IhvkI-WOOqFTPhzGpaarsFBqb-SZCi0Xs9CpoO3ggF2vFY4QNI4per86arWiOX1rWRzTHNWK11vcK1dMU-tZfeA1XW4rNQ/s1600-h/02.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 230px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhcctrsARdhKKRTmzN6Z6cGzmcqQ83u0LYzd5NjkPgsAdXm3IhvkI-WOOqFTPhzGpaarsFBqb-SZCi0Xs9CpoO3ggF2vFY4QNI4per86arWiOX1rWRzTHNWK11vcK1dMU-tZfeA1XW4rNQ/s400/02.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404015752105624514" border="0" /></a>Der Takamatsu-Expressway, den ich gestern weitab links von mir gesehen habe, wie er sich mutig und verwegen durch die nahen Berge geschlängelt hat, auf abenteuerlich konstruierten Brücken, durch zahlreich gesprengte Tunnel, er kehrt nun zurück und verläuft genau über meiner Straße. Schatten. Angenehm.<br /><br />Aber auch langweilig - immer dieses Monstrum über meinem Kopf, das stetige Zischen des Verkehrs über mir und alle 800 Meter eine Auf- und Abfahrt, garniert mit Ampeln, die es verhindern, dass ich in einen runden Tritt komme. Ich hoffe, er gibt bald wieder die Sicht frei und schwingt sich auf ins Gebirge, wo sich die Ingenieure wieder austoben können, sich beim Brücken- und Tunnelbau übertrumpfen können.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv7rsSO93DI/AAAAAAAAFAU/mLGzbQw1R0Q/s1600-h/03.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 218px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv7rsSO93DI/AAAAAAAAFAU/mLGzbQw1R0Q/s400/03.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404015748932557874" border="0" /></a>Die Landschaft verändert sich. Takamatsu ist längst schon nicht mehr zu sehen, das Meer allerdings leider auch nicht. Dafür links und rechts eine weite Ebene, begrenzt durch bewaldete Hügel, Reisfelder, na klar, soweit das Auge reicht.<br /><br />Jetzt, wo es endlich eben ist, komme ich auch wieder gut voran. Mein rechtes Knie scheint sich zumindest so weit erholt zu haben, dass ich wieder normal fahren kann, owbohl ich versuche, es nicht zu übertreiben: Heute ist Halbzeit und ich fahre heute auf Sparflamme. Das selbe noch einmal, bitte, Herr Bikegott.<br /><br />Und da öffnet sich der Himmel, die Wolken verziehen sich, die Sonne kommt hervor, strahlt, strahlt mich an, wärmt und heizt mich. Das selbe noch einmal?, fragt der Bikegott? Ja, antworte ich im Geiste, ist ja Halbzeit. Okay, sagt er, macht, dass der Highway in einer langen Kurve verschwindet, ich fahre im Freien und höre den Bikegott sich freuen - Okay, Lars, wie du meinst, sagt er ...<br /><br />Es klingt wie eine Drohung. Aber ich blicke nach vorn, und was ich sehe, ist schön.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Along the Great Wall</span><br /><br />Das Wetter ist heute wieder großartig. Wie weit weg kommt mir das vor, was ich mir noch vor drei, vier Stunden in meinem Hotelzimmer ausgemalt habe: Wolkenbruch, Regen, alles ist nass, ich, durchnässt, schlotternd in der Gischt des mörderischen Verkehrs, dunkle, schwere Wolken, die schwarz über den Bergen hängen und in dicken Tropfen abladen, was sie im grünen Hinterland aufgesogen haben.<br /><br />Und ich, triefend und frierend auf einem quietschenden, sich quälenden Rad, Öl, das von meiner Kette gespült wird, Straßendreck, Sand, der meine Lager zerschmirgelt, Erkältung, Regenjacke, liegt zu Hause, na, da liegt sie gut, Hallo Erkältung - Bye Urlaub.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgqY3jCwJbxgdTi4zqaC0j0Mj54qr8rwGbP2RaiedK4VG_6C4uIGvLK7Yvz9NmlapKOKRd1TSXo4P4oWYszGMlWhyzXsmnaA0olRqyf2mXuB5uS2BMhR-x7PyjTbaxVErvAehLFOCm5S6o/s1600-h/05.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 185px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgqY3jCwJbxgdTi4zqaC0j0Mj54qr8rwGbP2RaiedK4VG_6C4uIGvLK7Yvz9NmlapKOKRd1TSXo4P4oWYszGMlWhyzXsmnaA0olRqyf2mXuB5uS2BMhR-x7PyjTbaxVErvAehLFOCm5S6o/s400/05.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404015746426311090" border="0" /></a>Und nun? Nun fahre ich wieder durch sich stetig erhitzenden 25 Grad, heute, da bin ich mir sicher, werden es sicher wieder über 35 Grad werden und - hossa, das habe ich mir heute morgen noch einmal ganz genau auf der Karte angeschaut - und heute gibt es zumindest auf den letzten Kilometern eine richtig feine, wilde Fahrt durch richtig schöne, feine Berge. Aber da will ich mal nicht vorgreifen, denn bis zu den Bergen, dem Sahnehäubchen dieser heutigen Etappe, sind es noch gut und gerne 150 Kilometer.<br /><br />Ich blicke nach rechts, die Berge werden höher und höher, die Sonne brennt bereits in den Augen und ich merke, dass ich schon eine Weile lang Durst habe. Calpis-Water, mein Zauberwasser, es löscht ihn.<br /><br />Und ich gebe mich der Hoffnung hin, dass es mehr macht, als nur Durst zu löschen. Irgendwie fliegt wieder die Zeit, habe ich das Gefühl, denn nachdem ich Sakaide und Marugame passiert habe, Route 11 einen kleinen Schlenker inlands gemacht und mich an zwei, drei seeseitigen, irre hohen Bergen vorbei geschenkert hat, steht auf einmal eine 60 bei der Tagesleistung und ich mache meine erste Pause am Family Mart.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv7rsA6wPpI/AAAAAAAAFAE/yjSWkTNqRgM/s1600-h/06.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 216px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv7rsA6wPpI/AAAAAAAAFAE/yjSWkTNqRgM/s400/06.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404015744284376722" border="0" /></a>Ich sitze auf einer Mauer hinter dem Store und esse ein frisches, dickes Thunfischsandwich. Calpis-Water - frisch und kalt - steht bereit, ebenso, wie ein paar Bananen und noch ein Schokokuchen.<br /><br />Direkt vor mir weht seichter Wind durch sattes Grün eines kleinen Reisfeldes. Immer wieder bin ich erstaunt, wie hier jeder noch so kleine Platz für den Anbau des Grundnahrungsmittels genuzt wird - jeder freie Quadratmeter, und dabei ist vollkommen egal, ob das Feld nun in einen Berg gefräst, sich inmitten bewohnter Häuser in einem Stadtzentrum oder weitab, mitten im Wald an irgend einem Fluss befindet.<br /><br />Wie würde das Pendent in Deutschland aussehen? Ein zwanzig mal zwanzig Meter großes Weizenfeld in Hamburg St.Georg, neben meiner Lieblingsbar? Ein einhundert Meter langer, aber nur 3 Meter breiter Schlauch, in dem die Maispflanzen hochgewachsen stehen, in Berlin-Friedrichshain? Undenkbar bei uns.<br />Aber hier, hier kämpfen sie um jedes Körnchen, das sie ernten können.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Chemisches</span><br /><br />Der Ort heißt Niihama. Er ist in etwa die Hälfte meiner Etappe. Die Tagesmitte. Ein Meilenstein, immer, jeden Tag. Denn jeden Tag aufs Neue suche ich mir den Punkt aus, an dem die Kilometer "weniger" werden. Das ist natürlich Schwachsinn, denn mit jedem Meter, den ich fahre, wird die noch offene Distanz geringer, aber mich motiviert meine eigene Milchmädchenrechnung mehr: Am Anfang habe ich die ganze Hälfte vor mir. Dann, irgendwann, erreiche ich die Mitte der Etappe. Und dann, dann sage ich mir: "Ah, genial - nun noch einmal das Ganze und du bist durch."<br /><br />Verstehe vielleicht nur ich selbst, aber da hat wohl jeder seine eigenen Techniken, um sich zu motivieren, jeden Tag 150 Kilometer und mehr zu treten, durch ein Land, in dem einem die Klopapierspender Dankeslieder vorsingen, wenn man ich den Hintern putzen will, man aber kein Wort, kein einziges Wort mit den Menschen sprechen kann, in einem Land, wo eine Straße nicht den Namen Straße bekommt, wenn sie nicht mindestens einen technisch anspruchsvollen Tunnel durch- und einen bis dato als unüberbrückbar geltenden Pass überquert hat.<br /><br />Also die Hälfte. Niihama, die Stadt, die ich herbeisehne. Denn von hier an zähle ich die Kilometer rückwärts.<br /><br />Als erstes von Niihama merke ich den Geruch.<br />Es stinkt dermaßen, dass mir nicht nur die Lungen, sondern auch die Augen tränen.<br /><br />Die Straße - voll gestopft mit Autos und Trucks, die nur selten mäßig schneller als ich sind - schieß schnurgerade, etwa 10 Kilometer vom Ufer entfernt, in ein Industriegebiet. Chemiewerke, Hydrierwerke, Petrolchemie, Kunststoffe, Düngemittel, das ganze Programm. Links und rechts von mir, alle paar hundert Meter, eine Einfahrt zu einem neuen Werk.<br /><br />"Chemical City" möge man das hier taufen, aber mir bleiben meine Späße im Halse stecken - denn zu den Abgasen, die hier kaum abziehen können, da weder frischer Wind weht noch die Autos selbst Windsog erzeugen würden, gesellen sich Dämpfe aus den unzähligen Schornsteinen und Lagertürmen beiderseits der Straße.<br /><br />Fast scheint es, greife das Chemische auch den Belag an, denn stirnrunzelnd stelle ich fest, dass ich mehr und mehr auf Schlaglöcher, riesige Risse und sogar fehlende Asphaltdecke achten muss. Die sonst so vorbildlich gepflegten Straßen, in Chemical City erinnern sie mich an Bilder von Berlin 1945.<br /><br />Meine Lungen brennen. Es tut jeder Atemzug weh. Dazu alle paar hundert Meter ein anderer Gestank: Mal so faulig, dass ich das Gefühl habe, durch eine Kläranlage zu waten, mal ätzend, als sei der 1. Mai ausgebrochen und eine Straße neben uns gehen die Einsatzkräfte massiv mit Tränengas gegen die Randalierer vor und mal riecht es dermaßen nach Lack, dass ich aufpassen muss, nicht die bunten Pinguine, die allenthalben flatternd auf die Fahrbahn rennen, umzufahren ...<br /><br />Bloß weg hier, nur durch hier!<br /><br />Ich versuche, so gut wie möglich Gas zu geben, schlängele mich an der staustehenden Blechschlange vorbei, die hier kilometerweit steht und auf was weiß ich was wartet und versuche ebenso, so wenig wie möglich zu atmen.<br /><br />Die Sonne knallt auf meinen Kopf. Das macht sich gut, wenn man gerade alle möglichen Kohlenwasserstoff-Benzol-Verbindungen eingeatmet hat, die das Periodensystem der Elemente so zu bieten hat.<br /><br />Ich brauche fast eine ganze Stunde, um diesem Albtraum zu entkommen.<br />Und noch einmal eine halbe Stunde, um den Moloch Niihama hinter mir zu lassen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjKvR0heJBM2ot4hRXiAUjjAzpFl11R5BtcweTkEgfUu2baNiN1RCHeIMSUUK52TlNK-IT4bBGvYRafjUXaLk8mg5rEWGJ0TVuEeh4aBRHyYt9t-igFilpLHSDRU3ctbSZTrqREivBx7Pw/s1600-h/07.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 239px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjKvR0heJBM2ot4hRXiAUjjAzpFl11R5BtcweTkEgfUu2baNiN1RCHeIMSUUK52TlNK-IT4bBGvYRafjUXaLk8mg5rEWGJ0TVuEeh4aBRHyYt9t-igFilpLHSDRU3ctbSZTrqREivBx7Pw/s400/07.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404015743992824914" border="0" /></a>Als ich wieder das erste mal freies Land, Grün, weite Flächen, meinetwegen auch die Berge und vor allem frische Luft sehe - ja, sehe - mache ich eine Pause und spüle den ganzen Chemiedreck ab.<br /><br />Halbzeit. Endlich kann ich mich freuen.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Dehydration auf höchstem Niveau<br /><br /></span><span>Endlich geht es nach dem Horrortrip durchs Periodensystem der Elemente wieder ein wenig näher an das Meer heran. Welle um Welle läuft das Liegerad sanft über die Ausläufer der bis zu eintausend Meter hohen Berge, die da ein, zwei Kilometer neben mir auf der rechten Seite wie eine massive Mauer den Blick aufs Hinterland versperren.<br /><br />Ab und zu kann ich die Autobahn sehen, die sich gewohnt halsbrecherisch als massives Betonband von Hügel zu Hügel und von Höhle zu Höhle schwingt.<br /><br />Die Sonne brennt unablässig danieder, ich schwitze, ich schwitze, ich ... brenne.<br /><br /></span><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEheDCRaX0dqPMTHnzdm7bXlyKe2m27InGrtdgvSKC9bJ78_Pa8aUP9_MtExz2cOC0U76Fr8xew0aSP6kvj9S6KgUro55ESDe-bvBK02q29dNYZlGX8FBcQgjncUC4jj-Ux1YNXoi7I1jMw/s1600-h/08.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 241px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEheDCRaX0dqPMTHnzdm7bXlyKe2m27InGrtdgvSKC9bJ78_Pa8aUP9_MtExz2cOC0U76Fr8xew0aSP6kvj9S6KgUro55ESDe-bvBK02q29dNYZlGX8FBcQgjncUC4jj-Ux1YNXoi7I1jMw/s400/08.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404015422551430658" border="0" /></a>Ich schwitze so sehr, dass ich anhalten und meinen Kopf in einer Toilette eines Conbini-Stores einige Minuten unter das eiskalte Wasser halten muss, um nicht einen Koller zu erleiden. Wie heiß mag es heute wohl sein in der Sonne? 40 Grad? Mehr?<br /><br />Ich schaue an mir herab - auf den Beinen, auf den Armen, auf meinem Bauch, ja selbst auf meiner Nase steht der Schweiß in dicken kugelrunden Perlen. Wasser, das nicht verdampfen kann, Schweiß, der nicht abfließen kann. Eine schmierige, luftundurchlässige Mischung aus Schweiß, Sonnencreme und dem Staub der Straße - unfähig, abzufließen, dicht wie Silikon, darunter der Hitzestau, darunter kocht mein Inneres.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv7rZZdc_qI/AAAAAAAAE_s/wNGriE5Nk2E/s1600-h/09.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 225px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv7rZZdc_qI/AAAAAAAAE_s/wNGriE5Nk2E/s400/09.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404015424454852258" border="0" /></a>So rette ich mich von Store zu Store, halte an, wasche mir den schleimigen Mantel ab, kühle mich herunter und muss mich doch wieder versiegeln, denn ohne Sonnenschutz zu fahren wäre hier glatter Selbstmord. Da könnte ich mich gleich in den nächsten Ofen setzen.<br /><br />Dafür bleibt die Straße relativ flach. Ich komme sehr gut voran, auch, weil von den Bergen her ein ablandiger Wind von schräg hinten aufs Meer bläst, der mich teilweise kräftig anschiebt. Auch wird der Verkeher weniger, nachdem ich einen etwa zwei Kilometer langen Stau passiert habe, der dadurch verursacht wurde, dass etwa 500 Autos zugleich auf den parallel verlaufenden Expressway in den Bergen abbiegen wollten.<br /><br />Auf einmal habe ich den schicken Asphalt wieder für mich allein - eine Wohltat, nachdem ich nun für einige Stunden inmitten eines nicht enden wollenden Blechwurms fahren musste.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv7rZCSlAbI/AAAAAAAAE_k/LIKGcqAl4SY/s1600-h/11.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 194px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv7rZCSlAbI/AAAAAAAAE_k/LIKGcqAl4SY/s400/11.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404015418235224498" border="0" /></a>In Strömen fließt das Wasser, aber ich zwinge mich, nicht zu überdrehen. Wie spät ist es? 13 Uhr? Dann ist die gröbste Mittagshitze bald vorbei. Und so, wie da die dunklen, feuchten und Kühlung versprechenden Wolken hinter den Bergen wabern, wird es gegen Nachmittag doch bestimmt kälter.<br /><br />Und auf einmal finde ich den Gedanken an einen Regenguss auch gar nicht mehr so schlimm.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Auf der Eisenbahnplatte<br /><br /></span>Kühler wird es nicht. Dafür wieder schick. Die Sonne brennt wie eh und je, die dunklen Wolken trauen sich nicht über die Bergwand und so fahre ich weiter durch gleißende Strahlen, durch den dampfenden Pott, entlang am glitzernden Meer, vorbei an sattgrünen Reisfeldern, dieses Grün, dieses Grün, denke ich immer wieder, starre nach rechts, nach links, auf dieses unnachahmliche Grün ...<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgfY9I-udP8mhhnHHEZq49j61o7eJ1uVo-vYN5GNw9YqE_2qBNWlNZ-gXeIaazELYOMqbArPkUk4IMRaWwX2YxiZv8Vd2EEcJDk6MWt3v3aXlg1p3ddMQo-xuwCk7Zai-jPemugUYtH-84/s1600-h/13.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 194px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgfY9I-udP8mhhnHHEZq49j61o7eJ1uVo-vYN5GNw9YqE_2qBNWlNZ-gXeIaazELYOMqbArPkUk4IMRaWwX2YxiZv8Vd2EEcJDk6MWt3v3aXlg1p3ddMQo-xuwCk7Zai-jPemugUYtH-84/s400/13.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404015419100971202" border="0" /></a><br />Die Straße windet sich durch die Ebene. Ich fliege vorbei an ungläubig schauenden Reisbauern, mache Halt zum Pinkeln an Bambushainen und beobachte einen riesigen, kindskopfgroßen Käfer, wie er aus einem der fast neonscheinenden Reisfelder behäbig hervor gekrochen kommt, um unter dem nächsten Busch wieder kühlenden Schatten zu finden.<br /><br />Doch dann endet diese einsame, aber wunderbare Fahrt. Denn ich nähere mich dem Schlussakkord. Dem Höhepunkt. Die Etappe endet heute mit einem Knall, das war mir schon heute morgen bewusst, als ich auf meinen Google-Maps-Ausdruck geschaut hatte: Berge? Nein, das sind keine Berge. Das hier, das ist ein ganzes, kleines verdammtes Gebirge!<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=33.829072,132.976112&spn=0.101673,0.154324&t=p&z=13&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=33.829072,132.976112&spn=0.101673,0.154324&t=p&z=13&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Denn da, wo sich der Expressway in ein paar Tunnels durch das etwa 10 Kilometer Luftlinie langes Gebirge schlängelt - ebenerdig versteht sich - windet sich die Route 11 in unendlich vielen Serpentinen auf und ab, macht jede verdammte kleine Steigung mit und wird mir diese Etappe zur Hölle machen.<br /><br />Ich weiß das, als ich am Fuße der ersten Steigung eine kleine Pause einlege.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjiULMZ50ozU20DK_0uiO0cBYpv_P_WC3kR2UKUWOWZG9Ka7xfRdAJUvfbPqxz_P8aCv8G8YzSpW9wy24m9tAmnAQ2g9pqhMvnZcsngQ2VNjluNrfZ30JwBH_jinlrmC0-BFZtnV5T2xN8/s1600-h/14.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 214px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjiULMZ50ozU20DK_0uiO0cBYpv_P_WC3kR2UKUWOWZG9Ka7xfRdAJUvfbPqxz_P8aCv8G8YzSpW9wy24m9tAmnAQ2g9pqhMvnZcsngQ2VNjluNrfZ30JwBH_jinlrmC0-BFZtnV5T2xN8/s400/14.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404015414775406386" border="0" /></a>Dann stürze ich mich wieder in die Vertikale. Ich trete gegen die Prozente an. Blut kocht in den Adern, Schweiß türmt sich zu gallertartigen Riesentropfen auf, ich dampfe, koche, von meinem Bauch aus steigt flirrend wie über einem Toaster am Morgen die Hitze empor, im Rückspiegel beschaue ich mir mein Gesicht, es ist rot, wie der Panzer eines Hummers, wenn er im Kochtopf gart.<br /><br />Heiß ist es, kaum zu glauben, einige Autos überholen mich, am Klackern der Kolben höre ich heraus, dass auch deren Motoren zu tun haben, die Steigung zu bewältigen. Ich selbst nehme das alles nur noch wie durch einen Schleier wahr, versuche mich zu konzentrieren und habe dabei Angst, bei jeder Kurbelumdrehung, Angst, dass mein Knie aussteigt. Dass die Scheibe sich löst. Dass eine Sehne reißt. Dass ich aufgeben muss. Und das hier - mitten im Wald?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh_BWSBFLcDfhWzp8j_D2mo5o82-RsK2mMksX4sE-PQU5qxt7T4rayx_iX__dPT3aoo7cXUuWDRsvUww7BiXqKsjLI6pDPH8f-tW_5oZLtqkASygBWBJrsykd4cpLompIQuujWdRUTbuyc/s1600-h/15.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 262px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh_BWSBFLcDfhWzp8j_D2mo5o82-RsK2mMksX4sE-PQU5qxt7T4rayx_iX__dPT3aoo7cXUuWDRsvUww7BiXqKsjLI6pDPH8f-tW_5oZLtqkASygBWBJrsykd4cpLompIQuujWdRUTbuyc/s400/15.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404015133660498354" border="0" /></a>Dicht stehen die Bäume. Unten irgendwo, tief unten im Dunkel des Urwaldes kann ich einen Fluss plätschern hören. Weit, zu weit weg, um mich erfrischen zu können - hier oben, hier auf dem Asphalt steht die Hitze wie in einem Backofen.<br /><br />Hoch über mir schwingen sich fantastische Brücken in hundert Metern Höhe, dort, wo die Autos wie Engeln gleich dieses Muskel-Massaker einfach und ebenerdig überqueren können, weitab von der Arbeit, die ich hier leisten muss, entrückt, wie in einer anderen Welt - und nun verstehe ich auch, warum sich die ganzen Autofahrer vorhin den Stau gegeben haben: Lieber ein paar Minuten stop-and-go, als sich hier nicht enden wollende, enge Serpentinen hinauf und hinab zu schlängeln.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg6UAg2_Kq1zO0C7Yo396MEtCl-Kh805XuvVo-IOjHSD4gJ-SDYcehAlHmxviCd8jlI24yL0F41QHoojJ-En4-L5k_IJanQFdzM2GTUDrdRJ44-jMZwZ1RoPZN5drvVf_ZvsZAXrKf1qEA/s1600-h/16.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 182px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg6UAg2_Kq1zO0C7Yo396MEtCl-Kh805XuvVo-IOjHSD4gJ-SDYcehAlHmxviCd8jlI24yL0F41QHoojJ-En4-L5k_IJanQFdzM2GTUDrdRJ44-jMZwZ1RoPZN5drvVf_ZvsZAXrKf1qEA/s400/16.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404015126080910770" border="0" /></a>Unglaublich, dass sich nur wenige Kilometer hinter diesem Waldchaos eine flache Ebene ausbreitet, ausladend, fast verschwenderisch, am Meer entlang fließt wie ein Gürtel, gesegnet mit grünen Reisfeldern, mit duftenden kleinen Wäldern - und hier, ein Kessel Grünes, eine dichte Atmosphäre aus Hitze, grüne Hölle, tiefer Pott, in dem die Luft steht, zum Schneiden, so dick und mir Widerstand leistet, mich aufhält, meine schmalen Felgen im Asphalt versenkt, selbst die Zeit zu Kaugummi werden lässt.<br /><br />Grüne Hölle. Tunnelblick. Schweiß. Trinken, ich muss viel trinken. Tue das auch. Heiße Plörre. Erfrischung geht anders. Aber wie war das gleich? Die Beduinen in der Sahara trinken auch heißen Tee?<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Matsuyama - und alles kommt ganz anders</span><br /><br />Es dauert eine geschlagene Stunde, bis ich den Höllenkessel hinter mich gelassen habe. Ich schieße eine steile Abfahrt nach Toon City hinab, bin schneller als die Autos vor mir, mit 65 km/h geht es in diese letzte, siegreiche Abfahrt hinein. Hinter mir, ein Transporter, er setzt immer wieder zum Überholen an, aber schafft es nicht - zu gefährlich, bei diesen kurven, zu gefährlich, bei dieser Geschwindigkeit.<br /><br />Ich taste mich langsam in den Windschatten eines vor mir fahrenden Trucks heran, kann endlich den schnell drehenden Beinen eine Pause gönnen und rolle, rolle mit Highspeed in die verdiente Stadt. Wie weit mag es jetzt noch sein? 15 Kilometer? Eher 20. Aber das ist okay.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=33.822797,132.828484&spn=0.203361,0.308647&t=p&z=12&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=33.822797,132.828484&spn=0.203361,0.308647&t=p&z=12&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Route 11 zieht leicht nach Norden weg, während der Expressway, Straße der fliegenden Engel, nach Süden abknickt. Matsuyama, meine Zielstadt, ist schon ausgeschildert und langsam kann auch ich mich entspannen - es ist 15 Uhr, gleich wird die Sonne zwar untergehen, aber ich bin am Ziel. 16 Uhr, wenn es gut läuft, werde ich in der Stadt sein und kann schauen, ob noch eine Fähre geht hinüber nach Oita, oder ob ich hier bleibe, mir ein nettes, schickes kleines Hotelzimmer nehmen und mich in einer heißen Wanne entspannen kann ... entspannen ... Wanne ... welch´ herrliche Gedanken.<br /><br />Ich passiere, wie gehabt, die Spielhallen, die Autohäuser, die Malls und die riesigen Parkplätze. Meterhohe Werbeschilder brüllen ihre bunten Zeichen in die Landschaft, Häuser stehen immer dichter, werden immer massiver, werden immer hässlicher und bekommen immer mehr Stockwerke - das untrügliche Zeichen, dass ich in einer Stadt fahre.<br /><br />Dann sehe ich auf einem Verkehrsschild den Hinweis: Matsuyama Port. Aha, da gehts also zum Hafen. 15 Kilometer noch. Man, Mist, ich dachte, das geht nur noch geradeaus?!? Also los, was soll es. Dann wird es halt schon dunkel.<br /><br />Dann, nach einer halben Stunde, das nächste Schild, es gibt mir Rätsel auf.<br />Links geht es zum "Matsuyama Port".<br />Rechts geht es zum "Matsuyama Kanko Port".<br />Mmh. Nun müsste man nur wissen, was Kanko bedeutet. Ich habe keine Ahnung, Kanko. Klingt si klein, so niedlich. Nach "Yacht" oder so. Also wird das der Sportboothafen sein? Keine Ahnung. Kanko kann auch "Fähre" heißen oder "Frachter".<br /><br />Ich stoppe an einem Conbinistore und frage eine Kassenfrau.<br />"Konnichi-wa. Do you speak English?"<br />"Ie, no, no!", sagt sie lächelnd.<br />Ich gebe nicht auf: "I want to go to Oita."<br />"Oita! Hai, hai!", aha, Oita kennt sie.<br />"And i need a Ferry. A Boot. A Ship.", sage ich weiter und mache mit der Hand Wellenbewegungen.<br />"Hai, Ship!", lächelt sie wieder.<br />"And now - I go to Port or to Kanko-Port?"<br />Sie schaut mich fragend an. Und lächelt. Klar.<br />"I with Bike, Bicycle - Kanko-Port?"<br />"Hai, hai! Kanko-Port!", bestätgt sie.<br />Ich bedanke mich, verbeuge mich und gehe.<br />Also Kanko.<br />Oder auch nicht.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=33.885879,132.715402&spn=0.025401,0.038581&z=15&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=33.885879,132.715402&spn=0.025401,0.038581&z=15&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Ich biege also zum Kanko-Port ab. Mittlerweile ist es schon mächtig am Dämmern und ich hoffe, ich bete, ich rufe es in die heraufziehende Nacht: Bitte lass noch eine Fähre gehen! Und dann stockt mir der Atem - das darf doch jetzt nicht wahr sein, oder?<br /><br />Vor mir türmt sich eine Bergwand auf.<br />Nee. Stopp. Halt mal, jetzt mal ehrlich, Leute - ich bin hier heute 160 Kilometer gefahren, um auf den letzten zwei Kilometern noch eine 100 Meter hohe Bergwand erklimmen zu dürfen? Nee, leckt mich! Das darf doch nicht ... und dann sehe ich den Tunnel.<br />Na, Gottseidank!<br /><br />Eine Viertelstunde später stelle ich meine Speedmachine in eine Ecke des Fährterminals des Matsuyama Kanko-Port. Und tatsächlich - Kanko heißt Fähre.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv7rH3Dt-8I/AAAAAAAAE-8/DSE6nRt-4Pg/s1600-h/17.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 218px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv7rH3Dt-8I/AAAAAAAAE-8/DSE6nRt-4Pg/s400/17.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404015123162332098" border="0" /></a>Es ist ein großer, moderner Glaspalast. Wenig los hier. Auf zwei riesigen LCD-Screens laufen Nachrichten und Mangas, zwei, drei Pärchen hocken auf den Bänken, ein Souvenirshop hat, na logo, Sauer Eingelegtes und allerlei Mitbringsel bereit.<br /><br />Vier Schalter haben geöffnet. Ich gehe zum Schalter 1, an dem die Strecke Matsuyama-Oita ausgeschildert ist.<br />Ob denn heute noch eine Fähre ginge, frage ich den Bediensteten.<br />Nein, heute nicht mehr. Erst morgen früh, 7 Uhr.<br />Ich überlege - wieder zurück, ins Hotel und dann morgen 7 Uhr nach Oita? Aber dann kalkuliere ich - die Fahrt dauert mindestens 4 Stunden, sodass ich gegen 11 Uhr in Oita ankommen würde. 11 Uhr - und dann noch 150 Kilometer nach Kumamoto zum morgigen Etappenziel? Das schaffe ich nicht mehr im Hellen.<br />Mmh.<br /><br />Ich schaue einen Schalter weiter. Von der 2 aus geht es nach Hiroshima. Einfach nur 3 Stunden nach Norden - Hiroshima. Ziel meiner Radtour. Aber viel zu früh, wenn ich heute schon hinfahren würde.<br /><br />Einen Schalter weiter, an der 3, geht es nach Kokura. Kokura, die Stadt, die am nördlichsten Ende der Insel Kyushu liegt. Und ein Etappenziel, das ich eigentlich erst für in drei Tagen geplant habe, um von hier aus in weiteren 2 Etappen nach Hiroshima zu kommen.<br />Mmh.<br />Ich frage, wann denn dann die Fähre gehen würde.<br />22 Uhr, sagt die Dame.<br />22 Uhr, rechne ich, das ist in 5 Stunden.<br />Eine Nachtfahrt, bequem irgendwo schlafen, dann ankommen und ... was weiß ich, wohin ich von Kokura aus fahren kann, aber alles besser, als hier heute ein teures Hotel zu nehmen, nur um morgen nur 100 Kilometer fahren zu können.<br />Ich kaufe das Ticket.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SwfTgfbHvYI/AAAAAAAAFCk/3Tx4NI_Dbfg/s1600/map.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 225px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SwfTgfbHvYI/AAAAAAAAFCk/3Tx4NI_Dbfg/s400/map.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5406522432826097026" border="0" /></a>Zumindest versuche ich das. Denn alles, was ich bekomme, ist wieder nur ein Antrag auf ein Ticket. Der Schalter, an dem ich das Ticket kaufen kann, sagt mir der Beamte, öffnet erst 21 Uhr. Aha.<br /><br />Also nutze ich die Zeit. 3 Stunden, da habe ich schon schlimmeres erlebt.<br />Ich bummle durch den Souvenir-Shop und entdecke Postkarten. Wow, ich dachte, so etwas gibt es nicht in Japan? Gesehen - gekauft.<br />Dannn setze ich mich hin und schreibe den Lieben daheim ein paar Zeilen.<br /><br />Essen.<br />Sitzen.<br />Schauen.<br />Langweilen.<br /><br />Fast dämmere ich weg, als mir der Gedanke kommt, mich zu waschen - immerhin habe ich für die fast 8 Stunden dauernde Überfahrt nach Kokura ein "Single Bed" reserviert. Und da drin möchte ich nicht im Schleim der vergangenen 160 Kilometer liegen.<br /><br />Gesäubert, aber nicht weniger müde, sitze ich später wieder in den sagenhaft unbequemen Sesseln, starre die Japaner an, die mich anstarren, bin wie immer der einzige Ausländer hier, sie tun so, als sähen sie mich nicht, dabei weiß ich, dass sie mich, mein Rad und dann wieder mich mustern, von oben bis unten.<br />Gaijin im Zoo.<br />Mir ists egal.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv7rHnEoKKI/AAAAAAAAE-0/eOpPZ_U6qO4/s1600-h/18.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 220px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv7rHnEoKKI/AAAAAAAAE-0/eOpPZ_U6qO4/s400/18.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404015118871177378" border="0" /></a>Dann, irgendwann, ich stecke im Zeitenfluss, der so zäh wie flüssiger Asphalt ist, kann mich nur schwer wach rütteln - dann irgendwann legt eine riesige Fähre an. Öffnet ihren Schlund, speit Trucks ohne Ende aus, Autos, Motorräder und alles Mögliche und Unmögliche, was Räder und Füße hat.<br /><br />Mit meinem Ticket in der Seitentasche stehe ich da. Dunkel ist es. Stockdüster. Nur das Neon des Kanko-Ports erhellt die Szene. Warm ist es trotz der Nacht noch. Frieren unmöglich. So stehe ich wieder da, bis, ja bis mich endlich einer der Arbeiter an Bord winkt.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbapp5H29gkcP_zwhTtxSJ3WO3A3f8X307J8RqvtxHAxM_IcGFjIU2t2sNVuW51lYQVrRTPjROaBtXJbKzCjt0rJn0kj9n-GkiRVpXMhZ6HXdnl64IP6BLQI_J40TchAOwQ1lFu7jU_38/s1600-h/19.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 196px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbapp5H29gkcP_zwhTtxSJ3WO3A3f8X307J8RqvtxHAxM_IcGFjIU2t2sNVuW51lYQVrRTPjROaBtXJbKzCjt0rJn0kj9n-GkiRVpXMhZ6HXdnl64IP6BLQI_J40TchAOwQ1lFu7jU_38/s400/19.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404015121249170242" border="0" /></a>Und mit den letzten Kurbelumdrehungen des Tages rolle ich in den Bauch der Fähre, kette mein Rad an, klaube ein paar Sachen aus meinen Taschen und steige die Treppe empor, auf der Suche nach meinem "Single Bed".<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Wie man sich bettet ...</span><br /><br />Es ist ein turnhallengroßer Tatami-Saal, in den ich stolpere. Auf etwa 200 Quadratmetern haben sie hier die obligatorischen Keilkissen und eine Decke bereit gestellt. Das alles für 5.000 Yen. Neonlicht gleißt durch den Raum.<br /><br />Es ist noch leer, nur zwei, drei andere Herren sind am gegenüber liegenden Ende des Saals angekommen und machen sich sogleich daran, sich bettfertig zu machen. Da die Räumlichkeiten hier streng nach Geschlecht getrennt sind, stört sich hier auch niemand daran, als die beiden anfangen, sich aus- und umzuziehen. Im Pyjama schlurft der eine gemütlich den Gang hinaus zu den großen Waschräumen. Im folgt der Andere - in einen traditionellen Kimono gehüllt.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgWf7wDtn6tT12As-oTg0a0wHlFUvFk1_zuRXwEQ461SChJTEksgBV3GHKyCbcmw4gnrdvgJTJSVe4IPMPqX9TF3bhOAx8glv9nPtcobWezZNeKIyMnKdAMf2hWrNRRk933JBJKYztsz0w/s1600-h/20.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 300px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgWf7wDtn6tT12As-oTg0a0wHlFUvFk1_zuRXwEQ461SChJTEksgBV3GHKyCbcmw4gnrdvgJTJSVe4IPMPqX9TF3bhOAx8glv9nPtcobWezZNeKIyMnKdAMf2hWrNRRk933JBJKYztsz0w/s400/20.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404014776470094402" border="0" /></a>Ich bin fertig. Die Tour steckt mir in den Knochen. Schweiß glänzt wieder auf meiner Haut, die Augen schmerzen, jede Sekunde, die sie offen bleiben müssen, kostet mich unendlich Kraft.<br /><br />Ich denke an daheim, als das Schiff sich irgendwann endlich mit leichtem Schwanken daran macht, die See zu erobern. Ich denke an daheim, an die Leute, die mich lieben, die ich liebe, und ich denke daran, wo ich gerade bin - mitten in einem Land, das mir so fremd ist, mir wohl immer fremd bleiben wird. Ein Land, in dem ich der Gaijin bin. Allein. So allein, wie hier, an die weiße, sterile, etwas speckige Wand gelehnt, nachdenklich, jetzt, da der Tag vorbei, der Trubel vergangen ist und mir wieder bewusst wird, wie sehr dieses nicht reden können an mir nagt.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv7qzbLrM7I/AAAAAAAAE-U/Rk4UC0HYJ0c/s1600-h/21.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 256px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv7qzbLrM7I/AAAAAAAAE-U/Rk4UC0HYJ0c/s400/21.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404014772082127794" border="0" /></a>Wenig später, ich hatte mich schon hingelegt auf die nur spärlich dämpfende Matte, stehe ich auf und wanke klackernd durchs stille Deck. Nur das Schnarchen aus den Sälen beiderseits des Ganges, das dumpfe Dröhnen der mootonen Motoren und das Schwanken im Seegang verraten, dass das hier kein expressionistischer Traum, sondern die Realität ist.<br /><br />Ist es die Müdigkeit, die mich so abspacen lässt?, frage ich mich, als ich mir am Automaten eine heiße Nissin-Nudelsuppe ziehe und ein kaltes Calpis-Water dazu. Was macht dieses Land mit mir? Tagsüber, wenn ich fahre, unterwegs bin, mich abrackern kann und etwas zu tun habe, mich quäle, die Steigungen hinauf, irgendwo auf den langen Geraden zwischen den Monsterstädten, da ist es kein Problem. Ich habe zu tun, bin beschäftigt, ein Reisender. Hastig zieht dieses fremde Land an mir vorbei.<br />Vielmehr, hastig ziehe ich durch dieses fremde Land.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv7qzJo0z2I/AAAAAAAAE-M/1G9BPwzIv5E/s1600-h/22.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 268px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv7qzJo0z2I/AAAAAAAAE-M/1G9BPwzIv5E/s400/22.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404014767372554082" border="0" /></a>Aber dann, wenn es still geworden ist, ich ruhe, nicht mehr trete, nicht mehr kurbele. Dann kommen die Gedanken, versuche ich, alles zu ordnen, alles zu <span style="font-style: italic;">begreifen</span>. Aber kann ich das hier überhaupt begreifen? Diese Kultur, die so fremd ist, dass ich selbst jetzt keine klaren Worte finde.<br /><br />Diese Einsamkeit, die mir so schäbig vorkommt. Immerhin sind hier alle, wirklich alle, ausnahmslos freundlich zu mir, tun alles, um mir zu helfen, sind stolz auf ihr Land und fühlen sich irgendwie geehrt, dass ich, der weiße Gaijin mir die Zeit nehme, es per Rad zu entdecken.<br /><br />Und doch - öffnen, in sie hineinsehen, sie lesen, das werde ich niemals.<br />Japan, es wird mir immer verschlossen bleiben.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Kokura - gestern, heute ... morgen?</span><br /><br />Ich schlafe ein, zwei, drei Stunden. Dann, es ist gegen 4 Uhr, wache ich auf und liege im Halbschlaf unter meiner Decke. In einer Stunde werden wir ankommen. In einer Stunde werde ich mir irgendwo ein Hotel suchen, ausschlafen und dann, dann werde ich am Tag versuchen, meine Etappenplanung, die ich nun mit der Fahrt nach Kokura ad absurdum geführt habe, wieder in den Griff zu bekommen.<br /><br />Ich wische benommen die letzten Traumfetzen hinfort, ziehe mich an und begebe mich an Deck.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEixkL0pjImxKrI-H1oAIW3lYRSYlSqSV_v_8NANn_PjS3V4htNEdMVeA8nXIH_8WrxlnzMlzXEYJrGGs_ZwzQfgtowFGVQUA0XRaSe6nQ5I34-6DySjCAJbQstnUbkd0XyoeHdpQp7UUEA/s1600-h/23.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 149px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEixkL0pjImxKrI-H1oAIW3lYRSYlSqSV_v_8NANn_PjS3V4htNEdMVeA8nXIH_8WrxlnzMlzXEYJrGGs_ZwzQfgtowFGVQUA0XRaSe6nQ5I34-6DySjCAJbQstnUbkd0XyoeHdpQp7UUEA/s400/23.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404014762381903794" border="0" /></a>Eine laue Morgenluft umhüllt mich. Frische. Ich sauge sie ein. Ich sitze da mit einem heißen Automatenkaffee. Hinter uns schäumt luminiszent das Wasser auf, an der Küste glänzt eine Perlenkette in der Schwärze. Wo Wasser aufhört und Himmel beginnt, ich kann es nur der Spiegelungen wegen sagen.<br /><br />Verschließe ich meine Augen so, dass ich nur durch einen schmalen Spalt blinzele, sieht es aus, als streife ich mit einem Raumschiff am Rande der Milchstraße entlang. Draußen im Weltraum, luftleer, kalt. Außen. Außerhalb. Weitab unserer Heimat.<br />Ein Gefühl, das dem sehr nahe kommt, was ich gerade empfinde.<br /><br />Einsamkeit, hier an Deck, hier heute in dieser klaren Nacht, hier spüre ich sie wieder, frage mich, was hier noch allen kommen wird und versuche, dieses ekelhafte Gefühl loszuwerden, das mir da schwer im Bauche liegt, das meine Speiseröhre hinaufquillt, ein ungutes Gefühl: Du hast die geplante Strecke verlassen! Nun sieh mal zu, wie du das gerade biegen kannst.<br /><br />Nein, gut fühle ich mich nicht.<br />Und auch wenn ich mir einrede, dass ein tiefer, langer Zug frischer Luft durch die Nase das alles schon besser machen wird, es ist nicht so.<br /><br />Und ich hoffe, dass heute, nachher, gleich, wenn ich ausgeschlafen aus meinem Hotelzimmer in die schöne, wärmende Sonne blicke, dass dann wieder alles besser sein wird.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv7q7gm58uI/AAAAAAAAE-k/03ipNHGLWBM/s1600-h/map8_E6.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 232px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv7q7gm58uI/AAAAAAAAE-k/03ipNHGLWBM/s400/map8_E6.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5404014910977471202" border="0" /></a><span style="font-style: italic;">Gefahren: 169,53 km in 6:48 Stunden mit einem 25er Schnitt</span><span style="font-style: italic;"> - und ein paar Stunden Fährfahrt.</span>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/11924140569160672339noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8275082678236673049.post-39928754578364125382009-10-10T09:07:00.001-07:002009-11-14T07:01:49.785-08:00The Tale of a wrong Turn<span style="color: rgb(255, 0, 0);">Tag 7/Etappe 5 - Es soll eine "ruhige" Etappe nach Takamatsu sein.</span><span style="color: rgb(255, 0, 0);"> </span><br /><br />Knieschmerzen auf einer Tour. Sie sind das Schlimmste. Zwar nicht, weil sie so furchtbar weh tun würden. Nein. Knieschmerzen reihen sich, würde ich sagen, auf der Schmerz-Top-10 ziemlich weit unten ein. Noch hinter Zahn- und Kopfschmerzen und sogar denen, die bei Schnittverletzungen und Prellungen entstehen. Knieschmerzen sind ertragbar. Es ruckelt, es knirscht, es kneift im Kniegelenk - man stöhnt, stützt sich irgendwo ab und dann ist es halt wieder halbwegs okay. Denkt man. Bis man die Knie dann wieder braucht.<br /><br />Ich kann nicht mehr schlafen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgSs-6pTOD5pi4Fy00PKf9_kZ_VtTQGIBqS_z1wkvvzMZBr6nz8qVHCYdD8A7IOhNAi15vxZ7uV0A8U_7OIHcITwheErttkhhP1c0VPYzdS2aqieuVB0vZRnDkUHvz_o1qLMz-F34t5Wo8/s1600-h/kimono.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 196px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgSs-6pTOD5pi4Fy00PKf9_kZ_VtTQGIBqS_z1wkvvzMZBr6nz8qVHCYdD8A7IOhNAi15vxZ7uV0A8U_7OIHcITwheErttkhhP1c0VPYzdS2aqieuVB0vZRnDkUHvz_o1qLMz-F34t5Wo8/s400/kimono.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5402563828585791874" border="0" /></a>Knieschmerzen also. Man kann ganz zwar normal weiter machen, ohne Probleme. Nur - und da wird es fies - das Fahrradfahren kann man vergessen. Jeder Antritt, jede Kurbelumdrehung, jedes noch so kleine Stückchen Kraft, es muss über die Knie auf die Kette. Und wenn die Knie schmerzen, kann man das vergessen. Sicher, man kann versuchen, weniger Druck auf die Pedale zu bringen. Man kann versuchen, auf dem nicht schmerzenden Bein eine Weile den Großteil der Kraft abzufangen, aber das sind alles nur halbherzige Zwischenlösungen - wenn das Knie ausfällt, ist sie zu Ende, die Tour.<br /><br />Und weil ich, sagen wir, wenn ich mich im Schlafen von einer auf die andere Seite drehe, sehr große Schmerzen im Knie habe, weil ich, wollte ich vom Klo aufstehen, große Probleme habe, überhaupt von der schnatternden Klobrille runter zu kommen und weil es mir ein lautes "Aaaarghhh!" entlockt, wenn ich die Beine anwinkle, hatte ich heute Nacht Albträume.<br /><br />Im Traum sehe ich mich abbrechen. Sehe ich mich inmitten von heißem Nowhereland stehen, nicht im Stande, auch nur noch einen einzigen Kilometer zu treten. Heiß und nass wache ich mehrmals auf - ärgere mich, denn ich hatte heute sowieso so wenig Zeit zu schlafen - und prüfe dann und wann mein rechtes Knie. Verdammt! Es schmerzt. Warum nur, warum nur, frage ich mich, habe ich nicht noch die 300 Gramm Extragewicht in Kauf genommen und das tolle Latschenkiefer-Gel mit Franzbranntwein mitgenommen? Verdammt! So eine Nonne von Klosterfrau hätte ich hier jetzt ganz gut gebrauchen können, im Shinto-Land.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg-_5YfoG3MnJwLTR5Kc-71YXA6AIY8nshHicE1xF6MwCEz8XLMoBx0UsbU1hgA4-x2ojfBd5troOFDpzV6ndzvHn0nFrn7_mLrdNSGZ7zEzib1eSsZsfphFGcd5RmeCqAqDfXdOaW410g3/s1600-h/sportgel_klosterfrau.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 300px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg-_5YfoG3MnJwLTR5Kc-71YXA6AIY8nshHicE1xF6MwCEz8XLMoBx0UsbU1hgA4-x2ojfBd5troOFDpzV6ndzvHn0nFrn7_mLrdNSGZ7zEzib1eSsZsfphFGcd5RmeCqAqDfXdOaW410g3/s400/sportgel_klosterfrau.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5335908110933467986" border="0" /></a>Tja, aber die leckere Tube mit dem grünen, kühlenden Gel steht zu Hause.<br />Und der Badezimmerschrank ist 12 Stunden Flug entfernt.<br />Etwa 20.000 Kilometer.<br />Und noch 2 Wochen bis dahin.<br /><br />Die Etappe von gestern, fast 190 Kilometer und dazu die 45 Kilometer Bergprüfung, sie stecken mir in den Knochen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.<br />Wieder ächze ich, als ich mich bewege.<br /><br />Und ich beschließe etwas: Heute, so entscheide ich, mache ich eine ganz ganz ganz ruhige Etappe. Keine Heldentaten, keine Bergziegen-Einlagen, keine Eddie-Merckx-Sprints, kurz, nichts, was auch nur entfernt auf die Gelenke gehen könnte. 100 Kilometer. Ja, ich denke, das ist eine gute Zahl. 100 Kilometer, das gelingt nach 4, vielleicht 5 Stunden bequemer Fahrt und 100 Kilometer, so schaue ich gegen 7:30 Uhr auf meiner Karte nach, würden mich nach Takamatsu bringen. Keine Ahnung, was dann da in Takamatsu ist, aber es ist zumindest eine größere Stadt.<br /><br />Warum ich dann nicht noch ein, zwei Stunden liegen bleiben und ausschlafen könnte?, fragt eine Stimme in meinen Schädel hinein. Warum stehe ich dann auf, wenn ich mir heute Zeit lassen möchte?!?<br /><br />Bevor ich mich mit mir selbst streite, lenken mich meine knirschenden Beine wankend ins Bad und lassen mich die Morgentoilette vollführen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiwKX5GJk1HBfs-HLK7FSG_vWLczO8H1loEHNwO2f9sl0fur9FC5Fi1zAV_BgTFcypmMCpYRmjGe2Qjy-GX_k3NZSfxHJJh_5x_xohw8TmN1rnGeACbVTLYP_xDvd4UCewiY061P29SvZ0/s1600-h/01.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 236px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiwKX5GJk1HBfs-HLK7FSG_vWLczO8H1loEHNwO2f9sl0fur9FC5Fi1zAV_BgTFcypmMCpYRmjGe2Qjy-GX_k3NZSfxHJJh_5x_xohw8TmN1rnGeACbVTLYP_xDvd4UCewiY061P29SvZ0/s400/01.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401977039790463394" border="0" /></a>Eine halbe Stunde später stehe ich am Fuße einer langen Overland-Bridge am Ausgang der Stadt Tokushima und blinzele in die Morgensonne. In Wahrheit relaxe ich, denn die 3 Kilometer Fahrt vom Hotel bis hier her ... schmerzen jetzt schon in den Knien.<br /><br />Die Sonne steht schon längst am Himmel, sie hat mich vorhin begrüßt, als ich das liebenswerte Hotel verließ, das sich da wie ein scheues Rehlein in der Straße ganz eng in eine Nische zwischen zwei Häusern eingeklemmt hatte. Der Concierge wünschte mir überschwänglich eine gute Fahrt.<br /><br />Geld brauche ich. Bargeld. Ich habe nur noch ein paar tausend Yen. Wird reichen, um mich damit heute zu verpflegen, mein Calpis- und Vitamin-Water zu kaufen. Aber für mehr auch nicht.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Tokushima adé - ein kurzer Ritt</span> <span style="font-weight: bold;">mit Deutschland</span><br /><br />Hinter mir leuchtet die Hafenstadt Tokushima im Licht eines klaren jungen Tages. Ich blicke zurück, kaue noch die letzten Bissen meines Bananen-Schoko-Kuchens, den ich mir gerade beim alltäglichen Lawson-Frühstück einverleibt habe und stöhne.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg_I8kJwfeF458O4Pla9JPJOtzg6PPlkBN3VR6_A-xMp2yA4miAlmDMgavRLyAYnoQZRrssmnXuyaXgz3fht6qilxyjm4vKyVsSo3OQxbJVloSO4swCOJrYjNleAviWFsnkAXWOmqjEyiQ/s1600-h/02.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 239px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg_I8kJwfeF458O4Pla9JPJOtzg6PPlkBN3VR6_A-xMp2yA4miAlmDMgavRLyAYnoQZRrssmnXuyaXgz3fht6qilxyjm4vKyVsSo3OQxbJVloSO4swCOJrYjNleAviWFsnkAXWOmqjEyiQ/s400/02.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401977037292629058" border="0" /></a>Vor mir liegt die Straße, eine lang gezogene, leicht ansteigende Straße. Nichts Weltbewegenedes, die einzigen Berge, die ich sehen kann, sind weit weit weg und so droht zumindest unmittelbar keine Gefahr, den Tag gleich wieder mit Höhenmetern zu beginnen.<br /><br />Wenn ich mir vorstelle, wie ich hier gestern Nacht vollkommen übermüdet nach dem Gewaltritt durch ganz Kii-Hanto angekommen bin: Verschreckt, gerade man so noch wach bleibend von der Fähre in eine stockdunkle Stadt gerollt, kaum Autos auf den Straßen, selbst die Ampeln blinken müde in Gelb. Nichts los.<br /><br />Heute, genau das Gegenteil: Geschäftiger Geschäftsverkehr, Geschäftsleute, Geschäftsfrauen und selbst die Kinder sind geschäftig. Überall hasten sie von A nach B, keiner, der Schlendern, träumen oder sich Zeit lassen würde für irgend etwas oder irgendwen. Japan halt. Ich glaube, die spannen hier nie aus.<br /><br />Ist es das, was sie so strange finden, an uns Gaijins? Dass wir dem Müßiggang fröhnen?<br />Aber halt, denke ich, als wieder ein kleiner Schmerz aus der Kniescheibe nach oben fährt: Müßiggang kann man meinen Urlaubstrip hier beiweitem nicht nennen! Immerhin bin ich bisher an jedem einzelnen Tag mehr Kilometer gefahren, als ich eigentlich wollte.<br /><br />Nicht, weil ich so unglaublich motiviert wäre, gebe ich zu, sondern Google sei Dank.<br /><br />Und irgendwie ahne ich, dass das heute nicht anders sein wird, als ich endlich - langsam, langsam - losfahre.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.112942,134.388199&spn=0.405337,0.617294&t=p&z=11&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.112942,134.388199&spn=0.405337,0.617294&t=p&z=11&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Heute fahre ich die Route 28 nach Norden hoch, werde dann genau an der Küste entlang fahren und irgendwann - mit der Küste halt - auf Takamatsu treffen. Hier gibt es eine bequeme Küstenstraße, herrlich, genau am Strand, rechts das Wasser, links die Berge und ich, ich fahre schön ebenerdig. Genial. Denke ich mir, genial und besser, als die andere Variante, die ich hatte, nämlich von Tokushima aus die Route 12 nach Westen zu nehmen.<br /><br />Diese würde mich in dem - zugegeben ebenen - Trichter entlang des Yoshinogawa-Flusses führen und, was meine Befürchtung ist, eben dann doch irgendwo vor Shikokuchuo in die Berge schicken. Zudem: 120 Kilometer durchs Inland zu fahren, darauf habe ich nach dem Inlandstrip von gestern keine rechte Lust.<br /><br />Nein, heute will ich Küste sehen, viel Blau, viel See und immerhin ... ich starte in Tokushima, einer der Städte mit den "hundert schönsten Aussichten" Japans.<br /><br />Die Fahrt geht erstaunlich flott. Immerhin habe ich, nachdem ich den Yoshinogawa-Fluss überquert habe, eine wie prophezeit flache und angenehm zu fahrende Ebene vor mir. Links erstrecken sich weitab die Berge, die wie eine Mauer das Flussbett in einen immer enger werdenden Trichter zwängen, rechts glitzert, leider auch weit entfernt, das Meer.<br /><br />Und genau da, wo sich massive Bergwand und geheimnissvolles Meeresglitzern treffen, an der dünnen Nahtstelle, wo der Berg ins Meer abfällt und - so denke ich mir - ein kleiner Strand das ebenerdige Fortkommen ermöglicht, genau dorthin steuert meine Straße.<br /><br />Ich passiere die Ebene, Reisfelder, so weit mein Auge reicht, Autos auf vier Fahrtspuren, mäßiger Verkehr und ein Schild, auf dem vertraute Farben prangen: Schwarz-Rot-Gold weist den Weg zum "Museum of Germany", wie dort steht.<br />Und da ich es mir ersparen möchte, Lobeshymnen auf Schweinshaxn, Neuschwanstein und vielleicht noch viel Schlimmeres vorgesungen zu bekommen, lasse ich das deutsche Museum links liegen und fahre weiter.<br /><br />Leider gibt es keinen Strand. Sondern einen Tunnel, dort, am Ende, wo die Ebene durch den Berg aufgehalten wird. Aber immerhin: Ein Tunnel und keine kniemordenden Serpentinen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiEtIUOqoKi6PI-pV7AXVUaJwzzSnU2oT-rUINxQHGphGxRkfbHS7wrGxTqKP06spSEbDShcV_gDdr1yoAw4gWZ26Ai4XvVevRci-Y8HX7jtKub60gx2MT2lCAnq0NvIiZV83_4knGQ6a8/s1600-h/03.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 198px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiEtIUOqoKi6PI-pV7AXVUaJwzzSnU2oT-rUINxQHGphGxRkfbHS7wrGxTqKP06spSEbDShcV_gDdr1yoAw4gWZ26Ai4XvVevRci-Y8HX7jtKub60gx2MT2lCAnq0NvIiZV83_4knGQ6a8/s400/03.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401977034137421394" border="0" /></a>Wie luxuriös, denke ich mir noch, als ich in die Röhre einfahre - jede Fahrtrichtung hat hier seinen eigenen Tunnel. Ich durchquere den kühlen Beton, sonderbares Orange umhüllt mich, kommt mir irgendwie belgisch vor, das Licht hier, die Stimmung, kommt mir vor, wie Abends, gar nicht wie 9 Uhr, als ich mit leichten 25 km/h dem Licht am Ende entgegen steuere und mir ausmale, was mich erwartet.<br /><br />Immerhin, so verspricht mein Japan-Reiseführer, werde ich jetzt zwei Tage lang an der Nordseite Shikokus fahren, also an der Küste zur Inlandssee, dem Binnenmeer, das durchsetzt ist von hunderten romantischer, mehr oder weniger großer Inseln, das Postkartenmotive bis zum Umfallen und viel japanische Romantik bietet. Sagt der Reiseführer.<br /><br />Ich bin gespannt.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Wrong Turn #1 - Aber schick ist es hier trotzdem</span><br /><br />Wow! Entfährt es mir, als ich aus dem Tunnel komme. Mir scheint die Sonne ins Gesicht, es riecht viel frischer, als noch hinter dem Berg und es weht ein leichter Wind vom glitzernden Meer her, das ich von hier aus sehen kann.<br /><br />Es geht noch etwa 200 Meter leicht bergan, bis der in den Himmel reichenden Pylonen gewahr werde, die wie plötzlich zum Fliegen bereite, riesige Insektenflügel aussehen. Die Brücke schaukelt leicht, habe ich das Gefühl, aber das täuscht - meine eigene Schwäche macht mich schaukeln. Der kurze Fotostopp ist wie eine Erleichterung, ich bin noch nicht einmal 20 Kilometer gefahren und freue mich schon über eine 2-Minuten-Pause ...<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEirfRxiTycPFdBlZRzf6fQS8zGIlGh6kMivVZzy1USnZ-AsDL-UDVvvmAUlK30EbeeFxPHdobgPgMWekIyLXKt1xTm-6zUyhvIPqCRquNGLBWl463vgK1hsXew5AMYdaSPNJiGQC5dndEw/s1600-h/04.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 286px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEirfRxiTycPFdBlZRzf6fQS8zGIlGh6kMivVZzy1USnZ-AsDL-UDVvvmAUlK30EbeeFxPHdobgPgMWekIyLXKt1xTm-6zUyhvIPqCRquNGLBWl463vgK1hsXew5AMYdaSPNJiGQC5dndEw/s400/04.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401977026158306482" border="0" /></a>Heute weiß ich, dass es diese Brücke war, die mich eigentlich hätte stutzig machen sollen. Denn so schön es hier auch ist, ich hätte hier gar nicht vorbei kommen dürfen. Denn - und hier haben mir die japanischen Straßenplaner wieder ein Schnippchen geschlagen - ich hätte noch vor dem Tunnel der Route 42 folgen sollen, anstatt dem Schild meiner angestammten Route 11 weiter hinterher zu fahren.<br /><br />Das verstehe mal einer: Die Route 11 wird zur 42 und an der Nordküste wieder zur 11, und die 11 geht irgendwo weit ab zu Ende. Aber, wie mich Ats von Cycle Tokyo! schon vorgewarnt hatte: "Routes may end. But they will reappear. Hopefully."<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.196682,134.581361&spn=0.025309,0.038581&z=15&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.196682,134.581361&spn=0.025309,0.038581&z=15&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Mein erster Wrong Turn des Tages. Und der, der damit das Schicksal meiner Knie besiegelt. Aber von alledem weiß ich jetzt noch nichts, stehe am Zaun und blicke über die Brüstung hinab auf den träge fließenden Sund, der zu einem kleinen Hafen wird. Einige größere Fischerboote - japantypisch mit dem messerspitzen Bug - dümpeln am Kai, kleine Jollen zuckeln von hier nach da. Es ist die Stadt Naruto, die diesem Nationalpark ihren Namen gibt.<br /><br />Es ist wunderschön hier, hier, hinterm Berg, das merke ich sofort. Ruhig, abgeschieden. Ich fahre die Route 11 entlang, die zunächst noch genau das ist, was sie vor dem Berg war: Eine dicke, vierspurige, große Straße. Kein Verdacht keimt in mir, nur die fehlenden Autos machen mich stutzig: Warum treffe ich nicht einen Truck, nicht einen Scooter, nicht einmal einen Kleinwagen an?<br />Es geht wieder 500 Meter bergauf, vorbei an einem Schulkomplex, obligatorisch mit dem für Japan so typischen Baseballfeld, das mit einhunert Meter hohen Ballfangnetzen, riesig in den Ausmaßen, umspant ist. Kein Schüler zu sehen, kein Geschrei zu hören, nichts. Keine Autos. Gut, es ist Sonntag. Aber deswgen ist Japan doch nicht verschwunden? Es ist Mittag, heiß, heiß ist es und ich schwitze, als ich versuche, mich knieschonend den Berg hinauf zu schleppen und noch immer schöpfe ich keinen Verdacht<br /><br />Auch nicht, als die große Route 11 auf einmal endet.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.207614,134.60166&spn=0.025305,0.038581&z=15&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.207614,134.60166&spn=0.025305,0.038581&z=15&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Ach schön, denke ich, klinke meine Schuhe aus und stehe auf dem letzten Meter der Route 11, die mich eigentlich bequem, ebenerdig und schnell in nur 100 Kilometern an mein Ziel hätte bringen sollen. Und die endet nun. Ich müsste nur mein Rad einmal kurz anschieben, dann wäre ich von dem perfekten Flüsterasphalt der Route 11 auf eine löchrige Schotterpise einer nicht einmal halb so breiten Straße.<br /><br />Was geht hier vor? Frage ich ich mich im schweißnassen Fieberwahn der heißen Mittagszeit.<br />Und ehe ich mir selbst die Frage beantworten kann, sind es überraschenderweise meine schweren Beine, die sagen: "Klappe, genug gequatscht, genug gedacht - wir haben keinen Bock mehr und wollen endlich in eine heiße Wanne, also Gas geben!"<br /><br />Und das tun sie dann auch. Zunächst folge ich der grobschlächtigen Buckelpiste. Sie windet sich am Rande eines schmalen Küstenstreifens fast neben dem Ufer entlang. Nicht weit von mir dümpeln Muschelzuchtkäfige herum, einige müde Fischerboote rudern behäbig auf ruhigem, glitzernden Wasser. Zusehends wird die Buckel- zur Schotterpiste, rechts neben mir türmt sich ein Abhang zu einem stattlichen Berg hoch über mir auf und dann ende ich vor dem völlig herunter gekommenen Eingangstor zu einer längst Pleite gegangenen ... Fabrik. Ich stehe im Nichts.<br /><br />Hinten, da, wo ich her kam, kann ich noch die Brücke erkennen, ihre hohen Pylonen grüßen mich schäbig. Schweiß vernebelt mir die Sicht. Umkehren? Zurück? Den ganzen Weg? Nee, lass mal. Es muss doch noch einen Weg geben?!?<br />Ich drehe um und fahre ein, zweihundert Meter. Etwa 50 Meter über mir schießt die Autobahn - der Kobe-Naruto-Highway - aus dem Berg, saust über mir auf dicken Betonbändern in der Luft schwebend entlang nur, um auf der anderen Seite wieder in einem Berg zu verschwinden. Und während ich mit meinen Augen diesem Straßenungetüm, dem Asphalt-Lindwurm folge, entdecke ich einen kleinen Tunnel, der genau unter der Autobahn hindurchführt. Auf die andere Seite - von der Innenseite dieser Bucht zur Außenseite, zur Inlandsee, wie ich hoffe.<br /><br />Ich wage es und kurbele vorsichtig durch die kalte, enge, dunkle Röhre zur anderen Seite. Tatsächlich, hier, genau neben der Autobahn geht ein schmaler Fußweg - immerhin asphaltiert - entlang. Ich folge ihm. Über mir dröhnt der schwere Verkehr - Ah!, da ist er! - vorbei, ich, hinter einem 3 Meter hohem Drahtzaun und Betonmauer abgegrenzt, muss jede Bodenwelle und jede noch so harte Steigung, die der Berg hier hinlegt, mitmachen.<br />Fertig, außer Puste, gelange ich nach etwa 2 Kilometern wildem Geschlängel und Gekurve, nach hartem Auf und Ab in ein kleines Dorf. Endlich Menschen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv2_nlB8I1I/AAAAAAAAE9Y/v28LsuyVLjU/s1600-h/map1.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 231px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sv2_nlB8I1I/AAAAAAAAE9Y/v28LsuyVLjU/s400/map1.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5403685814590514002" border="0" /></a>Das, was mich stutzig macht ist der Fakt, dass ich hier, nachdem ich das elend lange Dorf durchquert habe, auch wieder an einer Route 11 stehe, die ich doch eben erst in dem Schuldestrikt verlassen habe? Und von der ich doch eigentlich nach der Route 42 falsch abgebogen war?<br /><br />Ich verstehe gar nichts mehr. Mein Kartenmaterial scheint mich verlassen zu haben, oder fange ich jetzt an, vollkommen durchzudrehen?<br /><br />Ein Blick hinauf aufs Meer entschädigt: Vor mir dümpelt eine ruhige See. Ich kann die kleine Insel Tobishima erkennen, dahinter Fischtrawler und ganz weit weg, aber noch gut sichtbar, die große Insel Awaji, von der aus man ins - mir unsichtbare - gegenüberliegende Festland, die Hauptinsel Japans, Honshu gelangen kann.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sves1lUNGDI/AAAAAAAAE8g/420KKdffO1c/s1600-h/05.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 183px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sves1lUNGDI/AAAAAAAAE8g/420KKdffO1c/s400/05.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401976314604099634" border="0" /></a>Gelangen <span style="font-style: italic;">kann</span>, wenn man Autofahrer ist, denn die riesigen Brücken zu benutzen, die diese Inseln miteinander verbinden, ist Radlern wie mir untersagt. Zumindest hier, an dieser Stelle.<br />Ich drehe meinen Kopf und sehe die Akashi-Kaikyo-Brücke.<br /><br />Wie ein riesiges Monstrum, filigran gebaut und doch massiv, drohend und doch ruhig liegt sie da, wie eine riesenhafte, ja fast göttliche Büroklammer, die hier zwischen zwei Inseln eingerammt wurde, um, ja, ja um die Welt zusammen zu halten, so kommt es mir vor.<br /><br />Weiß, rein, fast wie Perlmutt liegt sie da, diese Brücke mit der größten Spannweite im Mittelteil weltweit - die "Perlenbrücke" genannt, wie ich später zuhause erfahre, und mich freue. Akashi-Kaikyo, da stehe ich nur an deinem Fuße und habe dich noch ein paar Wochen zuvor beim Zappen auf N24 "Wunder der Technik" gesehen. Ein beeindruckender Anblick.<br /><br />Voller Staunen lege ich meinen Kopf in den Nacken und merke, dass die Autos, die da auf zwei Etagen in Hochgeschwindigkeit vorüberschießen, hier unten, so weit weg, gar keine Geräusche mehr verursachen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiOov17BIVrh3gl8FcsW7dWUV2pUN11Y0qNAwkbkNUAIRm24AYOBXE5sthnJ2pVR-3gT7aAQ88B8qNvJUdwtxBkQnpTqtwF2y_gTY300r_5E0B5cZTVt6udqOxfbT9Hu9Mv8HCDvj3FSDE/s1600-h/06.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 174px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiOov17BIVrh3gl8FcsW7dWUV2pUN11Y0qNAwkbkNUAIRm24AYOBXE5sthnJ2pVR-3gT7aAQ88B8qNvJUdwtxBkQnpTqtwF2y_gTY300r_5E0B5cZTVt6udqOxfbT9Hu9Mv8HCDvj3FSDE/s400/06.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401976311725109058" border="0" /></a>Aber ich muss weiter, denn die da oben, 60 Meter über mir, die haben gut Lachen. Ich aber, ich bin noch Meilen entfernt von meinem Ziel. Und wenn ich die Berge hier so anschaue, dann wird mir eines klar - Umfahren zwischen den Bergen geht hier nicht. Denn in den Tälern ist Wasser.<br />Und das, so bin ich mir sicher, wird heute noch ein lustiger Tag!<br /><br />Zunächst umrunde ich die äußerste Spitze der Insel und gelange auf eine kleine Straße, die sich neben der eher unschönen Bezeichnung Route 183 auch noch "Scenic Driveway" nennt. Klingt schön? Ist es auch. Bis ich zum ersten Anstieg gelange.<br /><br />Vor 9 Prozent wird mit einem deutlichen gelben Schild gewarnt. Und 9-prozentig geht es auch sogleich in die Vertikale. Ich muss auf das kleinste Blatt wechseln, muss in den kleinsten Gang schalten und muss mich zusammenreißen, nicht lauthals loszuheulen, als mein rechtes Knie diesen Berg - den ich ihm heute doch ersparen wollte - mit herzhaftem Stechen, das mir durch das Mark bis in die Ellenbogen fährt, kommentiert.<br /><br />Dazu die Sonne. Mittags ist es, genau 12. Oder so. Ist mir auch egal. Es gibt, wie immer, kein Schatten. Denn, wie immer, ich fahre genau auf der Seite der Insel, auf der die hier fast senkrecht ansteigenden Berge keinen Schatten spenden - im Gegenteil: Der erhitzte Fels scheint wie daheim beim heißen Stein die Hitze nur wieder an die Umgebung abzustrahlen. Fast habe ich das Gefühl, dass meine linke Wange brennt, wenn ich mich den kahlen Felswänden nähere.<br /><br />Perlen werden zu Bächen. Rinnsale sammeln sich in kleinen Schweißseen - in der Beuge meiner Arme, auf meinem Bauch, selbst meine Sonnenbrille hat keinen Halt mehr auf meiner Nase. Ich bin ein einziger Schwamm, bis zum Überlaufen mit Schweiß gefüllt.<br /><br />Merklich stoße ich Luft aus, schreie ein "Scheiße!" in die Idylle, als ich oben auf dem ersten Berg ankomme. Ich atme durch, trinke einen Schluck längst schon nicht mehr schmeckenden Nasses, das die Sonne mal wieder bis kurz vor den Siedepunkt erhitzt hat und werfe mich in die Abfahrt.<br /><br />Bis zu 55 km/h werde ich schnell, reite besoffen vor Speed enge Serpentinen ab, habe in manchen Kurven dieser extrem engen Straßen Angst, meine Seitentaschen könnten bei allzu harter Schräglage auf dem Boden schleifen, mich aushebeln und zum Sturz bringen - dann wäre es aus, denn hinter der Böschung geht es ebenso steil richtig tief weit runter. Und hier, wo weder mein Handy funktioniert noch die sonst überall anzutreffenden Autos unterwegs sind, wäre das fatal.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjRjk9uIZ2KPi9oWDs59d-prJBEGRYkGkiUjlLW9BdiKtNIQdXwn5dK1WAdhgsqjt-4fTG75eqlhDu1TfWOaFXlTh9bod72C_QxLp0GhwPZlX4unX6sPvpFRbp-F8D8gRhdw-XtDKugMQo/s1600-h/map2.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 231px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjRjk9uIZ2KPi9oWDs59d-prJBEGRYkGkiUjlLW9BdiKtNIQdXwn5dK1WAdhgsqjt-4fTG75eqlhDu1TfWOaFXlTh9bod72C_QxLp0GhwPZlX4unX6sPvpFRbp-F8D8gRhdw-XtDKugMQo/s400/map2.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5403695758232014402" border="0" /></a>Unten angekommen, ragt eine neue Steigung vor mir auf. Wieder 9 Prozent. Na klar, ist wohl eine japanische Glückszahl. Ich suche und finde auch tatsächlich einen Baum, halte in seinem Schatten, werfe mir ein Power-Gel ein und pinkle auf einen kleinen Felsbrocken. Ich meine, ich höre es zischen, als mein Urin auf den Stein trifft.<br /><br />Zehn, zwanzig Minuten später: Der Berg ist geschafft, die rasante Abfahrt hat ein, zwei Minuten Lohn gebracht, ein zwei Minuten Entspannung für meine Beine, meine Muskeln, die schon so verhärtet sind, dass ich ein schlechtes Gewissen bekomme.<br /><br />Wieder eine Steigung. Diesmal nur 8 Prozent. Ah, geht doch, denke ich mir und freue mich sogar dämlich darüber, dass ich jetzt 1 Prozent weniger zu bewältigen habe. Als ob das einen Unterschied macht. Macht es nicht, frage ich mich, oder doch? Ich kalkuliere, ob ein Meter mehr oder weniger Höhenunterschied auf 100 Meter wirklich etwas ausmachen.<br />Ja - komme ich zu dem Schluss, macht er.<br />Als ich oben angelangt bin, scheint diese Steigung tatsächlich weniger weh getan zu haben.<br />Ja, stimmt, bestätige ich mir, während ich bergab schieße.<br />Ja, ein Prozent weniger ist tatsächlich angenehmer.<br /><br />Unten angekommen, klar, die nächste Steigung.<br />9 Prozent steht auf dem Schild.<br /><br />Scheiße.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhUfWCoxFS8q3gZViHrMpmyje7ud4RMsA6Wsw2PQz9xtNaaNsXxCzmPhMqMgl1YyPA_wSDxkBJteILUYLJqCeK0wxqPHvvO6IR9hG-Lfpj4TTo9A5Ky35wP117PZDGgkNfL0ZydVQ8q-5E/s1600-h/07.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 214px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhUfWCoxFS8q3gZViHrMpmyje7ud4RMsA6Wsw2PQz9xtNaaNsXxCzmPhMqMgl1YyPA_wSDxkBJteILUYLJqCeK0wxqPHvvO6IR9hG-Lfpj4TTo9A5Ky35wP117PZDGgkNfL0ZydVQ8q-5E/s400/07.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401976306066524194" border="0" /></a>Ich quäle mich hoch. Wie immer. Kleinster Gang. Das alte Spiel. Es lohnt sich einfach nicht, sich gegen den Schmerz, den Schweiß und diese eine bohrende Frage zu stemmen: Warum mache ich das hier alles?<br /><br />Allerdings - alles Leid hat ein Ende. Und ähnlich, die Mütter erzählen, dass der Schmerz einer Geburt in genau jenem Moment, da sie zum ersten Mal in das Gesicht des Neugeborenen schauen können und diese großen Augen des eigen Fleisch und Blutes einen anschauen, genauso ist auch mein Schmerz vergessen, als ich mich umblicke.<br /><br />Von hier oben ist der Ausblick einfach einmalig! Ich kann ganz weit hinten die Brücke erkennen, kann sehen, welche Berge ich mich da gerade im blutkochend harten Kurbeleinsatz hochgekämpft habe und unter mir - ich stehe auf einer fast ebenso gewagt zwischen zwei Inseln gespannten Brücke - fließt die kühle, herrlich frisch aussehende Inlandsee hindurch.<br /><br />Göttlich.<br />Ruhig.<br />Wunderschön.<br /><br />Ich steige ab. Trinke aus vollen Zügen und stehe am Brückengeländer.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Affenfelsen und Achterbahnbrücken</span><br /><br />Unter mir beobachte ich etwas Faszinierendes: Die Tidenbewegung, die Wasser auf der einen Seite des kleinen Durchlasses in das von den Inseln umschlossene Bassin drückt, auf der anderen Seite, direkt daneben, ein starker, mit Strudeln und Schnellen durchsetzter Strom, der Wassermassen aus dem Becken heraussprudeln lässt.<br /><br />Neben mir, einige Dutzend Meter entfernt, stehen zwei japanische junge Männer, neben deren Autos ich meine Speedmachine in der nahen Haltebucht geparkt habe. Sie blicken zu mir herüber, sprechen miteinander aber beachten mich scheinbar nicht weiter.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhydWypE5wWWf4LX3baGjQQ3d5WI-QCeHkgoYXd8aJl6oX31R_hx2YC-vHxXRWm1nY9p7GVBMfyWkMdSFZVOK_KjwBQauhTGOY3z-1mpm0k17o8wueeK_PB9j_nAXWQOrH8nx98hmocYPc/s1600-h/09.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 231px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhydWypE5wWWf4LX3baGjQQ3d5WI-QCeHkgoYXd8aJl6oX31R_hx2YC-vHxXRWm1nY9p7GVBMfyWkMdSFZVOK_KjwBQauhTGOY3z-1mpm0k17o8wueeK_PB9j_nAXWQOrH8nx98hmocYPc/s400/09.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401976301105408498" border="0" /></a>Ich genieße noch etwas die Aussicht, lasse den Schweiß in meinem Gesicht von der intensiven Sonne trocknen und labe mich am frischen, salzigen Wind, der hier oben - hoch oben - vom Meer her weht.<br /><br />Ich blicke mich um und schaue in das Bassin. Umschlossen von den bewaldeten, hohen Inseln, die mir wie Affenfelsen aus dem Tioerpark vorkommen, liegt es da, ein blauer Pool. Muschelkäfige (ich bilde mir ein, es seien Muschelkäfige) tummeln sich fest verankert und ab und zu zuckelt ein kleines Fischerboot vorbei.<br /><br />Es ist eine herrliche Idylle, fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Eine Cote d´Azur, herrlich gelegen, sonnig, warm, ruhig - der perfekte Ankerplatz und mithin ein Katzensprung überland zur nächsten größeren Stadt. Trotzdem kann ich keine einzige Luxusyacht oder einen Yuppie-Segler erkennen. Ein Juwel, unentdeckt, ein Geheimtipp. Und ich, ich habe ihn aufgetan, fehlgeleitet durch Japans undurchdringliches Schildsystem.<br /><br />Falsch abgebogen und im Paradies gelandet.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh08AULvQTIxiFfs7zMS5JCCIyHW04g67oaBLhLbi4mAmYsSRoSmYfYD6dkvXnGFBn2XxD0Okxbu7pCgTvvSdwsTqzp4YF06MH55POTiajY6AhXwgfhjX6BwKbzYQpyDHTVKWzBVk-D17k/s1600-h/08.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 222px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh08AULvQTIxiFfs7zMS5JCCIyHW04g67oaBLhLbi4mAmYsSRoSmYfYD6dkvXnGFBn2XxD0Okxbu7pCgTvvSdwsTqzp4YF06MH55POTiajY6AhXwgfhjX6BwKbzYQpyDHTVKWzBVk-D17k/s400/08.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401976304393257618" border="0" /></a>Ich schaue mich um - wie eine Achterbahn gleich schwingen sich mutig mal kleine mal große Brücken zwischen den Inseln hin und her. Anscheinend, so bestätigt mir ein kurzer Blick in meine Karte, haben sie hier eine Verbindung zwischen jedem der Affenfelsen hergestellt.<br /><br />Weitab, quer über das gesamte Bassin, erkenne ich hoch oben auf einem der schmalsten und höchsten Affenfelsen ein Haus. Zunächst glaube ich, ein Kloster zu sehen, aber bei näherem Hinschauen entpuppt sich das Haus als Wetterstation oder Forschungseinrichtung. Das beeindruckendste aber ist die Verbindungsbrücke: Etwa 100 Meter über dem Meeresspiegel und knapp unter der Station beginnt die Brücke, die man nicht horizontal zur nächsten Insel gebaut hat, sondern die scharf nach unten hin abfällt und dort, wo sie am gegenüber liegenden Ufer auf den Affenfelsen trifft, hat sie mindestens 50 Höhenmeter überwunden. Eine schiefe Ebene. Sie sieht aus, als sei sie nach einem Erdbeben einfach hinabgerutscht.<br />Wahnsinn, diese japanischen Ingenieure. Wahnsinn!<br /><br />Ich gehe von der Brücke zurück zu meinem Bike, als auch die beiden jungen Männer zu den Autos schlendern. Sie winken und grüßen.<br /><br />"Konnichi-wa!", sagen sie.<br />"Konnichi-wa!", sage auch ich.<br />"From where?", will der Eine wissen.<br />"Doitsu-jin des.", sage ich auf Japanisch. Da freuen sie sich. Und das bekannte Ahhh, Deutschland! geht los.<br />"Have good day!", sagt der Andere, deutet auf mein Liegerad, reckt den Daumen nach oben und lächelt mich an.<br />"Arrigato - you too.", antworte ich, verbeuge mich leicht und setze mir den Helm auf.<br /><br />Als mich das Auto mit den beiden eine Minute später überholt, winke ich, sie hupen und recken ihre Arme aus den Fenstern.<br /><br />Meine Freude bleibt mir im Halse stecken, als ich das nächste 9-Prozent-Schild sehe.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Biker Tech Talk in Japanese</span> <span style="font-weight: bold;">und Wrong Turn #2</span><br /><br />Es ist das alte Spiel - ich gegen die Sonne. Ich gegen den Berg. Ich gegen den Asphalt. Wie in "300", eine schiere Übermacht, die Angst im Nacken, aussichtsloser Kampf. Und dann - doch - die eine, die kleine Chance. Durchziehen, stark sein. Oder doch nur das Sichhingeben ins Unvermeidliche, das Abstellen des Denkens, eintauchen in den Flow, Schmerz, der Gedanken abschaltet?<br /><br />Ich erreiche irgendwann einen Rastplatz. Ich kann nicht mehr. Kann wirklich nicht mehr. Zwei, drei 9-Prozent-Rampen stecken mir seit der schicken Brücke in den Knochen, ich kann gar nicht beschreiben, wie es meinem rechten Knie geht. Ich mag nicht daran denken, was mit meiner Tour passiert, wenn dieses Knie so beschädigt ist, dass ich nicht mal mehr eine Flachetappe fahren könnte.<br /><br />Große Schilder kündigen einen voll ausgestatteten Platz an - Bänke stehen da, das sehe ich, und ein Dutzend Rennmaschinen, riesige Motorräder, wie sie die Japaner lieben - "Eierfeile" bei uns abfällig genannt - aber hier, in diesem Highspeedland, wo an jeder Ecke ein Shinkansen an einem vorbeifeuert, hier, wie selbst Bundesstraßen wie deutsche Autobahnen ausgebaut sind (allerdings mit drakonischen Geschwindigkeitsbegrenzungen), hier passen die Bikes her.<br /><br />Ich beschließe, anzuhalten und eine Pause zu machen, obwohl ich mich beginne zu ärgern - diese Affenfelsenachterbahn kostet mich nicht nur mein rechtes Knie, sondern auch wertvolle, wertvolle Zeit.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhl6f-Roo8hdx6dg8nK5ltXloyvAMFvk8TEQDGxi_7nuw5Br4TSj-3VLJQj4QLFuOCvLVYuSlc8CZDACgyiypqfFm239VbZZUKv_pQ52QVFfi42EImgWTZYjxex4o9wz7FzVfIWciRNDcM/s1600-h/11.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 218px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhl6f-Roo8hdx6dg8nK5ltXloyvAMFvk8TEQDGxi_7nuw5Br4TSj-3VLJQj4QLFuOCvLVYuSlc8CZDACgyiypqfFm239VbZZUKv_pQ52QVFfi42EImgWTZYjxex4o9wz7FzVfIWciRNDcM/s400/11.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401975692020777474" border="0" /></a>Ich rolle an den Hayabusas, Suzukis, Hondas und Bikes-from-the-Future vorbei und parke im Halbschatten eines Baumes. Sofort strömen einige Japaner in Motorradkluft herbei und beginnen - mich nicht beachtend - ein lebhaftes Gespräch über meine Speedmachine.<br /><br />Mich stört das nicht, habe ich doch einen Wasserhahn entdeckt. Unter das Chrom gehangen lasse ich einige Minuten das eiskalte Wasser über meinen Kopf laufen, wasche mir Schweiß und Salz von den Armen und trinke in hastigen Züge das erste Kalte seit Stunden. Ah, welch´ Wohltat! Ah, welch´ Wonne!<br /><br />Die Japaner haben mittlerweile meine Rohloff-Nabenschaltung entdeckt und - knieend vor dem Liegerad - den Verlauf der Kette nachvollzogen. Einer nickt immer wieder, ist ganz beeindruckt, ein anderer deutet auf die Aufnäher meiner Seitentaschen - Kanada, Holland, Portugal, all das sind Länder, die sie faszinieren. Am meisten jedoch scheint es ihnen die schwedische Flagge angetan zu haben.<br /><br />Selbst, als ich wieder zu meinem Rad gehe, nehmen sie komischerweise kaum Notiz von mir. Keiner lächelt oder grüßt. Komisch, finde ich.<br /><br />Ich mache erst einmal ein Foto von der herrlichen Aussicht. Wie hoch sind wir hier wohl?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhxlu3255XhEnFbltkxgMGaI3twS1s53hXBj0kqQ9b-Jtib47kiwSElNxlyh41VAVKHHTPbafpJfA8FBoblSR12CW_VN8ZwYzyjIDCiWAqotEt-XMFTICHCngLnn4CVnoaoby7cCM0VJ8Q/s1600-h/12.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 199px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhxlu3255XhEnFbltkxgMGaI3twS1s53hXBj0kqQ9b-Jtib47kiwSElNxlyh41VAVKHHTPbafpJfA8FBoblSR12CW_VN8ZwYzyjIDCiWAqotEt-XMFTICHCngLnn4CVnoaoby7cCM0VJ8Q/s400/12.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401975688506097778" border="0" /></a>Irgendwann glaube ich, genug Pause gehabt zu haben. Auch wenn die Schnackergruppe sich noch in lebhaftem Recumbent TechTalk befindet, schnalle ich mir meinen schicken Catlike-Helm auf, gehe beherzt auf die Jungs zu und setze mich ins Rad.<br /><br />"Sugoi!" und "Ah!" und "Oh!" folgen, aber noch immer reden sie nicht direkt mit mir. Es ist die Technik, die sie zu faszinieren scheint.<br /><br />Dann knallt es. Das fiese Geräusch, wenn Metall über Asphalt schleift, ertönt, dazu heult ein Motor auf - die Jungs fahren herum und nun sehe auch ich es: Einer der Motorradleute hat sich beim Anfahren mit der Kupplung vertan und einen Kavalierstart mit Sturz hingelegt. Sie alle rennen von allen Seiten ihm zu Hilfe, stemmen das schwere Kraftpaket aufrecht und helfen ihm auf die Beine. Ich kann da wenig tun. Aber so sind sie nun wenigstens weg von mir.<br />Ich beschleunige und schieße sogleich eine lange Abfahrt hinab.<br /><br />Schneller und immer schneller werde ich.<br />Wind im Haar, Sonne im Rücken. Ah, so muss das sein.<br /><br />Ich reite einige enge Kurven ab, wieder und wieder lege ich mich in die Serpentinen, Motorradfahrer schießen an mir vorbei, einige, wenige Autos kämpfen sich die Steigung hinauf und ich, ich mache mich bei all dem Spaß einer rasanten Abfahrt - gerade breche ich die 65 km/h-Grenze - auf das nächste 9-Prozent-Schild bereit.<br /><br />Was aber am Fuße des Berges kommt, ist ein kleines Dorf.<br />Und hinter ihm eine Kreuzung.<br />Route 11 steht da.<br />Ich bin wieder da. On track. Endlich.<br /><br />Die Affenfelsenachterbahnfahrt hat ein Ende! Mein Knie jubelt, ich grinse und schaue auf meinen Bike-Computer: 48 Kilometer steht da. Also die Hälte dessen gefahren, was ich heute schonenderweise vor hatte. Aber das, was ich da gerade auf den letzten 25 Kilometern abgeritten habe, war alles andere als knieschonend.<br /><br />Ich hoffe auf Flaches und schicke ein Stoßgebet zum Recumbent-Gott.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">A Beautyful Scenic Route</span> <span style="font-weight: bold;">mit Geldmangel</span><br /><br />Es sind noch 55 Kilometer bis Takamatsu. Sagt ein Schild, als ich die ersten einhundert Meter auf der Route 11 fahre. Die Straße ist ein Traum: Breit, eben und vor allem - flach! der Wind weht nicht sehr stark, aber dafür beständig, seeseitig von schräg hinten und so kann ich schnell, trotz meiner Knieprobleme, auf eine komfortable Reisegeschwindigkeit von 27 km/h beschleunigen.<br /><br />Die Straße zieht sich exakt an der Küste entlang. Hier gibt es sogar einen Fußgängerweg, mit Radweg-Teil, ich aber ziehe die Straße vor.<br />Links neben mir ragt unmittelbar neben dem Asphalt eine Wand aus Fels empor, nur spärlich bewachsen mit dornenbestückten garstigen Büschen, eine karge Fauna, aber alles passt irgendwie zu der unmenschlichen Hitze, die schon jetzt meine Klamotten wieder schweißdurchtränkt unangenehm zum Tragen macht.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgNeeZgTYm3mYvoZA0Eo-uhbuOqRXutgLScDb8VL6nzc1qF51hDGEAq5pCGx6j8bxuZqYRHMlPLu1ob_7RS-wUonywTsiyblqnrfuER7d0cVg4YSxhzzkCUPuCnVocy0vZTVL9qavuZLJk/s1600-h/13.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 186px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgNeeZgTYm3mYvoZA0Eo-uhbuOqRXutgLScDb8VL6nzc1qF51hDGEAq5pCGx6j8bxuZqYRHMlPLu1ob_7RS-wUonywTsiyblqnrfuER7d0cVg4YSxhzzkCUPuCnVocy0vZTVL9qavuZLJk/s400/13.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401975685360167490" border="0" /></a>Dennoch, ich genieße es. Der Verkehr ist auch nur mäßig - für japanische Verhältnisse sogar eher ruhig. Es riecht salzig, manchmal stark nach Seetang. Ich liebe diesen Duft, erinnert er mich doch an die schönen Urlaube mit meiner Familie an der Ostsee, als ich noch klein war.<br /><br />Doch heute bin ich groß und bahne mir mit meinen eigenen Beinen, meiner eigenen Kraft den Weg durch Japan, dem Land, von dem ich schon so viel geträumt habe. Ich lasse mich durch die Luft gleiten, fast scheint es, als fliege mein Liegerad wirklich, zwar schmerzt das Knie merklich, aber ich lenke mich ab - die Aussicht hinaus auf die Inlandsee ist fantastisch!<br /><br />Immer wieder liegen der Küste vorgelagert kleine Inseln, romantisch bewaldet. Ob da wohl Menschen leben? Wie cool wäre das denn, sich jetzt einfach ein Boot zu nehmen, dort hinüber zu rudern, das Zelt in der Wildnis einer 400 Quadratmeter großen Insel aufzubauen und ein paar Tage ausspannen in der Einsamkeit, baden im warmen Meer, Lagerfeuer und Fische angeln?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh8KlLu8Ypp1OyDZxzpUfiBu9cGdpsLH6Z8FJYtEZ1ko6VQnOZSrCEiQadXj5vOjkbZWkZYVt5Dtr4oJ9xzFpgqWKtihsGxBKg4Ai4IS9_ClubiVwtRWSTVlLvEG7l7AR30evtz4i5ifBk/s1600-h/14.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 158px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh8KlLu8Ypp1OyDZxzpUfiBu9cGdpsLH6Z8FJYtEZ1ko6VQnOZSrCEiQadXj5vOjkbZWkZYVt5Dtr4oJ9xzFpgqWKtihsGxBKg4Ai4IS9_ClubiVwtRWSTVlLvEG7l7AR30evtz4i5ifBk/s400/14.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401975678003506834" border="0" /></a>Meine Kehle ist trocken, ich brauche kaltes Nass. Die Affenfelsen-Tour hat mich ausgelaugt, ausgetrocknet. Ich stelle mir mein Inneres vor, als wäre es eine Dörrpflaume. Trocken wie Staub fühlt sich meine Zunge an. Liegt pelzig in einer Mundhöle, die so heiß ist, dass selbst Speichel, den meine Drüsen nur noch sparsam freigeben, verdampfen lässt wie nichts.<br /><br />Wo ist denn hier bitte der nächste Conbini-Store?<br /><br />Auf dem letzten Loch pfeifend erreiche ich Higashikagawa, eine kleine, aber nicht sehr schicke Stadt. Wie gestrandete Wale liegen große Fischfangkutter rostend und verwesend am Strand, Wirtschaftskrise? Die dauert hier dann wohl schon länger an.<br /><br />Der "Beautyful Scenic Highway", wie er uns Route-11-Fahrern auf mehreren Schilder der Straßenbehörde immer wieder schmackhaft gemacht wurde, endet hier wohl - Erdbebenbeton und das bekannte Schilderwald-Werbe-Schriftzeichen-Geschrei empfangen mich. Abgaswolken und Autolärm, Mopedknattern und nervige Rotphasen an Ampeln holen mich von der romantischen Abgeschiedenheit der einsamen Küstenstraße zurück in die urbane Realität des Japans von Heute.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/maps?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.25069,134.338074&spn=0.101169,0.154324&t=h&z=13&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/maps?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.25069,134.338074&spn=0.101169,0.154324&t=h&z=13&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />In einem Family Mart decke ich mich mit Kuchen, Schokolade, Zucker - und Getränken ein. Und erschrecke: Das waren meine letzten 2.000 Yen. Ich bin pleite. Super.<br /><br />ATMs, also Geldautomaten, das weiß ich, gibt es in jedem Conbini-Store. Diese Mini-Banken nehmen, so man den Aufklebern Glauben schenken darf, zwei gute Dutzend verschiedene Kredit- und Geldkarten an. Nur eben nicht die VISA-Karte in meiner Tasche. Ich bin also auf echte Banken angewiesen. Und die - logisch - gibt es hier so selten, wie Schatten auf den Affenfelsen, denn wozu auch, wenn man in jedem Laden um die Ecke auch sein Geld holen kann. Und wenn ich mir die handyverrückten Japaner so anschaue, machen die ihre Bankgeschäfte sowieso vom Cellphone aus.<br /><br />Also - wo bitte ist hier die nächste Bankfiliale?<br /><br />Ich fahre und fahre. Habe die Stadt schon wieder verlassen. Keine Bank in Sicht. Es ist das Orange der JP - Japan Bank - das ich suche. Aber nicht finde. Autohäuser, Stores, Patchinko-Spielhöllen, Supermarts und Malls. Nur keine einzige Bank.<br /><br />Higashikagawa liegt hinter mir. Ich fahre durch Reisfelder. Etwas abseits der Küste nun, die Straße hat mich weiter inlands getragen.<br /><br />Neben den Knieschmerzen nun auch noch Geldsorgen. Ach herrje, denke ich mir, was soll denn nun noch kommen? Ein Platten? Nein, Ersatzschläuche habe ich dabei, das wäre nicht so schlimm. Dann, sagen wir ... Speichenbruch? Ah, herrlich, genau! Das wäre etwas, was jetzt noch fehlen würde: Plong! Speiche weg. Am besten hinten, da, wo die meiste Last des Rades liegt. Keine Chance zum Weiterfahren. Und da die Japaner hier sowieso nur kleine Birdies mit 20er-Felgen fahren, ist der nächste Laden, der 26er-Speichen hat ... sagen wir ... etliche Tagesreisen unerreichbar entfernt. Und dem nicht genug, für meinen Speedhub müssten die Speichen ja noch einmal extra gekürzt sein. Keine Chance also. Vor allem heute, da Sonntag ist und alle Japaner verschwunden zu sein scheinen.<br /><br />Ja, irgendwie so etwas fehlt jetzt!<br /><br />Was sehe da? Orange? Ja? Ja, es ist wirkliche eine Filiale der JP! Ist ja Wahnsinn! Ich sehe sogar ATM auf einem Schild stehen. Schnell rangefahren - es ist ein Pavillon mitten in einem kleinen Dorf. Auch wieder Japan: In einer großen Stadt suchst du vergebens nach einer Bank. Hier, in einem kleinen Dorf ist sie dann.<br /><br />Doch ich stehe vor verschlossenen Türen.<br />Ich gehe um den Pavillon herum. Kein ATM außen.<br />Scheiße!<br />Sonntag ist heute. Na logisch.<br /><br />Was ist jetzt schlimmer? Speichenbruch <span style="font-style: italic;">mit </span>Geld oder kein Hotelzimmer weil ohne Geld? Oh man, seufze ich und fahre weiter.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Takamatsu - Chaos und Ruhepol<br /><br /></span>Ich schaffe es dann ein paar Stunden und 30 Kilometer später. Ich rolle in Takamatsu ein, meinem Etappenziel. Die Freude hierüber bleibt ein Klos im Hals - kann ich heute doch nur enttäuschende 100 Kilometer auf meiner Karte abstreichen, dort, wo ich sonst 150 Kilometer plane und bisher 180 Kilometer täglich geschafft habe.<br /><br />Aber mein Knie, das arme, arme rechte Knie, es vollführt einen Freudentanz. Die Kniescheibe scheint zu rotieren, sie feixt und juchst. Ich gönne es ihr.<br /><br />Und siehe da - eine JP glänzt mich von weitem an. Sie hat sogar geöffnet. Der Automat spricht sogar Englisch und einige Sekunden später bin ich erleichtert - im Herzen und auf dem Konto. Aber immerhin habe ich nun wieder 50.000 Yen in der Tasche, mit denen ich es zwei, drei vielleicht vier Tage aushalten sollte.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvesQiM86SI/AAAAAAAAE7Y/KKyOTRkdnQQ/s1600-h/15.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 231px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvesQiM86SI/AAAAAAAAE7Y/KKyOTRkdnQQ/s400/15.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401975678113212706" border="0" /></a>Die Stadt ist riesig. Ich hatte es auch nicht anders erwartet. Die ersten Kilometer führen mich an den unvermeidbaren Massenansammlungen von Spielhöllen, Autohäusern und Supermärkten vorbei, bis ich später endlich in den Stadtbereich einfahren kann - und mich inmitten dichtesten Autoverkehrs wiederfinde.<br /><br />Es ist gerade einmal 13:30 Uhr und ich darf zufrieden sein - trotz des Umweges bin ich dann doch recht früh angekommen. Es fällt alle Last des Tages von mir ab, als ich, genau neben mir, ein Hotel entdecke, das klein genug aussieht, um preiswert und groß genug, um kein Albtraum einer billigen Stunden-Absteige zu sein. Es ist ein "Dormy Inn" - wie es in großen goldenen Lettern hier steht.<br /><br />Ich bekomme ein mit knapp 5.000 Yen angemessen teures Zimmer. Kann auch sofort hoch und freue mich, als ich mein Rad und die schweren Taschen endlich oben habe.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEibPKhlm8caTRmdddLJsLfHC1Gwa6M-dRx1HURyV5c3qItm5neyP-BFVntnK-efc7VTfHhKU8V1VadteoV2Ea6n2HmzllxM9FNpN46d4d7hMRwTVR5kGAke-7eAKxTJuuK-qTrLdmvhLBw/s1600-h/16.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 228px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEibPKhlm8caTRmdddLJsLfHC1Gwa6M-dRx1HURyV5c3qItm5neyP-BFVntnK-efc7VTfHhKU8V1VadteoV2Ea6n2HmzllxM9FNpN46d4d7hMRwTVR5kGAke-7eAKxTJuuK-qTrLdmvhLBw/s400/16.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401975266367823858" border="0" /></a>Das Zimmer ist sehr geräumig und schick eingerichtet, ein Blick aus dem Fenster macht deutlich, dass ich hier im elften Stock des schmalen Hauses fast die ganze Stadt bis zum bergigen Horizont überblicken kann.<br /><br />Bevor ich mich meiner Klamotten entledige und in die wohlverdiente, knieschmeichelnde heiße Wanne steige, nehme ich mir die Karte vor und schaue nach, wo mein Fehler heute war - zwar bin ich die anvisierten 100 Kilometer gefahren, aber 30 davon, immerhin ein Drittel der gesamten Etappe, haben mich fast meine Patella gekostet.<br /><br />Und ich entdecke, dass ich nicht ein mal, nicht zwei mal, sondern drei ganze Male falsch abgebogen bin: Das erste mal vor dem Tunnel, als ich nicht gecheckt habe, dass die Route 11 in meine Richtung hier zur 42 wird, das zweite mal knapp hinter dem Tunnel, wo ich über eine kleine Verbindungsstraße wieder auf die 42 gekommen wäre und das dritte mal nach der Abfahrt kurz hinter dem TechTalk-Parkplatz.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgP8luhFeRGZL6cAHZTPs-zsbVWWsLNDse7rseBgttW-4Jpmoa5LovQ4zC0F4NAg0CdV38rWVs5GyBDRtde__jsR_0Orc0DyQ-IQogZQN89ce2_E8P3OlATVJdBGDC0d6xg5rzHb-Opd1E/s1600-h/map3.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 230px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgP8luhFeRGZL6cAHZTPs-zsbVWWsLNDse7rseBgttW-4Jpmoa5LovQ4zC0F4NAg0CdV38rWVs5GyBDRtde__jsR_0Orc0DyQ-IQogZQN89ce2_E8P3OlATVJdBGDC0d6xg5rzHb-Opd1E/s400/map3.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5403898210759723826" border="0" /></a>Und so bin ich einen Umweg von genau 20 Kilometern gefahren - und habe hier (zuhause gecheckt) 400 Höhenmeter gemacht. Im Vergleich dazu hätte die gesamte Etappe ohne diesen Umweg nur 73 Kilometer mit insgesamt 400 Höhenmetern gehabt.<br /><br />Aber was gräme ich mich, denke ich, und trage zufrieden mit meinem Stift den heutigen Etappenverlauf in meine Karte ein.<br />Dann bade ich genüsslich, liege entspannt in meiner Wanne - erst das unangenehme Knurren eines leeren Magens treibt mich aus dem duftenden, heißen Wasser.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Kommerz und Romanze</span><br /><br />Japan ist ein Land der extremen Gegensätze. Das ist für mich nun zwar keine Überraschung mehr, aber umso interessanter, als dass ich hier, wenn ich genau hinschaue, mehr oder weniger extreme Ausprägungen dieser Eigenschaft finden kann.<br /><br />So beginnt gegenüber von meinem Hotel eine "Mall" auf Japanisch. Was das heißt? Das bedeutet, dass ein großer Investor, sagen wir, einer von der Größe eines Real bei uns in Deutschland, einfach mal ein ganzes Stadtviertel überdacht und die Häuser, die sich in dem Carreé befinden, in Ladengeschäfte umwandelt. So, wie vor meiner Hoteltür: Man wird nicht nass, kann stundenlang bummeln und flannieren und wird nicht einmal nass.<br /><br />Man vergisst sogar die Zeit, denn die Überdachung und das künstliche Licht schneiden einen vom Draußen ab. Shoppen rund um die Uhr: Vom Lebensmittelgeschäft über Buchläden, Mode- und Schuhläden, den obligatorischen Spielhöllen, kleinen und großen Restaurants bis hin zu Juwelieren, Flagstores der großen italienischen Designermarken und kleinen, verstaubten aber wesentlich sympathischeren Buchläden - hier gibt es einfach alles.<br /><br />Und ich meine jetzt keine <span style="font-style: italic;">einzelne </span>Ladestraße - ich meine ein ganzes Stadtviertel, einen ganzen Kiez. Ich laufe und laufe und verlaufe mich ... mit meinem Starbucks-Macchiato in der Hand.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiMuLSlrlabbVsEd0-40e0gTeEqiYB8S_p_1cmhNEeLaq89bDcohx5qNLhEdts2cH8i66dpfrBbCEMd7ks4fsitpnI9kG00W8HNNURJiehrEF6BKSSJ8Tm147JvrPK7oa4uQwx-xf3L_wo/s1600-h/17.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 252px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiMuLSlrlabbVsEd0-40e0gTeEqiYB8S_p_1cmhNEeLaq89bDcohx5qNLhEdts2cH8i66dpfrBbCEMd7ks4fsitpnI9kG00W8HNNURJiehrEF6BKSSJ8Tm147JvrPK7oa4uQwx-xf3L_wo/s400/17.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401975264941216626" border="0" /></a>Und dann das Kontra, die andere seite - kaum verlasse ich die Hochglanz-Shoppingmeile, ist es da wieder, das echte japanische Leben: Enge Sttraßen, Häuser, aus denen leckerer Dampf aufsteigt, diese Enge, diese Dichte, dieses Aufeinander und Miteinander, mehr, besser und echter als all die schick gemachten Sushi- und Tempura-Schuppen, die keine 20 Meter hinter der nächsten Ecke wie Japan tun.<br /><br />Auch die Menschen - auch hier die Gegensätze. Die Jungen, die Reichen, die Schönen. Gekleidet nicht anders als ihre Altersgenossen in Berlin-Friedirchshain oder Brooklyn-New York City. Schicke Markenware, importiertes Image.<br /><br />Neben ihnen, die Älteren: Gebückte Hundertjährige, tiefe Falten zeichnen ein Leben voller Erfahrungen, Entbehrungen aber auch voller Glück und dem Streben nach Harmonie und Perfektion nach. Einfache, abgewetzte Kleidung. Diese Menschen legen auf Anderes Wert.<br /><br />Sie alle, nebeneinander, aufeinander, miteinander - ein bunter Strudel von Gegensätzen, die sich abstoßen und anziehen, die miteinander zu tun haben, kommunizieren, sich ignorieren.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiwhPI_Eqqw7J2kfBGCbkV1EZ4-qPhFxJ-nYj06edHL-Jc10HdIiYz5mhYwfz849Nn7sv8ExuVRmdQvtjT0nRgl1kOp-v7XzJvdanCAF3hnCU-UvayRWPyE86qn8z87jMivFpTuJZv0Iw4/s1600-h/18.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 250px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiwhPI_Eqqw7J2kfBGCbkV1EZ4-qPhFxJ-nYj06edHL-Jc10HdIiYz5mhYwfz849Nn7sv8ExuVRmdQvtjT0nRgl1kOp-v7XzJvdanCAF3hnCU-UvayRWPyE86qn8z87jMivFpTuJZv0Iw4/s400/18.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401975258162793858" border="0" /></a>Und ich mittendrin: Mal beachtet, mal ignoriert, ich spüre ihre Blicke in meinem Nacken, wenn sie sich umdrehen, an mir vorbeigehen und den "großen Gaijin", den weißen Ausländer, beschauen. Wie die Schulmädchen hinter vorgehaltenen Händen kichern, wie Männer, die doppelt so alt sind, wie mein eigener Vater, mich anstarren, mich durchleuchten wie ein Röntgengerät, mich sezieren, mich einordnen und wie sie dann stumm weitergehen, sich werweißwas denkend.<br /><br />Ich mittendrin. Und da ist es wieder, dieses Gefühö von Einsamkeit, vom Nicht-herein-kommen, vom hier sein, ohne Teil zu haben.<br /><br />Ich esse hastig mein Abendbrot - frisch, heiß und lecker, kaufe mir noch zwei Bananen und lenke meine Schritte ins Hotel. Es ist 16 Uhr - und ich bin einfach nur müde.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Entspannt anderen beim Kniebrechen zuschauen.</span><br /><br />Es ist halb Acht Uhr, als ich aufwache. Ich habe geschlafen wie ein Baby, friedlich, ruhig. Einfach umgefallen, liegen geblieben, gerade noch so die Klamotten ausgezogen bekommen. Weggedämmert - klarer, tiefer Schlaf. Kein Traum, keine Geräusche, nichts. Nur Schlaf.<br /><br />Zeichen dafür, dass mich diese vergleichsweise einfache Etappe dann am Ende doch geschafft hat. Radfahren in 40 Grad heißer Sonne, kein Schatten, kaum Pausen - Japan beginnt, mich fertig zu machen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg1MZDgh8EHI_yzjD6hMH0_Iv7_S-Vidd1i5z0kzTp8kcI1kjQiYImuTLD1lOWjw6eO6Yzk36eY9K8ed4MAC2uerSdbHp570-PWV6tab8kPuiIk0087ExvWdQLPerpL_NH6genZk03_TaQ/s1600-h/20.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 226px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg1MZDgh8EHI_yzjD6hMH0_Iv7_S-Vidd1i5z0kzTp8kcI1kjQiYImuTLD1lOWjw6eO6Yzk36eY9K8ed4MAC2uerSdbHp570-PWV6tab8kPuiIk0087ExvWdQLPerpL_NH6genZk03_TaQ/s400/20.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401975254436624530" border="0" /></a>Zur Abwechslung schaue ich mir im TV an, wie sich andere statt meiner die Knie (und mehr) ramponieren: Es läuft Sumo. Fantastischer Sport, so hatte ich das noch gar nicht gesehen. Bevor ein Kampf losgeht, liefern sich die beiden Ringer eine Show der besonderen Art: Sie türmen sich mit ihrem Gefolge vor einander auf, vollführen Drohgebärden, zeigen ihre massiven Körper in alle Richtungen, zelebrieren Rituale, besänftigen Shinto-Götter und halten sich an Jahrhunderte alte Traditionen.<br /><br />Und das alles für wenige Sekunden Kampf.<br /><br />Japan - Gegensatz und Faszination.<br /><br />Noch einmal beschaue ich mir die Karte und den Weg, den ich bis heute von Tokyo aus gekommen bin. Weit, weit weg scheint die japanische Hauptstadt zu sein. Weit weg, verdrängt schon, meine ersten, unsicheren Meter in diesem Land, kaum mehr vorhanden in meiner Erinnerung, die blassen Konturen des Fuji-san, die Sandstrände bei Sagara, die harten Autobahnpassagen.<br /><br />Ich fahre sie ab, die Strecke und bin stolz. Auch wenn mein Knie brennt wie Feuer - ich beschließe, ihn zu gehen, ihn zu genießen, diesen weiten Weg, den ich noch vor mir habe bis Hiroshima. Und bin glücklich, dann doch irgendwie, dass diese "Tale of a Wrong Turn" so glücklich ausgeht - denn ohne mein falsches Abbiegen, hätte ich es nie gesehen, dieses wunderbare Fleckchen Erde, die Affenfelsformationen, das diamantene Glitzerwasser.<br /><br />Zufrieden stelle ich den Wecker, schalte den siegreichen Sumo-Ringer ab und drehe mich um. Ich bin wieder sofort eingeschlafen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgf-oZYVcIBUXOitdcoEh1PyO5WXMd1j78NQC_jhA08Gk-o8cnoRxC-OGMlsnDZUwKcorTaLWyLFKC9jWXyx8jFzmG7gSaXG3m2UDFZ0IASl04Qxu4kiA9dWC106x6mvj274z1nksOBS7Q/s1600-h/map7_E5.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 232px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgf-oZYVcIBUXOitdcoEh1PyO5WXMd1j78NQC_jhA08Gk-o8cnoRxC-OGMlsnDZUwKcorTaLWyLFKC9jWXyx8jFzmG7gSaXG3m2UDFZ0IASl04Qxu4kiA9dWC106x6mvj274z1nksOBS7Q/s400/map7_E5.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401974657209297026" border="0" /></a><span style="font-style: italic;">Knietötende aber wunderschöne 99,12 km. </span>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/11924140569160672339noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8275082678236673049.post-20604893246394442802009-10-10T09:06:00.002-07:002009-11-08T08:06:51.931-08:00Ganbatte!<span style="color: rgb(255, 0, 0);">Tag 6/Etappe 4 - Nach Tokushima auf Shikoku</span><span style="color: rgb(255, 0, 0);">. </span><br /><br />Eines muss ich mal festhalten, denke ich mir, als ich mich 5 Uhr noch benommen in meinem Bett herumwälze und mir klar wird, dass ich in einer Stunde aufstehen muss - ich habe ein Drittel meiner Tour geschafft. Wahnsinn, so schnell vergeht die Zeit? Ja, so schnell vergeht sie!<br /><br />Ein Drittel vorbei.<br /><br />Und obwohl ich dieses mal wirklich clever meine Klamotten gepackt habe und, anders als in Portugal oder in Kanada, nur das Nötigste mitgenommen habe, könnte ich auch bei diesem Trip wieder so einiges monieren: Bei 22 Grad mit Wollsocken und Wollunterwäsche die Nacht verbringen zu wollen, ist ebenso bekloppt wie unmöglich. Abgesehen davon, dass ein 2 kg-Schlafsack, der bis -25 Grad getestet ist, im Hochsommer alles andere als Schlaf bietet.<br /><br />Meine ganze Abteilung "Zivilklamotten" ist ebenfalls überdimensioniert: Anstelle der schweren Jeans hätte ich was Leichteres einpacken können.<br /><br />Na, wenigstens bin ich unter 15 kg Gepäck geblieben, denke ich, anders als damals, bei meinem ersten Trip durch Portugal, als ich noch Rookie war, grün hinter den Ohren und keine Ahnung vom Tourenfahren hatte.<br /><br />Die rot blendenden Digits des Weckers verraten: Es ist 5:30 Uhr und ich beschließe, doch schon aufzustehen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjJFEMPGpfCLuaLKLZo_oqH0PfX3Ff2k_81tVoWvhZEUTwIOkz_HpMSafJiXTLF0TprfJJ_K_vDWIxWEfe8VvVlg5Ryi4gaNL9S-Zt3Zu9de4ClhnN92sAzb65I0wBbQQ_ipWdRLUbubAA/s1600-h/01.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 224px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjJFEMPGpfCLuaLKLZo_oqH0PfX3Ff2k_81tVoWvhZEUTwIOkz_HpMSafJiXTLF0TprfJJ_K_vDWIxWEfe8VvVlg5Ryi4gaNL9S-Zt3Zu9de4ClhnN92sAzb65I0wBbQQ_ipWdRLUbubAA/s400/01.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400491654434447074" border="0" /></a>Bereits 5 Minuten nach 6 sitze ich abseits der Straße an einem Family Mart und "frühstücke".<br /><br />Na klar, es gibt meinen Macchiato aus der Plastikdose. "Mount Rainier", meine Stammmarke, passt auch irgendwie zu dem Bergpanorama, dass sich da mir gegenüber am Horizont drohend aufbaut.<br /><br />Dazu gibt es den frischen Schoko-Banane-Kuchen (3 Stück) und leckeren O-Saft für den Vitaminschub. Ich glaube, ich werde das alles heute noch gut gebrauchen können.<br /><br />Es gibt noch kein Fühstück im Castle Inn um diese Zeit. Bei der Verabschiedung hatte mir der nette Rezeptionist noch im Verabschiedungsverbeugen "Ganbatte!" hinterhergerufen. Nach dem obligatorisch-staunenden "Sugoi!" das Wort, das sie mir hier am häufigsten gebrauchen, wenn sie mich sehen, diese Japaner.<br /><br />Ganbatte - Übersetzt so viel wie "Kämpfe! Halte durch! Auf gehts!"<br /><br />Nun denn, denke ich mir. Dann wieder mal ... Ganbatte!<br /><br />Der Verkehr steckt noch in den Kinderschuhen, dafür ist die Sonne erstaunlich aktiv heute morgen - zwar knallt sie schon herunter, als nähere sie sich dem Zenit des Tages, aber so richtig schwitze-heiß kann sie die Atmopshäre noch nicht aufheizen. Mein Glück.<br /><br />Ich schaue auf die Karte. Zunächst geht es etwa 10 Kilometer durch die Stadt zurück. Dann muss ich rechts auf die Route 165 abbiegen, die mich - und hier sind sich mein Google-Maps-Ausdruck und die Karte einig - durch einen Gebirgszug bringen wird. Viele Schlängellinien vollführt die Straße da auf dem Papier. Und Schlängellinie, so viel weiß ich, bedeutet "Höhenmeter & Wadentod".<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=&sll=34.402377,135.726128&sspn=0.201973,0.308647&ie=UTF8&hq=&hnear=&ll=34.676135,136.375694&spn=0.20131,0.308647&t=p&z=12&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/maps?f=q&source=embed&hl=de&geocode=&q=&sll=34.402377,135.726128&sspn=0.201973,0.308647&ie=UTF8&hq=&hnear=&ll=34.676135,136.375694&spn=0.20131,0.308647&t=p&z=12" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Doch zunächst versuche ich, Tsu zu entkommen. Ich trete mich durch das urbane Gewirr aus abenteuerlich verlegten Telefonleitungen, reite eine Abfolge meist roter Ampelkreuzungen ab und überquere zwei lang gezogene Brücken, deren Auffahrten mich jetzt schon aus der Puste bringen.<br />Irgendwann, etwa eine halbe Stunde nach dem Frühstück, beginnen die Gebäude kleiner zu werden, Beton weicht Holz, immer mehr Solitäre zwischen den Häusern füllen sich mit dem saftigen Grün feuchter Reisfelder und vor mir taucht das dunklere Grün tiefer Wälder auf, die sich vorn noch über sanfte Hügel, dahinter jedoch über steile, spitze Berge schieben.<br /><br />Ein Blick nach rechts verrät, dass ich längst schon, eher unbemerkt, Höhenmeter mache. Und dieses eher sanfte Steigen der Straße kann auch ruhig so bleiben, wünsche ich mir. Sehe ich nach vorn merke ich, dass das nur ein frommer Wunsch ist.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEifGe5jp824L95cjVz6DTfXHlDuhSEi0Le9dsxgihD76LjzNNuruqpnWR7Ca_T28bMoxKBN1lOklSWGGzOeceY1SmPLqBZuT6iUo2t8rgfgERLN-VRPvgezBNh5bpTsatYVsgVKnJNyFBg/s1600-h/02.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 173px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEifGe5jp824L95cjVz6DTfXHlDuhSEi0Le9dsxgihD76LjzNNuruqpnWR7Ca_T28bMoxKBN1lOklSWGGzOeceY1SmPLqBZuT6iUo2t8rgfgERLN-VRPvgezBNh5bpTsatYVsgVKnJNyFBg/s400/02.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400491650266588226" border="0" /></a>Heute fahre ich nach Westen. Die Präfektur Mie durchquere ich, bis nach Wakayama, einer Stadt am äußersten Zipfel der Halbinsel Kii-hanto will ich.<br /><br />Ich werde dann die Präfektur in Richtung Osaka verlassen, aber vor diesem Riesenmoloch, der sich ähnlich wie Tokio in der gesamten Bucht (Wan) wie ein Geschwür ausbreitet, etwa in Höhe Nara, der ältesten ehemaligen Hauptstadt Japans, nach Süden umschwenken, um durch das Tal des Flusses Kino-kawa an die Küste vorzudringen. Osaka muss nicht sein. Und jeder, der sich diese Stadt mal auf einer Karte angeschaut hat, kann meine Entscheidung wohl verstehen.<br /><br />Geplant ist, in der letzten Stadt vor Wakayama - Kokawa - irgendwo zu zelten, um dann morgen in aller Frühe zum Hafen und auf die Fähre zu rollen. 150 Kilometer, sagt Google. Und Google sagt auch, dass da heute 3.400 Höhenmeter anstehen. Was ich nicht ganz glauben kann, denn selbst die härteste Etappe in den kanadischen Rockies hat mich "nur" 2.400 Höhenmeter gekostet.<br /><br />Aber, ich ahne, ich ahne, dass, auch wenn diese 3.400 Meter ziemlich weit hergeholt sind, sie nicht von ungefähr kommen.<span style="font-weight: bold;"><br /><br /></span><span style="font-weight: bold;">Leise zieht durch mein Gemüt ...</span><br /><br />... ein lautes "Ach du Scheiße!"<br /><br />Zunächst verschwinde ich im Wald. Die Straße knickt mehrmals in die eine oder in die andere Richtung ab, windet sich zwischen saftigen Bäumen hin und her und zieht merklich an. Der Gradient fährt mir in meine Knochen - der Aufstieg beginnt.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJmiZ8vSsI/AAAAAAAAE00/m_fDBFCIe3Q/s1600-h/03.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 217px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJmiZ8vSsI/AAAAAAAAE00/m_fDBFCIe3Q/s400/03.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400491644437875394" border="0" /></a>Konnte ich bis eben noch mit 25, 20 km/h fahren, so muss ich jetzt all meine Kraft aufbringen, um überhaupt noch vorwärts zu kommen: 6, 7 km/h stehen da in digitalen Lettern vor mir und ich beginne zu schwitzen. Das alte Spiel: Runterschalten, ruhig bleiben, nicht überdrehen.<br /><br />Gottseidank bin ich heute schön früh losgefahren, denke ich mir, als ich zur Seite schaue und mir besehe, in was ich da reingeraten bin: Ein riesiges Gebiet, nur Wald und Berge. Keine Stadt, kein Dorf, ich sehe nichts. Der einzige Hinweis darauf, dass dies hier nicht der nur von Ewoks bewohnte Waldmond Endor aus Star wars in irgendeinem fremden Planetensystem sondern eines der am dichtesten bevölkerten Länder der Welt ist, sind ein paar Windräder, die man strategisch günstig auf einem Berg platziert hat und Strommasten, die Energie in entlegene Regionen bringen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJmiVHlcII/AAAAAAAAE0s/leNqr8nnvHI/s1600-h/04.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 181px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJmiVHlcII/AAAAAAAAE0s/leNqr8nnvHI/s400/04.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400491643141189762" border="0" /></a>Ich genieße den kurzen, freien Blick nach drüben, dann schon führt mich die nächste Serpentine wieder in dichten Wald. Etwas Gutes hat das ganze - ich bin im Schatten. Denn mittlerweile ist es unerträglich geworden, in der prallen Sonne zu treten.<br /><br />Dennoch: Ich bin guter Dinge. Lange kann das hier ja alles nicht mehr gehen, ich bin ja hier nicht in den Alpen oder den Rockies, wo ich 1.400 Meter hohe Pässe bezwingen musste - hier sind die Berge höchstens 600, 800 Meter hoch. Und die sollte ich doch langsam geschafft haben?!<br /><br />Ganbatte!, denke ich und trete rein.<br /><br />Da kommt die nächste Kurve, sie erscheint über mir, etwa 1.000 Meter entfernt. Und sie sieht so aus, als wäre das der Kamm. Der Pass. Der Sieg über die schräge Ebene. Ich bin motiviert, ziehe hastig einen Schluck Vitamin-Water aus meiner Flasche, umfasse mit meinen rutschigen Handschuhen die Griffe meines Tiller-Lenkers und trete rein.<br /><br />Langsam nur, in Zeitlupe, schneckenartig und wie Gummi gedehnt schiebe ich mich Zentimeter um Zentimeter dieser Kurve entgegen. Die Autos, die mich von Zeit zu Zeit überholen, nehme ich gar nicht mehr wahr. Dann, Minuten vergehen, fühlen sich an, wie Stunden, dann endlich, fahre ich ein, in die Kurve. Erwarte das Abflachen der Steigung. Erwarte den Kamm. Und die Abfahrt ...<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJmiFrt_MI/AAAAAAAAE0k/j-mU8qctWac/s1600-h/05.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 186px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJmiFrt_MI/AAAAAAAAE0k/j-mU8qctWac/s400/05.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400491638997777602" border="0" /></a>Und sehe mich der nächsten Rampe gegen über. Einer, die in einem Tunnel verschwindet. Wieder 500 Meter Kaugummizeit mit Kaugummibeinen überbrücken, wieder einhundert mal treten für einen Meter Landgewinn. Wieder die brennenden Lungen mit Luft füllen, die nicht kühlt, sondern deren Sauerstoff das Brennen nur noch weiter trägt, über die Blutbahn in die Waden, in die Schenkel.<br /><br />Unter 9 % Steigung fängt der Japaner gar nicht an, auch nur an die Planung einer Straße zu denken, habe ich das Gefühl. Kann das sein? Ist hier alles wirklich um so vieles steiler, als in den Rockies? Hatte ich mich so getäuscht, als ich nach meinem Kanada-Trip dieses Land ausgesucht hatte - seiner grundverschiedenen Kultur, der Fremde, der Schriftzeichen mir voll bewusst, aber nicht wissend, dass mich hier scheinbar hinter jeder Kurve eine Rampe erwartet, die man, würde man sie als Abfahrt nutzen, auch gut und gerne als olympische Super-G-Strecke ausbauen könnte?<br /><br />Schales Grinsen zuckt mir zynisch über die Lippen. Ich erreiche den dunklen Eingang in den Tunnel. Schnell angehalten und den Dyamo angestellt, dann fahre ich ein.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgxYGvTjEPLqytwrN5jEUK5BhlBXl4JTmLSqnfS9VW1DlTGMWXJ6t8xtWDBaZPFoMHmGNQeZFvwOubKNdphMDaYY_HO9YyH14htFAaWX4PISJFkCW8xX04eUbMbHi5Mz5SylgQnOVi5Uws/s1600-h/06.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 202px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgxYGvTjEPLqytwrN5jEUK5BhlBXl4JTmLSqnfS9VW1DlTGMWXJ6t8xtWDBaZPFoMHmGNQeZFvwOubKNdphMDaYY_HO9YyH14htFAaWX4PISJFkCW8xX04eUbMbHi5Mz5SylgQnOVi5Uws/s400/06.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400491472437007026" border="0" /></a>Es ist kaum kühler als draußen. Geräusche werden tausendfach verstärt - Autos klingen wie startende Düsenjets, Trucks grollen bösartig wie der Untergang des Abendlandes, alles schwillt an, wenn sie sich anschicken, sich mit mir in der Mitte des Tunnels zu treffen, wird lauter und lauter und steigert sich zu einer Kakaphonie des motorisierten Irrsinns, zum Höhepunkt getrieben von blendendem Abblendlicht, zuckenden Blinktlichtern und flammenroten Rücklichtern, die an mir vorbeischießen.<br /><br />Nur der Fahrtwind der anderen scheint meinen Schweiß trocknen zu können. Irgendwann habe ich die Röhre verlassen, sehe das Licht am Ende des Tunnels, freue mich auf die Abfahrt, beschleunige sogar etwas, komme näher, und näher, und näher ...<br /><br />... und bleibe wiederum in einer Steigung stecken. Verdammt - heute wird mir also nichts geschenkt.<br /><br />Die Straße dreht sich, windet sich Abhänge hinauf, mal mehr, mal weniger stark, die Bäume flüstern im Wind, schlanker Bambus raschelt neben mir und die scharfen Gräser zu ihren Füßen zischen Beifall. Mein Publikum, meine Fans - die Natur, die hier das Sagen hat, sie feuert mich an, während ich sie alle paar Meter mit Tropfen von Schweiß benetze, meinen Tribut zolle, meine Kraft wie harte Währung an den Anstieg bezahle.<br /><br />Irgendwann - ich habe mich schon dem kräfteraubenden Auf und Ab hingegeben, alle Hoffnung auf eine schnelle Etappe aufgegeben, irgendwann knickt sie dann unter mir ab. Auf einmal, überraschend, einfach so - der Asphalt, in dem ich eben noch zu versinken drohte, Angst hatte, umzukippen, da ich nicht mehr schnell genug voran gekommen bin, er wird nun zu meinem Verbündeten, schiebt mich an, erst langsam, dann merklich, dann rasant.<br /><br />Ich komme gar nicht mehr hinterher, hochzuschalten, vielleicht, weil ich noch misstrauisch bin, ob nicht doch noch hinter der nächsten Kurve wieder eine Steigung wartet, aber es wartet nur noch mehr Downforce. Es knallt der Wind in meinen Ohren, augenblicklich trocknet das nasse Trikot, ich kann mich zurück lehnen, ganz den Sitz meines Liegerades ausfüllen, aufhören zu treten und es genießen, diese Orgie in Grün ganz ohne Kraftanstrengung bei 45 km/h durchfahren zu können.<br /><br />Es stehen 45 Kilometer auf meinem Bike-Computer.<br />45 Kilometer durch Wald.<br />45 Kilometer nur Berge mit Mördersteigungen.<br /><br />Hallelujah!<br />Ganbatte!<br />Ganbatte-popee.<br />Klomee-klomee.<br /><br />Es ist sehr heiß. Hier in meinem Kopf. Aber wenigstens mache ich wieder diese bescheuerten Captains-Durchsagen ...<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Präfektur Mie - vom Waldparadies und das ländliche Japan</span><br /><br />Ich schieße aus dem engen Waldtal heraus und drehe etwas nach Süden. Die Sonne, die ich heute morgen noch halber im Rücken hatte, sie scheint nun direkt über mir auf mich herab, weicht meine Styropor-Schale vom Helm auf, habe ich das Gefühl, brennt danieder und lässt meine Füße, die ich mir vorgestern so verbrannt hatte, wieder krebsrot werden, obwohl ich gerade an dieser Stelle schon 5 Zentimeter Sonnenmilch aufgespachtelt habe.<br /><br />Neben mir, unter mir, über mir eine irgendwie neue Natur: Der Wald, für den Mie berühmt ist, scheint hier, hinter dem Gebirgszug, den ich gerade überquert habe, anders zu sein - dichter, grüner, satter.<br /><br />Allenthalben sehe ich Baumstämme, die man nach dem Fällen zum Trocknen abgelegt hat. Forstwirtschaft scheint hier eine große Wirtschafsquelle zu sein.<br /><br />Es geht wieder hoch und runter. Die Steigungen werden fieser - bissige, garstige Rampen, kurz zwar, aber dafür steiler. So steil, dass ich sogar auf das kleine Blatt wechseln muss und allenthalben mit 4 km/h, hart an der Grenze zum Umfallen, mich diese Stücke hinaufschraube. Dann versinke ich im eigenen Schweiß, der nirgendwo ablaufen kann, der durch keinen Windzug getrocknet wird. Dann steigt die Hitze wie aus einem geöffneten Pizzaofen von meiner glühenden Brust auf, brennt förmlich in meinen Augen, die ständig blinzeln müssen, um den Wasserschwall der Tropfen, die unter dem Helm nur so hervorquellen, loszuwerden.<br /><br />Es ist eine Tortur, die selbst die kurzen, aber rasanten Abfahrten nicht mildern können.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJmYdDXSCI/AAAAAAAAE0U/fQtiYBQMiC4/s1600-h/07.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 208px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJmYdDXSCI/AAAAAAAAE0U/fQtiYBQMiC4/s400/07.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400491473472276514" border="0" /></a>So geht das, bis ich das erste Dorf erreiche. An der - ich freue mich wie ein Kind! - ersten Lawson Station mache ich Halt, setze mich und spüle mir auf dem blitzblank geputzten Klo erst einmal den Kopf ausgiebig mit kaltem Wasser.<br /><br />Als ich den ersten Schwall Nass auf meinen Schädel bringe, kann ich es regelrecht zischen hören.<br />Gesäubert, leicht erfrischt, plündere ich das Regal kalter Getränke, kaufe mir 4 Bananen, einen Haufen Kuchen, süß, süßer, am süßesten und sitze wenig später auf dem Bordstein vor dem Conbini-Store.<br /><br />Was ich jetzt brauche ... ist ... na klar ... ein ... äh ... Protein-Water:<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJmYKH2K0I/AAAAAAAAE0M/IBf1TWWN864/s1600-h/08.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 227px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJmYKH2K0I/AAAAAAAAE0M/IBf1TWWN864/s400/08.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400491468390804290" border="0" /></a>Wieder so ein geniales japanisches Produkt. Außer dem Namen ist leider wieder alles in Kanji geschrieben, aber ich kann so etwas wie eine Inhaltsstoff-Tabelle entdecken und, obwohl ich keine Ahnung habe, welche Vitalstoffe genau da drin sind, scheint dies tatsächlich ein Vitamin-Drink für Sportler zu sein, der - und da wird es interessant - mit proteinhaltigen Auszügen aus der Milch versetzt ist. Und das, so finde ich, ist eine so geniale Idee, dass man das einfach mal probieren muss.<br /><br />Die Konsistenz ist saft-artig. Es schmeckt erfrischend, sehr erfrischend, obwohl keinerlei Kohlensäure enthalten ist. Eine leicht säuerliche, aber leckere Note prickelt auf der Zunge, die vollmundig abgerundet wird durch trauben-artige Nuancen, die das Bild komplettieren.<br /><br />Lecker!<br /><br />Ich sitze noch eine Weile, esse und trinke, schaue und staune. Ein paar ältere Japaner kommen zu mir, schnacken mich an und freuen sich, wie immer, dass ich aus Deutschland komme, wünschen mir weiterhin eine gute Fahrt und alles Gute. Ich winke und verbeuge mich, wenn sie den Parkplatz verlassen.<br /><br />Im Dorf sehe ich traditionelle japanische Häuser - Holz, innen Tatami, geschwungene Dachfirste und reich verzierte Balken, davor, herrlich, Steingärten oder Bonsai-Ansammlungen, die in Deutschland preisverdächtig wären.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJmXtQeHhI/AAAAAAAAEz8/sDuvJbCDwyA/s1600-h/10.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 218px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJmXtQeHhI/AAAAAAAAEz8/sDuvJbCDwyA/s400/10.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400491460642348562" border="0" /></a>Weiter geht es, ich fühle mich mittlerweile nur noch halbwegs fit, halbwegs erfrischt und halbwegs motiviert. Die beeindruckende Landschaft weicht immer mehr mehr auf, das Tal, durch das ich fahre, öffnet sich, die Berge drängen zurück.<br /><br />Ein ums andere Mal überquere ich einen Fluß. Mal sehe ich stolze Reiher in ihm stehen und watend auf Beute warten, mal Angler, die mit langen Routen ihr Glück versuchen.<br />Dann, meist an einem der vielen Knicks des Flusses, geht es wieder eine fiese Steigung hinauf, an der anderen Seite rasant hinab und ich habe wieder für ein paar Kilometer Ruhe.<br /><br />Bis ich Nabari erreiche, eine Schlüsselstelle meiner heutigen Etappe. Die Stadt trifft wie eine Keule. Mie, das Waldparadies, haut sie tot, einfach so, Paff! Bamm!, kein Wald mehr, ich betrete das Betonchaos, den Moloch, den Krebs, den man Menschen nennt.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJmXyDqyPI/AAAAAAAAE0E/CjjlehJyh8I/s1600-h/09.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 232px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJmXyDqyPI/AAAAAAAAE0E/CjjlehJyh8I/s400/09.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400491461930830066" border="0" /></a>Auf ein mal sind sie wieder da, die Autos, die Trucks, die vielen bunten Schilder, die mich grell anschreien, zuckende Schriftzeichen, um Käufer buhlend, die mit Unterstützung aller möglichen Mangahelden von den Masten, Pfählen und Wänden drohen "Kauf mich, sonst ...!"<br /><br />Ich muss kurz stoppen, um das zu verarbeiten. Waldpräfektur Mie, hier hat sie ein Ende.<br /><br />Ein Schild erzählt mir, dass es bis Sakurai noch 28 Kilometer seien. Sakurai, ich schaue auf die Karte, ist eine Stadt vor Kashihara in der Präfektur Nara. Sakurai, das ist nicht einmal die Hälfte meiner Etappe. Ist nicht einmal in der Mitte der Kii-Hanto, der Halbinsel Kii. Und ich, da brauche ich keinen Pulsmesser, bin schon fertig für heute.<br /><br />So viel noch zu fahren? Wie soll das gehen?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvaKtC1rpUI/AAAAAAAAE6Q/5MnHO5Fsg_w/s1600-h/map.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 230px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvaKtC1rpUI/AAAAAAAAE6Q/5MnHO5Fsg_w/s400/map.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401657309538264386" border="0" /></a>102 Kilometer stehen auf meinem Tacho. Und ich schüttele mit dem Kopf, als ich mit meinem Finger die Reststrecke abfahre bis kurz vor Wakayama, meinem Etappenziel. Verdammt - habe ich mich denn wirklich so übernommen heute? Hat mich die Überquerung dieser Gebirgswand heute morgen bei Tsu schon so ausgepowert? Haben mich die ganzen Rampen, die ich mich eben stundenlang durch Mies Wälder kämpfen musste, so fertig gemacht?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJmIXl9k7I/AAAAAAAAEzc/eDQXoeIblu0/s1600-h/11.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 245px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJmIXl9k7I/AAAAAAAAEzc/eDQXoeIblu0/s400/11.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400491197128872882" border="0" /></a>Genervt strampele ich unrhythmisch durch die Stadt. Genervt, weil mich irgendwie die Kräfte verlassen haben, weil sich meine Waden wie Gummi anfühlen, weil ich in keinen runden Tritt finden kann und weil ich nach läppischen hundert Kilometern schon einzubrechen drohe.<br /><br />Die Autos tun das ihre. Sicher, sie können mir nichts anhaben, die Fahrer versuchen ihr bestes, mich nicht zu gefährden, aber Abgas und das ständige Dröhnen im rechten Ohr machen mich aggressiv. Die Stadt nervt. Dieses grelle bunte Werben an jeder Ecke - immer, egal wie man hinschaut, schreit mich ein Bild an, wirbt eine Abfolge unverständlicher Schriftzeichen für irgendwelche Produkte, sinnentleertes Englisch tut wie Marke, hauptsage ein Registered-R und ein bisschen Englisch spielen.<br /><br />Ich will wieder Natur! Ich will wieder Berge! Wo ist die berühmte Waldpräfektur? Wo sind ist Dein Grün, Mie?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhvVs5QQ0QAuy0zJeXZJnt0DJ84iIKdcNukdhAnE-wFXnB5RAeH7gbFE6ViAxOET3ME4OQbQYTrM7nzeRBcrTE1KxkafsnxjjTh51U2I-ZFY_fyYAyArwl8Ol59rAB_nw8C7djfcvt-cC4/s1600-h/12.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 200px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhvVs5QQ0QAuy0zJeXZJnt0DJ84iIKdcNukdhAnE-wFXnB5RAeH7gbFE6ViAxOET3ME4OQbQYTrM7nzeRBcrTE1KxkafsnxjjTh51U2I-ZFY_fyYAyArwl8Ol59rAB_nw8C7djfcvt-cC4/s400/12.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400491191143659730" border="0" /></a>Da ist es, da kommt es. Hinter Nabari wiederholt sich, was vor Nabari mir schon den letzten Saft aus den Adern gezogen hat: Berge, Steigungen, schmale Straßen, mal abendteuerlich in Bergflanken gefräst, mal breit und komfortabel am Fluss entlang geschlängelt.<br /><br />Ich kann wieder atmen. Nicht frisch, zwar, eher miefig schwere Mittagshitze, aber das alles ist besser, als im Smog in Auspuffhöhe alle zweihundert Meter an roten Ampeln in Feinstaubwolken zu stehen und angeglotzt zu werden.<br /><br />Nein, heute ist nicht mein bester Tag.<br />Ganbatte? Nee!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Bring mir Reis!</span><br /><br />Irgendwann war es das dann mit den Bergen. Irgendwann, ich glaube, es ist Kashihara, weichen die Berge zurück, endgültig, irgendwann verlasse ich den Trichter, der das eng geschnittene Tal war, fahre ein in gleißendes Licht, in ein anderes Grün - in einen Teppich aus Reis.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiX2CtN0k-O4DDa3vPhipjHjvIJNG32dCrqcUMNeBIvd8gtNCECim2fJ-gYJPwiWJZxs4dcb1BeTV8ogaQHTbdAaGs17SPl_xm9yFLeQK-PO8naTzm4dcbqpVnx-F7MGmPlYyrlEjFigGQ/s1600-h/13.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 221px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiX2CtN0k-O4DDa3vPhipjHjvIJNG32dCrqcUMNeBIvd8gtNCECim2fJ-gYJPwiWJZxs4dcb1BeTV8ogaQHTbdAaGs17SPl_xm9yFLeQK-PO8naTzm4dcbqpVnx-F7MGmPlYyrlEjFigGQ/s400/13.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400491189790787810" border="0" /></a>Soweit mein Auge blicken kann. Reis. Reisfelder in allen Stadien des Pflanzenwachstums. Die quadratischen Felder leuchten in feinstem Grün, ein Teppich sanft wogender Nutzpflanzen, hier und da scheint die satte Feuchtigkeit durch, das die Wurzeln durchtränkt, hier und da schaut ein Bauer hervor, sehe ich verkrümmte Rücken von Arbeiterinnen, die in mühevoller Arbeit die Pflanzen pflegen.<br /><br />Selbst bis in höhere Lagen der Berge, die dann und wann meinen Weg säumen, haben sie die Reis-Terrassen gebaut. Beeindruckend schwingen sich die Felder in die Wälder. Wie viel Reis mag ein solches Quadrat liefern? Wie oft kann man es pro Jahr abernten?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgrazeOkPEP082kucn3gnVp4CQChpWyMCq_UuZA8-Gkd6hGYF-B5ga7U-F1TPsmGdUJQhoQSoVeOaytpLlE5OP7H_Zj00WCdZL-QVG3Wm0pEYj7M5iExrFIP1H4C39-Zlz5Ke_XwNoxpTk/s1600-h/14.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 187px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgrazeOkPEP082kucn3gnVp4CQChpWyMCq_UuZA8-Gkd6hGYF-B5ga7U-F1TPsmGdUJQhoQSoVeOaytpLlE5OP7H_Zj00WCdZL-QVG3Wm0pEYj7M5iExrFIP1H4C39-Zlz5Ke_XwNoxpTk/s400/14.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400491187081715634" border="0" /></a>Fast tränen mir die Augen, wenn ich am Horizont leuchtendes Grün des Reises mit grellem Hellblau des Himmels sich paaren sehe, es flattern die Farben, ekstatisches Spiel im Kontrastraum, es lenkt mich ab von meinen Schmerzen, von meinem Leid. Leid, das in Schweißtropfen mir den ganzen Körper hinab läuft, eine milchige Flüssigkeit bildet, wenn sich Körpersalz, Sonnenmilch und Schweißwasser mischen.<br /><br />Ich sehe meine Energie aus allen Poren treten. Verloren.<br /><br />Wegschauen, wegdenken, abschweifen - ich rette mich in das satte Grün, überdimensionaler Teppich, Riesenrasen, Golfplatz aus Käferperspektive.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgwonCgn87sgKlhopb18_5lQ-VaMpljpEQM6YqWSUOjsMHXGTMxSeGKcL8RoQsxoR0TnJY7PtX1rL4vBQ-PRPjE0VXbixXIs9fsAVUTroOQ1VmSMo4W6NVb8HnELNWlbFX08V4Y8Eb69rg/s1600-h/21.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 183px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgwonCgn87sgKlhopb18_5lQ-VaMpljpEQM6YqWSUOjsMHXGTMxSeGKcL8RoQsxoR0TnJY7PtX1rL4vBQ-PRPjE0VXbixXIs9fsAVUTroOQ1VmSMo4W6NVb8HnELNWlbFX08V4Y8Eb69rg/s400/21.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400490568785651074" border="0" /></a>Ich versuche, mich zu motivieren. Oder besser, einen Weg zu finden, nicht dieser kleinen Stimme in meinem Kopf nachzugeben, die mir sagt, dass es völlig okay wäre, heute auch mal bei 120 Kilometer die Etappe zu beenden.<br /><br />Eine Stimme, die mir sagt, dass nicht weit von hier, vielleicht in nur 15 Kilometer Entfernung, Nara liegt. Nara, die Stadt, die dieser Präfektur ihren Namen gibt, ist eine der schönsten und ältesten Städte Japans, zumal eine ehemalige Hauptstadt. Berühmte Schreine und Tempel fänden sich dort, eine tolle Gelegenheit, den Frevel, achtlos an den Ise-Schreinen vorbeigefahren zu sein, wieder wett zu machen. Sagt die Stimme.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj5TiofwQDw329CaT4blTJgym8mLsJI-7z2Kr7I4npAxZZgfziqHGQB7ZwDzVjH3v0ZYqrB6UJ_rq5vi7z0KL7vrBcoNENZtjXUGmnKMiScP8fjd6J14-xeExe5pkQNa0xrJjROqIr6Bv4/s1600-h/22.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 161px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj5TiofwQDw329CaT4blTJgym8mLsJI-7z2Kr7I4npAxZZgfziqHGQB7ZwDzVjH3v0ZYqrB6UJ_rq5vi7z0KL7vrBcoNENZtjXUGmnKMiScP8fjd6J14-xeExe5pkQNa0xrJjROqIr6Bv4/s400/22.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400490567148737410" border="0" /></a>Ich wehre sie ab. Trete gegen sie an, starre ins Grün, versuche im Verschmelzen der Pflanzen Muster zu sehen, den einzelnen Halm im Ganzen zu erkennen. Minuten vergehen. Minuten, die zu Kilometern werden. Gedanken, kurze Blitze sonst, die zu stundenlangen Mentaldialogen mutieren.<br /><br />Ich denke mich in Trance.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg3bj0Ho6PFpRw9qrjc1Vm7FDgcvpsbXbgM_5qhBdA__OU6fvI-q9vP6qmKQ1cAoaBjnFV1uzj6UqKjMGTjNjm_KlvBuBDOedMi7j-FTs1Tiu7JURCX3JQZyw7fGUYa-Z3I1SvbQ9awXlA/s1600-h/15.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 286px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg3bj0Ho6PFpRw9qrjc1Vm7FDgcvpsbXbgM_5qhBdA__OU6fvI-q9vP6qmKQ1cAoaBjnFV1uzj6UqKjMGTjNjm_KlvBuBDOedMi7j-FTs1Tiu7JURCX3JQZyw7fGUYa-Z3I1SvbQ9awXlA/s400/15.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400491184890574146" border="0" /></a>In Trance. Eine Trance, die anhält, bis ich das letzte - so erfahre ich einige Minuten später- enge Tal durchquere, die letzte Steigung erklimme, die letzte Wand überspringe, bis ich am Ziel angekommen bin. Am Ziel?<br /><br />Am Ziel? So schnell gebe ich auf? So schnell wird aus einem Etappenpunkt, einer Station, die man passieren will, ein Ziel? Welches Ziel? Das hier? Ist nicht mein Ziel, nein, auf dem Ausdruck meiner Etappen-Bibel steht etwas anderes.<br /><br />Ich kurbele wie ein Berserker, als ich die Wand erklimme, an deren Ende, weit, weit über mir, ein Tunnelloch schwarz prangt. ich komme kaum in den zweistelligen Geschwindigkeitsbereich, schüttele den Kopf, nein, nein! Bin ich wirklich so fertig, dass ich jetzt, hier - gerade mal 13 Uhr - schon die Etappe abbrechen muss?<br /><br />Schlimmer noch: Abbrechen will?<br />Ganba...<br /><br />Ach, leckt mich doch!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Totpunkt Nara</span><br /><br />Ich erreiche Nara. Tot. Das Chaos, die Straßen, der Lärm, der Staub, die Abgase, das Geknatter der Mopeds, das Starren der Leute, das Winken der kleinen Schulkinder, das Ausflippen der Schulmädchen, die Trucks, die grelle Werbung, die schreienden Schriftzeichen, meine toten Beine, die durchnässten Klamotten ... es kann mich alles nicht mehr anheben, als ich automatisch angetrieben, dabei völlig leer gepumpt in die Stadt einfahre.<br /><br />Mehr rolle, den fahre.<br /><br />Mehr getrieben bin, denn willentlich gesteuert. Selbst ein kleines Grinsen erspare ich mir, denn jede unnötige Bewegung, jedes Muskelzucken, das nicht zum Vortrieb meines Liegerads beiträgt, wäre unnötige Verschwendung wertvollster Ressource.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjbkofmp4oUzm6gNRmcUV39rVFif5mczR8Zm8h2rGosNCNPj_MEjHumJ1x-8a7EAfWlGDIzBxyB-tciEFJpgkEyF0jM5tcUjL50IJlWa4nBMC_o5hXuwD-w9lcOmUzsNSokEzx62ud7kg4/s1600-h/16.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 266px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjbkofmp4oUzm6gNRmcUV39rVFif5mczR8Zm8h2rGosNCNPj_MEjHumJ1x-8a7EAfWlGDIzBxyB-tciEFJpgkEyF0jM5tcUjL50IJlWa4nBMC_o5hXuwD-w9lcOmUzsNSokEzx62ud7kg4/s400/16.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400490852746768226" border="0" /></a>So fühlt er sich an, der Totpunkt.<br /><br />Ich kann kaum noch treten. Anfahren, zum Beispiel nach einer Rotphase an einer Ampel, bereitet mir Schmerzen. Peinlich, irgendwie, vor allem, wenn neben mir noch fünf andere Radfahrer stehen, die "Speedmachine" auf meinem Rohr lesen - und der Typ noch nicht einmal mit deren klapprigen Baumarktschüsseln mithalten kann. Peinlich, wenn man con elfjährigen Schulmädchen an einer Kreuzung abgezockt wird.<br /><br />Aber so ist es, wenn man fertig ist.<br /><br />Ich kann mich kaum noch motivieren, auch nur noch eine weitere Umdrehung zu machen. Die Beine kurbeln wie automatisch - ich selbst stecke nicht mehr hinter ihren Bewegungen. Ich atme schwer und kurz. Es ist nicht so, dass ich außer Puste wäre, im Gegenteil, nur ich kann einfach nicht mehr. Es drückt mir auf den Lungen, als wenn ein Sumo-Ringer auf mir Platz genommen hätte. Jede Bewegung verlangt unmenschliche Kräfte, selbst normale, reflexartige Bewegungen, wie das Balancieren des Liegerades, das sonst selbstverständlich abläuft, muss ich nun unter größter Anstrengung bewusst ausführen.<br /><br />Hitzeschlag?<br />Hungerast?<br />Dehydration?<br /><br />Scheint, als käme hier heute alles auf einmal.<br /><br />Irgendwo hinter Nara, Kashihara oder wie diese Megacity hier heißen mag, irgendwo da finde ich, wonach ich die ganze Zeit Ausschau gehalten habe: Einen Parkplatz, halbwegs ruhig, Bäume, Rasenflächen und ... Erholung.<br /><br />Ich stoppe.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJl0Lwz7sI/AAAAAAAAEys/-UVQavyvGxo/s1600-h/17.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 214px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJl0Lwz7sI/AAAAAAAAEys/-UVQavyvGxo/s400/17.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400490850355769026" border="0" /></a>Total verschwitzt leere ich in einem Zug meine von der Sonne warm gekochte Flasche, schütte das Ersatzwasser, das ich in meiner Radtasche mitschleppe, nach, und leere auch dieses. Dann esse ich ein ebenso warmes wie ekelhaftes Thunfisch-Sandwich, das ich aus den Tiefen meiner Seitentasche fördere, stopfe mir zwei Bananen ein und kann so einstweilen die schlimmsten Folgen des sich ankündigenden Hungerastes abwehren. Vorerst.<br /><br />Dann sinke ich zusammen. Lasse mich auf den Rasen in den Halbschatten eines Baumes plumpsen, die Ameisen, die hier in Massen herumkrabbeln, selbst sie können mich nicht dazu bringen, mir einen insektenfreieren Ort zu suchen. Ich liege da, blinzele nach oben in die Sonne, atme schwer, fühle, wie das klebrige Trikot nass an meinem Bauch klebt, ziehe noch einen Schluck Healthya-Wasser aus der Trinkflasche.<br /><br />Dann dämmere ich weg.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJlz889H7I/AAAAAAAAEyk/IVtW6gNXbjc/s1600-h/18.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 188px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJlz889H7I/AAAAAAAAEyk/IVtW6gNXbjc/s400/18.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400490846380171186" border="0" /></a>Ab und zu weckt mich ein allzu keckes Insekt aus meinem Tottraum, dann erschlage ich es auf meiner Stirn, an meinen Armen oder dem Bauch - krabbeln sie an meinen Beinen herum, kann ich nichts tun. Dort unten hinzulangen würde zu viel Kraft kosten.<br /><br />Es ist irgendwas um 14 Uhr herum. Höhepunkt des Tages. Mein Tiefpunkt.<br /><br />Ich dämmere wieder weg, blinzele ab und zu durch den Baum über mir in einen Schäfchenhimmel. Es tut gut, hier zu liegen. Sanfter Wind streicht über meinen Körper, trocknet die nassen Klamotten, die Sonne scheint auf meine Beine, wärmt, umhüllt mich mit ihrer Korona, wiegt mich in Wogen voller Traumfetzen, immer wieder unterbrochen von anfahrenden Bussen.<br /><br />Ab und zu laufen Horden von Schulkindern in ihren schwarzen Uniformen an mir vorbei. Sie haben große, schwere Shimano-Sporttaschen. Wahrscheinlich ist hier eine Sportschule oder Ähnliches, denke ich mir. Die Jungs und Mädchen beschauen mich, mustern mich, versuchen, das unbemerkt zu tun, diesen Gaijin, den Ausländer mit dem komischen Fahrrad. Sportler, wie sie, wie er da herumliegt, fertig, faul, ohne Energie.<br /><br />Ein trauriges Bild muss ich abgeben.<br />Ganbatte?<br />Wohl eher Nonbatte.<br /><br />Es ist 14:30 Uhr, als ich mich aufraffe mit dem Entschluss, noch bis 16 Uhr weiter zu fahren und mir dann das erste beste Hotel zu nehmen.<br /><br />Ich ächze, als ich mich in die Speedmachine sinken lasse.<br />Ich stöhne, als ich mein Bein anhebe, um mich einzuklinken.<br />Ich knirsche, als ich die erste Kurbelumdrehung trete.<br /><br />Alter Schwede, wenn der Wurm einmal drin ist, dann ist aber auch wirklich Alarm!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Motivation auf Deutsch</span><br /><br />Ich folge zunächst der 169 genau nach Süden. Was nervt, denn nun habe ich die sich langsam senkende Sonne von schräg vorn. Aber, so ergebe ich mich kampflos, warum auch nicht? Das passt irgendwie zu dieser Etappe.<br /><br />Vor mir erscheint eine massive Wand aus Berg. Ich schaue auf meinen Google-Ausdruck und sehe, dass dies wirklich nur eine einzige Wand ist, ein Massiv, das ich überqueren muss. Dahinter, so verspricht mir auch die große Karte, würde ich rechts auf die 370 abbiegen, mich etwa 10 Kilometer ein Tal entlang eines Flusses schlängeln und dann auf die Route 24 treffen, eine große, große, große Straße, die sich bis nach Wakayama durchzieht und - und das ist das wichtigste - die ab einer Staft namens Gojo durch bergloses Terrain führen würde.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=&sll=34.402377,135.726128&sspn=0.201973,0.308647&ie=UTF8&hq=&hnear=&ll=34.447122,135.763206&spn=0.201865,0.308647&t=p&z=12&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/maps?f=q&source=embed&hl=de&geocode=&q=&sll=34.402377,135.726128&sspn=0.201973,0.308647&ie=UTF8&hq=&hnear=&ll=34.447122,135.763206&spn=0.201865,0.308647&t=p&z=12" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Und da kommt er dann auch, der Berg. Eine dunkle Wand, komplett im Schatten liegend. Drohend, erststarrter Fels, vor Jahrtausenden, so scheint es, denn der Wald, der ihn überwuchert, wirkt wie Moosbewuchs. Ein ruhender Riese, schlafend, oder eine Falte in der Erdkruste, eine Welle. Erdruste wie eine Tischdecke, die jemand Riesiges in einem Rutsch versucht hat, unter uns wegzuziehen, dabei erstarrt ist. Eine Falte, die sich von links nach rechts über den gesamten Horizont erstreckt.<br /><br />Die Steigung beginnt, die Straße zieht merklich an. Ich klammere mich an Gedanken. So sehe ich ein Hotelzimmer vor mir, ein schönes, sauberes Hotelzimmer, perfekt eingeräumt, der Kimono liegt auf dem Bett, ein A4 gefaltetes Stück bequemer Stoff, in das ich schlüpfen kann nach einem heißen Bad.<br /><br />Ganbatte! Feuere ich mich an, tritt rein, Alter, tritt rein! Nur dieser eine Berg noch, dahinter, irgendwo, irgendwann wird schon ein Hotel kommen ... Ganbatte!<br /><br />Vor der Welle nehme ich Fahrt auf, das Rad beschleunigt, 25 km/h - ein Wert, der mir unmöglich scheint, schaffe ich es doch nicht einmal, vernünftig an einer Kreuzung zu beschleunigen. 30 km/h - es geht bergab, leicht nur, ganz leicht. Schwung holen vor dem Berg, Schwung holen, Ganbatte, nun mach schon, 35 km/h, yessa, geht doch, denke ich völlig fertig, dann - endlich - hebt sich die Straße. Endlich! Denn ich will diese Steigung bezwingen, sie hinter mich bringen, sie aus den Augen verlieren, ich trete, trete rein, hole alles raus, langsamer werde ich, aber das war zu erwarten, Luft, sie brennt mir in den Lungen, mischt sich mit den Abgasen der Autos neben mir, egal, egal, denke ich, Ganbatte, Ganbatte!<br /><br />Und dann, dann ist es soweit. Ich halte an. Vor mir der Tunneleingang. Dunkel. Schwarze Nacht. Schwer atmend fingere ich an meinem Dynamo herum, schalte ihn auf die Lauffläche. Ich bin fertig, einfach leer, keine Power mehr, ich spüre das, aber ich ignoriere es. Ganbatte, du Sau! Ich trete rein, verschwinde im Dunkel, nur spärlich leuchtet meine Funzel in die erfrischende Kälte des Tunnels, ich trete, verliere das Gefühl für meine Geschwindigkeit, trete, trete, Autos zucken an mir vorbei, vielleicht hätte ich meine Sonnenbrille abnehmen sollen? Ach, was, da hinten kommt das Licht. Und nun, nun keinen Scheiß bitte, lieber Bikergott, keine Berge mehr, keine Serpentinen, bitte - ich wünsche mir nur eines: Es muss keine Abfahrt sein. Muss es nicht. Wirklich. Aber eine Ebene, eine, die keine Steigungen mehr hat, eine ganz einfache, ebene 0-Grad-Straße. Geht das? Ginge das? Jetzt? Jetzt gleich?<br /><br />Ich schieße aus dem Tunnel.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJlzpj8qJI/AAAAAAAAEyc/3LDCh6_7GOY/s1600-h/19.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 208px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJlzpj8qJI/AAAAAAAAEyc/3LDCh6_7GOY/s400/19.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400490841175009426" border="0" /></a>Und will fast schreien. Wie, als verließe man ein Gebäude, das nur aus Treppenhäusern besteht. Ein Albtraum aus Treppe hoch, Treppe runter. Aus engen Gängen, die einem die Luft abschnüren. Nur Wand. Nur Beton. Nur Neonlicht. Und dann, eine Tür, eine Tür, man öffnet sie und steht auf einmal draußen. Keine Wände mehr. Keine Begrenzung.<br /><br />So komme ich mir jetzt vor - hinter mir bleibt die Wand mit dem Tunnel zurück. Ich rolle den Berg hinab, biege rechts auf die 370 ein, ein Fluss, an dem ich fahren kann. Vor mir öffnet sich eine weite Ebene. Keine Berge. Keine Berge bis zum Horizont!<br />Neben mir, der Fluss, er fließt, das kann ich sehen, in meine Richtung - also gibt es hier Gefälle. Nicht viel, nicht stark, aber: Nicht bergan! Ich möchte jauchzen, frohlocken!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJlzuwhgFI/AAAAAAAAEyU/qt0DdSl3A8Q/s1600-h/20.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 215px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJlzuwhgFI/AAAAAAAAEyU/qt0DdSl3A8Q/s400/20.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400490842569932882" border="0" /></a>Auf einmal schießt es mir in die Beine. Kühl. Befreiend, von woher, das weiß ich nicht. Aber ich kenne dieses Gefühl, kenne es, kenne es. Es ist Stärke. Es ist die Stärke, die meine Kurbeln antreibt, mein Rad vorwärts schiebt.<br /><br />Wie wild drehen sich die Räder, schnellt der Asphalt unter mir entlang, als ich anfange zu entdecken, dass es dieses kleine, kaum merkliche Gefälle ist, das mich auf 30 km/h beschleunigen lässt.<br /><br />Himmel, was ist hier nur los? Sind das die Bananen von vorhin, die mir jetzt neues Leben einhauchen? Hat das Protein-Water seine Zauberkräfte endlich in meinem Blutkreislauf entfacht? Oder ist es das ewige Mantra des "Ganbatte!", das ich vorhin schmerzstillend gemurmelt habe, das nun seine magischen Samuraikräfte entfaltet?<br /><br />Ich fahre, als sei nichts gewesen. Was steht da auf dem Display? 142 Kilometer? Und was steht da vor mir auf dem Straßenschild? Gojo? So weit schon? Wie bitte? Eben kämpfe ich mich kränkelnd stundenlang durch Täler und über Berge, komme kaum vorwärts und nun, keine gefühlten 5 Minuten nachdem ich die Falte bezwungen habe, bin ich schon 15 Kilometer weit gekommen?<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.284568,135.464521&spn=0.00316,0.004823&t=h&z=18&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.284568,135.464521&spn=0.00316,0.004823&t=h&z=18&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Ich komme an eine Raststation. Direkt am Kino-kawa gelegen. Es ist 16 Uhr. Die Sonne schickt sich an, noch einmal Luft zu holen, zu verweilen, bevor sie gleich gedenkt, unterzugehen. Ich beschließe, auch noch eine Rast einzulegen. Das Tempo, das ich hier angeschlagen habe, überrascht selbst mich. Woher nehmen meine Beine diese Energie? Woher, wenn nicht aus Reserven, deren Leerung mir noch teuer zu stehen kommen wird, befürchte ich.<br /><br />Ich fahre auf den Parkplatz - das bekannte Bild: Sauereingelegtes-Kaufhalle, Conbini-Store, Toiletten und eine Menge Rastende. Ich lasse den Parkplatz hinter mir und fahre direkt auf den Flussdeich, bleibe auf der Krone stehen, parke das Rad, fingere die letzte Banane heraus und blinzele beim Essen in die Sonne.<br /><br />Neben mir, 10 Meter entfernt, steht eine Japanerin. Sie ist vielleicht 40, 45 Jahrte alt. Neben ihr ein Europäer. Beide unterhalten sich. Ich schnappe von ihm ein Geräusch auf. Nur einen Laut, nicht einmal ein Wort, nicht einmal eine Silbe. Nur einen einzigen, kurzen, undefinierbaren Laut.<br />Und sofort weiß ich: Der ist deutsch.<br /><br />Diese Modulation. Dieser harte Klang. Das kann nur Deutsch sein.<br />Ich nähere mich den beiden, sie lächeln mich an.<br />"Ah, Doitsu-jin des?", frage ich.<br />"Hai!", machen er und seine japanische Begleiterin.<br />Ich reiche ihr die Hand: "Ich auch.", sage ich und freue mich ehrlich, endlich einen Landsmann zu treffen, nachdem auch er mir die Hand gibt.<br /><br />Sie gehören zu einer Reisegruppe aus Deutschland, die per Bus Japan entdeckt. Er ist Münchner, sie, geboren in Deutschland, hat ihre Wurzeln in Horoshima. Sie hätten auch zwei Hamburger dabei, sagen sie, als ein dritter Herr zu uns stößt.<br /><br />"Schlafen Sie denn heute nach auch im Kloster?", fragt sie und deutet auf die Berge, die in 20 km Entfernung auf der anderen Seite des Flusses in den Horizont ragen.<br />"Nein", schüttele ich meinen Kopf, "Ich fahre nach Wakayama."<br /><br />Und raus ist es.<br />Beschlossene Sache, erschrecke ich mich vor mir selbst, als die Reisegruppe staunend überschlägt, dass es sicher noch 50 Kilometer (oder mehr) bis zur Hafenstadt wären. Etwas abwesend überlege ich mir, was ich da gerade gesagt habe - ich fahre nach Wakayama also?<br />Ich fahre nach Wakayama.<br /><br />Kein Hotel am Rand der Strecke.<br />Nicht das erstbeste Zimmer.<br />Woher nehme ich bloß die Chuzpe, heute noch nach Wakayama fahren zu wollen?<br />Woher die Kraft, verdammt?<br />Warum sagt mein Unterbewusstsein sowas?<br />Woher soll sie denn kommen, die Energie?<br /><br />Aus dem Ganbatte!, das sie mir hinterher rufen, als ich winkend den Rastplatz verlasse.<br />Aus dem Ganbatte!, sage ich mir.<br /><br />Woher auch sonst?<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Robinson Recumbent goes Superveloman</span><span style="font-weight: bold;">!</span><br /><br />Was jetzt folgt, ist einfach nur als Krieg zu bezeichnen. Wie ein Berserker, wie ein losgelassener Mustang, wie ein Armstrong auf EPO trete ich mich über den Asphalt. Ich bin in Rage, bin im Fluge, bin in einer anderen Sphäre - Wind faucht mir um die Ohren, die Digits auf meinem Display treiben sich rund um 29, 30, 32 km/h herum, fallen nie unter 28 km/h. Das leichte, aber stete Gefälle treibt mich an, ein Wind, auch leicht, aber ebenso beständig saugt mich förmlich in Richtung Meer.<br /><br />Neben mir weitet sich die Landschaft immer mehr. Der Trichter, in dem ich fahre, wird breiter. Immer breiter. Die Sonne, nun genau in meinem Gesicht, sie sinkt, sie sinkt immer schneller, aber mir ist das egal, denn ich fahre heute nach Wakayama, schneller, als ich dachte, weiter, als ich wollte und - und das gibt mir den Extra-Boost - es lässt mich aufholen, was ich in den vergangenen Etappen zu wenig gefahren bin. Komme ich heute an - nein - komme ich <span style="font-style: italic;">gleich </span>an, werde ich sogar noch vor meinem Plan liegen!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjbE4ARM66dyDxtiZ5tq0bAgi-DD2Mt8mG7afwYOS2Qojw2uZ8GnsLB09jmWOjYEfZyFQRaTFRnL4wenq7DPfZ4Cb55oxn1BdPkoX4uOk8jXTWJ4zCvWZ-KO5LDofDigvUD-fu7XiAI1es/s1600-h/23.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 166px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjbE4ARM66dyDxtiZ5tq0bAgi-DD2Mt8mG7afwYOS2Qojw2uZ8GnsLB09jmWOjYEfZyFQRaTFRnL4wenq7DPfZ4Cb55oxn1BdPkoX4uOk8jXTWJ4zCvWZ-KO5LDofDigvUD-fu7XiAI1es/s400/23.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400490563562267298" border="0" /></a>Irgendwie werde ich immer schneller. Und je mehr Häuser meinen Weg säumen, je mehr es hier nach Stadt aussieht, desto schneller scheine ich zu werden. Wakayama, so steht auf einem der Schilder, sei nur noch 25 Kilometer entfernt. Wow! Die Hälfte des letzten Turns geschafft. Reingetreten, reingetreten, wie im Rausch, im Blutrausch, im Kurbelrausch, ich trete, bin wieder Erster an den Ampeln, bin wieder furchtlos, wenn es um das Abbiegen geht, um das Überholen von Radfahrern, sogar Mopeds lasse ich beim Anfahren wieder stehen.<br /><br />35 km/h, es ist wie Droge. Es ist wie, als habe jemand einen Schalter umgelegt, eine neue Batterie zugeschaltet. Mir etwas eingeflöst, das mich schnell macht.<br /><br />Schon steht da eine 15 bei der Kilometerangabe auf dem nächsten Schild. Die Sonne geht unter. Autos haben Licht an, lange schon. Aber ich, ich stoppe nicht, nein, ich fahre mit Ganbatte-Power, ich kann nicht stoppen! Es ist wie eine höhere Macht, die da Besitz meiner Waden ergriffen hat, wie ein mächtiger Engel, der meine Schenkel in seine Hände nimmt und sie stampfen lässt.<br /><br />Ich schwitze, klar.<br />Ich atme schwer, logisch.<br />Es tut weh, es brennt, es zwickt.<br />Aber ich habe Kraft. Mehr noch - ich habe Zuversicht. Ich <span style="font-style: italic;">weiß</span>, dass ich ankommen werde.<br />Und ich weiß, dass ich heute noch, falls es noch eine gibt, die Fähre nehmen werde.<br /><br />Es ist dieses unglaubliche, süße, süchtig machende Gefühl des Sieges, das da in meinem Bauch rumort, das mir die Kehle hinauf quillt, das ich hinaus schreien mag, aber noch nicht kann, weil ich noch nicht da bin. Noch nicht. Nicht mehr lang. Lang ist es nicht mehr, wie mir ein des Englischen Mächtiger erklärt, als ich die letzte Essenspause vor Wakayama einlege.<br /><br />"30 Minutes", sagt er. "30 Minutes to Porto!"<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJljZpV-rI/AAAAAAAAEx0/fvq1BFziDkM/s1600-h/24.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 258px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJljZpV-rI/AAAAAAAAEx0/fvq1BFziDkM/s400/24.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400490562024766130" border="0" /></a>Es sind dann doch mehr als 30 Minuten, denn der Hafen entpuppt sich als weiter weg denn erwartet. Fast finde ich ihn nicht, denn wieder einmal typisch für Japan - entweder die Schilder sind so groß, dass man sie schon von 10 Kilometern Entfernung sehen kann, oder ... es gibt gar kein Schild.<br /><br />Und so schieße ich zunächst am Hafen vorbei und werde erst stutzig, als ich ein, zwei Kilometer durch ein Chemiewerksgelände fahre. Ich drehe um, frage einen Hafenarbeiter, der mich zurück weist und ich, mehr ratend denn wissend endlich gegen 18 Uhr vor einem unscheinbaren Gebäude parken kann.<br /><br />Ob denn noch Fähren nach Tokushima gehen würden, frage ich eine Dame, die mir ein Herr auch meine Frage hin, ob er denn Englisch spräche, freundlich lächelnd aber hastig vorgesetzt hatte. Denn wenn keine Fähre mehr fahren würde, dann könnte ich hier in Wakayama bleiben - immerhin eine größere Stadt, die ihrer Samurai-Burg, einiger Museen und vor allem ihrer Onsens wegen berühmt sei.<br /><br />Ja, es fährt noch eine. In einer Stunde.<br />Gut, dann würde ich gern ein Ticket kaufen.<br />Nein, das geht nicht, informiert sie mich in bröckelhaftem Englisch. Aber ich könne einen "Antrag" auf ein Ticket ausfüllen. Aha, mache ich verdutzt. Einen Antrag also.<br />Der Zettel vermerkt, dass ich eine Person mit Fahrrad bin. Mehr nicht.<br />Ich solle in einer Stunde wiederkommen, dann würde jeder, der einen gültigen Antrag besäße, ein Ticket kaufen können.<br />Aha. Versteht zwar keiner, aber okay, so ist das System wohl.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiGKqxNNOdiVHTzl6JAAYSSq93px9Vx1Z6AdYQFuZaDGdNe4g8T6P7EvdtxIahMtXhW1zCOuUW8c71k9h8v52WnnbFgdShAxFR15R4wM-_dCyQfcOBybzfXx12bTtXZVJGfUGAzDmuiAC0/s1600-h/25.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 223px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiGKqxNNOdiVHTzl6JAAYSSq93px9Vx1Z6AdYQFuZaDGdNe4g8T6P7EvdtxIahMtXhW1zCOuUW8c71k9h8v52WnnbFgdShAxFR15R4wM-_dCyQfcOBybzfXx12bTtXZVJGfUGAzDmuiAC0/s400/25.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400490557721032754" border="0" /></a>Ich warte draußen. Mittlerweile füllt sich der Parkplatz vor dem Gebäude, immer mehr Autos kommen, die Insassen warten geduldig mit ihren Anträgen, während auf der anderen Straßenseite eine Fähre gerade angekommen ist und ihre Truckfracht ausspuckt.<br /><br />Ich ziehe mir am Automaten eine Nissin-Nudelsuppe, instant versteht sich. So hocke ich mich auf den Bordstein und warte. Und warte. Und warte. Ich werde fast verrückt - nach so viel Bewegung und Stress scheint es unfassbar für meine Muskeln zu sein, jetzt keine Leistung erbringen zu müssen.<br /><br />Die Zeit vergeht, indem ich mir auf meinem Fotodisplay die Pix anschaue.<br />Indem ich auf der Karte den Weg von heute nachvollziehe. Mir auf dem Klo der Wartestation die ekelhafte Schweiß-Sonnenmilch-Asphaltstaubmischung von Armen, Beinen und Gesicht wasche und beobachte, wie die Japaner die Zeit totschlagen.<br /><br />Die meisten sitzen wie versteinert in ihren Autos.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjlyO9XppVELTQgwiJD2begye8rSUBa7UY6tuwR7xYwO5dC14z-qHIi1_lezUoSDGdT3rCrHwbenUxdSpWvs6ILj9AIAbwgosH9ZCJmluNTN_S9ZfF_Nrki-AtAQcz2brECJc71bQvUUaI/s1600-h/26.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 201px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjlyO9XppVELTQgwiJD2begye8rSUBa7UY6tuwR7xYwO5dC14z-qHIi1_lezUoSDGdT3rCrHwbenUxdSpWvs6ILj9AIAbwgosH9ZCJmluNTN_S9ZfF_Nrki-AtAQcz2brECJc71bQvUUaI/s400/26.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400490359025905010" border="0" /></a>Und dann geht alles ganz schnell. Ich bezahle mein Ticket mit der Visa-Karte - verwunderlich, denn europäische Kreditkarten funktionieren hier eigentlich nur in großen Banken und den Hotels - und werde von eifrigen Fährmitarbeitern vorbei an der Autoschlange nach ganz vorn an die Pier gewunken.<br /><br />Dort stehe ich neben einem Crossmotorrad. Der Junge Mann schaut weg, wenn ich ihm freundlich zunicken will. Auch wieder so ein Paradox: Zwar sind dieJüngeren hier westlicher eingestellt, aber sie sprechen meist kein Wort Englisch und gehen Ausländern aus dem Weg. Englisch sprechen hingegen eher die Älteren hier, die sich auch als offener und kommunikativer erweisen. Komisch.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiW471zqQe3lESF91HPdIoDJB34txIPDovSlDPC6v5RihtKIN9sXzlUavOrRQUHA71Rp0p-EYhqDQKvmX-9Rmu-2cUO5RiKXkJScRcpl7J5_NvDuMoBo9sCjCZE-RkOsfGGdblarijnptI/s1600-h/27.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 250px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiW471zqQe3lESF91HPdIoDJB34txIPDovSlDPC6v5RihtKIN9sXzlUavOrRQUHA71Rp0p-EYhqDQKvmX-9Rmu-2cUO5RiKXkJScRcpl7J5_NvDuMoBo9sCjCZE-RkOsfGGdblarijnptI/s400/27.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400490359237283314" border="0" /></a>Hinter mir rangiert die Fähre - Nankai-Ferry - und legt endlich an. Sicher vertäut und fest am Kai liegend, öffnen sich die Stahltore. Mittlerweile erreicht mich Müdigkeit. Schwäche kriecht die Waden hinauf und ich habe tatsächlich Mühe, die paar Meter an Bord des Stahlriesen zu fahren.<br /><br />Freundliche Matrosen helfen mir, mein Rad mit allerlei Stricken und Pflöcken festzubinden und seegangsicher einzukeilen. Ich bedanke mich, sie verbeugen sich und ich bahne mir den Weg nach oben in die Passagierräume.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJlXU5U2tI/AAAAAAAAExU/hMB0qxj8VrM/s1600-h/27_a.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 201px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvJlXU5U2tI/AAAAAAAAExU/hMB0qxj8VrM/s400/27_a.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400490354591193810" border="0" /></a><br />Ich gehe die Treppen hinauf, oben ist schon mächtig Betrieb. Familien mit kleinen und Kleinstkindern, Alte und Uralte, Trucker in ölverschmierten Overalls, Geschäftsmänner in Azügen, Pilger mit ihren obligatorischen Pilderstäben und alle möglichen anderen Schichten, Gruppen und Menschen finden sich hier.<br /><br />Ich genehmige mir am Ausschank noch ein kaltes Mahl aus Reis, Sushi und Chicken, hocke mich zusammen mit dem Essen und einer eiskalten Healthya-Traubensaftflasche in einen der großen Tatami-Bereich und fülle mir den Bauch.<br />Es tut gut, zu essen.<br />Es tut gut, zu sitzen.<br />Und noch besser tut es, als ich mich der Länge nach hinlege, dabei fühle, wie das Schiff ablegt zu seiner mehr als dreistündigen Fahrt hinüber zur Insel Shikoku.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Anziehung und Abstoßung</span><br /><br />Als ich erwache fühle ich mich ein wenig erfrischt. Das Schiff ist mittlerweile eine Stunde unterwegs und die meisten schlafen. Wer nicht schläft, hat sich zumindest den iPod eingestöpselt, liest, löst Sudokus oder schaut mehr oder weniger interessiert dem bellenden TV-Screen zu, auf dem stetig Nachrichten laufen.<br /><br />Kinder toben die Gänge entlang, schreien nach Lust und Laune, niemand da, der sie bremst oder ihnen Einhalt gebietet - immerhin versuchen hier die Leute zu schlafen. Aber ich habe einmal gelesen, dass Kinder bis zu einem bestimmten Alter so etwas wie Narrenfreiheit genießen. Denn dann werden sie ebenso unnachgiebig wie konsequent in das enge japanische Korsett einer Gesellschaft gepresst, in der "das Gesicht wahren" oberste Priorität hat und der Ausbruch von Emotionen verpönt ist.<br /><br />Und so gönne ich den nervigen Quälgeistern ihren Spaß.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjuQyGBZ6WPTeJXHZqABThHMo3DVf8GtglfAhYlQpta8aUPalJZB0NlsRXesokYVSbmFsUPofus-rs774bQG2aLrSL9Rk41Wvh4kNF6-rpVOv-zOat-n2n3BO9Bd8zTbZaPOBaMAKCNojI/s1600-h/28.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 300px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjuQyGBZ6WPTeJXHZqABThHMo3DVf8GtglfAhYlQpta8aUPalJZB0NlsRXesokYVSbmFsUPofus-rs774bQG2aLrSL9Rk41Wvh4kNF6-rpVOv-zOat-n2n3BO9Bd8zTbZaPOBaMAKCNojI/s400/28.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400490349013103186" border="0" /></a>Interessant finde ich dann auch die japanische Definition von "Privatsphäre". Hier auf dem Schiff, hier in meiner Tatami-Ecke kann ich das besonders gut beobachten. Während in Europa das Unterschreiten einer Entfernung von 30 bis 40 cm bereits als Eindringen in die unmittelbare Privatsphäre gewertet wird, scheint es so etwas hier in Japan nicht zu geben.<br /><br />Neben mir liegt ein Pärchen. Verliebt. Schön, sich ihren zärtlichen Umgang anzusehen, es erfreut mich, wenn man Menschen sehen kann, die sich einander hingeben - vor allem hier in Japan, wo zwar überall gelächelt wird, aber ich Probleme habe, echte Zuneigung und Freude, echte, wahre Emotion von "Rolle" zu unterscheiden.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjNzNE9eYfOQa0K-b9b9JDM5rTIY_NFdP7XEBkcr3b8hv6n9tJCt3kVRnLzAE5FU2D0jBL6_VhvlKeTDXK_nQ0COrlqkWGKr6ONRxlHc4JoJuZ3CAAxdNU8MdYbkgtxVdA3qjogtngroT4/s1600-h/29.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 214px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjNzNE9eYfOQa0K-b9b9JDM5rTIY_NFdP7XEBkcr3b8hv6n9tJCt3kVRnLzAE5FU2D0jBL6_VhvlKeTDXK_nQ0COrlqkWGKr6ONRxlHc4JoJuZ3CAAxdNU8MdYbkgtxVdA3qjogtngroT4/s400/29.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400490345097276434" border="0" /></a>Das Pärchen liegt dort also, Arm in Arm und kuschelt. Neben ihnen, unmittelbar an seinem Rücken, ein älterer Herr. Er schläft.<br />An ihrem Kopfende, keine 5 cm entfernt, ein weiterer Herr.<br /><br />Und ich, ich liege auf ihrer Seite. Ebenfalls unmittelbar an den beiden dran. Ich habe keine Wahl, denn nach rechts endet die Tatami-Matte. Und immerhin haben sich die beiden von sich aus so an mich "herangemacht".<br /><br />Was mich so verblüfft - wir berühren uns. Wir alle. Alle, die hier liegen, sie berühren sich. Ob es an Beinen, an Armen, am Kopf oder eben - wie bei mir - am Hintern ist.<br /><br />Denn jedes mal, wenn die Wellen das Schiff an Backbord anheben, rollt das Mädel etwas zur Seite und ihr Hintern drückt an den meinen. Nicht, dass ich das als unangenehm einschätze. Gerade hier in diesem Land, wo ich mich so einsam fühle, wie noch nie, ist die Berührung, auch wenn nur eine unbeabsichtigte, eines warmen, wohlgeformten Damenhinterns eine willkommene Abwechslung.<br /><br />Aber interessant ist es allemal: Privatsphäre in Zentimetern scheint es in Japan also nicht zu geben.<br /><br />Periodisch angetätscht durch den Po der Dame dämmere ich wieder weg, mich in den Traum sinnierend und nachdenkend über Abstoßung und Anziehung der Menschen hier, und was das Fehlen einer klaren privaten Grenze für Auswirkungen auf das soziale Miteinander wohl haben kann.<br /><br />Doch alle soziologisch-theoretischen Ansätze verblassen, selbst das Toben der Kinder in das Bellen des TV-Sprechers hinein kann sie nicht aufhalten, die Wogen des Schlafes ...<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Tokushima bei Nacht</span><br /><br />Zu wecken vermag mich dann nur das zuckerweiche Stimmchen einer Stewardess, die in gewohnt singendem, zwitschernden Servicejapanisch anscheinend die nahende Ankunft ankündigt.<br /><br />Ich stehe auf, die beiden Turteltäubchen erwachen ebenfalls, lächeln sich und mich und alle an (verliebt halt) und nachdem ich aus den hunderten ausgezogenen Schuhen, die vor den Tatamimatten stehen, meine herausgefunden und angezogen habe, trete ich kurz an Deck.<br /><br />Die Nacht ist pechschwarz, es ist warm, über 20 Grad auf jeden Fall. Öliger, satter Dieselgeruch kommt von den Schornsteinen der Nankai-Ferry, Tokushima leuchtet in der Nacht, aber es sind nur Straßenleuchten. Autos? 23 Uhr? Fehlanzeige. Die Stadt ist ruhig.<br /><br />Wenig später rolle ich behend tretend durch die leeren Straßen. Müde bin ich. Müdigkeit in jeder Faser meines Körpers. Hotel, ich brauche ein Hotel, ist alles, was ich denken kann.<br />Und nachdem ich einige sehr teuer ausschauende Etablissements links liegen gelassen habe, finde ich in einem kleinen, dunkle, unscheinbaren Haus genau das was ich suche: Ein so herzzerreißend freundlicher und besorgter älterer Herr, der hier Nachtconcierge ist, einem Samurai nach dem Schlage Mister Miyagis aus dem Gesicht geschnitten, gibt mir ein geräumiges und preiswertes Zimmer, in dem ich bis kurz nach 1 Uhr bade, mich salbe und endlich, endlich, endlich nach diesem nur als Parforceritt zu bezeichnenden Tag ins Bett sinken kann.<br /><br />Unglaublich, was ich da heute geleistet habe, das schwirrt mir vor meinem Wirren inneren Auge herum, und ich mache eine geistige Notiz, morgen früh diese unfassbare Etappe einmal in Ruhe zu durchdenken, als ich einschlafe, wegdämmere und endgültig alle Lichter ausgehen.<br /><br />Ganbatte-Power - switched off.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvEUEirmvtI/AAAAAAAAEw4/IOAl9w4Ii_Y/s1600-h/map6_E4.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 232px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SvEUEirmvtI/AAAAAAAAEw4/IOAl9w4Ii_Y/s400/map6_E4.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5400119496455667410" border="0" /></a><span style="font-style: italic;">Gefahren: Tödliche 186,42 km in 8:32 Stunden mit einem 22er Schnitt. Und WOW - schaue sich mal einer diese Strecke auf der Karte an - ganz Kii-hanto an einem Tag!</span> <a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnc_Lj-HbEPiAvV1HXaOTdffwatQav-CmQ9HfCtM_2TIEUJnSP4_8Ta4NMvsMq9HnUW5rMBz4lcB8aAhS06Q4LiKOjqggXD69wX4maV9fxE5Uuv7O0XIn5TYlHaGVSmHI3PK6JZ0HRZqk/s1600-h/coming_soon.jpg"><br /></a>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/11924140569160672339noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8275082678236673049.post-51054313997377775832009-10-10T09:06:00.001-07:002009-11-02T21:51:08.991-08:00Tsu viel geschlafen.<span style="color: rgb(255, 0, 0);">Tag 5/Ruhetag 1 - Ausspannen</span><span style="color: rgb(255, 0, 0);">. Irgendwie. </span><br /><br />Oh, man!, stöhne ich. Oh man, oh man! Mein Rücken schmerzt, meine Augen brennen, die Lider schieben sich so schwer über die Augäpfel, als seien sie aus nassem Frottee. Druck hinter der Stirn, Weiches verstopft die Nase. So schlecht habe ich noch nie geschlafen. Unbequem ist es. Und heiß war es, gestern, als ich versucht habe, nach dem komischen Auto-Angriff den Weg ins Traumland zu finden. Und dann, vor ein paar Stunden, schwappt die Kälte vom Meer her über den Tsunamidamm, kriecht den Beton hinab, sammelt sich am Boden und quillt ins Zelt.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Su1LS3xnVvI/AAAAAAAAEwk/mv-Z7srxfRQ/s1600-h/01.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 210px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Su1LS3xnVvI/AAAAAAAAEwk/mv-Z7srxfRQ/s400/01.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5399054315868870386" border="0" /></a>Neben mir, nicht weit entfernt, höre ich ein Auto im Leerlauf parken. Ich schaue auf meine Uhr. 5:12 Uhr steht da. Man man man, so früh noch! Wieder drehe ich mich, bibbernd ziehe ich meine Knie zum Oberkörper heran, die Isomatte unter mir ist zu schmal. Alles klebt und ist mit einer Schicht kalten Kondenswassers überzogen. Ich drehe mich auf meinen Bauch und starre nach draußen: In etwa 100 Metern Entfernung ist ein Bauer dabei, sein Feld zu bearbeiten. In Sichtweite. Aha, denke ich mir. Aha.<br /><br />Ich dämmere noch einmal kurz weg, werde aber von einem weiteren Auto geweckt. Wieder in Sichtweite, noch ein Bauer. Ich sollte wohl besser aufstehen.<br /><br />Als ich neben meinem Zelt stehe und mir die Stelle bei Tageslicht beschaue, muss ich mich beglückwünschen - besser hätte ich mir diese nicht aussuchen können. Naja, bis auf die Krabben, aber die sind heute morgen auch alle weg. Schlafen wahrscheinlich. Hinter meinem Zelt ein kleines, etwa 15 Meter breites Wäldchen, dahinter die Tsunami-Mauer. Richtige Wohnhäuser sehe ich erst in 2, 3 Kilometern Entfernung. Perfekt.<br /><br />Ich putze mir die Zähne, es fröstelt, dann ziehe ich mich um. Stinkende Klamotten, die alten von gestern, denn ich beschließe etwas: Heute suche ich mir ein Hotel. Richtiges Bett. Richtig schlafen. Richtig baden. Und Klamotten waschen. Und das Hotel, so beschließe ich weiter, wird das erste gute sein, das ich finde.<br /><br />Wenig später fahre ich los, schlängle mich den engen Weg zurück auf die Deichstraße - die Bauern bemerken mich nicht einmal. Dann wieder 2 Kilometer zurück an die Route 23, wo ich beim Family Mart erst einmal halte, um zu frühstücken.<br /><br />Neben mir parkt ein Truck der japanischen Armee. Junge Rekruten springen von der Ladefläche und stürmen mit dröhnenden Stiefeln den Store. Wenig später sitzen alle wieder auf - die Uniformen, vor allem aber die Mützen erinnern mich an klassische Weltkriegsfilme. Nur die Coca Cola-Dosen passen nicht so recht ins Bild.<br /><br />Gestärkt durch Schokokuchen (mit Bananengeschmack) und allerlei Kaffee bin auch ich wenig später wieder auf dem Seitenstreifen der 23 - Ab ins Hotel!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Never go back!</span><br /><br />Ich denke nach, während ich mit knirschenden Knien im Morgenverkehr mitschwimme. Schade, schade, muss ich sagen, am größten Heiligtum des Shintoismus in Japan, dem inneren und dem äußeren Schrein von Ise, bin ich gestern in meinem Sushi-Wahn vorbei geschossen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Su1PkSAqnbI/AAAAAAAAEws/jjF6aSWwSTg/s1600-h/verfahren.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 242px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Su1PkSAqnbI/AAAAAAAAEws/jjF6aSWwSTg/s400/verfahren.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5399059013015608754" border="0" /></a>Ise, so wird mir klar, wäre nur kurz hinter Toba in den Bergen gewesen. Anstatt noch 25 Kilometer in die Nacht zu fahren, hätte ich es wagen und dorthin fahren sollen. Dort hätte ich sicher auch Hotel gefunden. Und könnte mir heute ganz in Ruhe an meinem Ruhetag die berühmten Schreine anschauen. Nein, Statt dessen bin ich in Richtung Matsusaka weiter gefahren wie ein Irrer.<br /><br />Wenig später komme ich wieder über eine der lang gezogenen Brücken, an deren Ende ein riesiges Schild: "Matsusaka Campground". Äh, bitte? Ich fliege wütend über die Kreuzung, schaue nur kurz nach rechts und merke, dass ich gestern wohl doch nicht an allen beiden Zeltplätzen vorbei bin, sondern nur an einem. Ah, sehr gut. Wäre ich nur ein bisschen weiter gefahren, hätte ich ... aber egal, was solls. Die Nacht war auch so ... ganz nett.<br /><br />Und hey - Regel Nummer 1 beim Radfahren: Never go back!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">(Keine) Verhandlungen im Castle Inn</span><br /><br />Aber was solls, denke ich mir. Dann sehe ich die berühmten Schreine halt ein anderes mal. Schade. Meine Touren, vor allem die, die ich allein bestreite, sind sowieso mehr als sportliche Events denn als Sightseeing angelegt. Ich hätte das Shinto-Heiligtum gern mitgenommen, aber soll halt nicht sein. Anstelle nun einen 60-Kilometer-Umweg in Kauf zu nehmen und übermorgen alles noch einmal fahren zu müssen, schaue ich lieber nach vorn.<br /><br />Und da liegt Tsu.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Su1LS1h9wGI/AAAAAAAAEwc/8cFuEidbzyY/s1600-h/02.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 210px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Su1LS1h9wGI/AAAAAAAAEwc/8cFuEidbzyY/s400/02.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5399054315266359394" border="0" /></a>Ich komme der Stadt immer näher. Wieder häufen sich die Patchinko-Hallen, die Autohäuser und -werkstätten. Blauer Himmel steht über mir, es ist kurz vor 9 Uhr, die Route 23 hat den großen Morgenansturm hinter sich.<br /><br />Es stehen 30 Kilometer auf dem Bike-Computer, zu viel, will ich doch heute meinen Ruhetag einlegen. Müde bin ich noch immer. Nur die Motivation, gleich in einer heißen Wanne und dann in einem echten Bett zu versinken, treibt die so schnell an, dass ich eine 30 halten kann.<br /><br />Tsu heißt mich mit einer bescheidenen, aber durchaus beeindruckenden Skyline willkommen. Ich stoße ins Stadtzentrum, ein großer Boulevard mit extrabreiten Fahrtspuren und beeindruckenden Palmen auf dem Mittelstreifen verleiten mich zum Rechtsabbiegen. Rechts, das heißt hier in Richtung Meer. Und am Meer hat man mehr Chancen auf ein halbwegs gutes Hotel.<br /><br />Hoppla, schon stehe ich vor einem. Das Castle Inn. Sieht nett aus. Ein - für japanische Erdbebenmonotonie - wirklich noch als "schick" zu bezeichnener 20-stöckiger Betonklotz, viel Messing, das wie Gold tut und, als ich hineinkomme, ein sehr höflicher Rezeptionist.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=tsu+castle+inn&sll=34.714564,136.520383&sspn=0.003144,0.004823&ie=UTF8&hq=%E3%83%9B%E3%83%86%E3%83%AB%E3%82%AD%E3%83%A3%E3%83%83%E3%82%B9%E3%83%AB%E3%82%A4%E3%83%B3%E6%B4%A5&hnear=%E3%83%9B%E3%83%86%E3%83%AB%E3%82%AD%E3%83%A3%E3%83%83%E3%82%B9%E3%83%AB%E3%82%A4%E3%83%B3%E6%B4%A5Japan&ll=34.726588,136.524267&spn=0.006288,0.009645&t=h&z=14&iwloc=A&cid=4085020354152805025&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/maps?f=q&source=embed&hl=de&geocode=&q=tsu+castle+inn&sll=34.714564,136.520383&sspn=0.003144,0.004823&ie=UTF8&hq=%E3%83%9B%E3%83%86%E3%83%AB%E3%82%AD%E3%83%A3%E3%83%83%E3%82%B9%E3%83%AB%E3%82%A4%E3%83%B3%E6%B4%A5&hnear=%E3%83%9B%E3%83%86%E3%83%AB%E3%82%AD%E3%83%A3%E3%83%83%E3%82%B9%E3%83%AB%E3%82%A4%E3%83%B3%E6%B4%A5Japan&ll=34.726588,136.524267&spn=0.006288,0.009645&t=h&z=14&iwloc=A&cid=4085020354152805025" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Ob sie denn ein Zimmer hätten.<br />Natürlich, entgegnet er.<br />Wie viel es denn kosten würde. "One night, non-smoker.", frage ich.<br /><br />Der Herr nimmt einen Block und schreibt "6.400" darauf. Obwohl der Kurs 1:135 steht, rechne ich sicherheitshalber mit 1:100 - ist leichter und die dadurch höheren Euro-Preise verleiten mich zum Sparen. Hoffe ich. Also 65 Euro? (Eigentlich ja 48 Euro).<br /><br />Super, das hätte ich gern.<br /><br />Er freut sich, fragt untertänigst, ob er meinen Ausweis kopieren darf - gerne doch - ich hole schon einmal mein Rad und die Taschen hinein. Er runzelt kurz die Stirn, als er die Speedmachine sieht, aber ich beruhige ihn: "No Problem, it´s clean."<br />Er lächelt, will etwas sagen. Frech kommt durch, denke ich mir, und sage: "No Problem, I will take it up, it´s clean." und ich lächle entwaffnend.<br />Er gibt auf - wahrscheinlich ist seine Schicht eh gleich zu Ende, und sagt "Gozaimas."<br />Alles klar.<br /><br />Ich bezahle. Visa durch den Reader. Sehr gut.<br />Dann runzelt er wieder die Stirn. Er fängt an, auf Englisch zu stammeln: "Sorry. Check-in ..." und er deutet auf seine Uhr.<br />Es ist 9:30 Uhr. Okay?!?<br />Dann hält er mir einen Flyer hin. "Check-in 2 p.m." steht da.<br />Aha, mache ich.<br /><br />"I´m so tired. I need to go to bed.", flehe ich ihn an.<br />Er nickt verständnisvoll, nimmt wieder seinen Geldblock und schreibt eine Zahl auf: "65 Yen" steht da. Bestechungsgeld?<br /><br />"Per hour." sagt er.<br />Ach so - 65 Yen pro Stunde, die ich zu früh bin? "Hai!"<br />Verhandelbar?<br />Wohl nicht.<br /><br />Weitere 290 Yen werden von meiner schicken Plastikkarte abgebucht.<br />Zwanzig Minuten und drei Fahrstuhlfahrten später habe ich meine Klamotten im Zimmer. Ich schalte die Klimaanlage an.<br /><br />Das Bett lockt.<br />Die Wanne bezirzt mich.<br />Aber ich kann nicht. Noch nicht. Vorher die Pflichten.<br /><span style="font-weight: bold;"><br />Wa</span><span style="font-weight: bold;">s(ch) zu erst kommt, trocknet zu erst.</span><br /><br />Ich taumele. Bin so müde, dass ich kaum noch meine Augen offen halten kann. Das Bett winkt so verführerisch, wie eine Sirene, weißes, weiches Laken, warmer, langer Kimono und das Versprechen eines langen, erholsamen Schlafes - Paradies, nachdem die heutige Nacht auf dem Krabbentrail nichts weiter als ein Daliegen mit relativer Ruhe, keinesfalls aber Schlaf, geschweige denn Erholung war.<br /><br />Doch zuerst muss ich meine Wäsche waschen. Und da die trocknen muss, nutze ich jede Minute, die ich habe. Ich lasse Wasser in die Wanne ein. Rei aus der Tube gedrückt, es schäumt zunächst. Doch als ich 5 Minuten später die alten Unterhosen, Radklamotten, Socken und Trokots durchwalke, bleibt nichts weiter übrig als eine dunkelschwarze Lorke.<br /><br />Nicht so übelriechend, da parfümiert, aber Ekel erregend allemal - diese Mischung aus Asphalt, Abgas, Feinstaub und Körpersäften habe ich am Körper getragen?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Su1LKlxPIvI/AAAAAAAAEwM/5oPy5WyZOQE/s1600-h/03.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 234px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Su1LKlxPIvI/AAAAAAAAEwM/5oPy5WyZOQE/s400/03.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5399054173596492530" border="0" /></a>Nach 20 Minuten habe ich alles gewaschen, gespült und ausgewrungen. Genauso fühle auch ich mich - leer. Bereit, zum Trocknen aufgehangen zu werden.<br /><br />Ich spanne meine multifunktionellen Gurte quer durchs Hotelzimmer, stelle die Klimaanlage so ein, dass ei Großteil des Luftstrahls genau auf die Sachen zielt und hänge meine Wäsche auf. Binnen zwei Minuten sieht das ehemals aufgeräumte, etwas spießige Zimmer aus, als würde eine mittelgroße Zirkusfamilie hier seit 2 Wochen kampieren.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Su1LKRRT1eI/AAAAAAAAEwE/0eSdhHgbNYA/s1600-h/04.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 252px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Su1LKRRT1eI/AAAAAAAAEwE/0eSdhHgbNYA/s400/04.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5399054168093873634" border="0" /></a><br />Doch das stört mich jetzt nicht, denn auch draußen prangt das "Bitte nicht stören"-Schild (zumindest hoffe ich, dass das da dran steht) und ich lasse mich, nachdem auch ich mich kurz abgeduscht habe, ins Bett fallen. Das lange, ausgiebige Vollbad hebe ich mir für ... nachher auf. Jetzt muss ich erst einmal schlafen.<br /><br />Müde.<br />Müde bin ich ...<br />Und schlafe sofort weg. Es ist 11:30 Uhr.<br /><br />Kratz.<br />Kraaaatz, macht es in meinem Traum. Aber jetzt, jetzt grinse ich nur, stopfe mir die kuschelige Decke zwischen die Beine und drehe mich der Länge nach auf eine andere Seite. Gute Nacht, ihr kleinen Traumkrabben.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Looking for Food</span><br /><br />Es ist gegen 15 Uhr, als ich aufwache. Ein wenig gerädert, aber das war ja zu erwarten. Über mir surrt immer noch fleißig die Klimaanlage und trocknet meine Klamotten. Ächzend pelle ich mich aus meinem Bett, schlurfe ins Bad und lasse die Wanne ein. Ein schönes, heißes Vollbad, ja, das ist genau das, was ich jetzt brauche.<br />Zehn Minuten später sitze ich in ihm.<br /><br />Japanische Hotelbadewannen haben eine Eigenheit. Sie sind nicht zum Baden gedacht.<br /><br />Denn obschon der Japaner an sich ein Reinheitsfanatiker und Verehrer aller Arten von Körperhygiene ist, kann man die knapp 1,10 Meter langen Badewannen eher als Sitz- oder Stehgelegenheit denn als Wanne bezeichnen.<br /><br />Eigentlich funktioniert das so: Der Japaner duscht sich sauber, seift sich dabei ein und reinigt sich. Dann geht er - in den Kimono, den das Hotel bereit stellt - in das "Onsen" genannte Gemeinschaftsbad des Hotels, wo er sich noch einmal rituell vor aller Augen reinigt um dann ins extrem heiße Wasser zu steigen und seine Zeit in Gesellschaft mit anderen zu verbringen.<br />Mir ist das viel zu aufwändig.<br />Ich will die anderen auch nicht mit meinem Geächze belasten.<br /><br />So zwänge ich mich in die Enge der Sitzwanne. Auch nett hier.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Su1LKI9FmgI/AAAAAAAAEv8/jV8Y9FpExGU/s1600-h/05.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 206px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Su1LKI9FmgI/AAAAAAAAEv8/jV8Y9FpExGU/s400/05.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5399054165861571074" border="0" /></a>Wenig später laufe ich durch Tsu. Ich habe Hunger. Draußen sind es etwa 38 Grad Celsius und ich bin dankbar für eine zweite japanische Tradition, nämlich dass man alle 50 Meter einen Getränkeautomaten findet. Bei meinem entscheide ich mich für Crystal-Wasser, auf dem Beyonce prangt. Ob die weiß, dass sie hier die Wasser-Queen ist?<br /><br />Ich laufe den Prachtboulevard entlang, Miami-Beach-Feeling. Wenig Autos auf den Straßen, an sich kommt mir das Zentrum reichlich ausgestorben vor.<br /><br />Erst, als ich in eine Seitenstraße gehen und in ein Einkaufszentrum stolpere, begegne ich wieder Menschen. Ich schlendere die Ladengeschäfte ab, auch auf der Suche nach einem Postkarten-Shop, finde natürlich keinen, aber dafür ein Kaufhaus mit einer Feinkost-Abteilung, in der ich mir den Korb voller leckerer Dinge packe.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhN5BsIBvLY4Z-LMQdDZLbkyxZ8-pemRw41An2Cq8ZNXlYZ7gMGzFUO_90LXsfMdfm_41N0Pf6iDA4zm-kSjU5EPHxmBiw06ebEZy2foENQUkxELyE7GVJ0DdVnVeAfpiHFqTA_icZZdQk/s1600-h/06.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 206px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhN5BsIBvLY4Z-LMQdDZLbkyxZ8-pemRw41An2Cq8ZNXlYZ7gMGzFUO_90LXsfMdfm_41N0Pf6iDA4zm-kSjU5EPHxmBiw06ebEZy2foENQUkxELyE7GVJ0DdVnVeAfpiHFqTA_icZZdQk/s400/06.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5399054156033107682" border="0" /></a>Schwer beladen mit Sushi, Salat, Obst und zwei riesigen Eimern Instant-Nudeln komme ich aus dem Riesenshop heraus, nicht ohne vorher drei Bedienstete passiert zu haben, deren einziger Job es zu sein scheint, sich am Eingang zu postieren um jeden Kunden mit einer tiefen Verbeugung und einem gemeinsam gesungenen "Arrigato gozaimashta!" zu verabschieden.<br /><br />Direkt hinter dem Konsumtempel stolpere ich auf das Gelände eines Shinto-Tempels. Massiv und ruhig die Holzbauten, die Glocke, der Tempel und einige keinere Schreine. Ruhig ist es, verstummt die schrille Werbemusik, wenn sich die Automatiktüren erst einmal hinter dem Kunden/Gläubigen geschlossen haben.<br /><br />Ich sehe keine Mönche, wohl aber ein, zwei ältere Menschen, die beten und Räucherwaren azünden.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgDM7ISY4Hzth2MXVj9LW5sKO3SMowT_3ssOu5THKJjqpfF8fDd-rQZhCkrJrwmz6LtY0dHqD9RhNHTieMxY5XZX4duypHjPcQL8-zChK8EVJGkjml6sn_yVbJlhJF3gPdKct-Uyn4fL6E/s1600-h/07.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 194px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgDM7ISY4Hzth2MXVj9LW5sKO3SMowT_3ssOu5THKJjqpfF8fDd-rQZhCkrJrwmz6LtY0dHqD9RhNHTieMxY5XZX4duypHjPcQL8-zChK8EVJGkjml6sn_yVbJlhJF3gPdKct-Uyn4fL6E/s400/07.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5399054156584687554" border="0" /></a>Eine sonderbare, feierliche Stille liegt über diesem Ort. Geborgen, erhaben. Das gefällt mir. Eine kleine Tempelkatze schlurft wachsam zwischen den versteinerten Löwenfiguren umher. Sie sucht sich wohl ihre Mittagsmaus oder einen Ort zum Schlafen.<br /><br />Schlafen. Augenblicklich kriecht mir Müdigkeit die Waden empor. Heute passiert nicht mehr viel, nehme ich mir vor. Ich schleiche Tempelkatzengleich nach Hause, speise fürstlich die mitgebrachten Dinge, gönne mir sogar ein Asahi-Bier aus der Dose und mache gegen 20 Uhr den Fernseher aus, nachdem ich versucht hatte, die Nachrichten zu verstehen.<br /><br />Genüsslich stöhne ich, als ich mich umdrehe, einschlafe und mal keine Krabbe an mein Zelt klopft. Morgen, so denke ich mir noch, morgen steht die härteste Etappe der ganzen Tour an - sagt Google - morgen, so drohe ich mir fast selbst, muss ich die gesamte Kii-Hanto in einem Zug durchqueren.<br /><br />Und - hossa - selbst auf meinem weich gespülten Google-Ausdruck prangen da eine Menge Berge! Also Einschlafen! Kraft tanken!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuwFp4K-bvI/AAAAAAAAEt4/zlsHMvBa-cs/s1600-h/map5_R1.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 232px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuwFp4K-bvI/AAAAAAAAEt4/zlsHMvBa-cs/s400/map5_R1.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5398696270321577714" border="0" /></a><span style="font-style: italic;">Äh, Ruhetag? Trotzdem gefahren: 33,06 km </span>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/11924140569160672339noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8275082678236673049.post-70554304753349854052009-10-10T09:03:00.002-07:002009-10-30T11:49:38.063-07:00Sleeping on Crabs<span style="color: rgb(255, 0, 0);">Tag 4/Etappe 3 - Von Sagara Beach </span><span style="color: rgb(255, 0, 0);">nach (irgendwo bei) Matsusaka </span><br /><br />"Guten Morgen, Lars," surrt es mir ins Gesicht, "Guten Morgen, Du musst aufstehen!" Ich blinzele. Sonne kitzelt auf der Nasenspitze, Wind streicht sanft über meine morgenfeuchte Stirn. Ich blicke auf grünes Gras, nebelig durch die Gaze meines Zeltes. Ein Grashüpfer sitzt da, ein Riesending, ein Brummer. Seine Hinterbeine reiben an eineinander. Er zirpt. "Guten Morgen, Lars!", dann springt er weg.<br /><br />Meine Pupillen stellen auf scharf. Hinten läuft gerade der Zeltplatz-Chef lang. Das Bewusstsein kehrt in meinen Kopf zurück. Zelt. Japan. Tour. Liegerad. Ah, da ist wieder alles.<br />Von wegen, Grashüpfer! Selbst wenn du sprechen könntest - ich würde kein Wort verstehen, denn du wärst ein unverständlich auf Japanisch zirpender Hüfer.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKwqdrmDjI/AAAAAAAAEro/x5nLEdvhNNo/s1600-h/01.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 235px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKwqdrmDjI/AAAAAAAAEro/x5nLEdvhNNo/s400/01.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396069547111747122" border="0" /></a>Meine Uhr sagt 5.<br />Argh. Viel zu früh! Viel zu früh! Die Sonne steht aber schon hoch oben, keine Wellengeräusche auf spiegelglatter See. Selbst der Wellengang liegt noch im Bett.<br /><br />Ich kann die einsetzende Wärme sehen, da mein grünes Überzelt nur so leuchtet vor Sonne. Mister Zeltplatz ist auch schon wie der Wirbelwind unterwegs - heute kann er endlich dicht machen, der verrückte Deutsche mit dem verrückten Fahrrad fährt ja weg. Das war ihm gestern ja wichtig gewesen: "When leave?", hatte er mehrmals gefragt.<br />"One day - 7 o´clock!", hatte ich ihm versprochen.<br /><br />7 Uhr. Das sind noch 2 Stunden. Also drehe dich um und schlaf noch ´ne Runde!, rede ich mir ein. Ich wälze mich weg vom offenen Zelteingang, drehe mich, unter mir knistert die Iso-Folie, schlafen, Augen zu, ich brauche Erholung!<br />Geht aber nicht. Ich schwitze wieder so, meine Füße stecken in pitschnassen Wollsocken, habe ich das Gefühl. Draußen - typisch japanisch - schlurft nun auch die Zeltplatzfrau den Weg entlang.<br /><br />Ach, was solls, denke ich mir, stoße den Schlafsack zurück, strecke und recke mich - und 5 Minuten später schlurfe auch ich mit einem winkenden "Ohayu gozaimas!" zu den Waschräumen.<br /><br />Keine 20 Minuten vergehen und schon steht die Speedmachine beladen und abfahrbereit da.<br />Ich sage Tschüs und Danke, Herr und Frau Zeltplatz winken, staunen noch einmal, als ich mich in den Sitz des Liegerades rutschen lasse, und ich fahre los.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg9MNQA_ms5nflOcCZ6V_pA6ulXi9VtwR2rldXOXpnauH2glZ1M6IhJV8dEd1uLMuSI_EhyphenhyphendQrQCjWT3EzjqYsCnoV1fWl08IM1ARm5I6RmhB52sT9tBKt9LiGVy-Y4T2tW11sz4cCkuow/s1600-h/02.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 220px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg9MNQA_ms5nflOcCZ6V_pA6ulXi9VtwR2rldXOXpnauH2glZ1M6IhJV8dEd1uLMuSI_EhyphenhyphendQrQCjWT3EzjqYsCnoV1fWl08IM1ARm5I6RmhB52sT9tBKt9LiGVy-Y4T2tW11sz4cCkuow/s400/02.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396069540165036786" border="0" /></a>Sie rollt 500 Meter nur, dann parkt sie vor der Lawson Station, dem Conbini-Store, der mich gestern schon gesättigt hat. Cappuchino, Gepäck, kalten O-Saft, Schokokuchen und Proviant-Getränke für den Trip kaufe ich ein. 1.000 Yen ins Frühstück investiert.<br /><br />Ich setze nicht einmal meinen Helm auf, sondern radle gemütlich am Strand entlang. Das Dorf Sagara Beach hört irgendwann auf, dann wird aus der breiten Flanniermeile ein schmaler asphaltierter Strandweg. Hier biege ich ein, parke das Liegerad und setze mich auf die hier nur 50 cm hohe Tsunamimauer. Direkt in die Düne. Blicke auf das ruhige Meer, es funkelt, glitzert, beginnt, heiß zu werden, und es sagt "Guten Appetit, Speedmaschinist!"<br /><br />"Danke", sage ich zurück. Frühstück.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKwqKokN5I/AAAAAAAAErY/1e2DSaDR7sk/s1600-h/03.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 236px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKwqKokN5I/AAAAAAAAErY/1e2DSaDR7sk/s400/03.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396069541998770066" border="0" /></a>Ach, herrlich! Denke ich mir so, als ich keine 10 Minuten später - viel zu hastig wieder einmal - mein Frühstückchen beendet habe und an der Mauer stehe und pinkle. Ein alter Herr kommt hier entlang, steigt, da ab hier nur tiefer Zuckersand das Radfahren unmöglich macht, von seinem Drahtesel ab und schiebt gemütlich quitschend an mir vorbei.<br /><br />Ich grüße im Pinkeln.<br />Er sieht mich nicht. Tut zumindest so. Aber einen Typen in engen Klamotten, der mitten in der Düne mit herumhängendem Schwengel früh morgens das Dünengras gießt ... würde ich auch nicht grüßen.<br /><br />Ich packe ein. Schnalle den Helm um. Klinke meine Schuhe ein. Wende das schwere Liegerad und trete rein. Gestärkt. Bereit - Etappe, los gehts!<br /><br />Und wie es los geht! Ich habe den Wind im Rücken, bin fast allein auf weiter Flur und kein einziger müder Höhenmeter ist zu bewältigen. 35, 36, manchmal bis 40 km/h kann ich die Speedmachine beschleunigen. Ich fliege durch kleinere Dörfer, immer in Sichtweite des Tsunami-Deiches, immer in Riechweite der salzigen Seeluft.<br /><br />Nur vereinzelt kommen mir Autos entgegen, dann und wann ein Schulbus, dessen Insassen dann ihre dünnen Ärmchen aus den Fenstern stecken, winken und brüllen. Ich überhole zwei, drei Radfahrer, einen Rennradler. Die Karte vor dem geistigen Augen weiß ich es - so geht das noch 10, 15 Kilometer, dann habe ich den südlichsten Pinkt dieser kleinen Ausbuchtung Honshus erreicht - dann geht es nach rechts, nach Osten. Ich muss erst einmal über einen langen, langen Berg. Und dann dürfte es idyllisch werden: Bis zum Zielort, einer kleinen Bucht, wo meine Fähre hinüber auf die Ise-Halbinsel (Ise-wan) geht, fahre ich nur am Strand entlang.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.707892,138.213673&spn=0.006289,0.009645&t=h&z=17&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.707892,138.213673&spn=0.006289,0.009645&t=h&z=17&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Und irgendwann, ich bin gerade im Geschwindigkeitsrausch, sause nur so dahin, bin außer Atem, aber hey, wann hat man schon mal Rückenwind und die Straße für sich allein? Da kommt sie dann auch, die Kurve. Ich fliege auf sie zu, südlichster Punkt, Wendepunkt, ab jetzt, so weiß ich, kommt der Wind von der Seite. Ab jetzt, so sehe ich, ist es erst einmal vorbei mit der Strandfahrt, aber jetzt, ahne ich, muss ich erst einmal wieder eine Weile im Blechstrom schwimmen, im stinkenden, brummenden, ätzenden Truckerverkehr, der hier um mich herum gerade anschwillt, als sei ein Fahrverbot aufgehoben worden.<br /><br />Ich fliege auf die Kurve zu, Ampel hat grün, super. Und da geht es auch schon los - vor mir hebt sich die Straße, steigt an. Ein massiver Berg steht da im Weg.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Over the Hill - rein in den Stau </span><br /><br />Die Straße wird breit. Angenehm. Es verläuft sogar ein ebenso breiter Fußgängerweg in beide Fahrtrichtungen. Blaue Zwangsschilder zeigen an, dass ich hier eigentlich von der Fahrbahn herunter müsste. Bäh, haben die Japaner jetzt auch die deutsche Unsitte der Radweg-Benutzungspflicht übernommen? Das ist ja ein Gesetz, das damals von den Nazis in Deutschland eingeführt wurde - und die Japaner waren ja Verbündete. Na, wenn, dann machen die aber auch wirklich alles mit, oder?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKwp-wA68I/AAAAAAAAErQ/-pu6Gyy2K4U/s1600-h/04.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 250px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKwp-wA68I/AAAAAAAAErQ/-pu6Gyy2K4U/s400/04.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396069538808785858" border="0" /></a>Neben mir, links, kann ich das Meer erahnen, das da hinter dem Hügel, mittlerweile einige hundert Meter unter mir an - so bilde ich mir ein - gelbsandigen Traumstrand brandet. Rechts sehe ich im Dunst der vertriebenen Morgenfrische Berggipfel aufragen. Nichts Spektakuläres, vielleicht 500, 600 Meter hohe Berge. Aber sicherlich mit fiesen Straßen, die hindurch führen.<br /><br />Der Verkehr ist wieder dicht wie eh und je. Sekunde um Sekunde braust ein Auto nach dem anderen an mir vorbei. Trucks schnaufen, ihre Bremsen quietschen, wenn sie neben mir an den Ampeln zum Stehen kommen.<br /><br />Ich schwitze, als ich die erste Steigung überwunden habe, endlich die etwa 3 Kilometer lange, schattenlose Rampe bezwungen habe. Aha, nun gehts also bergab? An den Strand, ja?<br />Bergab geht es tatsächlich. An den Strand? Fehlanzeige.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgZlipD0PXmSEFmZYSRXRHNUUkdq9F66uKZAcYz8ar_nRvK4DC3q28PVMg4OnRWIOuK63Zh2VQBwMw1CaKKYTEM9ZLYJUIvVvSfZh_qp1J9Mwy8THz_DY836sA7lrn8Bh4wrKx1-4CuLaQ/s1600-h/05.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 265px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgZlipD0PXmSEFmZYSRXRHNUUkdq9F66uKZAcYz8ar_nRvK4DC3q28PVMg4OnRWIOuK63Zh2VQBwMw1CaKKYTEM9ZLYJUIvVvSfZh_qp1J9Mwy8THz_DY836sA7lrn8Bh4wrKx1-4CuLaQ/s400/05.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396069376562833218" border="0" /></a>Zunächst geht es in eine eher als unsexy zu bezeichnende Schwemmland-Ebene. Immer wieder überquere ich elend lange Brücken, muss auf den Gehwegen fahren, da die Straße zu wenig Platz für Truck und Liegeradler böte.<br /><br />Es geht über halbtrockene, extrem breite Flussbetten - ab und zu kann ich stolze Fischreiher entdecken, die aber jedes Mal, wenn ich anhalte, um sie abzulichten, davoneilen. Die Dörfer, die ich passiere, sind wenig abwechslungsreich - schmucklose Häuser mit schmucken Gärten, ab und zu ein kleiner Shinto-Schrein und immer mal wieder der obligate Conbini-Store. Lawson Station, Family Mart, Daily Yamazaki und 7 Eleven geben sich die Klinke in die Hand. Scheinen das Gebiet unter sich aufgeteilt zu haben.<br /><br />So fahre ich, gelangweilt eher, eine Stunde, bis mich der Hunger packt und ich mich freue, dass die Conbini-Stores so berechenbar sind. Ich stoppe irgendwann irgendwo in einem der mittlerweile zu einem durchgehend die Küste einnehmenden Riesendörfer.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Pocari Sweat</span><br /><br />Die Conbini-Stores sind schon faszinierend irgendwie. Zunächst sind diese meist an der (einzigen) Kreuzung (des Ortes) gelegen, also super von allen Seiten befahrbar. Irgendwer hat an einer Kreuzung ja immer Rot, und so kann ich - mittlerweile bin ich total ans Linksfahren, der Länge von Ampelphasen und mit dem Fahrstyle der Japaner vertraut - mehr oder weniger unter Missachtung aller Regeln, oft und gern auch mitten über die Kreuzung, in halsbrecherischer Manier vor den Augen der Wartenden auf den Parkplatz des Stores schießen. Wow, wie sie schauen und schauen und schnattern und "Sugoi!" rufen und die Handys zücken ...<br /><br />Vollbremsung an immer derselben Stelle - Conbini-Stores sehen immer gleich aus. Musterhaus. Ich stelle mein Rad immer vor den großen Schaufenstern in Höhe der Zeitschriften ab. Entweder - so wie gerade - grüßt mich mangaartig verzerrt Michael Jackson oder, wie so oft, ich stehe vor dem allzu freizügig ausgebreiteten Angebot der kompletten Range japanischer Porno-Aggro-Mangas und Schmuddelmagazine. Das Auge isst ja schließlich mit ...<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKwgbvquJI/AAAAAAAAEqo/cu3xJWmTP8o/s1600-h/06.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 272px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKwgbvquJI/AAAAAAAAEqo/cu3xJWmTP8o/s400/06.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396069374793267346" border="0" /></a>Ich parke mein Rad, meist vor oder neben einem der parkenden Autos. Wenn ich merke, dass die Herren (fast immer sind es Damen am Steuer) ihre Motoren laufen haben, schiebe ich noch ein Stück weiter. Abgase hatte ich ja schon genug.<br /><br />Dann schnalle ich Helm und Handschuhe ab, hänge beides an meine Kurbeln und gehe hinein. Sobald sich die Schiebetüren geöffnet haben, ertönt ein vornehmes Glöckchen, signalisiert den Mitarbeitern, dass ein neuer Kunde den Raum betreten hat.<br /><br />Dann rufen sie - wie von einer Geisterhand dirigiert - gemeinsam im Chor "Guten Tag, Danke, dass Sie bei uns einkaufen!" Zumindest glaube ich, dass sie das rufen, denn ich verstehe nur "<span style="font-style: italic;">Bahnhof</span> ... goziamaaaas!"<br /><br />Ich schaue dann meist die am nächsten erreichbare Person an, die Kassiererin, und rufe "Konnichi wa!", verbeuge mich leicht. Sie sieht es nicht, denn sie hat sich meist ebenfalls vorn über gebeugt. Und ich werde nicht das Gefühl los, dass sie sich vor Ausländern tiefer verbeugen ...<br /><br />Im Store ist es ebenfalls immer derselbe Aufbau. Mittlerweile würde ich blind zu meinen Dingen finden. Der erste Gang geht immer zur Toilette. Die ist - warum auch immer - direkt neben den Pornoheften. Immer.<br /><br />Manchmal prangen höchst drastische Warnungen an den Wänden - ohne Schriftzeichen, ohne Ausrufezeichen, es reicht, sich die Bilder anzuschauen - WER HIER IM STEHEN PINKELT UND ALLES DRECKIG MACHT, DEN HOLT DER KLOGEIST UND DEN LACHEN ALLE KINDER AUS! - möchte eines dieser Wanrplakate dem verstörten Blasenentleerer sagen:<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgL1K0hcUGCsM5Hx8jeXM2t-IC5ZWwmUckZotvzjzzFDnXuY6G0w_lRZa_MO9ks3DpITsl6UPjHXrYaNprCVrYJUwhfR8D4VVIRYcukJV7eSWXmqsPQ8AxXAaJ1NRs_OTCeQF5crX1ulG4/s1600-h/klogeist.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 244px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgL1K0hcUGCsM5Hx8jeXM2t-IC5ZWwmUckZotvzjzzFDnXuY6G0w_lRZa_MO9ks3DpITsl6UPjHXrYaNprCVrYJUwhfR8D4VVIRYcukJV7eSWXmqsPQ8AxXAaJ1NRs_OTCeQF5crX1ulG4/s400/klogeist.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5397524203714118610" border="0" /></a>Die Klos sind blitzblank. Immer. Supersauber, manchmal sogar mit den bekannten Po-Spül-Roboter-Klos, die mich dann aber doch nicht getraue, zu benutzen. Immerhin laufen hier ein Drittel der Leute nicht ohne Grund mit Schweinegrippe-Mundschutz herum.<br /><br />Nachdem ich gepinkelt und mir die Hände gewaschen habe, muss ich nur einmal im Halbkreis durch den Laden laufen und das Gewünschte einsacken. Selbst die unterschiedlichen Getränkemarken sind in jedem Store am gleichen Platz!<br /><br />Heute sollen es frische Sandwiches sein und ... was sehe ich da? Pocari Sweat?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhALaStK9V1o1Nlsyy_fV12vhboOhsheiRBHUsS8dFcecJyRjFGMI4iobGcE2rx2qq9kTCQqRhFTgOv7rwiiyHz3LwjsWhqddAdkr47jT_6WLIXtXmai-AxitU0a4POhRgU44nePZoaJo8/s1600-h/07.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 270px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhALaStK9V1o1Nlsyy_fV12vhboOhsheiRBHUsS8dFcecJyRjFGMI4iobGcE2rx2qq9kTCQqRhFTgOv7rwiiyHz3LwjsWhqddAdkr47jT_6WLIXtXmai-AxitU0a4POhRgU44nePZoaJo8/s400/07.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396069186166164018" border="0" /></a>Ja, es ist Pocari Sweat. Hatte ich in noch keinem Conbini davor gesehen. So also sieht es aus. Etwas geleeartige, nebulöse Trübung, schlichtes Design. Was da auf dem Etikett steht, kann ich nicht entziffern.<br /><br />Warum ich mich so freue? Ich lese vor meinen Touren immer das eine oder andere Buch. Reiseführer meist. Aber auch mal Touren-Bücher. Und so habe ich mich - zugegebenermaßen nur bis zur Hälfte, da es ein richtig dicker Wälzer ist - durch ein Japan-Buch von einer Engländerin gelesen, die über ein Jahr in Japan mit ihrem Rad unterwegs war.<br /><br />"Tour de Nippon" heißt es. Jodie Dew hat es geschrieben. Lustig, witzig, nette Anekdoten - für einen, der eine Tour planen will, sicher nicht so ganz da Richtige. Aber, Jodie schreibt oft vom Pocari Sweat. Pocari Sweat, das ihr von Autofahrern an der Ampel geschenkt wird. Pocari Sweat, das ihren Durst löscht. Pocari Sweat, das sie über manches Berg-Tief rettet.<br /><br />Na, ich kaufe das mal. Ehrensache.<br /><br />Bezahlen im Conbini macht auch Spaß. Sie scannt die Produkte ein. Auf einem mir zugewandten, Bildschirm, der etwa 100 mal größer ist, als die Zahlen meines Betrages, erscheint bunte Werbung, Bilder, Animationen, ein wildes Durcheinander - und immer das "Produkt des Tages" (denke ich mir so). Und das Produkt des Tages wird mit einem Preis angepriesen.<br /><br />Oft passiert es mir dann, dass ich mich - klar, ich kann ja kein Kana oder Kanji lesen - vertue und erschrecke, denn ich schaue auf die 5.000 Yen des Tagesangebotes, nicht auf die 1.200 Yen für mein Sandwich.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sufbqy0rw8I/AAAAAAAAEts/A5Nbwv2-L-k/s1600-h/lawson_station.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 227px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Sufbqy0rw8I/AAAAAAAAEts/A5Nbwv2-L-k/s400/lawson_station.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5397524206670562242" border="0" /></a>Die Verkäuferin nimmt dann mein Geld - wobei sie den Kopf demütig senkt - sehr feierlich mit beiden Händen entgegen. Restgeld und Bon überreicht sie mir ebenso königlich. Fast so wie damals, als ich von der Direktorin unseres Gymnasiums das Abitur bekommen habe.<br /><br />Kunde ist König, in meiner geliebten Lawson Station - das haben die hier super raus. Und das beste ist, dass sie sich am Ende dafür entschuldigt, mich abkassiert zu haben.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Wieder </span><span style="font-weight: bold;">nach Osten - Bicycle Route, die Zweite</span><br /><br />Frisch gestärkt geht es weiter. Wieder eine Stadt, immer wieder unterbrochen von 500 Metern Reisfelder. Die Japaner nutzen jede freie Fläche, so scheint mir, um hier ihr Grundnahrungsmittel anzubauen. Reisanbau ist eine der dreckigsten, wasser- und arbeitsintensivsten Anbaumethoden. Das beobachte ich, wenn ich mir die Felder anschauen - vom pflanzenlosen Schlick, der stetig morastig nass gehalten werden muss, bis zum kräftezehrenden Anpflanzen der Setzlinge, bei dem man vom Zuschauen schon Rückenschmerzen bekommt bis hin zum saftig Grün leuchtenden Feld in voller Pracht. Terrasssenartig in die seicht ansteigenden Hügel geschnitten grüßt das hellgrün. Von oben muss das prächtig aussehen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKwVIu3KQI/AAAAAAAAEqY/7jj8fm7IiCg/s1600-h/08.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 224px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKwVIu3KQI/AAAAAAAAEqY/7jj8fm7IiCg/s400/08.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396069180711053570" border="0" /></a>Irgendwann biege ich auch wieder nach rechts ab. Runter von der Riesenstraße. Mal wieder - das kennen wir doch? - lockt mich das grüne "Pacific Coast Bicycle Route"-Schild. Es wird idyllisch. Die Straße - auch das kennen wir - führt zunächst entlang eines kleinen Flusslaufes auf einem Naturdeich entlang. Sie ist schmal genug, dass kein großer Verkehr hier möglich ist. Zwei, drei Kilometer fahre ich allein, genieße die Sonne in meinem Gesicht.<br /><br />Und da fällt mir auf, dass ich eigentlich noch nie in Japan so richtig allein war. Immer Autos. Immer Trucks. Immer Häuser, Menschen. Immer und immer wieder. Ständig der Blick in den Rückspiegel, ständig schauen, dass man nicht zu weit nach rechts auf die Fahrbahn gerät, immer am Seitenstreifen orientieren ... es ist anstrengend.<br /><br />Und nun? Nun fahre ich auf der Mitte der Fahrbahn.<br />Nun lasse ich rollen.<br />Bin allein.<br />Niemand hier.<br />Sogar die Ohren erholen sich - fehlender Motorenlärm wird von Vogelgezwitscher ersetzt.<br /><br />Wie schön?!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiXmiAPRUHIt4SwipxtDXX6eAdrTalMLN09wKhT3kgWLt64Pb6qQ6axp-B4WX0btR6JwORSKIWvi-WzQyJa_3W4EaRQDrI_4m4kqorD5xFJAX4oMf53lfIFNWSpVBnbTkC7vdDwstzDxu4/s1600-h/09.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 250px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiXmiAPRUHIt4SwipxtDXX6eAdrTalMLN09wKhT3kgWLt64Pb6qQ6axp-B4WX0btR6JwORSKIWvi-WzQyJa_3W4EaRQDrI_4m4kqorD5xFJAX4oMf53lfIFNWSpVBnbTkC7vdDwstzDxu4/s400/09.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396069176077929058" border="0" /></a>Auf der anderen Seite zieht sie das lose Dorf am Deich entlang. Mehr oder weniger kleine Häuschen, schmucklos, wie immer, dazu ein Gewirr aus amerikanisch anmutenden, abenteuerlichen Strom- und Telefonleitungen. Hier und da spielen Kinder.<br /><br />Immer wieder die Reisfelder. Reisfelder so weit das Auge blickt. Reis. Sushireis. Reisberge. Reisberg.<br /><br />Und dann stehe ich vor einer Autobahn. Ach schön.<br /><br />Da hat sie mich also wieder verarscht, die Pacific Coast Bicycle Route. Verdammt! Irgendwo finde ich nach wildem Gekurve eine Unterführung, nach der es noch einen Kilometer weiter bis kurz vor den Strand geht und dann muss ich auf die Route 150 abbiegen.<br /><br />Äh, Moment mal, denke ich mir und schaue auf die Karte ...<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.de/?ie=UTF8&ll=34.669959,137.829967&spn=0.021883,0.045447&z=15&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.de/?ie=UTF8&ll=34.669959,137.829967&spn=0.021883,0.045447&z=15&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Ah, klar, hier gibt es also zwei Routes mit dem Namen 150. Eine Südliche und eine Nördliche. Na, dass soll mal einer verstehen: Keine einzige Pacific Coast Bicycle Route, dafür zwei Route 150. Politiker und Straßenplaner sind aber auch in jedem Land die selben, oder?<br /><br />Mich aber wundert in diesem Land so irgendwie gar nichts mehr. Ich freue mich, dass ich dann wenigstens so gut voran komme und gebe Gas. Der Wind kommt von schräg hinten - was will man mehr? Zwar nervt jetzt wieder der Verkehr. Auch muss ich wieder alle 5 Sekunden in den Rückspiegel schauen und mich höllisch konzentrieren. Aber hey, dafür fahre ich hier an Japans Südküste am Pazifik entlang. Sowas macht man ja auch nicht alle Tage.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Strandflug ins ... Nirgendwo</span><br /><br />Und richtig schön wird es dann sogar auch noch. Denn kurz nachdem ich in den Großraum Hamamatsus eingefahren bin, entdecke ich ihn, den grünen Küstenstreifen. Zunächst geht es auf dem großen Tsunami-Damm entlang, den ich damals schon in Shizuoka und Fuji-City kennen gelernt hatte.<br /><br />Am Strand fahren sie mit ihren SUVs bis an die Brandung heran, Angler, Jogger und Radfahrer bevölkern die gut asphaltierte Strecke. Der Wind weht sanft von hinten, zwar schwitze ich, aber ich komme hier so gut voran, dass ich Gas gebe und einfach reintrete. Nur der Sonnenbrand an meinen Knöcheln macht mir langsam Sorgen. Die Nase juckt auch schon.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKwUyOBUuI/AAAAAAAAEqI/6YJot-SKO5Q/s1600-h/10.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 219px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKwUyOBUuI/AAAAAAAAEqI/6YJot-SKO5Q/s400/10.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396069174667727586" border="0" /></a>Irgendwann wird der Damm flacher. Flacher. Und flacher. Und dann ist er ganz weg. Rechts neben mir ist ein dichter, dicker Wald. Undurchdringlich. Bäume mit Dornen, bestimmt eine ausdauernde, harte Sorte, die hier im kargen Sand der Dünen auszuharren vermag. Den Weg haben sie mitten durch den Zuckersand asphaltiert. Menschen treffe ich hier kaum - dafür wieder ein Bicycle-Route-Schild. Aha, das ist sie also?<br /><br />Rechts von mir, zwischen dem Meer und der Pacific Coast Bicycle Route, die Dünen. Dünengras. Es duftet genauso, wie ich es als kleiner Junge immer geliebt habe, wenn wir im Wartburg nach Usedom gefahren waren - den Duft des Meeres, des Salzes, das Rauschen des Dünengrases. Freiheit. Einsamkeit. Irgendwas von ... Robinson Crusoe. Und tatsächlich fühle ich mich auch ein wenig so.<br /><br />Nicht, weil ich hier jetzt gerade tatsächlich allein auf weiter Flur bin, sondern weil dieses Gefühl von Einsamkeit irgendwie in allem was ich tue, in jeder Minute dieses Trips mitschwingt.<br /><br />Robinson Recumbent.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKwUq91ESI/AAAAAAAAEqA/GUi_DFFYJ9Y/s1600-h/11.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 248px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKwUq91ESI/AAAAAAAAEqA/GUi_DFFYJ9Y/s400/11.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396069172720767266" border="0" /></a>Dann ein Schild, das vor Tsunamis warnt. Hier verstehen die keinen Spaß. Und wieder die Einsicht, dass Schwarz halt zum Weiß dazu gehört. Dass das Minus beim Plus immer mitschwingt. Und dass das Schöne auch immer Vorbote des Schlimmen ist.<br /><br />Tsunami. Erdbeben. Evakuierung. Tod. Chaos. Das passt alles so gar nicht zu der Idylle, die ich hier erlebe. Fast möchte ich absteigen und hier, ja, gleich hier, die Etappe beenden. Der Platz wäre perfekt. Ein Meer, das so lecker aussieht, dass man am liebsten sofort nackt hinein springen möchte, ein Strand, der so perfekt ist, dass ich am liebsten unter einem Strohhut auf meinem Badetuch liegen und wegschlafen möchte in der Sonne, hier, wo nur das Rauchen der Wellen und nicht das Keifern stinkender Truckmotoren durch meine Ohren dringt.<br /><br />Aber ich muss weiter.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.669147,137.721648&spn=0.025166,0.038581&t=h&z=15&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.669147,137.721648&spn=0.025166,0.038581&t=h&z=15&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Was ich nicht weiß - nur wenige Dutzend Meter hinter dem Wald, den Dünen und der Strandidylle, hier, wo ich mir so allein, so verlassen, so gestrandet vorkomme, brandet die Riesenstadt Hamamatsu bis kurz vor das Meer. Nur wenige hundert Meter hinter mir verläuft die Route 1, die Megastraße, auf die ich heute auch noch muss. Leben tausende Menschen, stinkt es, rauchen Schlote und drängeln sich wieder schmucklose Häuser an einander.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKv99Npo8I/AAAAAAAAEp4/aYw7-ik0jSo/s1600-h/12.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 225px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKv99Npo8I/AAAAAAAAEp4/aYw7-ik0jSo/s400/12.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396068782481974210" border="0" /></a>Unfassbar, denke ich, als ich beim Pinkeln in eine Düne versuche, ein Geräusch wahr zu nehmen. Ich höre angestrengt ins Wellenkonzert, drehe meine Ohren in den säuselnden Wind, versuche, das Knistern des Dünengrases herauszufiltern. Nichts. Ich höre es nicht. Wo ist es hin?<br /><br />Das Geräusch von 60 Trucks pro Minute?<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Fototermin</span><br /><br />Irgendwann, ich fahre immer noch am Strand. Immer noch auf der Bicycle Route, aber nicht mehr in offener Landschaft, sondern mitten durch den Dünenwald. Es ist wundervoll: Grillen zirpen, die Bäume schließen ihre Blätter über mir, ich fahre duch kühlenden Schatten. Es ist ein Traum und eine Entlastung für meine krebsroten Füße.<br /><br />Dann knickt der Weg ab, ich stehe an einem Ufer. Okay, das wars, erkenne ich. Back onto the Street. Die Route 1 verläuft dann auch gleich keine 200 Meter neben mir. Es ist kurz nach Mittag, die Straßen sind - klar, Essenszit - etwas leerer als sonst, aber immer noch voller Autos und Trucks.<br /><br />So fahre ich über eine Brücke und komme an zwei riesigen Hotels vorbei. Spa & Wellness, große Weltkette, modern, neu, Glasklotz. Und als ich mir die Spiegelungen der weit entfernten Bergketten in der Fassade beschaue, blitzt zwischen beiden Häusern, nur kurz, etwas Rotes auf. Mitten im Meer.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.68644,137.591529&spn=0.025161,0.038581&z=15&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.68644,137.591529&spn=0.025161,0.038581&z=15&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Etwas Japanisches. Klassisches. Ich bremse, langsam, langsam, schaue, angestrengt, na? Sehe ich es noch einmal? Ja? Ja! Da ist es - ein Torii. Ein klassisches Torii.<br /><br />Es steht mittem im Wasser. Perfekt. Denke ich sofort. Perfekt - das ist DAS Urlaubsfoto! Das ist DAS Titelfoto für meinen Reise-Blog.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgk8cb2a0TWgJWh2hvRlyhVa7I9-Jl7McOaN_YHgwC7gR2iRXTzMEL5kIdAW9h9LPJx4Zqo1BdjFZsckSI7vTjxpVKLYz_XrJfQKKxH4C2Jw_JnrzX7q5T_B3InzwKA96XnIlu115yZzIg/s1600-h/14.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 199px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgk8cb2a0TWgJWh2hvRlyhVa7I9-Jl7McOaN_YHgwC7gR2iRXTzMEL5kIdAW9h9LPJx4Zqo1BdjFZsckSI7vTjxpVKLYz_XrJfQKKxH4C2Jw_JnrzX7q5T_B3InzwKA96XnIlu115yZzIg/s400/14.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396068776450458402" border="0" /></a>Gesagt - getan. Ich fahre an das Ufer vor die Wellness-Oasen. Baue meinen Apparat auf, Selbstauslöser. Und los geht die Session.<br /><br />Ein paar ältere Damen sitzen keine 50 Meter entfernt. Sie unterbrechen ihren Schnack und beobachten mich, wie ich zunächst anhalte, absteige und das Torii fotografiere. Es muss riesig sein. Steht da mitten im Wasser, grüßt den Ozean, grüßt die Wellnessgäste und grüßt die Benutzer der Autobahn, die nicht viel weiter über eine riesige Betonbrücke rauscht.<br /><br />So stelle ich meine Cam auf, richte das Bild ein, da, das Torii muss drauf sein ... noch etwas links, noch etwas mehr links, so perfekt! Dann, 10 Sekunden Selbstauslöser, es blinkt, ich spurte zum Bike, Ständer einklappen, in den Sitz, rechten Fuß einklinken ... Scheiße, klinkt nicht nicht ein! Nochmal einklinken, aha, geht doch, einen Tritt, ich Rolle, cool aussehen, cool aussehen, nur nicht nach rechts schauen ... ich rolle, langsam, zittrig. Und? Fotografiert? Ja. Bremsen, zum Apparat rennen ...<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg6QK_rYDrJRj0Xiz44qJR66EcJv8Fj1pUu_zZ0_rQez2D0knEHJApfB4jPI6W2AA8jDPgDg5P-Op91A3XZcvKQLsFGn468UGPUzNsICHvFOo16E6MSGWrL9Y11uLrLcVah-6N9xQFYXes/s1600-h/Bild-116-Kopie.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 217px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg6QK_rYDrJRj0Xiz44qJR66EcJv8Fj1pUu_zZ0_rQez2D0knEHJApfB4jPI6W2AA8jDPgDg5P-Op91A3XZcvKQLsFGn468UGPUzNsICHvFOo16E6MSGWrL9Y11uLrLcVah-6N9xQFYXes/s400/Bild-116-Kopie.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396072500996752754" border="0" /></a>Joa, sieht gut aus. Nur, dass ich genau vor dem Torii bin. Verdammt. Okay, also alles wieder auf Anfang. Rad zurück schieben - was gar nicht so einfach ist, da die Pier nicht so breit ist, dass ich die schwere Maschine bequem wenden könnte. Abstellen, halt, warte mal, die Kurbel drehe ich mal so hin, dass ich schneller hinein komme.<br /><br />Wieder zur Kamera, wieder den Selbstauslöser auf 10 Sekunden. Nochmal am Bild gerüttelt. Alles perfekt. Okay, Auslöser. Läuft. Zum Bike rennen, herum, Ständer einklappen, in den Sitz rutschen lassen, einklinken - na bitte, klappt doch! - antreten, langsam, langsam, Rad stabilisieren. Langsam, langsam ... so, müsste gereicht haben, oder?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi_aXo6D1Gtgu-CcCb355POrhPsWB2T5dpYOaRCFTW02f2KI0WveiuU2pFYuqyjhqUjpU9AbyiBtcrdiYtE5guXTM8gBsLqE7NWLPFIhzYXvOS6rhSwzjYDSxN-Zmdm4J3S__d4WpHTktc/s1600-h/Bild-117-Kopie.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 203px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi_aXo6D1Gtgu-CcCb355POrhPsWB2T5dpYOaRCFTW02f2KI0WveiuU2pFYuqyjhqUjpU9AbyiBtcrdiYtE5guXTM8gBsLqE7NWLPFIhzYXvOS6rhSwzjYDSxN-Zmdm4J3S__d4WpHTktc/s400/Bild-117-Kopie.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396072495285753266" border="0" /></a>Mmh. Mist! Schon wieder vor dem Torii! Also wieder alles auf Anfang. Die Damen schütteln ihre Köpfe, über mir, in dem 40-etagigen Wellness-Hotel schauen sicherlich ein Dutzend Interessierter gerade zu, wie der Spacko aus dem Ausland hier versucht ein schickes Foto hinzubekommen. Naja, genießt die Show, denke ich mir, das dauert bestimmt noch eine Weile ...<br /><br />Wieder: Foto einrichten, Rad zurück schieben, Auslöser, Run zum Rad - Scheiße! Habe mir den Steiß gestoßen, egal, weiter, in den Sitz, Beine hoch, langsam treten. Langsam. Nicht so herum eiern ... normal aussehen, hey, das soll das Titelfoto werden!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKzV84vMQI/AAAAAAAAErw/uy9KC432zmw/s1600-h/Bild-118.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 208px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKzV84vMQI/AAAAAAAAErw/uy9KC432zmw/s400/Bild-118.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396072493246001410" border="0" /></a>Ähm, das war zu langsam.<br /><br />Mittlerweile läuft der Schweiß in Strömen. Auch geht das ewige hoch, runter, zurück spurten, hinsetzen und antreten langsam auf die Knie. Meine Güte, das kann doch nicht so schwer sein, ein simples Foto zu machen? In Canada habe ich mit dem Selbstauslöser die schicksten Fotos hinbekommen. Hier, in Japan, will ich nur dieses, nur dieses eine, und es klappt nicht?<br />Na, und ob!<br /><br />Wieder richte ich die Cam aus. Parke mein Rad. So, jetzt reichts mir aber! Dieses Foto wird klappen. Es wird schick werden. Wird die Stimmung dieses Ortes einfangen. Es wird das Blau der Bucht zeigen, von der erhabenen Schönheit des Torii zeugen und im Kontrast mit der Autobahnbrücke im Hintergrund genau das abbilden, was Japan ist - Tradition und Moderne, Glaube an Götter und der Glaube an den Fortschritt.<br /><br />Es wird mein Titelfoto. Es wird herrlich.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhkxb12DAy_XMnAcgBAEVzqpGm2LaiwLu64i0pihUntBetskbTCTmgUGjDaLwTB8uNjDT7qT9slW8Wjgmk8FSwmkBtFB6TOmMvBK0CE8Gw7x9bOasKSm3CJJrJyXjcmqlBC8P05dutqZBc/s1600-h/13.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 206px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhkxb12DAy_XMnAcgBAEVzqpGm2LaiwLu64i0pihUntBetskbTCTmgUGjDaLwTB8uNjDT7qT9slW8Wjgmk8FSwmkBtFB6TOmMvBK0CE8Gw7x9bOasKSm3CJJrJyXjcmqlBC8P05dutqZBc/s400/13.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396068776844146594" border="0" /></a>Da stehe ich nun. Zwischen meinem Liegerad und mir, das Torii. Im Hintergrund die Autobahn. Ein Dreiklang. Ein nettes Foto. Nicht so dynamisch, wie gewollt. Nicht so spektakulär, wie gedacht - aber nett.<br /><br />Mehr als eine halbe Stunde habe ich hier herum gewurschtelt. Ich bin fertig, als ich die Kamera wieder verstaut und mich ein letztes mal ächzend in die Speedmachine sinken lasse - wow, das war eine Geburt!<br /><br />Ich nehme mir vor, erst einmal ein paar Kilometer zu machen, bevor ich wieder eine Pause mache. Denn so, wie ich das sehe, kommt jetzt nur noch ein ... na, sagen wir ... 20 km langes Stück, und dann bin ich doch schon an der Fähre.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Autobahnstress. Bergtod. Wadenkrampf. Und Hunger.</span><br /><br />Zunächst geht es aber wieder zurück an den Strand. Ein herrliches Stück folgt. Über mir die Route 1, die Straße, die ich eben noch von Weitem hinter dem Torii gesehen habe, rechts die Schattenhütten und links ein Strand, wie er im Buche steht - eine steife Brise treibt mich von hinten an, ebenso, wie die Surfer weiter draußen auf den Wellen.<br /><br />So kann ich ein paar Kilometer fahren, immer wieder winken die Surfboys und Ladies, immer wieder atme ich in langen Zügen die leckere Luft ein, streiche mir den Schweiß von der Stirn und bestätige mir glücklich, was das doch für eine schöne Etappe sei, verglichen mit dem Stress von gestern.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/?ie=UTF8&ll=34.683758,137.496557&spn=0.050323,0.077162&t=p&z=14&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/?ie=UTF8&ll=34.683758,137.496557&spn=0.050323,0.077162&t=p&z=14&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Ah, Stress. Wo ich es sage ... Plötzlich hört der Weg auf. Einfach so. Bumms! Die perfekt betonnierte Straße - weg. Sand. Tiefer Zuckersand. Davor, kein Schild, nein, zwei Betonblöcke, kniehoch. Sie lassen mich in der Mitte durch. Ich rase mit 30 km/h auf sie zu, unterschätze meinen dicken Arsch und bleibe in voller Fahrt mit der rechten Taschen hängen.<br /><br />Bamm! Es gibt einen Schlag, das Rad macht einen Satz nach links, ich kann es gerade so abfangen. Meine Fresse, was war das denn? Ich halte an, wow, denke ich, kein Kratzer im Material. Gute Qualität, dieses Radical Design!<br /><br />Mein Liegerad steckt in tiefem Zuckersand. Es erfordert einige Kraftanstrengung, es aus dieser Misere zu befreien.<br /><br />Ein paar hundert Meter fahre ich zurück. Da entdecke ich eine Lücke im Zaun. Ich schiebe meinen schweren Drahtesel durch tiefes Gras und überbrücke einen Abwassergraben, als ich die kleine Dorfstraße erreiche, wenig später eine Auffahrt. Route 1. Autobahn. Na herrlich.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/?ie=UTF8&ll=34.680022,137.493001&spn=0.003145,0.004823&t=h&z=18&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/?ie=UTF8&ll=34.680022,137.493001&spn=0.003145,0.004823&t=h&z=18&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Wie ein Schlag trifft mich der Verkehr. Wow, auf zwei Spuren überholen sie mich hier mit 100, 120 km/h - ungewohnt, bin ich doch die letzten Stunden eher in beruhigenderen Umgebungen gefahren.<br /><br />Die Autobahn ist an dieser Stelle nagelneu. Das bedeutet, sie ist perfekt. Für Autofahrer. Der Seitenstreifen ist schmal. Der Belag schnell. Hüfthohe Schutzmauern. Zäune. Kein Gras. Kein Grün. Nichts. Ein speedoptimiertes Betonmonster, keine Rücksicht auf Radfahrer. Die sind hier zwar nicht verboten - aber die ganze Konstruktion schreit es förmlich hinaus: Verpiss dich, Radler, hier rollt der <span style="font-style: italic;">richtige </span>Verkehr!<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/?ie=UTF8&ll=34.677123,137.497662&spn=0.006291,0.009645&z=17&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/?ie=UTF8&ll=34.677123,137.497662&spn=0.006291,0.009645&z=17&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Ich jubele, als ich kurz darauf eine Raststätte entdecke. Allein die Zufahrt hierher ist ein Abenteuer. Halsbrecherische Serpentinen und Spiralen, Über- und Unterführungen bringen mich zunächst auf einen riesigen Parkplatz und dann zum obligatorischen Fresstempel.<br />Unter - das kennen wir schon - allgemeinem Interesse parke ich mein Rad, schnalle den schweißnassen Helm ab und suche mir was zu essen und vor allem etwas Kühles zum trinken heraus. derweil postiert sich ein junges Pärchen interessiert vor meinem Liegerad.<br /><br />Im Fressladen gibt es - na klar - wieder die riesige Einkaufshalle, prall gefüllt mit ausladenden Marktständen, die sauer Eingelegtes in allen möglichen Variationen feil bieten. Nichts für den Speedmaschinisten also.<br /><br />Ich kaufe mir ein verpacktes Sandwich, ein Healthya-Wasser und genieße beides draußen in der Sonne. Ich halte dabei etwas Abstand zu meinem Rad, denn ich finde es interessant, die Japaner dabei zu beobachten, wie sie dieses - für sie komische - Fahrrad begutachten.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjz4ZAFDByK26snl-9lfojuN8icriXDK4wIhGWldSVwg12RePBBnhyoRnPB7gkgZMuJBFwDPdHLLXIdZ9KjjNMLeuwDdxUj40MSdM24rzOVW1NXnMb18HFbDyj1Wsz1c05mCyYqnyWayZY/s1600-h/16.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 211px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjz4ZAFDByK26snl-9lfojuN8icriXDK4wIhGWldSVwg12RePBBnhyoRnPB7gkgZMuJBFwDPdHLLXIdZ9KjjNMLeuwDdxUj40MSdM24rzOVW1NXnMb18HFbDyj1Wsz1c05mCyYqnyWayZY/s400/16.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396068770050385490" border="0" /></a>Sie grinsen, verbeugen sich leicht und sagen etwas, das sich wie "gute Fahrt" anfühlt. Ich lächle zurück, sage "Arrigato" und schnalle mir den Helm um. Kaum habe ich ihnen den Rücken zugewandt, merke ich in meinen Augenwinkeln, wie er seinen Fotoapparat heraus zieht und klar macht. Ich lasse mir nichts anmerken, klinke ein und fahre los, drehe eine Kurve auf dem Parkplatz und fahre noch einmal an beiden vorbei, dabei winke ich ihnen zu.<br />Nicht nur er, sondern noch zwei andere Herren machen Fotos.<br /><br />Mit Liegerädern kann man sich hier wirklich wie ein Star fühlen, denke ich.<br /><br />Wenig später hat mich die derbe Realität wieder. Ich schlängle mich über die Auf- und Unterführungen wieder auf die Route 1 zurück, die hier Highway spielt, fädele mich ganz links ein und versuche, meinen Beinen Vortrieb zu entlocken. Was auch gut geht, die ersten 500 Meter. Dann kommt eine lang gezogene Rechtskurve und vor mir taucht eine Rampe auf.<br /><br />Kein Schatten.<br />Schön steil.<br />Nichts zum Anhalten, rechts ranfahren oder mal kurz ausspannen. Hier muss ich klotzen. Hilft nix. Neben mir rauschen die Autos vorbei, plärren die Trucks, wenn knarzend die kleineren Berggänge reingehauen werden. Und ich, ich schwitze hier schon wieder wie ein Schwein. Runterschalten, was solls.<br /><br />15 km/h. Reintreten. Die Kette quält sich durch die Schutzrohre.<br />10 km/h. Die Waden stechen, übertünchen sogar das brennende Ziehen meiner total sonnenverbrannten Knöchel.<br />8 km/h. Meine Lungenflügel flattern, ich atme mir Hitze auf die Brust. Unglaublich langsam zieht sich jeder Meter hin, während jedes Auto, das an mir vorbeischießt, mit Warp unterwegs zu sein scheint.<br />5 km/h. Ich hasse es! Mal wieder. Tiefpunkt. 13 Uhr. Verdauungsblödheit.<br /><br />Moment? Verdauung?<br /><br />Stechender Hunger fährt mir durch den Magen. Ich schaue in den Rückspiegel und sehe, dass das Sandwich von eben da auf den 1.000 Metern hinter mir verbrannt worden ist.<br /><br />Irgendwann, eine schmerzliche halbe Ewigkeit später, erreiche ich den Tunnel, den sie hier durch die Bergspitze getrieben haben. Kühle, segnende Kühle empfängt mich. Leider flacht die Steigung nur spärlich ab, sodass ich weiter schwer kurbeln muss. Erst, als ich aus der erholsamen Kälte der Röhre wieder hinaus in die sengende Hitze komme, auf der anderen Seite des Berges, geht es bergab. Schnell. Schneller. Wow, yeah! Ich merke, wie der Fahrtwind mir den Helm kühlt, langsam der Luftzug Zentimeter um Zentimeter meine nasse Kopfhaut trocknet, wie die Böen mir unters Trikot fahren, meine heiße Brust kühlen. Oh, welch´ Wonne! Welch ... Scheiße! Bremsen!<br /><br />Mitte in der Abfahrt, gerade mal auf 40 km/h gekommen. Anhalten. Kurz, nachdem ich stehe, hat mich auch die Hitze wieder ein. Zwanzig Sekunden später wird es Grün und ich bin wieder Nass.<br /><br />Und es kommt noch schöner. Herrlich, Straßenplanung aus dem Bilderbuch. Denn die Straße, auf die ich muss, führt auf dem Bergrücken, den ich gerade untertunnelt überquert habe, entlang. Das bedeutet, ich muss parallel zur Abfahrt, die ich gerade herunter bin, wieder hinauf fahren.<br /><br />Ich biege ab und schalte wieder herunter.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.686722,137.486043&spn=0.025161,0.038581&t=p&z=15&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.686722,137.486043&spn=0.025161,0.038581&t=p&z=15&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Es geht die kleine 402 etwa einen Kilometer bergan. Diesmal sehr schön - die Sonne scheint mir genau ins Gesicht. Und das knapp über meiner Sonnenbrille und kapp unter meinem Helm. Genau in die Augen also. Es ist steil hier, steiler, als die blöde Karte mir erzählt hat. Ich fluche mich stampfend die Straße hinauf. Oben angekommen, an der Kreuzung, wo ich rechts auf die 42 abbiege, rufe ich laut "Gott segne mich!", denn nun, so bilde ich mir ein, müsse ich nur noch ein bisschen die Küste entlang fahren, immer geradeaus auf der 42 und dann, gar nicht mehr so weit entfernt, würde die Fähre sein. Und dann wäre ich da.<br /><br />Ganz einfach halt.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKv9RrGvwI/AAAAAAAAEpg/OZp2vjQKPXw/s1600-h/15.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 219px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKv9RrGvwI/AAAAAAAAEpg/OZp2vjQKPXw/s400/15.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396068770794356482" border="0" /></a>Irgendwie stimmt das auch, wie ich nach meiner Spaghetti Bolognese á la Nippon (mit Seetang mal wieder) und einem leckeren, eiskalten Latte Macchiato aus der Plastikdose erkennen muss.<br />Tatsächlich geht die 42 auch nur noch geradeaus.<br /><br />Aber was zur Hölle sind das da hinten für verdammte Berge?<br />Ich ahne es.<br />Ich ahne es!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Allein, allein ...</span><br /><br />Oh je, stöhne ich, als ich die ersten Kilometer nach meiner - hoffentlich letzten - Pause hinter mich gebracht habe. Das Fahren auf der 42 "anstrengend" zu nennen, wäre noch geschmeichelt. Alles ist wieder beisammen, alles kommt heute wieder auf ein mal: Das wäre zunächst die Hitze, die mich fertig macht. Es ist die heißeste Zeit des Tages, kurz nach Mittag, wenn die Sonne hoch oben steht, es keinen kleinsten Schatten gibt und ich blinzeln muss, um meine geblendeten Augen offen zu halten.<br /><br />Mit der Hitze kommt der Schweiß. Er heftet an mir, hat Trikot und das gute Craft-Shirt durchweicht, er macht den Rücken klebrig, tropft auf meinen Rahmen und dringt auch in die kleinste Stelle meiner Handschuhe, die es schwer haben, mir sicheren Halt am Lenker zu verschaffen.<br /><br />Die Waden, vor allem aber die Knie, schmerzen, brennen. Nein, es sind keine Knieschmerzen, die alarmierend wären, über die ich mich den Kopf zerbrechen müsste, nein, es sind einfach nur Schmerzen, die ausreichen, um mich im Kopf fertig zu machen: Au, hör auf zu fahren, 120 km reichen doch, hör auf, steige ab, baue irgendwo dein Zelt auf, hier ist es doch schön?!?<br /><br />Die Lungen, die bei jedem Atemholen brennend flattern, leichte Kopfschmerzen in Wellen, die von unzureichender Hydration herrühren, obwohl ich schon trinke wie ein Schluckspecht. Kurz, es ist schlimm. Ich radle hier nicht, ich fliege nicht durch die Heide - ich leide durch die Heide.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKvymPkZ5I/AAAAAAAAEpQ/YschnSlUoig/s1600-h/17.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 213px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKvymPkZ5I/AAAAAAAAEpQ/YschnSlUoig/s400/17.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396068587337443218" border="0" /></a>Dabei wird es, seit dem ich die Autobahn-Route 1 verlassen habe, wunderschön. Die 42 ist eine kleine, gut ausgebaute, aber relativ ruhige Straße. Fast kein Verkehr, oft habe ich für Minuten beide Fahrspuren für mich, kann laufen lassen, mich umsehen, die Landschaft genießen.<br /><br />Klar, dass es so ruhig ist: Geografisch gesehen fahre ich hier auf einem kleinen Landschnipsel, an dessen Ende nur eine kleine, klitzekleine, Fährverbindung auf wenige Fahrtgäste wartet. Der Hauptverkehr ist die Route 1 weiter nach Osaka nach Norden gefahren.<br /><br />Dementsprechend einfach ist die Straße hier auch gebaut - keine Nivellierung. Keine Tunnels. Wir machen jeden Hügel mit, jede Erhebung, jede kleine Bodenwelle. Und davon gibt es hier genug. Ich muss mich kurze, giftige Steigungen hinaufkämpfen, habe ab und zu die zermürbenden, langen Rampen zu bewältigen und gern auch einmal tiefgeschnittene Täler mit ein, zwei ätzenden Serpentinen vor mir.<br /><br />Und hinten, kaum näher kommend, egal, wie viel ich trete, drohen hohe Berge. Anfangs gebe ich mich noch der Illusion hin, dass das schon die Berge von Ise sein könnten - meinem Ziel für heute - aber ich merke schon bald, dass die noch sehr, sehr weit entfernt sind.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKvyVzSqeI/AAAAAAAAEpI/livRqXkmrrY/s1600-h/18.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 231px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKvyVzSqeI/AAAAAAAAEpI/livRqXkmrrY/s400/18.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396068582923872738" border="0" /></a>Dennoch, auch das Schöne legt sich mir in den Weg, einfach so. Auf einmal. Fahre ich durch kleine Dörfer, die mit einer Vielzahl von industriellen Gewächshäusern beginnen und dann historische Dorfkerne offenbaren, die zum Staunen verleiten. Keine Betonklötze, keine Erdbebenarchitektur - hier finden sich die ausladenden, geschwungenen Dächer wieder, große Holzhäuser, massive Shinto-Schreine und wunderschöne Gehöfte in typisch japanischem Stil.<br /><br />Oft fahre ich langsam durch die in der flirrenden Hitze wie ausgestorben daliegenden Siedlungen, um die Tatami-Häuser mit den klassischen Papier-Fenstern genau beschauen zu können.<br /><br />Als Wohltat für die Augen erweisen sich wahre Blumenwiesen, wilde, unbebaute Flächen - untypisch für Japan, eigentlich - auf denen mal rote, mal gelbe und mal lilafarbige Blumen wuchern. Dann liegt immer eine ganz besondere Frische in der Luft, zieht durch die Hitze, erfreut meine Nüstern, die sie begierig einsaugen. Mal was anderes als Abgas.<br /><br />Hinten, links von mir, vielleicht einen, zwei Kilometer entfernt, bricht die Küste ab und mündet ins Meer, das da kühl und frisch schimmert am Horizont wie eine andere Welt, unerreichbar.<br /><br />Allein bin ich hier, das wird mir schlagartig bewusst. Sonst in Gesellschaft blecherner Karossen, Dauerstau, zwanzig Augenpaare an jeder Kreuzung, die mich mustern, mir zunicken, auf mich deuten oder Fotos machen. Hier - nichts. Kein Mensch. Ab und zu ein Traktor weit entfernt, alle paar Minuten ein Kleinwagen. Doch sonst, nicht einmal Dorfhunde bellen, nicht einmal vor den Bushaltestellen Schuljungen. Nichts. Niemand.<br />Leer.<br /><br />Bedrückend schön.<br />Reich und doch arm.<br />Fantastisch und ein wenig beängstigend.<br />Beruhigend und doch fühle ich etwas Unbehagen.<br /><br />Ich bin zu lange in der Sonne gewesen? Keine Ahnung. Aber jede allzu intensive Denkanstrengung macht schon kurz hinter dem Dorfausgang die nächste Steigung zunichte. Der Alltag des Radlers, das Brot der Muskeln verlangt wieder Tribut - so kurbele ich mich wieder langsam den Asphalt hinauf in der Hoffnung, dass die Abfahrt auf der anderen Seite kurzzeitig Kühlung verschafft.<br />Und dass diese verdammt hohen Berge da hinten gefälligst schön nah am Strand und ohne Auf und Ab zu umfahren sind!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Sieg! Geschafft! Yeah!</span><br /><br />Sind sie auch.<br /><br />Welch ein Glück, ich grinse. Stehe da, atme, massiere kurz die Waden und blicke mich um: Neben dem Meer, eine Frischeorgie in Aquamarin, da hinten, da, fast schon im kühlen Dunst verschwunden, die Berge, die ich gerade umrundet habe. Und dann blicke ich auf den Weg, der unmittelbar am Wasser entlang führend wieder ganz neue Perspektiven eröffnet hat. Das heiße Inland, es liegt hinter mir. Die nervigen, unrhythmischen Hügel, ich habe sie gemeistert. Jetzt, so glaube ich, sind es nur noch wenige Kilometer, und ich habe es geschafft. Jetzt, so denke ich, geht es nur noch am Strand entlang.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgvej-TQy9u7QGxLbSrQMLnmQXy91rmu3m28lzVHSvUaV16Xcwbe6JVOKxxeaRSoRs7MGU8mt-bTXe41xwBWWO6DEngfhg-zNlaJ_DARC7BfeoIBzGtCDrzVGMVCy7FkXf1gxpojPVvqlk/s1600-h/19.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 207px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgvej-TQy9u7QGxLbSrQMLnmQXy91rmu3m28lzVHSvUaV16Xcwbe6JVOKxxeaRSoRs7MGU8mt-bTXe41xwBWWO6DEngfhg-zNlaJ_DARC7BfeoIBzGtCDrzVGMVCy7FkXf1gxpojPVvqlk/s400/19.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396068578703271506" border="0" /></a>Geht es auch.<br /><br />Wahnsinn, denke ich immer wieder, wenn ich gegen die Sonne blinzele, zum Strand hinab blicke und die tolle Landschaft beschaue. Ein breiter, perfekter Sandstrand zieht sich da entlang, unberührt, unangetastet.<br /><br />Keine tiefen Spuren der Geländewagen und Strandbuggies, die sonst bei allen Stränden, die ich gesehen habe, ihre Wunden hinterlassen im Zuckersand. Hier sind nicht einmal Fußspuren zu sehen. Coté Azur - ohne Menschen. Traumhaft, wie verzaubert, wie auf einem fremden Stern.<br /><br />Ich genieße es regelrecht, schaue auf die Uhr, beschließe, dass es mit 13 Uhr noch sehr sehr früh ist und schalte einen Gang runter, fahre etwas langsamer, will mich erholen, jetzt, wo alles passt, und so gleite ich sanft an erholsamer Leere vorbei und frage mich, ob da, da genau da, hinter dem Berg, die Fähre wartet.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbMs_qCz5iVmKFNdfLs8VaS6xWQXx00Xne_NBl0o51em2mLWc9qg_Ab00NZIcIJiuOmDqQZxaI01BM9aH6pUEncKnRJK_An-OZV5kAYzA4hsmTKPR-NUj8U51M8DVCytHJm5t-zthUouU/s1600-h/20.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 163px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbMs_qCz5iVmKFNdfLs8VaS6xWQXx00Xne_NBl0o51em2mLWc9qg_Ab00NZIcIJiuOmDqQZxaI01BM9aH6pUEncKnRJK_An-OZV5kAYzA4hsmTKPR-NUj8U51M8DVCytHJm5t-zthUouU/s400/20.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396068576757913906" border="0" /></a>Tut sie auch.<br /><br />Jedoch nicht, ohne vorher noch einen letzten Akzent zu setzen. Touren-Radfahren heißt irgendwie auch, dass Murphy´s Law doppelte Geltung hat: Die Steigung, die möglich ist, die kommt auch. So würde ich es defätistisch formulieren, ich muss grinsen, was, wenn nicht das, sollte ich auch tun? Heulen?<br /><br />12 % Steigung steht auf dem Schild. Naja, rede ich mir ein, das hatten wir schon so oft, da schaffen wir die auch noch. Kleinstes Blatt. Kleinster Gang. Here i come ...<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEglXrPeioTixfa9QULyxKuTCt3V604ipMVltKeVEhbfqnYoOphEH2RCiHUiMrC8ZHOxNldM-LxPF9yUt9_uB6wasAAWhtdds3z49XpZrdpJnEZrRLuCVDpjo1p6BMG-Lsu_G_JFubERH2I/s1600-h/21.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 183px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEglXrPeioTixfa9QULyxKuTCt3V604ipMVltKeVEhbfqnYoOphEH2RCiHUiMrC8ZHOxNldM-LxPF9yUt9_uB6wasAAWhtdds3z49XpZrdpJnEZrRLuCVDpjo1p6BMG-Lsu_G_JFubERH2I/s400/21.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396068571450405570" border="0" /></a>Und wie ich komme!<br /><br />Ein - Oho! - wunderbarer Radweg, der zwar auch wunderbar steil, aber eben auch wunderbar gelegen, hervorragend asphaltiert und vollkommen gelöst vom Autoverkehr angelegt wurde, schlängelt sich extrem steil den noch steileren Berghang hinauf. Ich fahre mal unter Baumdächern in kühlem Schatten, befreiend und doch anstrengend, mal bleibe ich fast in der Senkrechten des nackten Felsens stecken und mal hangele ich mich auf 100 Zentimetern Breite gefährlich nahe an atemberaubendem Abgrund entlang.<br /><br />Irgendwann komme ich aus dem Wald heraus und stehe am höchsten Punkt des Radweges - und bin überwältigt vom Ausblick. Und der Höhe. Wie schnell einen 12 % von Normalnull auf Wow! bringen können!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhIxI2tNOk6dk6iC8ygFznYFenhqvSsVhPb3hgsIKNm_2FsCQ-HGbxSw3AgPAuObNYuXaDILWBs5J1ShINSD38ZAx8Uu-FN-wBZ6TOlOPIxU8O5iDnkH9FWJzN8RAtZ_2SBglrZz6NQ-ck/s1600-h/22.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 280px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhIxI2tNOk6dk6iC8ygFznYFenhqvSsVhPb3hgsIKNm_2FsCQ-HGbxSw3AgPAuObNYuXaDILWBs5J1ShINSD38ZAx8Uu-FN-wBZ6TOlOPIxU8O5iDnkH9FWJzN8RAtZ_2SBglrZz6NQ-ck/s400/22.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396068371210311954" border="0" /></a>Ich verschnaufe kurz, denn nicht weit, kaum 2 Kilometer entfernt, sehe ich die Halbinsel enden, die ich heute aufgebrochen bin, zu erobern. Da hinten, das Kap. Da endet er also, der Trip. Ich kann unter mir als schmales Band im Wald den Radweg erkennen - eine krasse Abfahrt steht mir bevor, dann nur noch um den einen Berg herum und dann, dann bin ich doch schon da?!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjS6P-vD8IZSf3SfMtAN95gh29aYa1Rcn4lTO12QOX7G2UtVCzZRQXkZ6-D60Q6A-IKENFTRjJRX4VhR0C2-QtwaPnIb4qvRR1S5IxvC8b9j1px1cXEHOY61tMmXC0oGPX6LQpwaLbJGuI/s1600-h/23.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 237px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjS6P-vD8IZSf3SfMtAN95gh29aYa1Rcn4lTO12QOX7G2UtVCzZRQXkZ6-D60Q6A-IKENFTRjJRX4VhR0C2-QtwaPnIb4qvRR1S5IxvC8b9j1px1cXEHOY61tMmXC0oGPX6LQpwaLbJGuI/s400/23.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396068373657035650" border="0" /></a>Ich trinke in großen Zügen, lockere die Waden - freue mich, dass ich so schnell so weit gekommen bin, erschrecke fast, als ich an die fiese Autobahn von vorhin zurück denke, an den Qualm und das Abgas. So weit weg das alles, scheint es, hier, wo die Luft so klar, so frisch, so salzig-gesund auf der Zunge schmeckt.<br /><br />Stolz geschwellt pocht die Brust, als ich mich in das Liegerad sinken lasse, die Schuhe einklinke und ansetze zu den letzten paar Kilometern dieser Etappe.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKvl-NKeuI/AAAAAAAAEoY/XNSYdvzPiUo/s1600-h/24.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 237px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKvl-NKeuI/AAAAAAAAEoY/XNSYdvzPiUo/s400/24.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396068370431507170" border="0" /></a>Ich schieße den Berg hinab, überhole einen Mountainbiker, der zunächst verwundert, dann freudig grüßt. Oben, auf der Straße, schnuffelt ein Reisebus langsam eine Serpentine hinauf, als auch ich mich in die letzte Steigung werfe, fünfzig Passagiere schauen mir zu. Ansporn. Ich winke. Keine Ahnung, ob sie mich oder die Felsen bewundern, die wildromantisch im Wasser vor der Küste im Meer Posten bezogen haben.<br /><br />Dann ein Schild.<br />Ein großer Parkplatz.<br />Ein - klar - Sauer-Eingelegtes-Kaufhaus und ein Terminal.<br /><br />Isewan - Kanko. Die Fähre zum Ziel. Ich parke das Rad. Und bin da. Scheiße, ich bin da!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Fährfahrterkenntnisse</span><br /><br />Ich stehe eine Weile vor der Isewan-Fähre. Erstaunlich lustlos, so gar nicht japanisch-beflissen, wieselflink und arbeitssam versuchen Besatzungsmitglieder gelangweilt so zu tun, als arbeiteten sie. Oben an Deck stehen Drei, Vier herum und schauen immer wieder hinunter zu uns Passagieren, die in der prallen Sonne darauf warten, an Bord gelassen zu werden. Aber keiner kommt, um die Absperrung zu entfernen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhGSRfkn3iNEOBBwRioOlluPgE1fiPIv_P5UjutTt8eG5q917u9lgwXZLYh5PwppqsHdgrcQBya1AXfnnetwjI6r8L8yywed6P7gKBrXUdIBjPelwUWsV9DlPvT0OwtRZ92ODo-YF7DMCk/s1600-h/25.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 270px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhGSRfkn3iNEOBBwRioOlluPgE1fiPIv_P5UjutTt8eG5q917u9lgwXZLYh5PwppqsHdgrcQBya1AXfnnetwjI6r8L8yywed6P7gKBrXUdIBjPelwUWsV9DlPvT0OwtRZ92ODo-YF7DMCk/s400/25.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396068362635453746" border="0" /></a>So nutze ich die Zeit, um einige meiner Schlangen-Nachbarn zu beobachten. Sie sitzen in ihren klimatisierten Karossen - mit laufendem Motor, selbstverständlich - und unterhalten sich nicht. Frau und Mann, nebeneinander, nur keiner redet. Versteinerte Mienen. Eiserne Gesichter.<br /><br />Die Hitze ist erdrückend. Zähe Zeit fließt träge dahin. Selbst in ihren Klimakabinen bleiben sie nicht von diesem Slowmotion-Wurmloch verschont, hat es den Anschein.<br />Penetrant dudelt ein schlimmes Beatles-Cover aus blechernen Lautsprechern über den Parkplatz. "Let it be ...", säuselt eine japanische Dame ins Mikro.<br /><br />Neben mir, im Grün, erscheint eine dicke Katze. Sie schaut sich um. Streckt sich, gähnt. Und dann geht sie zurück in den Schatten der Rabatte und legt sich wieder hin. Beneidenswert. Würde ich jetzt auch gern tun.<br /><br />Erst, als ich eine Viertelstunde später an Deck stehe, kühler Fahrtwind und eine halbwegs erfrischende Brise wecken meinen Kaugummigeist auf, erst da wird mir klar, dass ich die Etappe beendet habe. Drüben, am anderen Ufer erwartet mich Ise, die heilige Stadt, die heiligste aller Stätten Japans. Der große und der kleine Ise-Schrein.<br /><br />Ich gehe unter Deck, da mich eine Müdigkeit übermannt. Wie die dicke Katze streiche ich durch die Gänge und gelange irgendwo unten in einen riesigen Decksbereich. Anstelle von Sitzen oder Bänken, gibt es hier Liegebereiche. Harter Teppichboden, an Tatami erinnernd, ist ausgelegen. In Fächern harte Keilkissen in grünem Kunstleder für die Köpfe. Menschen liegen kreuz und quer.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKvKSL6QqI/AAAAAAAAEoA/iy6ZYqF35ZE/s1600-h/27.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 233px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKvKSL6QqI/AAAAAAAAEoA/iy6ZYqF35ZE/s400/27.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396067894758621858" border="0" /></a>Auch ich ziehe mir meine Schuhe aus. Setze mich hin. Mir gegenüber plärrt ein TV-Apparat irre Werbung in meine Müdigkeit. Bald schon liege ich da. Dann dämmere ich weg. Merke noch, wie ich mich leicht im Wellengang hin und her bewege, denke noch kurz an die dicke Katze im Busch, dann werde ich immer schwerer. Immer schwerer. Und schwerer. Dann verstummt das TV-Gerät in meinem bewussten Selbst. Auch mein Durst verschwindet. Dann schlafe ich ein ...<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Wenn es dunkel wird, in Japan</span><br /><br />Wow, denke ich, als mich die heiter klingende, piepshohe Stimme einer Lautsprecherdame weckt. Anscheinend sagt sie uns, dass wir in Kürze anlegen, was ich daran merke, dass meine Schlafgenossen sich ebenso wie ich den Schlaf aus den Augen wischen und zu ihren Schuhen krabbeln.<br /><br />Schon legt sich das Schiff zur Seite - der Hafen ist wohl nahe.<br /><br />Ich gähne, strecke mich und bin überraschend erholt. Eine und eine halbe Stunde hat die Überfahrt gedauert und ich habe fast die gesamte Zeit geschlafen. Erholt bin ich. Frisch irgendwie. Fühle mich stark. Überrascht, was so ein kleiner Schlaf ausrichten kann, gehe ich hinab in den Stahlbauch zu meinem Rad, schnalle es los und postiere mich an der Rampe.<br />Ein Ruck.<br />Ein Quietsch.<br />Ich bin drüben.<br />Ise-wan, die Halbinsel Ise.<br /><br />Wo schlafe ich heute nur?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEimujrSZdJzkTyClr2_1j_vOMJSIOw4oPPmJNpWsXFjCu_LVX9V4yonhKxDYGbe8F-7h47k7rNVeNN8wot4XtQ0vQiA97lqsBWZqwdpn-A3cKDbEOACX0FNgQzxLzMptMFzCtv8oBrgDpo/s1600-h/28.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 201px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEimujrSZdJzkTyClr2_1j_vOMJSIOw4oPPmJNpWsXFjCu_LVX9V4yonhKxDYGbe8F-7h47k7rNVeNN8wot4XtQ0vQiA97lqsBWZqwdpn-A3cKDbEOACX0FNgQzxLzMptMFzCtv8oBrgDpo/s400/28.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396067896157822162" border="0" /></a>Als ich von Bord rolle wird mir klar, das ich hier gar keinen Zeltplatz habe. Direkt hier, in Toba, wie der kleine Hafenort heißt, ist nichts. Ein paar Hotels - meist Hochzeitshotels - werben mit freien Betten, aber mich zieht es in die Berge. Möglichst nah an Ise heran.<br /><br />16:30 Uhr ist es. Und die Sonne schickt sich an, unterzugehen. Wie schon in den vergangenen Tagen beobachtet, versinkt sie hier nicht wie gewohnt langsam irgendwann, sondern sie geht ... einfach aus.<br />Es dämmert und ich weiß, dass ich höchstens noch eine Stunde habe, bevor es dunkel sein wird.<br /><br />Dann bekomme ich Hunger. Ach schön, das auch noch? Ich krame in meinen Taschen und merke, dass ich zudem über fast keine Barmittel mehr verfüge. Verdammt - nur noch 3.000 Yen. Das reicht gerade mal für ein halbwegs üppiges Abendessen vom Conbini-Store, aber nicht für eine Zeltübernachtung, schon gar nicht für ein Zimmer in einem der Hotels.<br /><br />So irre ich erst einmal 20 Minuten in Toba herum, bis ich in einem riesigen Department-Store eine kleine Bank mit einem ATM entdecke, der neben den 20 unterschiedlichen japanischen Kreditkarten auch meine - Visa - akzeptiert. 15.000 Yen später und etwas beruhigter suche ich einen Conbini und decke mich mit Sushi ein.<br /><br />Dann beschließe ich, zu einem Zeltplatz irgendwo bei Matsusaka zu fahren. Kacke, denke ich, denn das sind noch bestimmt 20 Kilometer - eine Stunde Fahrtzeit. Also doch: Im Dunkeln ankommen. Ich hasse so etwas.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.de/?ie=UTF8&ll=34.485476,136.817336&spn=0.021932,0.045447&t=p&z=15&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.de/?ie=UTF8&ll=34.485476,136.817336&spn=0.021932,0.045447&t=p&z=15&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Zunächst schlängelt sich die Route 23 in abenteuerlicher Manier durch dichte, enge Täler, durch einen Tunnel, mal durch Wald, mal direkt an der zerklüfteten Küste entlang.<br /><br />Irgendwann, ich radle mich gerade in Rage, schaue ich nach rechts und erliege der Schönheit des Momentes: Die Sonne strahlt rot-golden die kleinen Inseln an, das Meer, kaum gekräuselt, lockt mit überbordendem Violett und das Grün des Waldes sinkt ins Graue ab. Eine sonderbare Stille liegt über dem Land. Hier, so beschließe ich, hier halte ich an. Was solls, dann komme ich halt später an, aber so einen Sonnenuntergang, den darf man nicht links liegen lassen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKvKPPRloI/AAAAAAAAEnw/hru2V2CFrVM/s1600-h/29.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 219px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKvKPPRloI/AAAAAAAAEnw/hru2V2CFrVM/s400/29.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396067893967427202" border="0" /></a>Ich finde eine Kaimauer, parke das Liegerad und packe mein Sushi aus, setze mich auf den Stein und atme tief durch: Abendbrot!<br /><br />Unter mir, in 4 Metern Tiefe, branded schlappend das tiefblaue Wasser an den Beton, auf dessen Erweiterung in einiger Entfernung ein paar alte Angler versuchen, dem Meer etwas Fischiges abzuringen. Autos fahren direkt an mir vorbei, aber das stört mich nicht. Ich drehe mich einfach um, lasse die Beine baumeln und esse die frischen Sushi-Happen, trinke ein kühles Healthya und erfreue mich an den reichen Goldtönen, die die Sonne da vor mir im Meer verschleudert.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiuPwRzh7Z6CEL-yMV0kpn1Ev-9FLS5AEEZMq0wPzu8_S0DiKAcCtRbbVJgyGNO5o_uQDu8iCNhEkjbiBHUV5YuAPQUTUJfiOJgjUzyV1uqntnewDfEDYtcJtxI8OIWpTnHPssyu0BiGC8/s1600-h/30.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 151px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiuPwRzh7Z6CEL-yMV0kpn1Ev-9FLS5AEEZMq0wPzu8_S0DiKAcCtRbbVJgyGNO5o_uQDu8iCNhEkjbiBHUV5YuAPQUTUJfiOJgjUzyV1uqntnewDfEDYtcJtxI8OIWpTnHPssyu0BiGC8/s400/30.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396067886554652962" border="0" /></a>Irgendwann wird es aber doch Zeit. Denn schlafen muss der Mensch. Und schon jetzt stehen weitaus mehr Kilometer auf meinem Tacho, als ich eigentlich geplant hatte.<br /><br />Ich schaue auf meinen Campingführer, atme noch einmal tief durch und sattle mein Pferd. Los, Lars, noch einmal reintreten, noch einmal reinhauen und dann, in einer, vielleicht eineinhalb Stunden, da kannst du dich im warmen Schlafsack einmümmeln und schlafen.<br /><br />So schieße ich los. Zurück auf die 23. Und schalte hoch. Trete mich in Rage. Schneller, immer schneller. Nun ists auch egal.<br /><br />Route 23.<br />23.<br />Ist das ein Omen? Oh man!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Camping im Krabbentrail</span><br /><br />Nun ists auch egal.<br />Egal ists.<br />Ach, was solls.<br />Eeeegal.<br /><br />Ach verdammt, denke ich mir so, als neben mir dann endgültig die Sonne untergegangen ist und ich mitten im Feierabendverkehr - den ich sonst immer umgangen habe - schwimmen muss. Die 23 entfernt sich vom Wasser, zwar kann ich dort hinten, rechts neben mir noch das Meer sehen, aber dazwischen liegen 2, 3 Kilometer Reisfelder. Oder was auch immer das sein mag. Ich sehe ja nichts mehr.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.546615,136.670566&spn=0.025203,0.038581&t=h&z=15&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.546615,136.670566&spn=0.025203,0.038581&t=h&z=15&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Dunkel ist es. Der Verkehr neben mir ist unerträglich. Alle Sekunde werde ich von den Autos überholt. Eine dicke, zweispurige Blechschlange dröhnt unaufhörlich an mir vorbei. Auto um Auto. Ihre Scheinwerfer blenden mich über den Rückspiegel. Der Gegenverkehr blendet von vorn.<br /><br />Dafür komme ich schnell voran. 28 km/h. 30 km/h. 35 km/h.<br /><br />Ich stoppe an einem Family Mart. 10 Minuten später hat man mir umständlich - da kein English - erklärt, dass ich weiter der 23 folgen muss, um zu meinem Zeltplatz zu kommen. Also wieder reingetreten. Rein in den Verkehr. Rein in die blendende Blechschlange. 35 km/h. Ich fliege. Nun ists auch egal, meine Beine haben es kapiert. Kein Widerstand mehr. Sie treten, wirbeln die Kurbel herum.<br /><br />Nächster Conbini. "Straighto! Straighto!", sagt man mir. 25 km seit Toba. Was? So weit noch zum Zeltplatz? Ist ja unfassbar. Wieder fliege ich über den Asphalt. Mittlerweile ist es stockdunkel. Ich trete, wenigstens ist es un etwas kühler. Frisch ist was anderes, aber von 40 Grad auf angenehme 22 Grad - wie es am nächsten Store steht - ist schon ein Fortschritt.<br /><br />Dort zeige ich wieder den Campingführer vor. Der Mann weiß nicht, wo der Platz ist. Ich hole meine Landkarte und bitte ihn, mir zu zeigen, wo "hier" ist. Er tippt mit den Finger drauf.<br />Verdammt! Ich wusste es. Ich war zu weit gefahren! An den Zeltplätzen - zweien mittlerweile! - vorbei. Scheiße, scheiße!<br /><br />Ich entscheide mich. Wildcampen. Mittlerweile ist es 19:45 Uhr. Zur Stadt, nach Matsusaka, ist es zu weit. Für jetzt bin ich fertig. Ich kaufe mir eine Flasche Wasser. Und schaue draußen in die Dunkelheit.<br /><br />Wohin soll ich? Wohin nur, keine Ahnung. Ich sehe nichts. Es ist stockdunkel. Deshalb, so kommt es mir wieder in den Sinn, sollte man immer am Tage seine Schlafstelle suchen. Naja, nutzt halt nix mehr.<br /><br />Ich beschließe, gleich die dunkle Straße in Richtung Strand zu fahren. Wer weiß, vielleicht finde ich da wieder ein kleines Wäldchen, eine Wiese oder etwas dergleichen?<br /><br />So taste ich mich vor, 5 Kilometer sind es zum Strand. Der Strand entpuppt sich als eine dieser massiven, 10 Meter hohen Betonmonster. Tsunamiwall. Ich fahre hinauf. Wasser schmatzt in der Schwärze. Es riecht nach Schiffsdiesel. Das Ufer weit weit weg ist hell erleuchtet. Draußen dümpeln Fischerboote, was ich an den Lämpchen sehen kann. Wie Sterne in tiefer Nacht. Sterne, die ich über mir auch sehen kann.<br /><br />Neben dem Wall ist sogar ein Wald. Ein Wäldchen. Naja, da stehen 5 Bäume in der Nacht. Aber: Wo Bäume sind, ist auch Gras. Ideal für mein Zelt.<br /><br />Ich rolle hinab. Zwischen die Bäume. Und stutze. Was ist das? Ein Garten? Komische kleine ... Betonteile sind da im Boden. Wie überdimensionale Beet-Blättchen, diese Dinger, die meine Ma immer im Garten in die Beete gesteckt hatte, wo drauf stand, was dort dereinst wachsen würde. Diese hier aber sind größer, vielleicht 30 cm hoch und aus Beton.<br /><br />Ich schalte meine Stirnlampe an. Und schaudere. Das "Beet" entpuppt sich als Friedhof.<br /><br />Ich parke in stockdunkler Nacht mitten auf einem Friedhof. Nee, lass man, Zelten muss hier nicht sein ... Ich drehe um, entschuldige mich still bei den Toten und suche nach einer anderen Stelle. So entdecke ich einen kleinen, dafür immer noch betonnierten Weg, der zwischen die stockdüsteren Reisfelder führt. Den nehme ich.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.591252,136.636035&spn=0.003034,0.004823&t=h&z=18&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/?ie=UTF8&hq=&hnear=Ohmoor+33,+Niendorf+22455+Hamburg,+Deutschland&ll=34.591252,136.636035&spn=0.003034,0.004823&t=h&z=18&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Ich taste mich langsam vorwärts. Immer mehr in die Nacht. Kein einziges Haus im Umkreis von mindestens 5 Kilometern. Nur Felder. Beete. Reis. Reis. Reis. Und neben mir, hoch oben, die Tsunami-Mauer. Da entdecke ich sie, die Stelle. An einem Streifen auf Gras, umringt von Bäumen. Perfekt.<br /><br />Ich parke das Rad und inspiziere die Bodenbeschaffenheit. Super! Also, alles abladen und aufbauen. Zunächst den Boden nach Steinen absuchen. Ich sehe einen Großen, will ihn weg kicken, als der mir ... seine Krallen entgegen streckt.<br /><br />Eine Krabbe so groß wie ein Kindskopf!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKvJq7yYOI/AAAAAAAAEng/4qfo9JCfbDc/s1600-h/31.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 132px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/SuKvJq7yYOI/AAAAAAAAEng/4qfo9JCfbDc/s400/31.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396067884222013666" border="0" /></a>Ah, wow! Ich lasse sie auf meinen Schuh krabbeln und stoße sie vorsichtig ins hohe Gras weiter weg. Dann baue ich mein Zelt auf. Routine, es geht schnell.<br />Ich gehe in die Knie, um einen Hering einzuschlagen, als ich die nächste Krabbe sehe. Etwas kleiner, aber auch feuerrot. Auch sie in Abwehrhaltung. Auch sie wenig später im hohen Gras.<br /><br />Als das Zelt steht tarne ich noch die Speedmachine. Und, was soll ich sagen, ich kann kaum treten vor Krabben! Alle paar Dutzend Zentimeter eines dieser Riesenviecher. Ich bin zu fertig, als dass sie mich stören. Sollen sie doch krabbeln, die Krabben!<br /><br />Als ich endlich die Zähne geputzt habe und im Sack liege, versuche weg zu dämmern, höre ich es ... kratz ... kraaaaatz ... kraaaaatz.<br /><br />Krabben kratzen am Zelt.<br />Krabben krabbeln rund um mich herum.<br />Kratz.<br />Kraaatz.<br /><br />Oh man, denke ich noch, als ich endlich wegdämmere. Oh man. Ich schlafe. Schlafe ein. Fast ... da schießt mit quietschenden Reifen und heulendem Motor ein Auto auf einmal um die Ecke. Lautester Krach, sofort fährt mir ein Höllenschreck in die Glieder, es wird taghell rund ums Zelt, ein Motor kommt immer näher, ich habe wieder nur die Gaze geschlossen, kann also raus schauen. Das Auto fegt an meinem Zelt vorbei, schleudert um die enge Ecke und - da der schmale Weg an der Tsunami-Mauer endet - kommt per Vollbremsung vor dem Damm stehen. Ein Rückwärtsgang wird knarzend eingeworfen. Mein Herz rutscht mir in die Hose. Scheiße, was soll das?!? Das Auto wendet wie in einem Steve McQueen-Film, wieder blenden Fernlichter genau mein Zelt, mein unter einer Silberplane steckendes Liegerad muss jetzt hell erstrahlen wie ein Stern. Das Auto schießt auf mich zu. Ganz nah nun, ganz nah, ganz laut, ich bin geblendet, lauter Motor, mein Herz pocht, meine Schläfen pulsieren ... wruuuum! Schon schießt es an mir vorbei. Es quietscht noch ein, zwei mal, dann ist es weg.<br /><br />Äh, okay?!<br /><br />Ich schüttle meinen Kopf.<br />Träume ich wohl vielleicht schon?<br />Nee. Noch nicht.<br />Äh, okay. Japan, rede ich mir ein. Japan. So, es war nur ein ein Auto. Und nun schlaf! Schlafe endlich. Und ich schlafe langsam ein.<br /><br />Kratz.<br />Kraaaaatz ...<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg4vv2AOTp84r5UOkqRK_8Whtu9s7I5IJ2U-3zzotiexxRHC_YInN3EWUDKEHf2ZIdfVYJpmId3lhBVj6LXufFXqpW_ao3GeYacr34fGC1aEe40Rvuju-XtZER-diGp7aR4-DpM-SQa_a4/s1600-h/map4_E3.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 232px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg4vv2AOTp84r5UOkqRK_8Whtu9s7I5IJ2U-3zzotiexxRHC_YInN3EWUDKEHf2ZIdfVYJpmId3lhBVj6LXufFXqpW_ao3GeYacr34fGC1aEe40Rvuju-XtZER-diGp7aR4-DpM-SQa_a4/s400/map4_E3.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5396061783939482738" border="0" /></a><span style="font-style: italic;">Gefahren: 176,5 km in 7:38 Stunden</span><span style="font-style: italic;"> mit einem 23er Schnitt.</span><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnc_Lj-HbEPiAvV1HXaOTdffwatQav-CmQ9HfCtM_2TIEUJnSP4_8Ta4NMvsMq9HnUW5rMBz4lcB8aAhS06Q4LiKOjqggXD69wX4maV9fxE5Uuv7O0XIn5TYlHaGVSmHI3PK6JZ0HRZqk/s1600-h/coming_soon.jpg"><br /></a>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/11924140569160672339noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8275082678236673049.post-87211617032754577152009-10-10T09:03:00.001-07:002009-10-22T01:20:53.500-07:00Watashi wa Doitsu-jin des.<span style="color: rgb(255, 0, 0);">Tag 3/Etappe 2 - Vom Mount Fuji</span> <span style="color: rgb(255, 0, 0);">nach Sagara Beach</span><br /><br />Angenehm ist das nicht. Nein, nicht wirklich. Wenn man so schwitzt, wie ich hier.<br /><br />Meine Beine scheinen im Schlafsack zu schwimmen. Und obwohl ich den schon ab dem Bauch geöffnet habe, wälze ich mich die ganze Nacht nur unruhig hin und her - nichts passt. Die Iso-Matte ist zu schmal. Das "Kissen" - meine zusammengerollte Ziviljacke - ist zu hart. An den Füßen schleift das Zelt, zu lasch gespannt ...<br /><br />Und dann der Regen. Es tropft unablässig auf die Plane. Nun hat Regen ja eigentlich etwas Beruhigendes. Nicht aber dieser. Es ist kein harmonisches Geräusch da über mir. Es sind Riesentropfen. Einzelschüsse. Es knallt jedes Mal, wenn so ein Karwenzmann das Zelt trifft. So kann ich nicht schlafen.<br /><br />Ach, die Straße, die hatte ich ganz vergessen. Die Geräusche aus dem bewussten Selbst gestrichen bekommen. Aber dann, sobald ich mich an sie erinnere, bollert wieder ein Truck Marke "TÜV? Kenn ich nicht!" über den Asphalt und schon sind auch sie wieder präsent, die Geräusche, die tagsüber schon fast nicht zu ertragen sind. Nicht etwa, dass LKWs hier sowas wie ein Nachtfahrverbot hätten. Oder die LKW-Fahrer nachts schlafen würden. Nein. Die Verkehrsintensität hat nichts gegenüber der bei Tageslicht eingebüßt. Alle paar Sekunden donnert ein Truck vorbei, scheppert ein Anhänger, röhrt ein Motor, schleift ein Getriebe ...<br /><br />Und dann meine Klamotten. Klarer Fall von Fehlplanung. Herbst in Deutschland, das verführt zum Sicherheitsdenken. Die mittlere Temperaturtabelle für Süd-Japan hatte auch "nur" bis 25 Grad Tagesmax versprochen - nachts 15 Grad.<br />"It´s going to be chilly out here", hatten sie mir dann noch vom Solar Café gemailt.<br /><br />Klar, dass ich also ich anstelle kurzer Schlaf-T-Shirts und Boxershorts meine lange Wollunterwäsche und dicke Kuschelschafsocken mitnehme.<br /><br />Und jetzt? Jetzt schwimme ich halt in meinem Zelt. Regeneration? Das einzige, was an diesem Wort für mich heute Nacht zutrifft, ist "Regen". Drinnen wie draußen.<br /><br />5:30 Uhr. Nase voll. Ich stehe auf. Reißverschluss hoch. Kühle Luft strömt ins stickige Einmannwohnzimmer.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhSKgG5OM6b5Hmr_HMv0MO0qi-eDn_ksQInD54ZgYYeYsHk5JW0jiC_T2nf6apVwZKbfUBj7CKyGdDHcQ9zA55wKW5N7wlof9nVKis92aNyO9cH5JVcm_0uS-kIOiygAiHJj0pb9yx3wqg/s1600-h/00.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 184px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhSKgG5OM6b5Hmr_HMv0MO0qi-eDn_ksQInD54ZgYYeYsHk5JW0jiC_T2nf6apVwZKbfUBj7CKyGdDHcQ9zA55wKW5N7wlof9nVKis92aNyO9cH5JVcm_0uS-kIOiygAiHJj0pb9yx3wqg/s400/00.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393914093518828642" border="0" /></a>Draußen quillt dichter Nebel durch die Zweige der Tannen unter denen ich campiere. Der Duft entschädigt ein wenig. Frisch, feucht. Herrlich, wie der Sauerstoff das Hirn durchbläst! Sofort durchfährt mich wohliges Frösteln. Selbst meine Schweißfüße zittern ein wenig, als ich<br />in die regenkühlen Schuhe schlüpfe und schnell raus zum Pinkeln will.<br /><br />Die Riesentropfen weichen sofort durch die dicke Wolle bis auf die Haut durch. Ich stelle mich an einen Komposthaufen. Der Regen hört augenblicklich auf. Moment mal?!?<br />Wieder zurück unter den Baum - pladautz, das Riesentropfenbombardement geht weiter.<br />Zum Komposthaufen - Stille.<br /><br />Ah, ich verstehe. Der "Regen" ist in Wahrheit nur das Kondensat der dicken Nebelsuppe. Gefangene Feuchtigkeit, die von den Blättern und Nadeln aus den satten Schwaden gefiltert wird. Clever, dass ich jetzt ein triefend nasses Zelt habe, wo es drei Meter weiter staubtrocken geblieben wäre. Naja. Wieder was gelernt.<br /><br />Dreißig Minuten später sitze ich beim Frühstück im Solar Café. Es ist kurz nach Sechs.<br />"Wir machen Dir ein Selbstbedienungsfrühstück fertig, wenn Du so früh los willst." Ah, Superservice! Also steht alles bereit? Sie würden sogar "western style breakfast" haben. Mit Kaffee. Heißa!<br /><br />Im Solar Café ist es still. Alle schlafen noch. Ich versuche mit meinen Klicksohlen so leise wie möglich zu sein. Die dicken Holzbohlen unter mir knarzen, als ich mir das Breakfast besehe: Zwei dicke Scheiben Brot. Butter in einer kleinen Schale. Ein gefalteter Pfannkuchen mit Nutella. Ein kaltes, hart gekochtes Ei.<br /><br />That´s it.<br /><br />"Push the Button", steht auf einem Post it, das an der Kaffeemaschine klebt. Ich pushe. Es beginnt zu Röcheln.<br /><br />Mmh. Das Brot - sicher lecker, da mit eigener Hand gebacken und aus eigenem, organischen Anbau - ist trotz der - eigenen, organischen - Butter dann doch recht ... wenig? Recht trocken? Das Ei ... naja, wenigstens ist es hart gekocht, erinnere ich mich schaudernd an die Labberorgien im Hotel. Eigenes Ei, Ehrensache, organisch, na klaro! Das Nutella auf dem kalten Pfannkuchen entpuppt sich als wohlschmeckende - eben eigenhändig organische - Kräuterpaste.<br /><br />Ah, der Kaffee, freue ich mich, wenigstens Kaffee!<br /><br />Oh. Keine Milch hier.<br />Kein Zucker.<br />Und die Maschine spuckt nur eine Tasse aus.<br /><br />Also. Mmh. Das ist enttäuschend. Von 1.000 Yen abgesehen, die ich für Bio-Food gern bereit bin zu bezahlen, aber das ist enttäuschend. Nein, Solar Café, daran müst Ihr arbeiten!<br /><br />Nicht wirklich besser gelaunt - und sehnsüchtig die nächste Lawson Station herbeisehenend - besteige ich kurz vor Sieben meine Speedmaschine. Winke den liebenswürdigen Visionären von der Earth Embassy und freue mich auf einen Industriecappucchino mit fettem "echt europäischen" Gebäck. Los gehts. Etappe 2.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Da stimmt doch was nicht?!</span><br /><br />Für heute habe ich mir etwas ganz Tolles vorgenommen: Es geht knapp 70 Kilometer einfach nur nach Süden. Einen Stich zur Küste will ich machen. Und mich dann an selbiger bis nach Fukuroi entlang hangeln. Google Maps sagt 140 Kilometer. Mehr als gestern, aber auch nicht wirklich Ironman-mäßig. Und ich hoffe, dass mir der Gott der Höhenmeter heute etwas milder gestimmt sein möge, als gestern.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg-LwSWFF-czBwJkvPvoM08k8QDCfhBG7YGr5CbxSHoFLWzj80osUIhl4o7WMrTZ7p0ekikE5A8LtmsSTE7A_MCR-G8X9_cs0iGBFonY8a6aH5qYSLNoJWWT2JxS7gY8_KDJS8wMbAxuTM/s1600-h/02.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 250px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg-LwSWFF-czBwJkvPvoM08k8QDCfhBG7YGr5CbxSHoFLWzj80osUIhl4o7WMrTZ7p0ekikE5A8LtmsSTE7A_MCR-G8X9_cs0iGBFonY8a6aH5qYSLNoJWWT2JxS7gY8_KDJS8wMbAxuTM/s400/02.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393913501864448818" border="0" /></a>Es ist noch kühl, die dicke, feuchte Suppe ist so dicht, dass ich - na klar! - auch heute keine Chance habe, den Fuji-san zu sehen. Dabei steht der wahrscheinlich genau neben mir. Riesig, groß, erhaben. Aber eben in Watte gepackt.<br /><br />Kondensat bildet sich an meinen Ellenbogen, die im Fahrtwind rasch abkühlen. Mein Magen knurrt, als ich auf verwaist glitzernden Straßen durch den dichten Wald fahre. Komisch - nachts um 2 Uhr war hier noch die Hölle los, und um 7 fährt man nicht mehr? Mmmh.<br /><br />Ich fahre die ersten 5 Kilometer, finde meinen Tritt, dann endlich biegt die Straße nach links ab - von jetzt an geradeaus! Und runter ans Meer, bitte!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj90Ap8kUWaNeN458nMXNIHGvhmGIfDt-_GFwoSoMuaSTr1M-Q37gw9TlWnwmeba3Fk8SEy9ig9OcyUC36-Wz2o_T5NXzo4eVcOT64yqPQoYhhFV7PVyWiQIT_n7N0FqqvbOcpGRACkqKg/s1600-h/03.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 182px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj90Ap8kUWaNeN458nMXNIHGvhmGIfDt-_GFwoSoMuaSTr1M-Q37gw9TlWnwmeba3Fk8SEy9ig9OcyUC36-Wz2o_T5NXzo4eVcOT64yqPQoYhhFV7PVyWiQIT_n7N0FqqvbOcpGRACkqKg/s400/03.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393913402557214338" border="0" /></a>Doch zunächst geht es weiter mit der Waldfahrt. Ich bin immer noch im Naturschutzgebiet des Mount Fuji-Nationalparks. Satte, grüne und extrem steile Hänge über mir, die Straße windet sich in einem engen, wie einem V, nein, eher wie einem U geschnittenen Tal zu Boden. Eine leichte Schräglage verschafft mir zusätzlich Geschwindigkeit - mühelos erreicht meine schwere Speedmachine die 28, 29 km/h.<br /><br />Flott. Nett. Weiter so!<br /><br />Immer wieder blicke ich nach links, schiele durch den dichten Wolkenvorhang - verdammt! Irgendwo muss er doch sein, dieser "perfekte" aller Berge! Irgendwo muss sie doch schimmern, die weiße Schneekrone! Meine Güte, nun bin ich um die halbe Welt geflogen und das erste Naturhighlight versteckt sich vor mir?<br /><br />33 km/h. Woppa! Es geht jetzt richtig bergab. Zwei, drei Prozent mögen das sein, ich muss mich richtig konzentrieren. Unter mir surrt die Rohloff nun immer öfter im Freilauf, immer mehr kann ich rollen lassen, die Arbeit der schiefen Ebene überlassen ... die mich antreibt, mich beschleunigt. Fröstelnd reibe ich mir abwechselnd die Unterarme, denn der schnelle Fahrtwind kühlt mich auf Zittertemperatur. 34 km/h, 35 km/h - Moment mal, werde ich misstrauisch - wer runter fährt, der muss irgendwann auch wieder hoch ... und so mache ich mich innerlich schon auf die kommenden Steigungen gefasst.<br /><br />39 ... 40 km/h. Yessa, Steigungen? Können mich mal - hier rollt es jetzt so gut und so schnell, dass selbst die nun wieder häufiger anzutreffenden Autos umsichtiger planen müssen, wollten sie mich überholen. Immerhin fahre ich keine 20 mehr, sondern halb so schnell wie sie.<br /><br />Plötzlich sehe ich es.<br />Wow!<br />War es ...? Ja? Okay?<br /><br />Vollbremsung!<br /><br />Ich komme ratternd zum Stehen. Springe aus dem Sitz meines Liegerades, fummle gekonnt meinen Fotoapparat heraus, lege an und ... schnapp! Schon schiebt sich eine Wolke davor. Ich schaue nach ... ist es etwas geworden? Habe ich ... ? Ja! Ich habe.<br /><br />Bittesehr - da ist sie, die Flanke vom mächtigen Fuji-san:<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjcFTYj9Gb18s87dLEkkiA7gQg1A5T1IYAIiD_A0uyRvCnr6a4JuvAKU4WHwLwwkPiNdrfOdXYizxUNq2TqavdoBx_KGFL3il4iJBxFR9HaFVTyM_30mCU2fsyMvTaAiQoTW24DTjmRkBw/s1600-h/04.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 149px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjcFTYj9Gb18s87dLEkkiA7gQg1A5T1IYAIiD_A0uyRvCnr6a4JuvAKU4WHwLwwkPiNdrfOdXYizxUNq2TqavdoBx_KGFL3il4iJBxFR9HaFVTyM_30mCU2fsyMvTaAiQoTW24DTjmRkBw/s400/04.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393913395230215234" border="0" /></a>Da, in der Mitte, zwischen Wasserdampf und Sonnenblendung, da sieht man ihn, den Berg. Vor meinem geistigen Auge verlängere ich de Abhang, vereine diesen mit einer imaginären Steigung von der anderen Seite. Und sehe mich vor ihm stehen.<br />Mächtig gewaltig!<br /><br />Schon etwas beeindruckt lasse ich mich in den Sitz meiner Speedmachine sinken. Froh, ihn doch wenigstens partiell auf meinem Chip zu haben. Grinsend. Fuji - abgehakt. Ich klinke mich ein, gebe kaum Gas, schon wieder bei 40 km/h.<br />Hier stimmt doch etwas nicht!<br /><br />Da kommt endlich ein weiteres Fuji-Besucherzentrum: Restaurant, Aussichtsplattform, Trödelmarkt mit Touri-Tünnef, Toiletten und ein kleiner Supermarkt. Frühstücks-Time. Ich halte an. Bevor die Steigungen kommen, will ich was im Magen haben.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=&sll=35.219022,138.639103&sspn=0.006249,0.009645&ie=UTF8&hq=&hnear=&ll=35.413585,138.589981&spn=0.003117,0.004823&t=h&z=18&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/maps?f=q&source=embed&hl=de&geocode=&q=&sll=35.219022,138.639103&sspn=0.006249,0.009645&ie=UTF8&hq=&hnear=&ll=35.413585,138.589981&spn=0.003117,0.004823&t=h&z=18" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Ich rolle auf dem großen Parkplatz zwischen Touristenbussn und den unvemeidlichen Family-Vans herum - leider ist die amerikanische Unsitte dieser Riesenautos auch hier angekommen. Leider auch die noch schlimmere Unsitte, diese Spritschlucker mit laufendem Motor zu parken - und gleich habe ich zweihundert Augenpaare auf mir ruhen. Bekannte Routine.<br /><br />Anerkennend lächeln sie mich an. Zücken ihre Fotohandys, zeigen ungeniert mit Fingern auf mich, rufen quer über den Parkplatz ihren Ehemännern zu, sich mal umzudrehen ... so parke ich das Rad, setze Helm ab, ziehe Handschuhe aus. Da steht der erste neben mir:<br /><br />"Shi sha wa hi no wong hoi plonk padautz washi nishi Xcvh ...§§/)?", fragt er mich lächelnd.<br />Ich setze mein bedauerndes Gesicht auf, die einstudierten Sätze kommen immer ruckelfreier: "Sumimasen - wakarimasen!", sage ich. Sorry, ich verstehe nichts.<br />Er schaut mich an. Lächelt, fühlt sich geschmeichelt, dass ich ihm in seiner Sprache antworte. Aber irgendwie scheint ihn das nur zu motivieren: "Washi ma long hi nish wa tzu hong padong &%xxx§ $%?Ho__fu &%(§§?", erzählt er in einem Schwall unverständlicher Worte. Und lächelt, deutet dabei auf mein Fahrrad.<br /><br />Ja, ja, schönes Rad, ich weiß, denke ich, und sage: "Watashi wa hotondo nihongo o hanse masen.", dabei verbeuge ich mich leicht. Ich spreche kein Japanisch, sage ich wieder.<br />Er grinst noch breiter. "Wa shi fu tzu hin /&/()()"Fggbvolptz%63/&", sagt er. "Where from?", meine ich, herauszuhören.<br />"Watashi wa Doitsu-jin des", ich bin Deutscher, sage ich.<br /><br />Da wird sein Grinsen zum Lachen. Aaaah, da freut er sich. "Doitsu!", wiederholt er. Wow! Er freut sich so, einen Deutschen zu sehen, Doitsu, immer wieder Doitsu! Er flippt fast aus, beim Doitsu-jin.<br /><br />Ich habe keine einstudierten Sätze mehr. Sage "Arrigato gozaimas!", Danke, und verbeuge mich, gehe lächelnd in den Touritempel. Er bleibt hinter mir stehen, wendet sich dem Fahrrad zu und untersucht noch einmal die Kettenführung. Wahrscheinlich summt er nun die Nationalhymne und stellt sich Neuschwanstein vor ...<br /><br />Drinnen werde ich enttäuscht - ich hätte einen klassischen Touri-Laden mit Postkarten, Kugelschreibern, Wanderstöcken, Wandermützen, Schneekugel-Fuji-sans und allerlei Krams erwartet - stett dessen stehe ich in einer überdachten Markthalle, in der Bäuerinnen frisches Gemüse und, na klaro, sauer Eingelegtes (Japans Lieblingsmitbringsel) verkaufen.<br /><br />Nebenan, im kleinen Laden, decke ich mich wenigstens mit einem Cappucchino und zwei Schokocroissants, über die ich später noch etwas sagen möchte, ein.<br />Draußen stehen sie und machen Fotos von meinem Rad. Ich gönne ihm den Ruhm und bleibe drinnen.<br /><br />Da kommt ein Herr im Anzug auf mich zu, lächelt breit, freut sich richtig, streckt seine Hand nach mir aus - Japaner geben normalerweise nicht die Hand - und schüttelt sie mir.<br />Ich blicke verdutzt.<br />"My friend, good to see you again!", sagt er in gebrochenem, aber immerhin, Englisch.<br />"Ähh," stammle ich zunächst, "we know each other?", frage ich.<br />"Yes! Yes! You was here two years ago!", überschwänglich freut er sich über mein Comeback. Macht mit den Händen die Fahrradbewegung und lehnt sich dabei zurück - japanisch für "Liegerad"-Pantomime. "With this extravagant Bike!", und lächelt breit.<br />"Oh, ah.", mache ich da. "It´s my first time here, my friend, I´ m Sorry.", aber schön, dass er sich so beim Anblick einer Speedmachine freuen kann.<br /><br />Macht nix, sagt er, dann bist du halt jemand anders - aber toll, dass du da bist! "Where are you from?", fragt er mich.<br />Also wieder meine Japanischkenntnisse rausholen: "Watashi wa Doitsu-jin des. I am german."<br /><br />"Wow!", auch der Anzugherr flippt fast aus vor mir. "German, Doitsu! Very good, very good!"<br />Er klopft mir auf die Schultern, wünscht mir alles Gute und zieht glücklich von dannen.<br />Ich stehe da, alle schauen mich an.<br />Deutscher zu sein ist in Japan also Hauptgewinn.<br /><br />Wenig später habe ich wieder 40 km/h auf dem Tacho und schieße durch einige kleine Dörfer. Der Wald und die engen Schluchten (mit im Winter beheizbaren Straßen) ist einem breiten, breiten Tal gewichen, neben mir die ebenen, riesigen Schachbrettflächen der Reisfelder.<br />Frau Sonne hat nun endgültig gewonnen, den Morgennebel vertrieben (außer rund um den Fuji, nach dem ich mich alle paar Minuten hoffnungsvoll umdrehe) und brutzelt nun kräftig herab. Will die Temperaturen in die Höhe treiben.<br /><br />Aber das schaffe ich auch ohne sie. Ich fahre nämlich erst einmal auf die (für Fahrräüder verbotene) Autobahn.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=&sll=35.219022,138.639103&sspn=0.006249,0.009645&ie=UTF8&hq=&hnear=&ll=35.219837,138.641303&spn=0.012499,0.01929&z=16&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/maps?f=q&source=embed&hl=de&geocode=&q=&sll=35.219022,138.639103&sspn=0.006249,0.009645&ie=UTF8&hq=&hnear=&ll=35.219837,138.641303&spn=0.012499,0.01929&z=16" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Irgendwo verpasse ich an einer Kreuzung - wahrscheinlich im Geschwindigkeitsrausch - das Schild, auf dem steht, dass meine Route 139 nun rechts abbiegen würde. Und schieße genau auf die Autobahn. Die Fahrbahn zweiteilt sich, die Autos beschleunigen, ich fage zu Schwitzen an und denke Au Backe, wenn jetzt, also ausgerechnet jetzt die Steigungen kommen! Au Mann, und dann die Polizei. Sehe mich schon: Rundumleuchten, Sirenen, Autobahnpolizei, Seitenstreifen, finstere Blicke ... und ich, was mache ich?<br /><br />Na klar: "Watashi wa Doitsu-jin des", was sonst - wer, wenn nicht die Erfinder der Autobahn fahren auch auf ihr? Meine Klappe ist kleiner, als meine Machofantasie, das weiß ich, aber an irgend eine Hoffnung muss ich mich klammern, jetzt, hier, auf der Autobahn.<br /><br />Schallschutzwände neben mir auf der einen, 130 km/h schnelle Autos auf der anderen Seite. Einen Seitenstreifen gibt es so gut wie nicht. Na fein, das kennen wir ja ...<br /><br />Die Autobahn kippt nach unten, spült mich förmlich die Abfahrt hinab, 45, 50 km/h, ich holpere über jede Bodenwelle, fließe mit dem Verkehr. Alle starren mich an, keine hupt, ich schieße mit Speedmachine-Warp auf dem Highway entlang. 15 Minuten. Ich strampele, schwitze, röchelnd sauge ich Luft in die Lungen, kann 35 bis 45 km/h halten.<br />20 Minuten.<br />Ah, eine Ausfahrt.<br />Runter.<br />Es brennt in den Waden. Na, das war ein Ritt!<br /><br />Vor mir, ich schaue, Fuji City.<br />Da, da hinten, wo der Dunst ist, ist das das Meer?<br /><br /><span> <span style="font-weight: bold;">Hidden Pacific Coast Highway</span></span><br /><br />Bevor ich ans Meer komme, muss ich mich durch die Stadt kämpfen. Die ersten Kilometer sind die Schlimmsten: Eins ums andere reihen sich die Pachinko-Spielhallen an einander, kilometerlang eine nach der anderen.<br /><br />Japaner, vor allem die männlichen, sind verrückt nach diesem sonderbar antiquiert wirkenden, analogen Glücksspiel. Die Spielhöllen - sinnentleert und kitschig-rosig betitelt mit "You live your Live - as long as you live your dream" - sind grellbunt angemalte Betonkästen aus denen das Wummern irrelauter Musik dröhnt, wenn man sich ihnen zu sehr nähert.<br /><br />Dann folgt, wie in allen modern-zersiedelten urbanen Gegenden, der unvermeidliche Shopping- und Autohauswerkstatt-Overkill. Kilometer um Kilometer komme ich an der "Aeon Mall", der "Megamall" und Dutzenden anderer Malls vorbei, dazwischen Riesenmärkte für "Brides", "Books & more" und - sehr schön - "My own Hands"-Baumärkte. Immer wieder aufgelockert von Autohäusern und Werkstätten.<br /><br />Es ist 11 Uhr. Der Verkehr ist mörderisch dicht, ich muss aufpassen, denn einen Seitenstreifen gibt es hier nicht mehr, Stoßstange an Stoßstange rollt die Blechlawine. Es stinkt nach Benzin und Abgas. Am schlimmsten ist es, wenn ich an einer roten Ampel vorn zum Pulk der Roller komme - deren Abgase ätzen sofort die Nasenschleimhaut einige Millimeter dünner.<br /><br />Ich lerne, dass ich noch nicht in Fuji City, sondern in der Zwitterstadt Fujinomya City bin, die beide miteinander verschmolzen sind. Industrie. Das ist alles, was ich sehe. Industrie. Schmucklose, träge dampfende Schornsteine, dazwischen, fast als stoffgewordene Depression, Wohnhäuser, erdbebensicheres Beton - aber deprimierend hässlich.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgJgdra63L5ASEjFNfy5r6W5gL6JFAmpZvt4XybQ953AIlczeKx49DoLUCEptFiAX-sRgcgu7FNr-m9mnCxPVbdoAnA0-dTOHqa5MRXQH5zgGNRJUJpYqIiXkNNjxj7WKOA4qP_D1UT8Ds/s1600-h/07.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 197px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgJgdra63L5ASEjFNfy5r6W5gL6JFAmpZvt4XybQ953AIlczeKx49DoLUCEptFiAX-sRgcgu7FNr-m9mnCxPVbdoAnA0-dTOHqa5MRXQH5zgGNRJUJpYqIiXkNNjxj7WKOA4qP_D1UT8Ds/s400/07.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393913377630574962" border="0" /></a>Ich gebe Gas. Will endlich ans Meer. Da sehe ich ein Hinweisschild. Es ist Grün. Viel versprechend. Geradezu revolutionär und motivierend: "Pacific Coast Bicycle Route".<br /><br />Und es zeigt in meine Richtung.<br />Genial!<br /><br />Es braucht dann aber noch fast eine ganze Stunde, bis ich aus dem dampfenden, stinkenden Moloch heraus bin. Okay, zur Verteidigung müsste vielleicht angemerkt werden, dass Fuji City bestimmt ein tolles Zentrum hat, ausladende Holzdächer, schicke Shinto-Schreine - aber hier, der Route 181 folgend ... eher nicht.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StsHpqgsLwI/AAAAAAAAElc/-G4oVUQYZkI/s1600-h/05.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 198px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StsHpqgsLwI/AAAAAAAAElc/-G4oVUQYZkI/s400/05.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393913391073734402" border="0" /></a>Irgendwann hat das Elend dann ein Ende. Eine lange Brücke. Dahinter - die berühmte Route 1, auf der ich nun fahre, geht weiter geradeaus - steht wieder das grüne Schild. Pfeil nach links - ein Deich entlang eines fast leeren Flussbettes, dahinter, keine 4 Kilometer entfernt, sehe ich das Meer. Eine kleine, süße asphaltierte Straße. Eine Schild nur für Radfahrer. Wow. Bin ich jetzt hier also im japanischen Radfahrparadies?<br /><br />Ich entscheide mich, den Verlockungen der Pacific Bicycle Route zu erliegen und biege ab.<br /><br />Entlang des Flusses wird es augenblicklich ruhig. Ich bin oben auf einem knapp 10 Meter hohen Erddeich (was muss dieses Flüsschen doch für ein Monster werden, wenn in den Bergen da hinter mir Schneeschmelze ist! Oder bauen die das wegen der seeseitigen Gefahren?) und blicke hinab auf saftige Wiesen, ein paar kleine Reisfelder und einen Sportplatz, auf dem eine aus mindestens 30 Schülern bestehende Mädchenklasse gerade Sport treibt.<br /><br />Sie sehen mich, halten im Volleyballspiel inne. Ich winke. Dann rufen und kreischen sie und winken zurück. Ach, nett ... Schulmädchenuniformen, winkend. Ein schönes Bild. Ich behalte es für mich.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEitrcRCEvurjYacnjVdLtue03dKrIboOuuAWz7YqoONEmO81lCmW7piTHJrv8fhyP3HEvyY71ec6Qr8SK8KprbZp8sI9EdsAMf-E3aRiNnG7BCyluixnDDqL5KwZ1yWztnTRHEq8D1Q2es/s1600-h/06.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 237px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEitrcRCEvurjYacnjVdLtue03dKrIboOuuAWz7YqoONEmO81lCmW7piTHJrv8fhyP3HEvyY71ec6Qr8SK8KprbZp8sI9EdsAMf-E3aRiNnG7BCyluixnDDqL5KwZ1yWztnTRHEq8D1Q2es/s400/06.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393913380413136578" border="0" /></a>Es ist, natürlich, wieder heiß. Ich schwitze. Erst jetzt, da eine halbwegs frische Brise vom Meer her weht, wird mir das klar. Bin ja auch wie ein Besengter durchgeprescht. Und was soll ich sagen? Es kam keine Steigung. Nur bergab. Wahrscheinlich auf des großen Fujis Schulter geradelt. Gradient mit 3 Prozent, der mich stetig, schnell die Straßen hinabtrieb bis zur Küste.<br /><br />Vielleicht als Wiedergutmachung des heiligen Berges dafür, dass er sich so vor meiner Kamera ziert?<br /><br />Ich halte an einem einsamen Baum, parke meine schwer beladene Speedmachine und pinkle vom Deich. Herrlich. Gleich wieder Wasser nachschütten. Diesmal, so hatte ich am Touri-Laden des Fuji beschlossen, ist Schluss mit dem grünen Tee. Ich mag grünen Tee, keine Frage, aber ungesüßt ... und dann von der Sonne auf 25 Grad erhitzt. Nein, nicht wirklich erhebend.<br /><br />Ab jetzt fülle ich meine Trinkflasche mit Getränken wie "Calpis Water", "Healthya" oder "Vitamin Water". Klingt sportlich. Auf einer Flasche ist sogar ein Läufer abgebildet. Na, wenn das mal nicht isotonisch ist?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj1g74xq0W9u_ybAHgwFzPgpFPJs9a8ReYKF2o3XDtY38bh0ikoNjb9LV6jvH3KmnZcsN8rb_mAlnn1ZjqasLWTY4j79GVc641zO7FcO70kJlXHGFVi59KOJs5x_sCYD1XEJsvWOXAjM4c/s1600-h/01.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 270px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj1g74xq0W9u_ybAHgwFzPgpFPJs9a8ReYKF2o3XDtY38bh0ikoNjb9LV6jvH3KmnZcsN8rb_mAlnn1ZjqasLWTY4j79GVc641zO7FcO70kJlXHGFVi59KOJs5x_sCYD1XEJsvWOXAjM4c/s400/01.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393913511710208930" border="0" /></a>Die Sonne brennt, alles fühlt sich an, als schmelze es in jedem Moment. Meine Beine, harte Muskeln, darüber eine weiche Schicht aus Schweiß und Sonnencreme, garniert mit allerlei schwarzem Staub, Sandkörnchen und Insekten. Meine Packtaschen, schön schwarz, erhitzt und bereit, in einen anderen Agreggatzustand zu wechseln. Ich habe Angst um meine Reifen. Irgendwann verschmelzen die sicher mit dem Asphalt, tropfen in langen Fäden einfach von der Felge. Ich bleibe stecken. In Gedanken.<br /><br />Man, ich muss noch was trinken!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj1Jv-xnRt9PIUhGXAafTw_Bu9NPYq0aWgFgsnp51wWNl4XzmgG21UVaBLQLDeLKoRDNz3PVmQnLaTie404uJgZfDOLqGC8H1Gwwdub8DY1vuRqnZgXKEsBOyP04cMnLVjeRQt69IdFU-A/s1600-h/08.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 186px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj1Jv-xnRt9PIUhGXAafTw_Bu9NPYq0aWgFgsnp51wWNl4XzmgG21UVaBLQLDeLKoRDNz3PVmQnLaTie404uJgZfDOLqGC8H1Gwwdub8DY1vuRqnZgXKEsBOyP04cMnLVjeRQt69IdFU-A/s400/08.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393913191581263522" border="0" /></a>Irgendwann endet mein schicker Deich. Kein Schild von der Pacific Coast Bicycle Route. Wieder rauf auf die Route 1. Wie ein Schock trifft mich der Verkehr. Fauchend donnern schwere Trucks zum Greifen nahe an mir vorbei. Frische Seeluft? Von wegen. Feinstaub, den man mit dem Messer in Briketts schneiden könnte.<br /><br />Eine lange Brücke. Noch enger die Fahrbahn. Eine Schlange hinter mir. Ja, ja, ich mache ja so schnell ich kann! Unter dem Helm bildet sich ein See. Der sitzt so fest, dass das Wasser nicht ablaufen kann, bilde ich mir ein, fasse mir an die harte Schutzschale, glaube ich etwa, ich könne mir so den Schweiß von der Stirn wischen?<br />Brücke geschafft. Phuuh. Rollen lassen.<br /><br />Links geht wieder der Deichweg weiter. Aber kein Radschild. Ach egal, alles besser, als Ruß zu atmen.<br />Nach einigen Minuten bin ich wieder von Bäumen und Reisfeldern umgeben. Die großen Betonklötze weichen kleineren. Eigenheime. Klein, wieder schmucklos. Dafür die Gärten - wunderschön! Jedes Haus hat einen kleinen, meist nur zwei mal zwei Meter großen Garten. Ziergarten. Steine, kunstvoll arrangiert, Zypressen, Nadelgehölze. Schön.<br /><br />Eine Gruppe alter Menschen spielt Cricket. Ich grinse.<br /><br />Beim Blick zurück raucht Fuji City´s Schornstein.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StsHdnPTFKI/AAAAAAAAEk8/aw-2ej9TZ1g/s1600-h/09.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 204px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StsHdnPTFKI/AAAAAAAAEk8/aw-2ej9TZ1g/s400/09.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393913184037049506" border="0" /></a><br />Wo ist nur die Bicycle Road? Oder war das ein Studentenstreich? Ein Wahlkampftrick eines "grünen" Lokalpolitikers? Man weiß es nicht. Aber solange ich hier am Deich - unter mir die süßen Gärten, weit hinten die Berge und links das Meer - fahren kann, soll mir das Recht sein.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Kommunikationsversuche. Mal wieder.<br /><br /></span>Da stehe ich nun. Und weiß nicht weiter. Habe gerade Shizuoka passiert, bin guter Dinge. Alles rollt. Ich habe - glaube ich - sogar Rückenwind. Nicht viel, ein bisschen nur. Aber so viel, dass ich auf 30, 35 km/h komme. Es rollt. Genial.<br /><br />Und dann stehe ich. Meine kleine, dreistellige, komfortable Route endet. Einfach so. Sie endet in einem Dorf, dessen einzige Existenzberechtigung ein Wanderweg hoch über mir an den fast senkrecht aufsteigenden Felsen zu sein scheint, die zu dem einem oder anderen Kloster führen. Und eine Eisenbahnhaltestelle.<br /><br />Ansonsten endet meine Straße hier. Und mündet in die Autobahn. Expressway. Hier vierspurig ausgebaut. Auf Betonpfeilern. Eingezäunt. Massen an Autos schießen über 4 Fahrspuren. Und eine zweite Autobahn. Route 1. Ich denke an Maki und Ats - und erkenne, dass diese Route 1 die wichtigste "normale" Straße Japans zu sein scheint.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.de/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=&sll=35.111835,138.580427&sspn=0.043532,0.090895&ie=UTF8&ll=35.111137,138.573925&spn=0.002721,0.005681&t=h&z=18&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.de/maps?f=q&source=embed&hl=de&geocode=&q=&sll=35.111835,138.580427&sspn=0.043532,0.090895&ie=UTF8&ll=35.111137,138.573925&spn=0.002721,0.005681&t=h&z=18" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><span style="font-weight: bold;"><br /></span><br />Und so sieht sie auch aus: Kein Unterschied zum Expressway. Vier Spuren. Auf Stelzen. Massiger Verkehr. Eingezäunt. Verboten?<br /><br />Verdammt! Denke ich, und setze mich erst einmal auf einen kleinen Parkplatz und trinke. Kleines Päuschen. Kartenstudium. Gibts hier wirklich keinen anderen Weg?<br />Scheint nicht. Und jetzt?<br /><br />Ich fahre zur Bahnstation. Acht, neun Taxis parken da. Die Fahrer hocken auf Bänken, spielen Karten, rauchen, schnacken. Als ich vorfahre, stoppen alle Gespräche. Man schaut mich an.<br />"Konnichi wa!", rufe ich freundlich.<br />Sie antworten mir dasselbe. Mürrisch etwas, aber wenigstens antworten sie.<br /><br />Ich zucke meine Karte, gehe auf sie zu.<br />"Sumimasen", sage ich. Entschuldigung. "Do you speak English?"<br />Sie schütteln ihre Köpfe, jeder sagt irgend etwas auf Japanisch.<br />Na egal, denke ich mir, dann sage ich halt was auf English.<br />"I want to go to Fukuroi", ich deute auf die Stadt. Ahhh, machen sie da, nicken. Nee, halt, ich hab da doch ein Problem: "Can I go on Route one?"<br />"Rutouan!", bestätigen sie. Einer steht auf, deutet auf die Straße hinterm Bahnhof und sagt: "Rutouan!"<br />Ja, weiß ich doch, aber kann ich da auch fahren? "And can I - with Bicycle - go there?" Ahhhh, machen sie da wieder, ja, ja, Bicycle, schönes Bicycle.<br />"Yes, but is it okay with Bicycle on Route one?"<br />Ratloses Schauen. Zwei drehen sich um und gehen.<br />Ach, schön.<br /><br />Einer kommt dann doch näher. Seine lose im Mund hängende Zigarette dampft mir genau in die Nase. Er stellt sich neben mich, nimmt meine Karte. Und hebt an: "Shi tuo na ne&& 5§44)(/"""___ gung %&$§!"<br />Dann schaut er mich an. Kein Wort verstanden.<br />"Sumimasen, wakarimasen!", mache ich wieder. Dazu einhilfloses Gesicht. "Watashi wa hotondo nihongo o hanase masen, sumimasen." Kein Japanisch, Sorry. Mein Satz sitzt. Er lächelt. "Wakarimasen", wiederholt er nickend. Ja, genau, ich verstehe kein Wort.<br />Er sagt wieder etwas, die Worte "Route one" kommt drin vor.<br /><br />"Yes, but CAN I go there? Is it GOOD for Bicycle?", versuche ich es, mit Händen und Füßen.<br />Von hinten ruft ein anderer was auf Japanisch. Ich lächle ihn an. Und denke "nee, lass mal, ich schaffe das schon mit einem von Euch Jungs nicht ...<br /><br />"Rutouan -", er deutet auf die Monsterstraße. Dann die Handbewegung nach Süden. "Straighto! Straighto!", macht er noch. Also geradeaus? Also okay mit Fahrrad? Ich zeige mir selbst auf die Brust, dann mache ich mit Zeige- und Mittelfinger die Fahrradmännchengeste und lasse mein Handfahrradmänchen am ausgestreckten Arm auf der Route one nach Süden fahren.<br />"So, I can Bicycle on Route one?"<br />"Hai, hai!"<br />Wow, das war wieder eine Geburt!<br />"Ah, arrigato gozaimas!", mache ich da, verbeuge mich, lächle.<br />Er verbeugt sich auch. Sagt noch was, das wie "wo kommst du her?" klingt.<br />Und da kommt er wieder, mein Satz: "Watashi wa Doitsu-jin des." Ich bin Deutscher.<br /><br />Als ich losfahre und winke fällt mir ein, dass er mich anscheinend gar nicht danach gefragt hat, wo meine Heimat sei. Muss schon komisch sein, wenn man 15 Minuten was zu erklären versucht, und der Verständnislose sich mit den Worten "Ich bin Deutscher" verabschiedet. Naja.<br /><br />So brettere ich auf die Route 1 - Autobahnfeeling. Und merke, dass ich beim Gespräch mit den Taxi-Jungs mehr geschwitzt habe, als beim Radfahren selbst.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">The great Walls of Japan</span><br /><br />Ich halte es zunächst wieder für den Fuji-san. Hinter mir, im Rückspiegel. Endlich!, denke ich. Er ist es aber nicht. Naja. Wohl endgültig vorbei mit dem Berg der Berge.<br /><br />Mittlerweile fahre ich auf einem Monster von Deich. Ich erinnere mich: Japan ist eine der geologisch aktivsten Zonen der Welt - und eines der am dichtesten besiedelten Länder. Tsunami ist ein japanisches Wort. Und eine ziemlich reale Gefahr.<br /><br />Die Mauer, auf der ich hier jetzt fahre, könnte einem Sternenzerstörerangriff standhalten, stelle ich fest: Mehr als 10 Meter hoch, massivster Stahlbeton, geschwärzt, jahrealt, jahrzehntealt vielleicht, wind- und wettererprobt. Wie viele Riesenwellen haben sich an dieser Mauer schon gebrochen?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StsHdG4ZpPI/AAAAAAAAEk0/YuKZlbVM9w8/s1600-h/09_a.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 210px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StsHdG4ZpPI/AAAAAAAAEk0/YuKZlbVM9w8/s400/09_a.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393913175351076082" border="0" /></a>Einer ganz anderen Mauer, einer natürlichen nämlich, sehe ich mich wenig später gegenüber: Es sind eigentlich nur noch wenige Kilometer Luftlinie nach Yaizu, einem Zwischenziel meiner Strecke, als vor mir eine gewaltige Felswand aufragt.<br /><br />Sie reicht bis in 400 Meter Höhe, geht atemberaubend bis an den Strand und fällt erst in Höhe der Wasserlinie fast senkrecht ab. Keine Möglichkeit, das Ding zu umfahren.<br /><br />Tunnel! Und das auf der Route 1 - was hatte Ats in Tokyo gesagt? Je kleiner die Nummer, desto wichtiger, größer und vielbefahrener die Straße. Na herrlich.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.de/?ie=UTF8&ll=34.910569,138.354435&spn=0.083195,0.181789&t=h&z=13&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.de/?ie=UTF8&ll=34.910569,138.354435&spn=0.083195,0.181789&t=h&z=13&source=embed" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Ich komme näher. Die Straße steigt an. Bächen gleich stürzt der Schweiß nun unter meinem Helm hervor, juckt in den Augen, kribbelt am Kinn. Salz bleibt übrig, wenn die Schweißpfützen aus meinen Armbeugen verdampft sind. Ich nehme immer öfter tiefe Schlucke aus meiner Trinkflasche - selbst das leckere Calpis Water schmeckt nun ekelhaft.<br /><br />Die Lungen brennen, heiße Sommerluft, die noch dazu hier, an der Steigung, wo die flimmernde Luft zu stehen scheint, vermischt sich mit schwarzem Qualm, der sich pechtriefend aus den glühenden Schloten der Trucks quetscht. Sie quälen sich fast so wie ich diese Steigung hinauf, ich kann förmlich das Klagelied jedes einzelnen Zylinders heraushören.<br /><br />Ich kurbele mein Rad im kleinsten Gang empor. Verbissen. Versuche, mir ein Lied ins Gedächtnis zu rufen, dessen Takt zur Kadenz passt.<br />Mir fällt nichts ein, außer "Scheiße!" zu rufen.<br /><br />Schneckengleich pelle ich mich den Berg hinauf. Irgendwann, eine Kurve, stehe ich vor ihm - der Tunnel.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgpXEC24HyQCQc0ZltipuLVr_K_14nw8bra376K9W-iDimTj5IDlmfX9DCOH4e-g5u0VCC05x-gwgw_BRsbbZ4Bu5YAQ7UDeyYrflU-BuUFfmAGWhB0v6wgx3q0ByCvj9lhMaL0tTJVz50/s1600-h/12.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 219px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgpXEC24HyQCQc0ZltipuLVr_K_14nw8bra376K9W-iDimTj5IDlmfX9DCOH4e-g5u0VCC05x-gwgw_BRsbbZ4Bu5YAQ7UDeyYrflU-BuUFfmAGWhB0v6wgx3q0ByCvj9lhMaL0tTJVz50/s400/12.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393913168323057218" border="0" /></a>Links geht der Radweg weiter. Verschwindet im Wald. Ich weiß schon, wie das da weiter geht. Kann es mir ausmalen - Steigungen, gegen die hier ein Kinderspiel waren. Aufgeplatzter, unbenutzter und ungepflegter Asphalt (wenn überhaupt), dürre Wege, die sich am Berg entlangschmiegen, abenteuerlicher Umweg, wird mich Stunden kosten. Und Nerven. Und Kraft.<br /><br />Das große gelbe Schild vor mir kann mich nicht abschrecken. Ach, was solls, denke ich mir, schalte meinen Dynamo an und ziehe noch einen ordentlichen Schluck Warmes aus der Flasche. Dann mache ich mich klar - die Autos neben mir blicken blöde: Der will da doch nicht etwa durch?<br />Doch, will er.<br />Wird er.<br /><br />Macht er dann auch.<br /><br />Na, ist ja nicht mal ein Kilometer, denke ich mir. Die Steigung ist im Tunnel auch nicht mehr so stark und ... ahh, welche Wonne, als ich eintauche in die dunkle Röhre ... es ist kühl! Ach, wie ich es genieße, obwohl mich der erste knapp überholende Truck daran erinnert, mich zu hier gefälligst konzentrieren.<br /><br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj45-k72QovpAr9mGUjgtcKYFVpYo7ZRDQaakPxs4_CcUAIfVr7rt6woPCQFGvGP9KXNwjyCah1P3Wi8cF1RSAFLTVSMoENA4IKTwVVLBsa8SbrPvdkl0iPJVCo3v7q5K6rYKcFwa1bHOU/s1600-h/13.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 262px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj45-k72QovpAr9mGUjgtcKYFVpYo7ZRDQaakPxs4_CcUAIfVr7rt6woPCQFGvGP9KXNwjyCah1P3Wi8cF1RSAFLTVSMoENA4IKTwVVLBsa8SbrPvdkl0iPJVCo3v7q5K6rYKcFwa1bHOU/s400/13.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393913161360922178" border="0" /></a>Na, war doch gar nicht so schlimm, denke ich, als ich mich umblicke, dem Tunnel Goodbye winke und mich frage, wie lange der Radwegumweg wohl gedauert hätte. Wahrscheinlich wäre ich noch nicht einmal auf dieser Seite des Berges.<br /><br />Nur die Sonnenbrille, die hat im Dunkeln nicht wirklich geholfen.<br />Aber cool sah es allemal aus ...<br /><br />Was folgt, ist eine halbstündige Fahrt durch die Vororte von Yaizu. Vorort - Chemiewerke, Schlote, Raffinerien, stinkende Fabriken auf der rechten, abgewrackt wirkende, leere Werften, kleinere Containerhäfen und Verladebahnhöfe auf der anderen Seite.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhRq7ejg0ip_BBO7z1yPBvpm3dcMoHdfqEVz9Vb3qjHbv393o_JGTH_UTG0XWjG5ALCLwyX32esSEYDLRmAu9aH2TgMmDNOEHqJJqq7nPK3SWHhkcdh-XhJWw0yn3UhwuYMi72XwgKfjZw/s1600-h/14.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 263px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhRq7ejg0ip_BBO7z1yPBvpm3dcMoHdfqEVz9Vb3qjHbv393o_JGTH_UTG0XWjG5ALCLwyX32esSEYDLRmAu9aH2TgMmDNOEHqJJqq7nPK3SWHhkcdh-XhJWw0yn3UhwuYMi72XwgKfjZw/s400/14.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393912962100626914" border="0" /></a>Irgendwann verlaufen Route 1 - hier über dutzende Kilometer ausgebaut wie eine ausgewachsene deutsche Autobahn - und die tatsächliche Autobahn nebeneinander. Dann sind acht Fahrspuren auf einer Breite von über 100 Meter auf Brücken und mächtigen Betonstelzen in die Landschaft gestellt. Nix mehr übrig vom Strand. Und darunter, ich habe es gesehen, wohnen noch immer Leute in ihren nun dunklen, ewig im Schatten unter den stetig dröhnenden Straßen liegenden, kleinen, engen Häusern.<br /><br />Schlimm muss das sein, denke ich mir.<br />Immer Schatten. Dieser Lärm. Staub und Ruß. Kein Regen, keine Gärten, dabei lieben die Japaner ihre kleinen Oasen.<br />Nichts für mich.<br /><br />Ich gebe Gas, versuche, so schnell wie möglich zu einer hoffentlich kleinen Küstenstraße zu kommen. Vorn sehe ich einen Rennradler in meine Richtung fahren. Nach 10 Minuten habe ich ihn eingeholt. Er erschreckt förmlich, als ich mit 35 km/h an ihm vorrüber ziehe. Aber wir grüßen und winken freundlich. Wenig später ist er weg.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Wenn Waden sterben</span><br /><br />Irgendwann habe ich sie dann gefunden - die Straße, die ich wollte. Es ist zwar immer noch die Route 1, aber jenseits von Autobahnstress und eingezäunten Fahrspuren. Ich drehe mich um bei einer meiner Pausen und blicke nach hinten. Da, wo ich hergekommen bin. Wolken, dicht und dunkel hängen über den Bergen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StsHQXGhL5I/AAAAAAAAEkU/-boM7cNNFKg/s1600-h/16.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 178px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StsHQXGhL5I/AAAAAAAAEkU/-boM7cNNFKg/s400/16.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393912956366958482" border="0" /></a>Selbst hier, selbst jetzt, weit nach Mittag, kann ich den Fuji-san nicht sehen. Arrogantes Biest! Ah, ich merke, wie hart diese Etappe doch eigentlich wieder ist. Mein Magen knurrt, die Knie haben sich auch schon mal besser angefühlt und meine Klamotten sind so nass, dass man denken könnte, ich komme aus einem Starkregen.<br /><br />Die nächste Lawson Station ist nicht weit.<br /><br />Innen, am Frischeregal, entdecke ich "Pasta al Arrabiatta". Na, mein Lieblingsgericht Italiens in Japan? Das muss ich probieren.<br />An der Kasse fragt sie mich wieder einen Satz. Ich kenne ihn. Schon oft gehört. Keine Ahnung, was genau sie da sagt, aber es meint: "Soll ich das Gericht für Sie aufwärmen?"<br />Denke ich.<br />Ich sage "Hai! Arrigato!"<br />Eine Minute später hat der Atomofen mein Gericht heiß geschossen. Dampfend, sogar mit einer Gabel, überreicht sie es mir, entschuldigt sich mit Verbeugung dafür, dass sie mich abkassieren muss.<br /><br />Draußen hocke ich auf dem Randstein, parkende Autos laufen neben mir. Leute starren den bunten Vogel an. Mir egal. Ich esse. Lecker japanische Arrabiatta.<br />Ist das etwa Seetang da, über dem Parmesan?<br /><br />Na, muss ja auch ne japanische Note haben. Klaro.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiS5UnOzlggeNpumyz_9cZbHQDoduejJJ0_Q6Xgo0qvmimzGrsQ9evEueIiUpLkzKd_u_VReFhtNbrkRjW4rCzvXdCr4B4nCK82sRdYhvouIHvivQv01tKrcrPHJ6-bwImoQlKa1nujuAU/s1600-h/17.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 243px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiS5UnOzlggeNpumyz_9cZbHQDoduejJJ0_Q6Xgo0qvmimzGrsQ9evEueIiUpLkzKd_u_VReFhtNbrkRjW4rCzvXdCr4B4nCK82sRdYhvouIHvivQv01tKrcrPHJ6-bwImoQlKa1nujuAU/s400/17.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393912946089046962" border="0" /></a>Wenig später bin ich wieder ganz nah am Wasser, oben auf dem Monsterdeich. Ein kleiner schmaler Weg. Aber dafür keine Autos. Leute spazieren, sitzen, meditieren oder joggen. Ein, zwei, drei Radfahrer, alles ältere Herren und Damen. Aber sie alle grüßen sich und mich und untereinander, als kannten wir uns schon ewig.<br /><br />Es ist 14 Uhr. 120 Kilometer stecken mir in den Knochen. Ich falle in das tägliche Leistungstief. Und schaue immer wieder auf meinen Kartenausdruck: So weit noch? So weit, tatsächlich? Moment mal, hier stimmt doch was nicht?!?<br /><br />Wenn ich jetzt hier bin, knapp hinter, oder mitten in, Yaizu, und schon 120 km auf dem Tacho habe, dann sind es bis Fukuroi, meinem Planziel, doch niemals nur noch 30 km?! Wie ist diese komische Distanzangabe denn zustande gekommen?<br />Ich schaue in meinen Campingführer, ob es nicht innerhalb der nächsten 20 Kilometer einen Campingplatz gäbe. Denn, Entschuldigung, 200 Kilometer fahre ich heute nicht! Meine Waden fliegen mir gleich um die Ohren, meine Knie glühen schon und dann sehe ich, dass ich mir einen fiesen Sonnenbrand an meinen Knöcheln geholt habe.<br /><br />Ich finde einen Platz auf der Karte. Sagara Beach. Makinohara City, Yoshida City, so genau weiß man das hier nicht, ist wieder so eine Riesenstadt. Der Platz ist klein, hat nur 30 Plätze, aber dafür wohl am Strand. Klingt nett. Noch 30 Kilometer, schätze ich. Also auf gehts. Frisch und frei! Noch einen heißen Schluck kühlendes Healthya-Wasser hinunter gestürzt und ab geht die Post.<br /><br />Oh weh. Wenn Waden sterben ... bin ich zum Weichei geworden? Frage ich mich, als ich mir wieder einen Sturzbach Schweiß aus dem Gesicht wische. Meine Handschuhe sind augenblicklich nass. Nee, ein Weichei bestimmt nicht. Wer bei 40 Grad ohne Schatten und 25 bis 30 km/h eine Last von 30 Kilo durch die Hitze prügeln kann, kann gar kein Weichei sein. Wo ist meine Sonnencreme?<span style="font-weight: bold;"><br /><br /></span><span style="font-weight: bold;">California in Japan</span><br /><br />Wow! Muss ich rufen, als ich endlich die dichten Städte verlassen habe und auch der Tsunamidamm nicht mehr so hoch ist - ich bin fast auf Meereshöhe! Weit hinten kann ich die Halbinsel Izu erkennen - berühmt für die vielen heißen Quellen und die Massen an traditionellen Bädern - Onsen genannt. Aber ein Onsen, so habe ich es mir vorgenommen, werde ich in Beppu, der Welthauptstadt der Onsen-Kultur, besuchen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StsHPr4J4XI/AAAAAAAAEkE/wQAAmZUFZpk/s1600-h/18.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 205px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StsHPr4J4XI/AAAAAAAAEkE/wQAAmZUFZpk/s400/18.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393912944763986290" border="0" /></a>Blau scheint das Meer. Blau glänzt ein makelloser Himmel, an dem sich keine einzige Wolke zeigt. Blau schimmern auch die Berge im fernen Izu. Blau, basaltfarbig glänzt der Beton, auf dem ich nun fahre. Einzig die grotesk riesigen Betonwellenbrecher, die mich irgendwie an den Westwall erinnern, stören hier das Bild.<br /><br />Dunkler, grober Vulkanstrand, dahinter Kühlung verheißender Pazifik. Einige Angler sind über die massiven Mauern geklettert, haben Rute und Ausrüstung über die Wellenbrecher balanciert und fischen nun in der wogenden Brandung.<br /><br />Wie gern würde ich mir jetzt gern meine schweißnassen Kleider vom Leib reißen und einfach reinrennen! Warum mache ich es nicht? Ja, warum?<br />Vielleicht, weil es schon 16 Uhr ist und ich langsam wirklich Gas geben muss - ab 17 Uhr setzt in Japan um diese Zeit die Dämmerung ein. Und dann kann man tatsächlich zuschauen, wie die Sonne versinkt. In wenigen Minuten geht dann das Licht aus. Und ich zweifle, ob ich dann noch auf dem Zeltplatz einen Offfiziellen antreffe.<br /><br />So sehe ich mich satt, versuche, mich mit Gedanken zu kühlen.<br />Die Beach Boys hallen mir durchs Gemüt.<br />Die gute Laune kehrt zurück - ich habe sie, meine kleine Küstenstraße.<br /><br />Irgendwann erreiche ich den Ortsteil, zu dem sie mich alle schicken, wenn ich frage. Breiter, riesenbreiter Sandstrand. Davor, auf einem Surfbrett stehend, "Our Lady", die Freiheitsstatue aus New York City. Surfin´USA mitten in Japan.<br /><br />Und tatsächlich. Am Strand parken die VW Bullys, auf den Dächern die Bretter, hier und da knackige Mädchen-Pos in engen Surfklamotten, draußen, in der Brandung, Jungs, die versuchen, standhaft zu bleiben.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgeWerIOxPAmhuPYzN66EXOjvB0uasQymQH2n4ABJ9sf9o42XCcsKdqjHpHr0x-HedSmxfee_uFqD3BgxxziHz6AS02YamkZYix1Ao0ZFZM1C8-ws9kleMnkphMLm8t9Nw6Q_Mxfcd_1A4/s1600-h/19.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 210px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgeWerIOxPAmhuPYzN66EXOjvB0uasQymQH2n4ABJ9sf9o42XCcsKdqjHpHr0x-HedSmxfee_uFqD3BgxxziHz6AS02YamkZYix1Ao0ZFZM1C8-ws9kleMnkphMLm8t9Nw6Q_Mxfcd_1A4/s400/19.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393912938485053746" border="0" /></a>Grillduft zieht in leckeren Schwaden an mir vorbei. Irgendwo hört jemand laut Reaggae. Die Eisverkäufer packen zwar schon ein, aber ich kann mir das hier richtig gut als überfülltes Surfer´s Paradise vorstellen.<br /><br />Kalifornien in Kanji. Herrlich. Ich schalte ein paar Gänge runter, cruise den Strand hoch und runter. Genau da, hinter der Tsunami-Mauer muss er doch sein, der Campingplatz?! Mehrmals, zwei, drei mal fahre ich um den Kiez herum. Nix. Kein Campingplatz.<br /><br />Da halte ich vor einer Hütte. Draußen, versammelt um einen Grill, drei, vier Japaner. Männer und Frauen, locker, lässig in bunte Shirts gekleidet, lange Haare, zottelig - so gar nicht das, was ich sonst gewohnt bin.<br />"Hi!", grüßen sie sofort. Zwei stehen auf.<br />"Sugoi!", ruft die eine begeistert über mein Fahrrad. Sie prostet mir mit einer Dose Asahi-Bier zu. "Sugooooi!", noch einmal.<br /><br />"Konnichi wa.", rufe ich freundlich. Sie antworten im Chor. Jetzt steht auch der Mann auf, der eben noch lässig in der Hängematte an einem Joint gezogen hat (dabei werden doch gerade hier Drogenvergehen drakonisch geahndet?!?).<br /><br />"Sumimasen", beginne ich und hebe an, meinen "ich spreche kein Japanisch"-Satz herunterzusagen. Wie immer, freuen sie sich, dass ich das in ihrer Sprache tue. Ach, denke ich mir, wenn ich den blöden Platz nicht finde, kann ich bestimmt bei dieser netten Kombo mein Zelt im Garten aufschlagen.<br />"Camping Site?", frage ich und schiebe ein "Tento." hinterher - japanisch für "Zelt".<br />"Ah, straighto, straighto!", sagen sie unisono - der Platz wäre nur die Straße runter.<br />Mmh. Da war ich doch schon zehn mal? Na, schauen wir mal.<br /><br />"Arrigato gozaimas" - artig bedanke ich mich, winke und will losfahren. Da fragt sie, woher ich käme. "Doitsu-jin des.", antworte ich mal wieder.<br /><br />"Wow! Yeah - Doitsu!", flippen sie da hinter mir aus.<br />Ich winke wieder.<br /><br />Ja, sie stehen auf Deutschland hier.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhPwStRqeYkbbokJ0A5QPc9VOdy3gPRHSKfvrHL-ajD67jYvolfLe0_EUkLtMPzRyYwdEyOMqsv8E_tZRJq-b5r2gyKFsEv6JTdBDQaFX4V86qwwk9tWHCK2EOdfSmJvEsnmXwNV3eTDM4/s1600-h/20.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 301px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhPwStRqeYkbbokJ0A5QPc9VOdy3gPRHSKfvrHL-ajD67jYvolfLe0_EUkLtMPzRyYwdEyOMqsv8E_tZRJq-b5r2gyKFsEv6JTdBDQaFX4V86qwwk9tWHCK2EOdfSmJvEsnmXwNV3eTDM4/s400/20.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5394995143613118930" border="0" /></a>Nur, warum dann um alles in der Welt die Freiheitsstatue? Müsste sich dann hier nicht eigentlich Goethe auf dem Surfbrett räkeln?<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Are-ru ... American?</span><br /><br />Also folge ich den Anweisungen der bizarren Reaggaejapaner und fahre noch einmal - langsam - die Straße hinab. Irgendwann komme ich an einen Parkplatz, eingezäunt von riesigen Palmen. Ein großes, buntes Schild steht da. Irgendwas Unleserliches steht darauf.<br />Zeltplatz?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiqyuseXnPc1b0Qb6dELolgp1AU6wjQvJG1YAfHz8LWLCtuRLEu4UhQuj1auXdcyCJM0NDYLkUGVe2vZjG1APJdzam5voxzs0d9kCNVAWL4DmryNCvQAO7VZGNfd-14GcB4tYjO8H2HIBY/s1600-h/21.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 212px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiqyuseXnPc1b0Qb6dELolgp1AU6wjQvJG1YAfHz8LWLCtuRLEu4UhQuj1auXdcyCJM0NDYLkUGVe2vZjG1APJdzam5voxzs0d9kCNVAWL4DmryNCvQAO7VZGNfd-14GcB4tYjO8H2HIBY/s400/21.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393912711256814978" border="0" /></a>Ich fahre auf den Parkplatz, dahinter ein riesiges Empfangsgebäude. Ich fahre vor. Ah, ein Schild. Mit Englisch sogar. "The Sagara Beach Golf Club". Mmh. Mist.<br /><br />Ein, zweihundert Meter weiter die nächste freie, unbebaute Fläche. Nur Sand, kein Gras. Aber eine Schranke und ein Wachhäuschen. Auch diese Fläche - leer. Kenie Zelte, keine Camper. Na, ich fahre mal rauf. Von irgendwo ruft jemand. Ich drehe mich um - vier, fünf, sechs ältere Herren sitzen auf Campingstühlen und spielen Karten. Sie rufen. Ich lächle sie an, fahre in ihre Richtung, da springen sie auf und winken. Verjagen mich. "Hau ab!", machen ihre Arme. Richtig wütend sind sie, äh, hallo?<br />"Sumimasen ...", rufe ich, will fragen.<br />Sie schütteln energisch den Kopf, die "Hau ab!"-Gesten kommen jetzt aggressiver. Einer der Männer stellt einen Gartenschlauch an.<br />Und spritzt in meine Richtung.<br /><br />Habt Ihr ´nen Knall?!? Wo ist denn bitte die japanische Hilfsbereitschaft?<br />Ich will noch was fragen, aber die werden jetzt richtig sauer.<br />Einen dicken Finger kann ich mir nicht verkneifen, dann drehe ich um und beschleunige. Kopfschüttelnd verlasse ich das Sandgrundstpück. Na, das war eh nicht der Zeltplatz. Hoffe ich.<br /><br />Und tatsächlich, nur 50 Meter weiter finde ich ihn. Ganz klein ist er. Zwischen Eigenheimen, vielleicht 50 Meter breit, 100 Meter tief. Der Zeltplatz. Gras. Badehäuschen. Alles fein. Endlich!, stöhne ich, fahre auf das Gelände, stutze - denn auch hier ist alles leer - und halte an.<br /><br />Just in diesem Augenblick hält ein Toyota vor mir. Ein älterer Herr, eine ältere Dame (seine Frau) und ein junges Mädchen steigen aus. Der Herr macht auch eine "Hau ab!"-Geste, aber wesentlich freundlicher. Ich steige ab. Nee, Jungs, jetzt erklärt ihr mir bitte, was hier los ist.<br /><br />Alle drei kommen auf mich zu. Reden ununterbrochen auf Japanisch ...<br />"Sumimasen", das alte Lied, "wakarimasen - watashi wa hotondo nihongo o hanase masen!"<br />Er schaut ratlos sein Frau an. Das Mädel, vielleicht 13 Jahre alt, grinst mich an.<br />Er kommt auf mich zu, stellt sich neben mich: "Rangu pogi shi&/%& &%$%'*S tsuni ()/&!"<br />Man, Leute, W-A-K-A-R-I-M-A-S-E-N!<br />Er schnauft.<br />"English?", frage ich hoffnungsvoll.<br />"No Ingwish!", sagt er. Ah, das klang doch ganz gut?<br /><br />Ich hole meinen Reiseführer raus, und schlage die Seite mit dem Hinweis auf Sagara Beach auf.<br />"Tento?", frage ich, deute auf die Seite.<br />"Hai! Hai!", macht da seine Frau und sagt noch was Japanisches hinterher, das wie "Jo, das ist unser Campingplatz!" klingt.<br />"Crose!", sagt der Mann.<br />Äh. Was?<br />"Crose ...", nun auch seine Frau.<br />Ach - closed?<br />"Hai, hai!", sie nicken. Und freuen sich.<br /><br />"But ... but ... when closed?", ich bin wie vom Schlag getroffen.<br />"Today.", sagt er.<br />Wie, was? Heute, eben, gerade jetzt geschlossen? Was? Nee, oder - ist nicht wahr?! Mir fällt das Gesicht vom Kopf. Augenblicklich stehe ich da, muss aussehen, wie vom Blitz getroffen.<br />"Closed today?", frage ich nochmal.<br />"Crose today, hai.", sagt er.<br /><br />Ich könnte heulen. Ich deute lustlos auf meine andere Karte: "Fuji-san - Sagara - I cycle today. And now closed? Where can I go?"<br />Ich versuche, die treuesten Hundeaugen zu machen, die ich habe. Disneyaugen.<br /><br />Da redet die Kleine auf ihren Vater ein.<br />Auch seine Frau wendet sich an ihn.<br />Es klingt wie "Ach, komm, Daddy, lass den Typen doch hier schlafen ..."<br /><br />Er schaut mich an.<br />Und stöhnt. Mir läuft Schweiß den dreckigen Hals hinab.<br /><br />"1 Day?", fragt er.<br />"Hai! 1 Day. Tomorrow, at 7 - I will go." Hoffung keimt auf in mir.<br />"1 Day?", will er noch einmal wissen.<br />"Hai!", den Rest spare ich mir.<br /><br />Wieder mustert er mich, von oben bis unten. Stöhnt dabei. Seine Augenlider zucken. Nee, das sieht nicht gut aus. Er atmet ein, schaut sich um. Scheint zu denken - Ach Kacke, das wars also mit dem Feierabend! Dieser Knilch versaut mir hier alles!<br /><br />"Are-ru ... American?", will er wissen.<br />Ob ich Ami bin? Nee. "Watashi wa - Doitsu-jin des.", sage ich kopfschüttelnd. Deutscher bin ich. "Hamburg.", schiebe ich noch hinterher.<br />"Ah!", zum ersten Mal freut er sich.<br /><br />"Okay. 1 Day!" Er lächelt er mich an. Nun kann auch ich wieder grinsen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj6P2d3qYuqpUqecisFgH_uzE9KBao6WON8xcWkjHU8mCsATckId1PgO8GUNSGN1Ud2JWovFH74bxnmVtJtbIagq5zRVKHyqDWHJKEcxwcD-OnWBAhOQ5NUOpr-KVKqw20nzwYlg7U-qQU/s1600-h/22.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 216px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj6P2d3qYuqpUqecisFgH_uzE9KBao6WON8xcWkjHU8mCsATckId1PgO8GUNSGN1Ud2JWovFH74bxnmVtJtbIagq5zRVKHyqDWHJKEcxwcD-OnWBAhOQ5NUOpr-KVKqw20nzwYlg7U-qQU/s400/22.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393912704635374530" border="0" /></a>Und so kommt es, dass in der warmen, untergehenden Sonne mein Zelt das einzige Zelt bleibt auf diesem Campingplatz. So kommt es, dass ich der einzige Badegast im Badehaus bin. Und so kommt es, dass die liebe Zeltplatzfamilie es nicht übers Herz bringt, mich, den armen, schwitzenden, deutschen Liegeradfahrer wieder von dannen zu schicken.<br /><br />Ich fasse es kaum, als ich im heißen Strahl der belebenden Dusche stehe. Frisches Waschgel rieche, mir den Smog und den Staub der Straße abwaschen und so endlich mal wieder befreit durchatmen kann.<br /><br />Etappe beendet!<br /><br />Mein Gott, wie knapp war ich davor, bei den kiffenden Japanern um Asyl fragen zu müssen - nicht, dass das nicht auch lustig gewesen wäre. Aber eines steht fest: An ruhigen Schlaf wäre bei diesen Partypeople nicht zu denken gewesen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjMYPYzUy1H69koTRmkLLEtEteWhHbSdez-wa-G8ueGeS2E49IjyYQb9brgeUMlYRfDJskC3pVE7UthJpPTdhs9mH79o9JEr7Js0gDvCST9_aOsLCbrlQR0T8Envo3FX8jr_CgXz_cZow4/s1600-h/23.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 194px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjMYPYzUy1H69koTRmkLLEtEteWhHbSdez-wa-G8ueGeS2E49IjyYQb9brgeUMlYRfDJskC3pVE7UthJpPTdhs9mH79o9JEr7Js0gDvCST9_aOsLCbrlQR0T8Envo3FX8jr_CgXz_cZow4/s400/23.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393912697957748562" border="0" /></a>Unten am Meer - dort schlendere ich hin, nachdem ich zu Abend gegessen hatte - versuchen noch einige wenige Harte die Abendbrandung auszunutzen. Ich muss immer wieder grinsen, denn das denkwürdige Gespräch mit der Zeltplatzfrau vorhin will nicht aus meinem Kopf:<br /><br />Ich: "Do you stay here?", will ich wissen, denn einer muss ja auf Zelt und Rad aufpassen.<br />Sie: "Lawson Station? Straighto - left.", sagt sie und weist mir den Weg zum Laden.<br />Ich: "Ah ... arrigato!", bedanke ich mich. Denn wo der nächste Laden ist, wäre dann auch meine zweite Frage gewesen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgwYwrhkW0O9InabtxRkeLdwXkhDFZkiq8vu9Pj7zDX3_xIcxgGyD9AU7_KCRBM-SEHB4XAPfVjfEdO9vx69VI6edeSJlq2IGYl4oBI1ZGohhu9Rfd7_v7Up1pIA4HNrNV_p7c9QNvZn1s/s1600-h/24.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 220px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgwYwrhkW0O9InabtxRkeLdwXkhDFZkiq8vu9Pj7zDX3_xIcxgGyD9AU7_KCRBM-SEHB4XAPfVjfEdO9vx69VI6edeSJlq2IGYl4oBI1ZGohhu9Rfd7_v7Up1pIA4HNrNV_p7c9QNvZn1s/s400/24.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393912692234134866" border="0" /></a>Golden geht die Sonne unter. Ich bin satt. Ich bin sauber. Ich bin geschafft, aber, und das ist das Wichtigste, ich bin angekommen. Zwar nicht da, wo ich wollte, aber ich muss mir nicht irgendwas irgendwie irgendwo suchen, ich habe einen Zeltplatz. Herrlich.<br /><br />Draußen rauscht das Meer, etwas verhalten und gedämpft durch die Tsunami-Mauer, aber ich höre es. Kann es sogar gegen das konstante Dröhnen des Notstromaggregates hören, das zwei Parzellen weiter auf Hochtouren läuft, kann den Wellenschlag unterscheiden gegen das Getrommel einer japanischen Drums-Gruppe, die sich irgendwo hier im Kiez versammelt hat und nun wild probt, kann es fein heraus hören gegen das Mähen der startenden Flugzeuge, die hier irgendwo starten und landen.<br /><br />Das Meer, das schöne Meer.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StrRoapQi3I/AAAAAAAAEiI/5jjNbpxC-D8/s1600-h/25.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 219px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StrRoapQi3I/AAAAAAAAEiI/5jjNbpxC-D8/s400/25.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393853996006935410" border="0" /></a> Ich schwitze schon wieder. Lasse mein Zelt offen - nur die Insektengaze bleibt unten. Ab und zu kann so ein erfrischend salzig duftender Lufthauch ins stickige Innenzelt dringen. So liege ich da - auf meinem Schlafsack, in dicke Wolle gehüllt.<br /><br />Draußen läuft der Zeltplatz-Daddy noch stundenlang herum. Diese fleißigen Leute finden auch immer noch was zum Arbeiten, denke ich mir, und versuche, den Schlaf zu finden.<br /><br />Kann es aber nicht. Muss an Daheim denken. An meine Freunde. Meine Kollegen. Es fällt schwer, Abstand zu gewinnen. Vielleicht liegt es daran, dass diese Erinnerungen das einzige sind, die mir Halt geben in diesem so fremden, so vollkommen anderen Land? Irgend etwas, an das ich mich krallen kann, das mir wenigstens <span style="font-style: italic;">bekannt </span>vorkommt?<br /><br />Was ist das nur? Dieses "japanische Gefühl", dieses Fremdsein. Dieses Unvermögen, die Menschen lesen zu können. Dieses Außenstehen, nicht reinkommen. Da sein, teilhaben, aber nicht ankommen.<br /><br />Abseits, draußen. Keine Chance.<br /><br />Da ist selbst die Erinnerung an die stressigsten Agenturtage wie Heimat. Vertraut. Ich liege da, wälze mich in meiner Suppe. Und mache mir Sorgen.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Google Maps lügt</span><br /><br />Es beunruhigt mich, dass ich so auf Google angewiesen bin. Meine ganze Tourenplanung, alle Etappen, die Distanzen und die Höhenmeter, die Streckenprofile - alles beruht auf Google-Daten. Wie eine dieser vielen Riesenspinnen, so groß wie eine Kindeshand, die hier überall in den Bäumen ihre noch riesigeren Netze haben, wie eine dieser Riesenspinnen ist Google. Hat sein Netz gespannt. Einmal drin, kommt man nicht mehr heraus.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEildPq_bxxkZguqCc32Cbep0H5SPh0fb7A2eiLjVIeqG9GFejIGleKChdrJgtZlKl93veL6uwOMyaWdwzfZ9fEPGIFIgAlIfSGLMg9LpNUcp3tsmtvW1itDJE7W_H0-7euZYaD1WiSZcds/s1600-h/24_a.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 202px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEildPq_bxxkZguqCc32Cbep0H5SPh0fb7A2eiLjVIeqG9GFejIGleKChdrJgtZlKl93veL6uwOMyaWdwzfZ9fEPGIFIgAlIfSGLMg9LpNUcp3tsmtvW1itDJE7W_H0-7euZYaD1WiSZcds/s400/24_a.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393854307243971810" border="0" /></a>Mein Problem ist, dass ich mit Google für heute eine 157 km-Etappe nach Fukuroi geplant hatte - aber bereits hier, in Sagara Beach schon 142 km verfahren habe. Und bis Fukuroi, so schätze ich auf meiner Landkarte, wären es sicher noch locker 40 bis 50 km.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/St_9H4Cv0QI/AAAAAAAAEmw/WHOdA362TEU/s1600-h/mapx.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 255px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/St_9H4Cv0QI/AAAAAAAAEmw/WHOdA362TEU/s400/mapx.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5395309190357963010" border="0" /></a>Also eine Fehlermarge von 40 Kilometer pro Etappe? Wie soll ich dann das alles schaffen? Jede Distanz, jeder Ruhetag, jede Fähre baut auf dem Vortag auf. Wie soll ich das schaffen?<br /><br />Ja, klar, beruhige ich mich, du bist im Urlaub. Mach mal halblang. Das ist keine Tour de France. Aber. Aber ankommen. In time. Das muss ich schon. Kein Platz für Fehler. Und nicht zu vergessen - das Shinkansen-Ticket in meiner Brieftasche. Der Zug, dieser eine Zug, der am 9. Oktober um 12:44 Hiroshima Station verlassen wird, das ist meiner. Und den MUSS ich kriegen.<br /><br />Ich liege noch lange wach. Lange, bis nach Mitternacht. Noch 7 Stunden Schlaf. Noch 6 Stunden Schlaf. Noch ... 5 ... Stunden ... dann ist der Doitsu-jin eingeschlafen. Und die Trommeln, sie trommeln noch, die Flugzeuge, sie starten noch. Und das Meer. Das Meer wiegt mich rauschend in die Tiefe eines Traumes.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StrL6oWagPI/AAAAAAAAEho/lu-BUSJwfYU/s1600-h/map3_E2.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 232px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StrL6oWagPI/AAAAAAAAEho/lu-BUSJwfYU/s400/map3_E2.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393847711853871346" border="0" /></a><span style="font-style: italic;">Gefahren: 142,12 km in heißen 5:40 Stunden mit einem richtig guten 25 km/h-Schnitt.</span><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnc_Lj-HbEPiAvV1HXaOTdffwatQav-CmQ9HfCtM_2TIEUJnSP4_8Ta4NMvsMq9HnUW5rMBz4lcB8aAhS06Q4LiKOjqggXD69wX4maV9fxE5Uuv7O0XIn5TYlHaGVSmHI3PK6JZ0HRZqk/s1600-h/coming_soon.jpg"><br /></a>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/11924140569160672339noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8275082678236673049.post-91228494759801320082009-10-10T09:02:00.002-07:002009-11-08T04:34:44.544-08:00Mighty, misty Fuji-San.<span style="color: rgb(255, 0, 0);">Tag 2/Etappe 1 - Von Tokyo zum Mount Fuji</span><br /><br />Wenn ich könnte, ich wäre schon um fünf aufgestanden. Gut, ich hätte ja auch können, aber um nichts in der Welt will ich das Frühstück verpassen. Rede ich mir ein. Das Frühstück, ja, das ist die Mahlzeit des Tages. Grundstein aller Leistung.<br /><br />Und Leistung, die muss ich heute bringen. Keine 30 Kilometer gemütliches Cruisen in Tokyo. Nein. Heute steht eine erwachsene Etappe auf dem Plan.<br /><br />Ich liege halbwach, wälze mich herum, immer wieder drehe ich mich von einer Seite auf die andere. Dann und wann stelle ich die Klimaanlage wärmer, naja, eher "leiser", denn ich bilde mir ein, wegen der Lüftungsgeräusche nicht schlafen zu können.<br /><br />Dabei ist es die Spannung, die mich nicht schlafen lässt.<br /><br />Morgen. Heute. Gleich - gehts los. Meine erste Etappe in Japan. Allein. Kein Maki. Kein Ats. Keine Jungs von Cycle Tokyo!, die mich beschützen, mir Ratschläge geben. Die wissen, wo man abbiegen muss.<br />Gestern sind sie extra noch mit mir 500 Meter um die Blöcke gezogen, um mir zu zeigen, wo ich abzubiegen habe.<br /><br />"Your stage will be easy," haben sie gesagt, "just turn left - right - left. Onto Route 20."<br />Links, rechts, links. Ganz einfach, stimmt.<br />Auf die Route 20. Easy-peasy.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Stf2nF6CYDI/AAAAAAAAEdc/-5Lw1DkdEwg/s1600-h/map1.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 252px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Stf2nF6CYDI/AAAAAAAAEdc/-5Lw1DkdEwg/s400/map1.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393050230260391986" border="0" /></a>Irgendwann, noch 14 Minuten bis 6 Uhr, mache ich das Licht an. Ich nehme meine Kartenausdrucke, die ich mir zuhause angefertigt habe und beschaue sie. Eigentlich wirklich ganz einfach. Nur auf der 20 bleiben. Nicht ablenken lassen, den Schildern folgen. Easy. Und dann, dann bin ich aus Tokyo raus. Bin in den Bergen. Im Wald. In der Natur.<br />Und dann, dann irgendwann, der erste Höhepunkt meiner Tour: 3.770 Meter hoch.<br /><br />Fuji-san. Der heilige Berg.<br /><br />Und schon huscht ein Lächeln über meine Lippen. Legitimiert durch das Weckersurren, denn nun darf ich offiziell aufstehen. Und irgendwie freue ich mich auf meinen kalten Reis, die heißen Nudeln und den faden grünen Tee - heute, heute geht es los. 1.500 Kilometer finden ihren Anfang. Die Tour startet!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Japanischer Abschied</span><br /><br />Nach dem ausgiebigen, aber zugegeben wenig schmackhaften, Frühstück beginne ich damit, meine Sachen aus dem Zimmer vor das Hotel zu bugsieren. Und das ist auch so eine Geburt:<br /><br />Zuerst die Speedmachine. Hochkannt in den Lift, von dort quer durch die Lobby. Die Rezeptionisten verbeugen sich, ich lächle sie an.<br />Dann in den nächsten Lift, der uns von Etage 3 auf Ground Level und vor die Hoteltüren bringt.<br /><br />Ich stelle das Liegerad ab - den Japanern ist ja zu trauen, was das Klauen von Fahrrädern angeht. Trotzdem beeile ich mich. Erster Lift, quer durch die Lobby, Rezeptionisten verbeugen sich, ich lächle wieder, nächster Lift, rein ins Zimmer. Zugegriffen.<br /><br />Dann kommen meine Packtaschen dran - mit 15 Kilo am Limit dessen, was ich mitnehmen will. Zelt, Schlafsack und Fahrradplane in der einen, Klamotten und Proviant für die Etappe in der anderen Tasche. Unter den Arm klemme ich mir noch die Isomatte, hänge mir den Fotoapparat um und setze mir halb dem Helm auf. Dann wieder - Lift - Lobby - Verbeugen - Lächeln - Lift 2 und schon bin ich unten.<br /><br />Speedy ist noch da. Sehr gut. Ich stelle die Sachen rund ums Rad, vertraue wieder auf die ausgewiesen niedrige Diebstahlrate in Japan, fahre schnell hoch in die Lobby, um meinen Schlüssel abzugeben.<br />Die Rezeptionisten nehmen ihn entgegen, präsentieren mir noch die Abschlussrechnung (Was? Ein 5-Minuten-Mama-ich-lebe-noch-Anruf nach Deutschland kostet 10 Euro???) also ob sie mein Diplom in Atomphysik wäre. Dann, na klaro: Verbeugen, Lächeln.<br /><br />Wieder unten packe ich alles aufs Rad, schon bildet sich eine kleine Traube um uns. Junge, Alte, Mann und Frau bleiben stehen, tuscheln, schauen, grinsen, interessieren sich. Manche gehen weiter. Manche zücken ihr Handy und machen ein Foto. Einer filmt mich.<br />Alle lächeln.<br /><br />Ich aber, ich muss los. Etwas peinlich ob der Aufmerksamkeit, die mir zuteil wird, lasse ich mich in den Sitz meines Rades sinken, klinke den Fuß ein und - hey, es kann losgehen!<br /><br />Und nun bin ich es, der sich leicht verbeugt. Man muss sich ja beim Publikum bedanken. Im Rückspiegel sehe ich es: Lächeln, Nicken.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">The endless</span> <span style="font-weight: bold;">City</span><br /><br />Ich soll also nicht, wie geplant, die kleine, ruhige Straße, sondern die Route 20 fahren. Cycle Tokyo!-Tipp. Je größer die Straße, desto sicherer ist sie zweisprachig ausgeschildert. Aber zunächst muss ich sie finden. Hier irgendwo in Richtung des Gurkenhauses verläuft sie, hinter Shinjuku Station.<br /><br />Dabei muss ich lächeln. Irgendwie komisch, dass die Japaner eine so protektionistische Haltung ob ihrer Sprache, ihrer Kultur haben, aber anscheinend keine eigenen Wörter für "Bahnhof" haben - denn die heißen tatsächlich englisch "Station" hier.<br />Oder "River". Alle Schilder, die ich vorgestern auf der Fahrt hierher vom Taxi aus gesehen habe, benannten die Flüsse in english.<br /><br />Naja. Konzentriere dich!, denke ich, als ich, ganz links eingeordnet, die ersten Tretbewegungen allein auf japanischem Asphalt mache.<br />"Left - right - left", hatte Ats mir die Eselsbrücke zum Auffinden der Route 20 eingehämmert.<br /><br />Zunächst bin ich allein auf der Straße. Hinter mir surrt ein kleines Reinigungsauto, das dafür umso mehr Rundumleuchten hat und in meinem Rückspiegel aussieht, als lande ein Ufo in Shinjuku. (Und wenn, so denke ich mir, landen die Aliens sowieso hier. Passt also.)<br /><br />Dann biege ich rechts ab. Und stecke in feinster Morning Rush Hour fest. Taxis, Trucks und Vans, das alte Spiel. Rechtsabbiegen bei Linksverkehr ist ja wie Linksabbiegen bei Rechtsverkehr - also etwas für freche Jungs mit starken Nerven. Ats gab mir den Rat, mir zu nehmen, was ich brauche - dabei aber höflich zu bleiben.<br />Also beginne ich, mich durch die stehenden, oder zumindest zäh fließenden Blechkarossen zu schlängeln, und dabei zu lächeln und zu nicken.<br />Es klappt.<br />Mehr noch, einige setzen sogar etwas zurück, als sie mich sehen. Dann verbeugen sie sich kurz.<br />Ich kann es kaum fassen - in Deutschland hätte ich jetzt schon Ohrklingeln vom Hupkonzert der Radwegnazis.<br /><br />Endlich ganz links angekommen, kann ich mich - natürlich wesentlich schneller als der übrige Verkehr - durchschlängeln. Was weniger Spaß macht als angenommen, denn mit mir scharren knarzend ein Dutzend Roller an der Blechschlange vorbei - in deren blauen Dunst ich mit meiner Nase hänge. Ekelhaft.<br />Ich werde mich hieran zu gewöhnen haben.<br /><br />Nach 500 Metern wieder rechts. Und da steht es über mir, das Schild: "Route 20. Kofu 171 km. Otsuki 100 km." Und Otsuki ist es, wo ich hin will, denn dort muss ich nur links abbiegen und würde genau auf den Fuji zurollen.<br />Das zur Theorie.<br /><br />Zunächst einmal muss ich Tokyo verlassen. Und trete rein. Denn bald schon hat sich der Berufsverkehr verabschiedet und ich - da stadtauswärts unterwegs - habe eine relativ freie Strecke. Na, zumindest rollt der Verkehr jetzt.<br />Es ist 9 Uhr.<br /><br />26, 27, 28 km/h. Autos überholen mich. Roller, LKW. Alle fahren schön in weitem Bogen um mich herum. Es klappt wunderbar. An der nächsten roten Ampel habe ich wieder alle eingeholt. Dann stehen wir da, beschauen uns, nicken und lächeln - Grün - und schon geht es wieder los.<br /><br />26, 27, 30 km/h. Ich rolle mit meiner Speedmachine wirklich gut. Ich trete rein, haue nicht zu viel Energie raus, gewöhne mich langsam wieder an das Fahren mit so viel Gepäck und bald schon steuert sich mein schwer beladenes Liegerad wieder wie in Trance.<br /><br />Rote Ampel. Abbremsen. Halten. Nicken, Lächeln.<br />Grün. Und los gehts wieder.<br />Ich fliege auf der 20, über mir, in etwa 10 Meter Höhe, der Betonkoloss der Autobahn, Chuo Expessway, der ist für mich verboten. Aber ich muss an den Ampel aufpassen, dass ich nicht aus Versehen abbiege, denn die Auffahrten zum "Expwy", wie er hier abgekürzt wird, sind so gebaut, dass man früher oder später immer auf ihm landet.<br />Ah, Rot. Abbremsen, Füße ausklinken. Stehen, Nicken. Lächeln.<br /><br />10:30 Uhr. Grün. Wieder antreten. Ich beschleunige. Langsam knirscht es in den Knien. Ich muss mehr trinken. Setze die Flasche an - mmh, lecker faden grünen Tee, und spüle meinen Mund aus. Ekelhaft, dieser Geschmack von Feinstaub und Rollerabgas.<br /><br />30 km/h, es rollt wieder. Mittlerweile ist es warm geworden, meine Güte ist das warm! Mitbekommen tue ich davon nicht viel, da der Expeewee, wie ich ihn jetzt taufe, ein toller Schattenspender ist.<br />Schweißperlen stehen auf meinen Unterarmen.<br />Rot. Anhalten. Lächeln. Nicken.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StlzIMTReRI/AAAAAAAAEdk/DanrIds6_gM/s1600-h/akira-b.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 159px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StlzIMTReRI/AAAAAAAAEdk/DanrIds6_gM/s400/akira-b.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393468613331089682" border="0" /></a>Hinter mir brummt es. Kommt näher. Schwillt an. Wird zum Röhren. Meine Güte! Ist das Godzilla? Während der Brunft?<br />Mich überholen bei erneuter Grünphase 5 Motorräder. Aber was für welche! Lackiert in den grellsten Tönen, die die RAL-Farbtabelle hergibt (und die, so vermute ich, von der UNO und der Weltvereinigung der Augenärzte auf der schwarzen Liste stehen) und versehen mit extralangen Hinterradschwingen, sehen diese Monster eher aus wie aus dem Supermanga AKIRA, denn von diesem Planeten.<br />Einer der Piloten - es ist mal wieder Rot und wir stehen nebeneinander - schaut mich an.<br />Ich nicke, lächle. Wie immer.<br />Er hebt seinen Unterarm und macht den Daumen nach oben. Ah, mal was anderes.<br />Dann wird Grün, und ehe ich mir die nur in T-Shirt und Hotpants gehüllte Sozius-Mieze seines Hintermannes genauer besehen kann, fauchen die Motorräder from the Future auch schon los.<br /><br />Erst nach 10 weiteren Ampeln sind sie außer Sichtweite.<br />Noch 5 Ampeln mehr und ich kann sie nicht mehr hören.<br /><br />Es ist 12 Uhr, als ich mal wieder eine Rotphase durchmache und sich mein Magen knurrend bemerkbar macht. Hallo? 12 Uhr? Ich bin denn wirklich schon 3 Stunden unterwegs?<br />Ich betrachte meinen Bike-Computer.<br />45 km Tagesleistung steht da.<br />Es wird grün, aber ich komme aus dem Staunen nicht heraus. 3 Stunden, 45 Kilometer, wahrscheinlich schon 112 Ampeln mitgenommen: WANN HÖRT DIESE STADT AUF???<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Kofu ist NICHT gleich Chofu?</span><br /><br />"Sometimes Routes will disappear.", hatte Maki gesagt. "And then reappear."<br />"Same with Cities, marked on the signs.", hatte Ats hinterhergeschoben.<br />Ich werde ihr wissendes Grinsen nie vergessen.<br /><br />Ich orientiere mich an "Route 20" und dem Hinweis auf Otsuki und Kofu. Und irgendwann, bei Ampel 200 oder so, passiert es dann. "Route 20" steht nicht mehr da. Dafür Hinweise, dass es nach links in Richtung Yokohama gehe - wo ich nicht hin will - und nach rechts nach Chofu.<br /><br />Mmh. Chofu, Kofu, Mofu, Klofu - klingt alles gleich. Ich fahre nach rechts. Nicht lange labern, komm, reingetreten, es bleibt nicht ewig grün.<br /><br />Und merke nach einigen Kilometern, dass Chofu wohl doch nicht Kofu ist. Ein Blick in die Karte - umständlich, da ich anhalten und herumkramen muss - bestätigt dies.<br /><br />Ha, na klar, ich hätte, um nach Kofu zu kommen, nicht nach Chofu, sondern nach Fuchu fahren müssen! Na, das liegt ja wohl auf der Hand!<br /><br />Ich drehe durch, ich drehe durch, ich drehe hier noch durch!!!, kommt eine kleine freche Stimme hinter meiner Stirn hervor. Ich falte die Karte und drehe um, zurück zur Chofu-Kreuzung. Wo ich schauen muss, nach Fuchu zu kommen.<br /><br />Ich muss mehr im Schatten fahren, nehme ich mir vor ...<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Endlich: Grün!</span><br /><br />Irgendwann, so um die 50 Kilometer stehen auf meinem Tacho, irgendwann blicke ich nach rechts. Und da sehe ich es: Das erste Grün, das nicht von einer Ampel über mir herab scheint. Ich sehe das erste Blau, das nicht von einer freakigen Metallic-Lackierung neben mir reflektiert.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEioBUhmvDbnHZoJNfu-sCPuPACvdRCVAYtc8jPAI5geNFcu0ZLL47yyPxpzZS6NVpJAOaEbMH5bZJHC57a1Usairpwa_vVXAtN_ExDttHkwLRAkXfbhdlx9DjToJtUaKruL6RJOB1zq4_M/s1600-h/01_erstes_gruen.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 206px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEioBUhmvDbnHZoJNfu-sCPuPACvdRCVAYtc8jPAI5geNFcu0ZLL47yyPxpzZS6NVpJAOaEbMH5bZJHC57a1Usairpwa_vVXAtN_ExDttHkwLRAkXfbhdlx9DjToJtUaKruL6RJOB1zq4_M/s400/01_erstes_gruen.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5392500918303880050" border="0" /></a>Ich stehe auf einer Brücke. Muss anhalten. Muss diesen Augenblick festhalten. War es das mit Tokyo jetzt? Ist die Ampel-Orgie zu Ende? Sehe ich jetzt auch mal einen Baum? Oder gar, einen Wald?<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StYCdUeBLUI/AAAAAAAAEdM/hFwG6OUlHUw/s1600-h/02_fluss.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 221px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StYCdUeBLUI/AAAAAAAAEdM/hFwG6OUlHUw/s400/02_fluss.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5392500306556824898" border="0" /></a>Ich kann es gar nicht fassen, so sehr freue ich mich: Kein Beton hier! Ein Fluss, nur träge dahin plätschernd, aber hey, was solls - besser als 200 Meter hohe, graue Erdbebenbauten! Ich mache Fotos, wie ein Kind, freue mich und trinke einen Schluck: Schluss mit dem Abgas-Atmen! Schluss mit dem Anfahren, Anhalten, Anfahren, Anhalten.<br /><br />Jetzt gehts ins Grüne. Nehme ich mir vor. Bin ich ganz sicher. Jetzt wirds naturell, jetzt kommen Teeplantagen, duftende Wälder, grasende Springböcke, tolle Radwege, sprudelnde Quellen und grüßende Radler.<br /><br />Ja, ich sollte wirklich mehr im Schatten fahren ...!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StYCdHu90ZI/AAAAAAAAEdE/QvjAwn-zN0c/s1600-h/03.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 258px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StYCdHu90ZI/AAAAAAAAEdE/QvjAwn-zN0c/s400/03.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5392500303138247058" border="0" /></a>Aber ich bin guter Dinge. Jetzt, nachdem ich diesen krassen, vierstündigen Stadtmarathon mit wahrscheinlich rabenschwarzer Lunge und einer Jahresbilanz Feinstaub beendet habe: Jetzt beginnt meine Radtour! Jetzt geht sie los - 50 Kilometer hat es gebraucht, um Tokyo, diesen Riesenmoloch, Stadt-Godzilla und Ampelmonster, das sich da breit gemacht hat, im Tal des Edo-Rivers, das bis an die Berge heranschwappt, wie ein wild wucherndes Betongeschwür, zu verlassen ... Moment mal. Mooooment mal!<br /><br />Berge?<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Verkehrsstau zu den Love-Hotels</span><br /><br />Bevor ich meine erste Bekantschaft mit den japanischen Bergen, genauer gesagt mit den japanischen Bergstraßen mache, erlebe ich, wie ein Samenstau leicht zum Verkehrsstau werden kann.<br /><br />Und das geht so: Folgt man der Route 20, so wie ich es tue, kommt man ziemlich genau beim Mount Takao heraus, nach dem dann auch die letzte Teilstadt von Tokyo-Metropolitan Area benannt ist, nämlich Takao City.<br /><br />Der Mount Takao ist - das muss ich zugegebenermaßen erwähnen - nicht nur für gestresste, hormongeplagte Japaner interessant, sondern auch für Wanderer und Naturfreunde, die das Ihre zu dem nun folgenden Trauerspiel beitragen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhKeAn8wb4FUn5TRASPitGXJ_LO52C9NclyLe_exrq3km25G9a2MA1g7wiyhEKE4t62tfYX5cMpDhTc2oSLj01WMoiYHkbAMgJPsIEejBMPC4WA1hRhVLBQZNSud56XaYFMPU8N84dGfa8/s1600-h/04_verkehr.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 216px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhKeAn8wb4FUn5TRASPitGXJ_LO52C9NclyLe_exrq3km25G9a2MA1g7wiyhEKE4t62tfYX5cMpDhTc2oSLj01WMoiYHkbAMgJPsIEejBMPC4WA1hRhVLBQZNSud56XaYFMPU8N84dGfa8/s400/04_verkehr.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5392500295967458930" border="0" /></a>Denn die Route 20 wird, gerade, als die Straße anzieht und sich anschickt, zu einer schnieken Steigung zu mausern, zu einer Luststraße. Sogenannte "Love Hotels" - wir würden Stundenhotel dazu sagen - säumen den Weg. Illustre Namen wie "Cherry Inn" oder "The Love Castle" versprechen Mußestunden der besonderen Art. Denn wie ich erkennen - aber nicht fotografieren kann - sind dies nicht nur ordinäre Stundenhotels, wo sich der Gast mit seiner ... nennen wir es "Auserwählten" ... zum Schäferstündchen einmieten kann, nein, es sind dazu noch wahre Themenparks.<br /><br />So komme ich an einem dieser Hotels vorbei, das aussieht, als habe ein Dr. Frankenstein-Architekt sämtliche Baustile und Epochen in einem grotesk bunt angemalten Beton-Super-Klon zum Leben erweckt: Das Erdgeschoss ist ein Eisenbahnwaggon, darüber, links, mit Türmchen, eine mitellalterliche Burg, rechts daneben ein futuristisches Bürogebäude mit verspiegelter Glasfassade, darüber thront ein rosa-rundes Wolkenkuckucksheim und darüber, als Sahnehäubchen, ein güldener Turm, den sie wohl in Potsdams Sanssouci abgekupfert haben.<br /><br />Und von diesen Love-Hotels komme ich hier mindestens an einem Dutzend vorbei.<br /><br />Also, vom "Na, Fräulein, Sie haben also Ihre Fahrkarte vergessen? Und wie bezahlen Sie jetzt die laaaaange Fahrt?"-Spielchen über brutale Fessel-Orgien, Sekretärinnenfantasien, Dornröschen-Poppen bis hin zum Auskosten intimster Rubensgelüste bietet dieses Etablissement also alles, was man sich vorstellen kann.<br /><br />Was auch den irrsinnigen Verkehrsstau erklärt, inmitten dessen ich nun schwitzend wie ein Affe versuche, mich die immer steiler werdende Straße hinaufzuschrauben. Was nicht gerade einfach ist, denn der sonst so komfortabel, fast 50 cm breite Seitenstreifen fehlt nun völlig - dafür aber geht es direkt neben dem weißen Fahrbahnstrich in eine etwa 50 cm tiefe, scharfe Abflussrinne.<br />Fehler darf ich jetzt keine machen.<br /><br />Und da hier die Autos wirklich Stoßstange an Stoßstange fahren, sei mir meine fototechnische Untätigkeit an dieser Stelle verziehen - es ging wirklich nicht.<br /><br />Irgendwann reißt der Strom der Blechkarossen ab. Ich sehe rechts von mir nur einen riesigen Parkplatz, einen Shinto-Schrein und vierzigtausend Autos. Dann bin ich allein. Nur noch alle paar Minuten kommt ein Auto an mir vorbei. Ich kann durchatmen.<br />Muss ich auch.<br /><br />Vor mir türmt sich die Mount Takao Passstraße auf.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=mount+takao&sll=35.625105,139.240508&sspn=0.024872,0.038581&ie=UTF8&hq=%E9%AB%98%E5%B0%BE%E5%B1%B1&hnear=Takao&ll=35.625105,139.240851&spn=0.021767,0.038418&t=h&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/maps?f=q&source=embed&hl=de&geocode=&q=mount+takao&sll=35.625105,139.240508&sspn=0.024872,0.038581&ie=UTF8&hq=%E9%AB%98%E5%B0%BE%E5%B1%B1&hnear=Takao&ll=35.625105,139.240851&spn=0.021767,0.038418&t=h" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Der erste echte Berg. Und was für einer! Schnell schon bin ich am kleinsten Blatt Gang des großen Blattes angelangt. Da überholt mich ein Bergfloh auf einem Rennrad. Sichtlich angeschlagen, das sehe ich, auch bei ihm läuft der Schweiß in Strömen, schwer atmet er, Mund weit offen, Tropfen an Nase und Mund. Die Adern an seinen Unterarmen treten hervor wie kunstvoller Stuck.<br />Er schaut mich nur an. Kein Augenzwinkern, kein Gruß, nichts. Der Mann ist an der Grenze. Und doch, er überholt mich, langsam, aber stetig. Nach einer Minute ist er hinter der Kurve, die da keine 200 Meter vor - aber 20 Meter über - mir im Wald verschwindet.<br /><br />Ich trete rein. Immerhin schleppe ich hier 15 Kilo Gepäck, an die 3 Liter grünen Tee und 65 Kilo Lebendgewicht die Serpentinen hoch. Ich strampele, schwitze, es brennt in den Schenkeln. Hinter mir, im Rückspiegel, die nächsten Rennradler. Drei, nein vier, zwei von ihnen tragen ähnliche Kleidung. Scheinbar trainiert hier ein Team.<br />Einer grüßt im Vorbeifahren - er legt sein Kinn an die Brust, eine Art Verbeugung, der Helm schnellt hinten nach oben. Ein Wunder, dass ihm nicht schwindelig wird!<br /><br />Nach einer Minute sind auch diese vier vorbei. Ich bin wieder allein. Außer ab und zu ein Truck, der schwarz rußend die Serpentine hinaufröhrt. Irgendwann fahre ich links ran, ich bin ja sonst nicht so, steige ab und pinkle direkt neben meinem Rad, direkt neben der Fahrbahn in den Wald. Mir ist alles egal - es ist heiß, verdammt heiß! Ich kann nicht mehr! Was für ein Scheißberg!<br /><br />Wer hätte das geahnt? Vom nie endenden Stadtsmog direkt in eine senkrechte Wand?<br /><br />Irgendwann, wir kennen das ja, irgendwann geht das Hirn aus. Irgendwann übernimmt etwas anderes die Kontrolle. Man selbst geht weg, zieht sich zurück, verlässt seinen Körper und schwebt irgendwo hin. Irgendwo, wo einen die Gedanken gerade hintragen. Bei mir, in diesem Moment ... ist es Hamburg. Witzigerweise. Hamburg, wo gerade der Herbst anfängt und das ich nicht erwarten konnte, zu verlassen. Hamburg also, die Landungsbrücken. Die Seeluft. Die Schiffe. Meine Freunde. Da bin ich gerade. Nicht hier. Wo der Asphalt dampft, wo meine Schläfen pochen und mein Blut kocht. Wo sich die Straße vor mir auftürmt, wo ich durch eine grüne Hölle kurbele, 6, 7 km/h, gerade mal so. Auf dem letzten Zahn.<br />Nein klar, dass ich da jetzt lieber an der kühlen Elbe bin.<br /><br />Aber es hilft. Autogene Flucht. Sie bringt mich den Berg hinauf. Mount Takao, irgendwann bin ich über seine Scheide hinweg. Irgendwann, hinter einer Kurve, ich hatte es ja schon aufgegeben zu hoffen, geht es abwärts. Zunächst kaum spürbar. Ich muss nur vom ersten in den zweiten Gang schalten. Und dann, dann stehen auf ein mal Schilder da. Warnen vor 9 Prozent Gefälle.<br /><br />Gefälle? Gefällt mir!<br /><br />Und ab geht es. Ich lasse rollen. Okay, hochschalten, doch noch beschleunigen - wenn schon, dann will ich hier auch richtig Wind um die Ohren haben. Mit 45, 50 km/h geht es bergab. Mehr traue ich mich nicht - die Japaner haben dicke gelbe Lackstreifen quer über die Fahrbahn vor jeder Kurve gemalt. Das schüttelt das Rad jedes mal dermaßen durch, dass das nicht gerade gut für meine Schläfen ist.<br /><br />Und ehe ich es mich versehe, bin ich in einem Dorf.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Recumbento!</span><br /><br />Ich ziele ins Dorf, komme die Straße hinab. Ein Hund und ein alter Mann drehen sich nach mir um. Da sehe ich in weiter Ferne das Schild, das mir hier in Japan noch so viel Freude bereiten wird - eine weiße Milchkanne auf blauem Grund: "Lawson Station".<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhn-47ZGpseEHeOombaVwawDS0YznYakSIyu9OQruYqIFggzxLzJrrseYFN8hVvh1YbhKNXZ-hB2hge48wfbYFjPuAP0aa0EdQwvqZrW3Vq_2iIE84wewHPnLVKY1sJWYgK-JlqgoQMAHc/s1600-h/05_berge.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 236px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhn-47ZGpseEHeOombaVwawDS0YznYakSIyu9OQruYqIFggzxLzJrrseYFN8hVvh1YbhKNXZ-hB2hge48wfbYFjPuAP0aa0EdQwvqZrW3Vq_2iIE84wewHPnLVKY1sJWYgK-JlqgoQMAHc/s400/05_berge.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5392500288342979682" border="0" /></a>Oder wie die Japaner es nennen - ein Conbini-Store. Hier gibt es alles, was man so braucht: Warmes und kaltes Essen, Getränke, Eis, Toilettenartikel, Zeitschriften, Pornos, Süßigkeiten. Alles. Im Prinzip eine größere Tanke (ohne Tankmöglichkeit) oder ein Mini-Supermarkt.<br /><br />Ich halte an. Und treffe meine japanischen Bergflöhe wieder. Sie nicken. Ihre Räder - schicke europäische Carbonflitzer - lehnen an der Mauer, sie selbst hocken auf den Randsteinen, trinken, essen ein Eis oder einen dieser fluffigen "echt europäischen" Backwaren, die man hier kaufen kann.<br />Sichtlich interessiert beobachten sie, wie ich mein Liegerad parke, mir den Helm ausziehe, ihnen zunicke und im Laden verschwinde. Auch ich habe Hunger. Und nach dem 4 Stunden erhitzten grünen Tee brauche ich jetzt auch mal was richtig Kaltes.<br /><br />Wieder draußen - nicht ohne von allen Seiten mit "Arrigato gozaimashta!" und tiefen Verbeugungen vom Personal verabschiedet worden zu sein - lächelt mir einer zu, ruft "Recumbento, hä?" und macht den Daumen nach oben. Noch ehe ich ein Foto machen kann, sind die Jungs verschwunden - wieder zurück nach Tokyo, die wohlverdiente Abfahrt vom Mount Takao, die sie sich gerade hinauf gequält haben, auskostend.<br /><br />Ich breche ein paar Minuten später auf - in die andere Richtung. Ein ganz anderes Kaliber von Mount, nämlich der heilige Mount Fuji steht heute auf meiner Liste.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgkSDM6Z9YCeMb0439grEtnwQYFxFqFm4l99EG1V1umW8XP5BwyGWqcChnHP19q39hQJ1a8myZXk-LKAJwgYRmizwHTJmeiOq577FGnSO9ffl1t3an78gfTwskaWmawShl5Ym3JXeLX2rQ/s1600-h/08_pause.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 220px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgkSDM6Z9YCeMb0439grEtnwQYFxFqFm4l99EG1V1umW8XP5BwyGWqcChnHP19q39hQJ1a8myZXk-LKAJwgYRmizwHTJmeiOq577FGnSO9ffl1t3an78gfTwskaWmawShl5Ym3JXeLX2rQ/s400/08_pause.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5392499722053195970" border="0" /></a>Vorher freue ich mich noch über ein Guns´n´Roses-Plakat am Ladenfenster: "Think the Water, Feel the Music."<br /><br />Selbst mir als Werbetexter wäre sowas Geiles nie eingefallen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StYCbyQsxeI/AAAAAAAAEcs/IljzJvolvso/s1600-h/06_MTTakao.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 240px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StYCbyQsxeI/AAAAAAAAEcs/IljzJvolvso/s400/06_MTTakao.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5392500280194287074" border="0" /></a>Bei drückender Hitze und einer extremen Luftfeuchte komme ich nun sehr schnell voran. Was daran liegt, dass mir der lange Rücken des Mount Takao noch lange Kilometer Abfahrt beschert. Ab und zu kommen mir noch Rennradler entgegen - und jedes Mal ist es kein Nicken, das sie zum Gruße absolvieren, es ist diese Schwindel erregende, abrupte Verbeugung.<br /><br />Ich lege, militärisch korrekt, meine Hand an den Helm und grüße so. Irgendwie finde ich, das ist die perfekte Ergänzung.<br /><br />Schön grün ist es. Und ich merke, dass es duftet. Ja Wahnsinn, denke ich! Keine Blumen weit und breit, und doch duftet es so stark, dass ich fast das Gefühl habe, hier sei ein Vierzigtonner mit Lenor-Weichspüler verunglückt. Es riecht so stark nach Blumen, als habe man mir das halbe Angebot von Fleurop direkt in die Nase gestopft. Herrlich!<br /><br />So lässt es sich radeln. Und vergessen, dass der Verkehr wieder zugenommen hat.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StYB7wrDvqI/AAAAAAAAEck/OXDYix8MOis/s1600-h/07.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 262px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StYB7wrDvqI/AAAAAAAAEck/OXDYix8MOis/s400/07.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5392499730012159650" border="0" /></a>Der Grund hierfür ist auch schnell gefunden: Über mir schießt der Expeewee aus einem der Berge und seine Auf- und in diesem Falle eher die Abfahrten spucken eine Blechlawine nach der anderen aus, ist die Ampel erst einmal auf Grün.<br /><br />Und so teile ich mir die schönen Schlangenstraßen, die sich nun eng in einem Tal oberhalb eines kleinen Flüsschens entlanghangeln, mit der schon altbekannten LKW- und Van-Kolonne. Und gegen diese Abgasmassen kommt dann auch der Lenor-Blumenduft nicht mehr an.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Tropenherbst</span><br /><br />Es lässt sich gut fahren. Muss ich zugeben. Denn so sehr auch der mehr als dichte Verkehr nerven mag - es ist wirklich jedes zweite Fahrzzeug ein schwerer Truck! - die Japaner fahren so, wie sie sich auch Angesicht zu Angesicht behandeln: Höflich.<br /><br />Es ist Wahnsinn, denke ich, wenn ich mir vorstelle, dass hier zig Autofahrer langsamer fahren müssen, weil ein einsamer, schwer beladener Radler auf der dann doch nicht so breiten Straße nicht einfach so überholt werden kann. Keiner hupt. Keiner drängelt.<br />Sogar der Gegenverkehr erkennt mich und fährt links, sodass man mich besser überholen kann.<br /><br />Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie viele verschiedene Hupen-Arten ich jetzt schon in Deutschland gehört hätte ... bis zum Hörsturz wahrscheinlich.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StYB7JrF3WI/AAAAAAAAEcU/G0fxS47oVXk/s1600-h/09.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 225px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StYB7JrF3WI/AAAAAAAAEcU/G0fxS47oVXk/s400/09.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5392499719543315810" border="0" /></a>Die Natur gefällt mir. Weit hinten verschwimmt alles ins Blaue, vor mir, im Hitzeflimmern, wippen müde Nadelbäume in mildem Wind, der durchs tiefe Tal zieht.<br /><br />Eisenbahnplatte.<br /><br />Es ist brüllend heiß. Ich besehe mich bei einer meiner Foto-Trink-Stopps im Spiegel, mein Gesicht ist geschwollen, Tropfen stehen auf verschmierter Sonnencreme und meine Haut ist rot. Das Unterhemd, das ich unter meinem Trikot trage, ist voll gesogen.<br />Bullenhitze.<br />Affenhitze.<br />Affe.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzBQ2a8JrSvACXhV7jbmhcBnbYqIh80011jhrNH5eYkHjLgcZJJgeLb_c2h1XuOdTKrLjZIwsHwTUElX2a8Wf1o2SZjffWqcCCQHxZWBQCVrgYLGo1-p6V5t08CotDG6g_Ke0f1LFYtvg/s1600-h/10_a.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 274px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzBQ2a8JrSvACXhV7jbmhcBnbYqIh80011jhrNH5eYkHjLgcZJJgeLb_c2h1XuOdTKrLjZIwsHwTUElX2a8Wf1o2SZjffWqcCCQHxZWBQCVrgYLGo1-p6V5t08CotDG6g_Ke0f1LFYtvg/s400/10_a.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5393569108747573810" border="0" /></a>Mein Helm hat Abdrücke hinterlassen, meine Handschuhe - triefend nass vom Schweiß - riechen, als habe sie abwechselnd jeder Spieler einer Altherren-Fußballmannschaft beim Training getragen. Ich sehe richtig Scheiße aus!<br /><br />Aber hey, dafür sind wir ja hier - mache ich mir mut. Steige aufs Rad, schiebe an, fahre los und hoffe, dass ich schon bald wieder in meine Fahrradtrance fallen möge.<br /><br />Alter, ist das heiß!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgfz8zbhouWYojXMh0SQLFQJvZyq16iOqyZb5Um036P7INF2ExAflV5gto9XCEPEdfefrOREBBYK47hw46d_C0KEKQ63PEcxgVch7lJohjlR2u9dRRzaNEVhhfspmXis4MfLuQnDuv8HuY/s1600-h/10.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 263px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgfz8zbhouWYojXMh0SQLFQJvZyq16iOqyZb5Um036P7INF2ExAflV5gto9XCEPEdfefrOREBBYK47hw46d_C0KEKQ63PEcxgVch7lJohjlR2u9dRRzaNEVhhfspmXis4MfLuQnDuv8HuY/s400/10.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5392499709690850098" border="0" /></a>Ich hangle mich weiter, kämpfe mich einige kleine, aber knackige Rampen hinauf, spule in Schrittgeschwindigkeit durch den einen oder anderen Schneetunnel - immer entlang dieses kleinen Flusses, den die pragmatischen Japaner wohl "Route 20-River" getauft haben.<br /><br />Es scheint, dass es immer dichter, immer grüner, immer tropenartiger wird, mit jedem Kilometer, den ich mich von Tokyo entferne. Dabei bin ich noch keine 20 Kilometer Luftlinie vom letzten Haus der Metropolitan Area entfernt, kalkuliere ich. Wären die Berge nicht hier, könnte ich ihn sicher noch sehen, den Hauptstadtmoloch Japans.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgDc8HcwDoWdZ1lPIj4LVoPLjB3bTNrJ6q4AcHXbg7IaVSCty01T9afJ86I_G0cIq-KqIsQdA93yqMxelwz-Wvd8Ilui8-MaufCBLBHLwWDOFt0Lun2raRxLc2IGNETAtnzW5OVft_aw5A/s1600-h/11.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 232px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgDc8HcwDoWdZ1lPIj4LVoPLjB3bTNrJ6q4AcHXbg7IaVSCty01T9afJ86I_G0cIq-KqIsQdA93yqMxelwz-Wvd8Ilui8-MaufCBLBHLwWDOFt0Lun2raRxLc2IGNETAtnzW5OVft_aw5A/s400/11.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5392499706739844498" border="0" /></a>Die Hitze macht mich fertig. Ist das also Herbst in den Tropen? Liegt Japan überhaupt in den Tropen? Keine Ahnung, etwas südlicher als deutsche Breiten sind wir hier schon, versuche ich mich an Geographie neunte Klasse zu erinnern - aber dass es so heiß ist, hätte ich nicht erwartet.<br /><br />An einem Family Mart - einer der großen Conbini-Ketten - prangt ein großes digitales Thermomenter. 34,7 Grad steht da. Im Schatten.<br />Herbst in Japan.<br /><br />Na, ein Glück, dass ich mir extra noch einen neuen Schlafsack gekauft habe, der bis Minus 25 Grad geht!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Fuji-san ziert sich</span><br /><br />Irgendwann ist es dann so weit. Ich fasse es selber kaum. Die Geradeausfahrt, die vor Stunden in Tokyo Shinjuku begonnen hatte, endet. Ich biege ab. Das erste mal auf meiner Tour. Nach 112 Kilometern. Es ist eine Linkskurve. Auf die Route 139.<br /><br />Es geht weiter durch tiefe Täler, an bewaldeten Hügeln, spitzen Bergen vorbei. Durch Dörfer, Bauernhöfe, Reisfelder und - na klar, darauf ist Verlass - alle 10 Kilometer an einem Conbini-Store.<br /><br />Die Fahrt auf der 139 führt mich nach Fujiyoshida City. Da steckt schon "Fuji" drin, also muss der Berg, den ich so gern sehen will und an dessen Fuß ich heute nach schlafen werde, nicht mehr weit sein!<br /><br />Kurz vor der Stadt muss ich rechts abbiegen - die letzte Kurve heute - und eigentlich nur noch geradeaus fahren. Mein Zeltplatz ist die <a href="http://www.earthembassy.org/solar-cafe/#">Earth Embassy mit dem angeschlossenen Solar Café</a>, eine organische Farm, die auch Schlafmöglichkeiten anbieten.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgPFJK4P09sOqXwyG1aYDF24XE4FI33zfI0QgOm0vsquu2hxCuskg8Z5sjAdpYD1VuIRYx7bK4yx0ie3Mo1AMqu_M5FYQQC3SD7mKonv5GkFz4mXSC7xOHfUvr7Dws22V3M7I_v98yBvEk/s1600-h/14.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 248px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgPFJK4P09sOqXwyG1aYDF24XE4FI33zfI0QgOm0vsquu2hxCuskg8Z5sjAdpYD1VuIRYx7bK4yx0ie3Mo1AMqu_M5FYQQC3SD7mKonv5GkFz4mXSC7xOHfUvr7Dws22V3M7I_v98yBvEk/s400/14.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5392499234519762738" border="0" /></a>Ich erreiche das Haus, das tatsächlich (leider) genau an der stark befahrenen Straße liegt, nach einem harten Regenguss, den ich unter dem Dach einer Autowerkstadt aussitze und einer Pinkelpause beim Mount Fuji Besucherzentrum.<br /><br />Dort spricht mich ein älterer japanischer Herr an.<br />Ich probiere meinen japanischen Satz aus: "Sumimasen, watashi wa hotondo nihongo o hanse masen!" - Sorry, ich spreche kein Japanisch. "English?", biete ich fragend an.<br />Er lächelt, "English!" wiederholt er.<br /><br />Will wissen, woher ich komme. Da bringe ich doch gleich meinen zweiten (und letzten) japanischen Satz an: "Watashi wa Doitsu-Jin des." - Ich bin Deutscher.<br /><br />"Doitsu?", ruft er da. Und winkt.<br />Hinter mir steht auf einmal ein Riese. Blond. Lächelt.<br />"Hallo, ich bin Jonathan aus München."<br />Ah, da sind sie, die Deutschen.<br /><br />Wir schnacken eine Runde, bevor ich mir noch ein paar Postkarten kaufe und enttäuscht in eine Wand aus weißen Dampf blicke - Mount Fuji, der Mächtige, er ziert sich. Versteckt sich im Nebel.<br /><br />"Das ist normal. Nur ganz ganz ganz selten ist er klar zu sehen.", sagt Jonathan.<br />Aha. Musste ja so kommen.<br /><br />Und so erreiche ich das Solar Café um fast 18 Uhr. Es dämmert schon. Ich werde so herzlich begrüßt, dass es mir fast peinlich ist.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=solar+cafe&sll=35.470736,138.660851&sspn=0.09968,0.154324&ie=UTF8&hq=solar+cafe&hnear=&ll=35.5758,138.695526&spn=0.398667,0.617294&t=p&z=11&iwloc=A&cid=14019957256647337345&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/maps?f=q&source=embed&hl=de&geocode=&q=solar+cafe&sll=35.470736,138.660851&sspn=0.09968,0.154324&ie=UTF8&hq=solar+cafe&hnear=&ll=35.5758,138.695526&spn=0.398667,0.617294&t=p&z=11&iwloc=A&cid=14019957256647337345" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Schon weisen sie mir meinen Platz zu - hinter dem Haus, unter Bäumen.<br />"It´s going to be chilly here, so please, make sure you have warm clothing!", rät mir eine der tollen jungen Damen, die den Laden schmeißen. Na klaro, versichere ich ihr, und denke dabei an meinen Arktis-Schlafsack.<br /><br />Wo ich duschen könne, frage ich sie.<br />"We have no sustainable Showers yet. But I can give you a bowl for washing.", sagt sie. Aha, waschen, na okay. "And here ...", sie deutet auf zwei riesige Fässer, "... is our rain-water. You may take some for washing."<br />Ah, oh - kaltes Wasser also?<br /><br />Ja, kaltes Wasser also. Mmh, ja, okay. Mein Vati ist Jagdflieger. Mir macht kaltes Wasser nichts. Lüge ich mir was vor.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhSDWe9LzffhF8rSCDKmcAl1gNM4IXpXwCSBdY1i4NdUPgcx2zqRXGmNcQyFSE28oJbCsni4yQf7JsdADPeV2ivJ7FMdcKtnCdn2Mg0koIO1ajplvXv6aRUVU-YaYBrIstLsj23W5EhocQ/s1600-h/15.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 218px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhSDWe9LzffhF8rSCDKmcAl1gNM4IXpXwCSBdY1i4NdUPgcx2zqRXGmNcQyFSE28oJbCsni4yQf7JsdADPeV2ivJ7FMdcKtnCdn2Mg0koIO1ajplvXv6aRUVU-YaYBrIstLsj23W5EhocQ/s400/15.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5392499223341863730" border="0" /></a>Ich baue mein Zelt auf, ziehe mich aus - mittlerweile ist es stockdunkel - und wasche mir den Schweiß und den Dieselruß von 125 Kilometern ab. Hoffe ich - sehen kann ich ja nix mehr. Kaltes Wasser - es stört mich nicht einmal.<br /><br />Drinnen brutzeln sie mir etwas Heißes.<br /><br />Es gibt ein tolles Curry. Vegetarisch natürlich. Und "organic". Alles selbst angebaut.<br /><br />Es schmeckt herrlich. Leider zu wenig für einen Radler, aber traue mich nicht, sie nach mehr zu fragen - irgendwie scheint dieses organische Wirtschaften nicht für gerade volle Vorratskammern zu sorgen. Morgen würde ich einfach eine Lawson Station plündern.<br /><br />Mir gegenüber sitzt Rob Lee, ein Japaner aus Hiroshima, der hier organische Agrikultur lernen will, um sie auf dem Land seines Vaters auszuprobieren. Wir schnacken - er war gleich begeistert von meinem Liegerad - und er gibt mir, als ich ihm sage, dass meine Tour in Hiroshima enden wird, seine Nummer. Ich solle ihn unbedingt anrufen.<br /><br />Zwei U.S.-Amerikaner kommen dazu. Sie sind nett. Aber als sie mich fragen, ob ich Lady Gaga mag, entschuldige ich mich. Da schreibe ich doch lieber Tagebuch. Wieder in meinem beschaue ich mir das heute Geschaffte. Nicht übel für eine erste Etappe - knapp 1.500 Höhenmeter. Bei 40 Grad in der Sonne. Nicht schlecht.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgayIVQH6jsLoe5YgSRclbctt0dsLu6Yd1g9XfgH7fNpPjb-F9mJdOq7KAY517SkGWoif8HtI_wEqPLy4GKf5tFvhw0t1tcyfRU9ihVyVcM45e31OvpDv89axDY3lSSFf3RM2ApVa3kJ0I/s1600-h/12.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 222px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgayIVQH6jsLoe5YgSRclbctt0dsLu6Yd1g9XfgH7fNpPjb-F9mJdOq7KAY517SkGWoif8HtI_wEqPLy4GKf5tFvhw0t1tcyfRU9ihVyVcM45e31OvpDv89axDY3lSSFf3RM2ApVa3kJ0I/s400/12.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5392499251269332498" border="0" /></a>Eine harte erste Etappe steckt mir da in den Knochen, aber ich bin froh und erleichtert, angekommen zu sein. Es klappt ganz gut, dieses Rate-Navigieren. Alles, was ich brauche, sind meine Google-Maps-Ausdrucke, meine Japan-Karte 1:1,2 Mio von world mapping project und der japanische Campingführer. So geht das.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StYBfQnfLnI/AAAAAAAAEb0/PYG5KKJDJhE/s1600-h/13.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 268px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StYBfQnfLnI/AAAAAAAAEb0/PYG5KKJDJhE/s400/13.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5392499240370908786" border="0" /></a>Zwar kann ich im Campingführer nichts, aber auch gar nichts lesen, aber die Pictogramme und die - dürftigen aber immer immerhin - kleinen Kärtchen werden mich schon zu meinen neuen Zielen führen.<br /><br />Und so geht die Sonne schneller unter, als ich Watashi wa sagen kann, ich kuschle mich in meinen Schlafsack, dicke Tropfen pladdern aufs Zelt - hoffentlich hört es morgen auf! - und die Trucks dröhnen noch immer unablässig über die nicht weit entfernte Straße.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiyYiRUrUfVbpVlLNcSYLahsUn543BSFaS7Z0chhSRiqtbOAMGA0E8D9mmfNR3caUwJObHV9tLRrkq3eXyCeOdXQ74raZy4rPyUMAk6Jn_0keKITTAM2gkd9ByK4U-IJh5PfdFEQb-7_f0/s1600-h/card.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 219px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiyYiRUrUfVbpVlLNcSYLahsUn543BSFaS7Z0chhSRiqtbOAMGA0E8D9mmfNR3caUwJObHV9tLRrkq3eXyCeOdXQ74raZy4rPyUMAk6Jn_0keKITTAM2gkd9ByK4U-IJh5PfdFEQb-7_f0/s400/card.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5401709981648621346" border="0" /></a>Etwas sauer bin ich auf Fuji-san, den heiligen, zickigen Berg. Aber er soll morgen seine zweite Chance bekommen. Na, wenigstens konnte ich meinen Lieben dahei was vorgaukeln - auf den Postkarten sieht der Berg beeindruckend aus ...<br /><br />Die Beine brennen, das Blut kühlt sich nur langsam ab. So schlafe ich ein. Regentropfen machen den Beat zu meinem Traum. Die Trucks sind die Bassline. Das kochende Blut meiner Venen ist die zarte Stimme des Interpreten ...<br /><br />Ich schlafe.<br />Schlafe.<br />Und schwitze ...<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEix-VLoItFHtWatj02duugnTUlO-9F-gvO35e-du5PE7Gz7zzBSIw7ioPtILInOGWeKOAIdOiYsXbSLVHOBRYcYrMRZ4GK1mlkxKlTC58NWmk7ukMXW_jOkmIwGF3VZatkdoxYLhITVCqU/s1600-h/map2_E1.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 232px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEix-VLoItFHtWatj02duugnTUlO-9F-gvO35e-du5PE7Gz7zzBSIw7ioPtILInOGWeKOAIdOiYsXbSLVHOBRYcYrMRZ4GK1mlkxKlTC58NWmk7ukMXW_jOkmIwGF3VZatkdoxYLhITVCqU/s400/map2_E1.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5392499220238422450" border="0" /></a><span style="font-style: italic;">Gefahren: 125,78 km in 6:20 Stunden bei 19,8 km/h Durchschnitt. Und so fertig war ich lange nicht mehr!</span><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnc_Lj-HbEPiAvV1HXaOTdffwatQav-CmQ9HfCtM_2TIEUJnSP4_8Ta4NMvsMq9HnUW5rMBz4lcB8aAhS06Q4LiKOjqggXD69wX4maV9fxE5Uuv7O0XIn5TYlHaGVSmHI3PK6JZ0HRZqk/s1600-h/coming_soon.jpg"><br /></a>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/11924140569160672339noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8275082678236673049.post-27985086939606764502009-10-10T09:02:00.001-07:002009-10-13T13:18:56.343-07:00Cycle Tokyo<span style="color: rgb(255, 0, 0);">Tag 1: Liegerad-Stadtrundfahrt mit Cycle Tokyo!</span><br /><br />Na, Rehlein? Schock überwunden? Frage ich mich, als ich meine Augen öffne. Es ist 7 Uhr, über mir schnuffelt sanft die Klimaanlage und draußen vor dem Fenster steht noch die Dunkelheit. Ich blinzele, schalte das kleine Licht an und starre an die Decke.<br /><br />Tokyo also. Ich kann es immer noch nicht glauben. Gestern noch schnacke ich mit einer Freundin in Duisburg, gestern noch telefoniere ich mit meinen Agentur-Kunden, gestern noch spreche ich mit meinen Eltern am Telefon.<br />Und heute bin ich schon in Tokyo.<br />Japan.<br />Andere Seite des Erdballs.<br /><br />Ich bin hier, weil ich wissen will, wie es ist, Alien zu sein. Wie es ist, sich in einem Land zu bewegen, dessen Kultur so fundamental anders ist, als die meiner Heimat. Dessen Schrift nicht lesbar ist. Dessen Sprache nicht zu verstehen ist. Mimik, Gestik, Gos und No-Gos. Alles anders. Ich will es wissen. Wie ist das?<br /><br />Und dann starre ich auf mein Handy. Treuer Begleiter, Brücke nach Hause, Twitter-Device. GSM funktioniert in Japan nicht. Kein Twitter. Keine SMS an Freunde. Keine Brücke. Es bleibt stumm. Wenn Alien, denke ich, dann richtig.<br />Und ich seufze, denn ich ahne, dass das noch Probleme geben wird.<br />Aufstehen. Hör auf mit Denken, raus aus dem Bett!<br /><br />Ich bin hier in Shinjuku. Hier, wo Tokyo am tokyotesten ist, hier, wo der Bär steppt, die Luzie abgeht, wo die Kamerateams hingehen, wenn das Drehbuch Aufnahmen aus Tokyo benötigt.<br /><br />Hier ist es, wo diese riesigen Kreuzungen sind, die man kennt, aus Filmen und Dokus. Diese Kreuzungen, bei denen entweder der Verkehr oder die Fußgänger Grün haben - und bei denen dann mal locker 4.000 Leute losgehen, wenn sie dürfen.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=astina+best+western+shinjuku&sll=53.636895,9.963613&sspn=0.009071,0.01929&ie=UTF8&hq=astina+best+western+shinjuku&hnear=&ll=35.715856,139.712791&spn=0.099402,0.154324&z=13&iwloc=A&cid=2278987859810700212&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/maps?f=q&source=embed&hl=de&geocode=&q=astina+best+western+shinjuku&sll=53.636895,9.963613&sspn=0.009071,0.01929&ie=UTF8&hq=astina+best+western+shinjuku&hnear=&ll=35.715856,139.712791&spn=0.099402,0.154324&z=13&iwloc=A&cid=2278987859810700212" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Und hier. Mitten im Hotspot von Japans Hauptstadt, hier habe ich mein Hotel.<br /><br />Und ich wundere mich, denn heute Nacht habe ich nichts von draußen mitbekommen. Nichts gehört. Kein Hupen. Kein Brüllen. Keine Sirenen. Nicht, dass meine Fenster so Schall-proof wären. Nein, es ist nur anscheinend wirklich so, dass Tokyo für eine Großstadt extrem leise zu sein scheint. Wenn ich da so an New York City denke ...<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Das Roboterklo und lecker Frühstück</span><br /><br />Ich stehe auf. Gehe ins Bad. Morgentoilette. Ich setze mich auf Selbige ... und muss fast wieder aufspringen. Augenblicklich wird die Brille heiß. Naja, der Schreck. Warm wird sie. Turboheizung. Sobald ich sitze, veranlasst ein Sensor eine ultraschnelle Heizschlange im Sitz, diese zu erwärmen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StGFBzD4UPI/AAAAAAAAEYw/dOenUZkpfSc/s1600-h/01_Klo.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 218px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StGFBzD4UPI/AAAAAAAAEYw/dOenUZkpfSc/s400/01_Klo.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391236494872039666" border="0" /></a>Zudem beginnt es, schon einmal vorzuspülen. Warum auch immer.<br /><br />Japanisches Roboterklo. Viel gehört. Viel gelesen. Nun also ... unter mir.<br /><br />Ich will gerade loslegen, da beginnt die Instrumententafel, die neben mir an der Keramik angeschraubt ist, zu blinken. Zudem löst irgendetwas eine leichte Intervallspülung aus. Dabei habe ich noch nicht mal einen Pups gelassen?!<br /><br />Ich bin verwirrt. Darf ich nun, oder nicht? Jetzt? Ja? Unverständliche Zeichen blinken. Ich lehne mich zurück, betrachte die Konsole und seufze: Dabei will ich doch nur dem Morgen ... seinen Lauf lassen, hätte ja keiner ahnen können, dass ich hier Space Shuttle-Technik zu bedienen habe!<br /><br />Ich stehe auf. Hose runtergelassen, wir sind ja unter uns. Ich gehe zum Schreibtisch (das Klo spült in einem kurzen Flush) und blättere in den Hotelinfos. Vielleicht steht ja etwas zu diesem Digitalmonster da. Englisch-japanische Bedienungsanleitung für die Fernbedienung, den Porno-Receiver, das Kartenschloss, das Frühstücksbüffet. Keine Kloanleitung.<br />Verdammt.<br /><br />Es wird wieder heiß an den Backen, als ich zu Versuch Nummer 2 Platz nehme. Wieder die bekannte Intervallspülung. Wieder nervöses LED-Geblinke auf der Star Trek-Konsole unter mir.<br />Ich halte es nicht mehr aus - die U-Bahn ist sozusagen schon im Tunnel. Morgengeschäft - auch wenn ich auf der anderen Seite des Ozeans bin, es muss sein.<br /><br />Ah, welch´Wohltat.<br /><br />Über 24 Stunden Anreisestress, Airline-Essen, tonnenweise Schoko-Snacks, Snickers, Erdnüsse, Bier und Anderes sind raus. Ein unansehnlicher Haufen. Aber Robo-Klo wird es schon richten. Denke ich mir.<br /><br />Falsch gedacht.<br /><br />Ich stehe auf, erwarte die Spülung (hat ja vorhin auch schon prima geklappt). Nichts. Nichts rührt sich. Ich setze mich wieder - Aha - Heizvorgang, Vorspülgang. Kenne ich schon. Toll. Spülen sollst du, spülen!<br />Stehe auf - signalisiere, ich bin fertig - und? Nichts.<br />Mmh.<br /><br />Ich klappe den Deckel zu. Das internationale Zeichen für "Ich bin fertig".<br />Wieder nichts.<br />Deckel auf. Hinsetzen. Hitze. Gar nicht mehr so angenehm.<br /><br />Die Konsole. Ich beschaue sie mir genau. Da sind viele Schriftzeichen. Eine rosa Taste. Ich schätze, die ist für die Damen. Und eine mintgrüne Taste. Die dürfte für den Herren sein. Oder für ... mintfrischen Duft?<br /><br />Ich probiere die hellgrüne Taste. Und bin etwas überrascht, als ein harter Strahl genau in die Mitte meines Pos trifft. Zur Hälfte, die andere Hälfte spritzt an meinem Kinn vorbei an die Klotür. Pospülung.<br /><br />Ich drücke weiter Tasten. Nun ists auch egal, denke ich mutig. Aha, man kann die Härte des Strahls regulieren. Und hier seine Temperatur. Angenehm. Wirklich. Sehr angenehm.<br /><br />Aber Rosettenmassage ist nur mein sekundäres Problem, denke ich. Stelle den sanften Analstrahl ab und suche weiter. Auf den Test der Rosataste verzichte ich. Ich entdecke eine Taste für mehr Hitze in der Brille. Eine Taste für ... ja was? Es gurgelt, offensichtlich fließt innen im Robo-Klo irgendwo Wasser, aber es passiert nichts.<br />Alle Tasten probiert. Keine Spültaste.<br /><br />Wieder stehe ich auf. Der Po tropft.<br />Automatikspülung?<br />Fehlanzeige.<br /><br />Deckel zu.<br />Auch nichts.<br /><br />Ich bin ratlos.<br />Hocke auf meiner warmen Brille.<br />Spüle mir noch mal den Po. War so schön. Und schaden kanns ja nicht.<br />Aber loswerden tue ich das Zeug nicht. Langsam kommt auch die arme Klimaanlage nicht mehr mit. Im elften Stockwerk kann man auch die Fenster nicht öffnen. Und ich weiß, wenn ich das hier nicht bald beende, hat meine Suite getönte Scheiben.<br /><br />Der Peinlichkeit halber ist ein Anruf unten bei der Rezeption sinnlos, zumal ich mir dieses Gespräch vor allem des gebrochenen Englischs wegen sehr ... komplex vorstelle.<br /><br />Nein, ich muss das alleine lösen.<br />Das ist meine Mission.<br />Stehe auf. Gehe noch einmal alle Tasten durch. Beschaue mir meinen Freund. C3PKlo. Mein digitaler Hygienefreund. Höhepunkt der HighTech-Klo-Industrie. Next Generation of Morningschiss. The Future of Stuhlgang.<br /><br />Und entdecke an der Seite den Spülhebel.<br /><br />An einem digitalen, sprechenden, automatischen, Wünsche von den Lippen ablesenden, Rosetten (und was sonst noch so alles) massierenden High-Tech Klosett. Ein Hebel. Unfassbar.<br /><br />Nach einer Stunde. Ich habe meine erste Hürde genommen! Also, wenn schon das Klospülen so eine Geburt und alles in Japan so kompliziert ist ... was wird mich dann noch alles erwarten?!?<br /><br />Frisch geschniegelt stehe ich 20 Minuten später unten vor dem Restaurant. Frühstück - der Höhepunkt aller Hotelaufenthalte! Frischer Kaffee, Croissants (oder meinetwegen auch Brötchen), Marmelade, Wurst, Käse, Obst und Gemüse. Dazu sanfte Büffetmusik, frische Blumen auf den Tischen. Herrlich.<br /><br />"Ohayu gozaimas!", rufen drei, vier Restaurantbedienstete von denen ich nur eine wirklich sehen kann. Sie lächelt, verbeugt sich und nimmt mir den Frühstückscoupon ab, den ich zuvor für 860 Yen wenige Meter weiter ziehen musste.<br /><br />"Ohayu gozaimas!", rufe auch ich, Guten Morgen auf Japanisch, und stürme an die Auswahl. Eine lange Tafel, über und über beladen. Ich darf wählen.<br /><br />Und stutze: Kalter Reis mit frischen Frühlingszwiebeln und wahlweise Aal oder Lachs. Dazu eine Schüssel heiße, klare Brühe mit Nudeln. Dazu eine kleine Tasse mit einem halb gegarten Ei. Kopfsalat mit Algenschnitzel oder ... ja, was ist das? Glibberalge, würde ich sagen. Dazu Wasser oder grüner Tee.<br /><br />Die Croissants. Die Marmelade. Den Kaffee. Suche ich vergebens.<br /><br />Aber hey, ich bin in Japan. Will ja hier sein, weil ich Land und Leute kennen lernen will. Und wenn das gesündeste Volk der Erde zum Frühstück kalten Reis mit Algenglibber isst - dann kann das so falsch nicht sein, oder?<br /><br />Ich setze mich mit meinem Tablett an einen der freien Tische. Die sanfte Büffetmusik ist hier ein übergroßer LCD-Screen auf dem laut schnatternd eine grell geschminkte Dame in einer Tour brabbelt. Die anderen Frühstücker starren unaufhörlich auf die Mangafrau, während sie blind, dafür erstaunlich zielgenau, mit ihrem Stäbchen die vollen Schüsseln in ihre Münder schaufeln. Lautstark. Ab und zu wird auch geräuschvoll der Morgendnasenschleim hochgezogen. Das ist hier wohl so.<br /><br />Der kalte Reis (mit Frühlingszwiebeln und Lachs) geht ganz gut. Croissants mit Nutella wären mir lieber, gebe ich zu, aber Reis, Fisch - das sind wertvolle Kohlenhydrate und Proteine. Das halbgare Ei stelle ich wieder hin. Abgesehen davon, dass ich es eh nicht auf meine Stäbchen bekommen habe, weigert sich meine gute deutsche Erziehung, den Eierschleim einzusaugen. Beim Salat wird es salzig - Algen halt.<br />Der grüne Tee, ungesüßt, na klar, kann die gute alte Jacobs Krönung auch kaum ersetzen. Einzig die Nudeln - ohne wirklichen Geschmack zwar, aber lecker heiß - können mir ein Grinsen entlocken.<br /><br />Ich bin satt. Mein erstes japanisches Frühstück. Und ich komme mir peinlich berührt wie einer dieser verachtenswürdigen All-inclusive-Deutschen vor, die auf ihr Schnitzel-mit-Pommes nicht verzichten können.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Tokyo ist leer</span><br /><br />Heute folgt die Einweisung ins Thema Fahrradfahren in Japan. Linksverkehr. Eine der größten Städte der Welt. Rush-Hour. Asien. Das wäre mir allein zu heikel. Gottseidank entdecke ich bei meiner Recherche zu diesem Trip im Internet die Jungs von <a href="http://cycle-tokyo.cycling.jp/index.html.en">Cycle Tokyo!</a> die die Antwort auf alle meine Fragen haben.<br /><br />Ats und Maki treffen pünktlich, wie über Twitter verabredet, um 10 Uhr in der Lobby meines Hotels ein. Ich stehe da, in voller Speedmachine-Montur, das Rad dabei. Sie grinsen, verbeugen sich, "Ohayu gozaimas" und Händeschütteln.<br /><br />Sie heißen mich in Japan willkommen, fragen wie der Flug war, nicht halb so anstrengend wie Eure Robo-Klos, antworte ich. Sie grinsen - ich bin nicht der erste Gaijin, der da seine liebe Mühe mit hatte.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhWtR8dBlloL7Q13aB3E_4_fl4T8vdqWRSmnn2yalRuz78clh47ED3JuZcZu2QKt3uD-8DxoQ95LroXPHTmfieHpaHAroXNLYbx1Z7_S7nw699brFQCJI2Z1h7QOlyZt2VjLDLWE4OdgDE/s1600-h/02a_ats_maki.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 183px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhWtR8dBlloL7Q13aB3E_4_fl4T8vdqWRSmnn2yalRuz78clh47ED3JuZcZu2QKt3uD-8DxoQ95LroXPHTmfieHpaHAroXNLYbx1Z7_S7nw699brFQCJI2Z1h7QOlyZt2VjLDLWE4OdgDE/s400/02a_ats_maki.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391236483128225810" border="0" /></a>Cycle Tokyo! bietet einige Fahrradtouren durch Tokyo an: Die klassische Route mit Kaiserpalast, Shinto-Heiligtümern und dem "alten" Tokyo, die "Schlemmertour" von Restaurant zu Restaurant, die "Shoppingtour" und und und.<br /><br />Ich möchte von allem etwas, sage ich. Ats und Maki beraten sich und machen schnell eine Strecke aus.<br /><br />Ats spricht hervorragendes Englisch. Abgesehen davon, dass er lange in den Staaten gelebt hat, arbeitet er als Entwickler bei einem Mobilfunkanbieter. Und so, wie hier die Japaner ihre Flatrate-Internet-Zauberhandys benutzen glaube ich, dass er da eine Menge zu tun hat.<br /><br />Maki ist Entwickler bei Canon. Der Ruhigere von beiden, aber nicht weniger sympathisch. Beide fahren auch Liegeräder. Ats ein kompaktes, klappbares, leichtes "Bike Friday", Maki ein Sesselrad, dessen Hersteller ich nicht erkennen kann.<br /><br />Wir schieben mein Rad nach draußen und laufen vor zur Kreuzung, wo die beiden Ihre Räder angeschlossen haben. Es gibt eine letzte Einweisung: Ich fahre zwischen den beiden. Immer so weit links wie möglich fahren. Auf offene Türen, Fußgänger und Taxis achten. Rote Ampeln ... Halt. Mmh. Soweit so gut, bis auf das Linksfahren wie in Deutschland.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjH9vQtuOW79b8rEa7kogO8IaRyA0o-8lLQz49S-YCz8lS9N_M5hAzcKjuN_G6d8QMuWFhE31aPcka66P7K5O3IbwR7tsl6lpgh668r-lZLlPg-66zD3-tW6fgEFeIM40LjzpizXM85Mmw/s1600-h/02_shinjuku.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 300px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjH9vQtuOW79b8rEa7kogO8IaRyA0o-8lLQz49S-YCz8lS9N_M5hAzcKjuN_G6d8QMuWFhE31aPcka66P7K5O3IbwR7tsl6lpgh668r-lZLlPg-66zD3-tW6fgEFeIM40LjzpizXM85Mmw/s400/02_shinjuku.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391236492808421090" border="0" /></a>Und los geht es. Ah, welch´ Erleichterung, denke ich, als ich endlich meine Schuhe in die Pedale einklinken und reintreten kann. Etwas ungewohnt, vermisse ich bei den schon in Fleisch und Blut übergegangenen Blicken in den Rückspiegel ... den Rückspiegel.<br />Denn der ist ja nun rechts angebaut.<br /><br />Die ersten Meter sind ungewohnt, aber okay. Vor mir fährt Ats, hinter mir Maki. Ich fühle mich sicher. Die beiden sind äußerst aufmerksam, zeigen Fahrtrichtungswechsel nicht nur an, sondern führen förmlich ein Ballett auf: Wollen wir rechts abbiegen, so strecken sie ihre Arme komplett, vollkommen waagerecht zum horizont und so weit wie möglich nach rechts aus.<br />In Deutschland würden wir augenblicklich zum Drogentest angehalten werden. Hier ist das wohl so üblich.<br /><br />Zunächst fahren wir durch Shinjuku, das gerade aufsteht. Der Verkehr ist mäßig, Großstadt eben, aber auch nicht viel dichter als in Berlin oder Hamburg. Was mir auffällt - die Autos hupen nicht. Die Autos drängeln nicht. Die Autos scheinen uns nicht auf dem Korn zu haben. Was ist denn mit den Japanern los?<br /><br />Wir kommen super voran. Wir fließen mit dem Verkehr, ich habe mich schon nach 10 Minuten ans Linksfahren gewöhnt, nur, dass mein Rückspiegel an der Stelle, wo ich ihn kenne, fehlt, kommt mir noch komisch vor, da ich immer ins Leere blicke.<br /><br />Die Straßen füllen sich merklich. Autos, Taxis vor allem, aber auch sehr viele Kleinwagen, eckige, dennoch geräumige Kisten. Ein wenig nerven tun mich die Busse - ständig habe ich mein Auge im Rückspiegel, schaue, achte, rätsele, ob beim Linksverkehr aus "Rechts vor Links" dann "Links vor Rechts wird". Muss aufpassen, Beschleunigen, Bremsen, Schauen, Rollen, Bremsen. Aber wir fließen - erstaunlich gut.<br /><br />Wir stehen mal wieder an einer roten Ampel. Neben und zwischen uns eine Horde Blechkarossen. Ats dreht sich zu mir um und fragt, ob ich klar kommen würde. Ja, meine ich, ist ja kein Problem, den Verkehr habe ich mir auch schwerer vorgestellt.<br />Ats´ Antwort: "Wir haben hier gerade 4 Tage Ferien - Tokyo ist leer."<br /><br />Äh, aha.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Shinto-Götter stehen auf Stretching</span><br /><br />Es geht nach Osten, etwa 3 oder 4 Kilometer, da stoßen wir auf eine Querstraße, dahinter Bäume. Maki steuert voran, steigt mitten im Fahren elegant von seinem Bike und deutet auf ein Schild. Es ist eine etwa einen Meter große Holztafel. Auf ihr - wie sollte es anders sein - ein japanisches Schriftzeichen - Kanji genannt.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=tokyo+yasukuni&sll=53.636895,9.963613&sspn=0.009071,0.01929&ie=UTF8&hq=yasukuni&hnear=Pr%C3%A4fektur+Tokio,+Japan&ll=35.691866,139.719101&spn=0.006295,0.065746&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.com/maps?f=q&source=embed&hl=de&geocode=&q=tokyo+yasukuni&sll=53.636895,9.963613&sspn=0.009071,0.01929&ie=UTF8&hq=yasukuni&hnear=Pr%C3%A4fektur+Tokio,+Japan&ll=35.691866,139.719101&spn=0.006295,0.065746" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Aha. Mache ich. Und steige auch ab. Ats erklärt, dass wir hier an einem Staatsheiligtum sind, einem Shinto-Schrein, und dass bei all diesen Plätzen das Radfahren verboten sei. Aha, das merke ich mir - Shinto = nicht Radfahren!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi8tyreZQVKMGwJxf8rNhS3xpXxpDsUWKLeyHqHDN8Nc7BpwMA14rsZ-4bz4ftht54N0cZCsf6XfRMsAL50IZfoh0FAQ5gC2LYtDSGLKZ1Y2x2VfZwUe11-c_6GtB2le0EISdh5pLGGk5Y/s1600-h/02aa_anscliessen.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 249px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi8tyreZQVKMGwJxf8rNhS3xpXxpDsUWKLeyHqHDN8Nc7BpwMA14rsZ-4bz4ftht54N0cZCsf6XfRMsAL50IZfoh0FAQ5gC2LYtDSGLKZ1Y2x2VfZwUe11-c_6GtB2le0EISdh5pLGGk5Y/s400/02aa_anscliessen.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391936648225716722" border="0" /></a><br />Wir schließen die Räder an einem Zaun an. Die Menschen, die hier herum laufen, nehmen zunächst keine Notiz von uns. Scheinen zumindest keine Notiz von uns zu nehmen, denn in meinen Augenwinkeln kann ich sehen, wie sie sich umdrehen, uns beschauen, den Gaijin - Ausländer - mit den beiden Landsleuten.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgWI-o45J8o8JPWjqqcZ4zCWt2J9tzsntlammaGAKDS7wEQVncSOEFmom5ki4O0tCiiGk_LYLwNYMq_1RhbucVTFNyzTbX57kvQV0NN7vRZhffkI2iQAkp4oAK2Da-3hs0Da3h4YsNh0rg/s1600-h/02b_samurai.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 217px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgWI-o45J8o8JPWjqqcZ4zCWt2J9tzsntlammaGAKDS7wEQVncSOEFmom5ki4O0tCiiGk_LYLwNYMq_1RhbucVTFNyzTbX57kvQV0NN7vRZhffkI2iQAkp4oAK2Da-3hs0Da3h4YsNh0rg/s400/02b_samurai.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391936655653706210" border="0" /></a>Auf einer Säule empfängt uns die übergroße Statue eines Samurai. Genauer gesagt, so erklärt mir Maki, sei das General Omura Masujiro. Der Begründer der modernen japanischen Armee. Mmmh, denke ich - Shinto, Tempel und Armee. Wie kann das zusammen gehen?<br /><br />Wir stehen eine Weile vor dem großen bronzenen General. Ich weiß nicht, ob den beiden die bohrenden Blicke der anderen Besucher gewahr werden, aber schon bald schieben wir uns im Strom der vielen anderen Besucher in Richtung des Tori, des traditionellen Torbogens, hinter dem der Schrein, der eigentliche Tempel ist.<br /><br />Japanische Flagge, Zedernholz, es duftet nach Räucherwaren, Touristen, alte, sehr alte Menschen, Familien mit Kindern, Schulklassen - eine illustre Besucherschaft.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StGFA7S4TMI/AAAAAAAAEYY/i33DcMzGmy0/s1600-h/03_eingang_schrein.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 250px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StGFA7S4TMI/AAAAAAAAEYY/i33DcMzGmy0/s400/03_eingang_schrein.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391236479902567618" border="0" /></a>Dann stehen wir vor dem Schrein. Ats erklärt mir, dass die blumenartigen Grafiken auf dem riesigen weißen Stofflaken das kaiserliche Siegel seien. Und Maki fügt hinzu - dies ist der wichtigste Schrein Tokyos, wenn nicht ganz Japans. Deshalb zeigten sie ihn mir.<br /><br />Wir gehen, wie viele andere auch, in einer Reihe langsam die hölzernen Stufen zum Inneren des Schreins. Ein Polizist, würdevoll, ruhig, bewacht das Heiligtum. Maki beginnt, in seiner Tasche zu kramen, Ats tut es ihm nach.<br />"Du brauchst etwas Geld", sagt er.<br />Also krame auch ich in meiner Tasche. Etwas peinlich, im Angesicht der Shinto-Götter meine Sicherheits-Reisebrieftasche herauszuholen und in den 100-Yen-Stücke zu wurschteln.<br /><br />Dann sind wir an der Reihe. Auf einmal stehen wir vor dem Heiligtum, die letzten vor uns drehen sich um, gehen. Hinter uns, das merke ich am Gemurmel, stehen Dutzende an.<br /><br />Ats flüstert mir zu: "Okay, first: Throw the Money. Second: One Bow. Third: Two Claps. Last: Two Bows."<br />Äh, aha. Okay. Wie? Geld werfen, verbeugen? Klatschen. Ein mal, zwei mal? Wie jetzt?!?<br /><br />Da schon fliegt das Kleingeld der Beiden in hohem Bogen auf den Schrein zu, fällt vor ihm in eine große - Gottseidank nicht zu verfehlende - Kiste durch einen Holzrost.<br />Ich werfe meine 300 Yen hinterher.<br />Ats und Maki verbeugen sich schon - ich tue es ihnen nach und nehme schnell meine Hände wieder runter, denn ich war fast dabei, schon jetzt zu klatschen. Verbeugen. Verbeugen. Mein Gott, wie lange verbeugen die sich denn?<br />Sie richten sich auf.<br />Ich mich auch. Es knirscht im Rücken.<br />Shintogötter stehen auf Stretching.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEibhJ0FRaHjycsEhL7RDwABArl6c-Ml4Y9lRtS4e6MrughbCMsjK9okLyzQQzInauQN1fcJE5drSxZ7bUlvpFBy5Eshnfg6oQXbbA5-Nc4RThLMwm17kDOvWRTd-zx2rrcENlZxcYjgpJs/s1600-h/04_yasukuni-schrein.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 288px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEibhJ0FRaHjycsEhL7RDwABArl6c-Ml4Y9lRtS4e6MrughbCMsjK9okLyzQQzInauQN1fcJE5drSxZ7bUlvpFBy5Eshnfg6oQXbbA5-Nc4RThLMwm17kDOvWRTd-zx2rrcENlZxcYjgpJs/s400/04_yasukuni-schrein.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391236325796940914" border="0" /></a>Dann heben sie - langsam, rituell - die Hände.<br />Klatschen zwei mal. Ich also auch. Klatsch - Klatsch.<br />Dann wieder verbeugen. Tief runter. Hände flach auf die Oberschenkel, Oberkörper gerade lassen, runter. Runter. Unten bleiben.<br />Oh, welch´ Erlösung, wieder hoch.<br />Und wieder runter. Runter. Es tut weh. Unten bleiben. Noch ein bisschen. Wieder hoch.<br />Ahhh, knacks, ächz, ich lebe noch!<br /><br />Dann drehen wir uns andächtig um. Na, sie drehen sich andächtig um - mir ist zu schwindelig. Stretching ist nicht so meins. Wir verlassen die Empore, treten nach unten.<br /><br />So. Nun habe ich die Schutzgötter Tokyos also um Beistand für meine Reise gebeten, frage ich Ats. Der lächelt milde und schüttelt seinen Kopf - nein, ich habe den Gefallenen der japanischen Armee meinen Respekt erwiesen.<br /><br />Und dann dämmert es mir.<br /><br />Dies ist der <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Yasukuni-Schrein">Yasukuni-Schrein</a>. Ort bitterster Kontroversen. Denn hier wird nicht nur den Armeehunden, Brieftauben, Arbeitspferden und normalen Soldaten, sondern ausdrücklich auch bewiesenen Kriegsverbrechern, die auf diesem Areal nach den diversen japanischen Eroberungsfeldzügen begraben liegen, gedacht.<br /><br />Und ich erinnere mich daran, dass es alljährlich schlimme Diskussionen gibt, wenn nämlich der japanische Ministerpräsident hier her kommt, das Shinto-Stretching macht und damit auch die Kriegsverbrecher offiziell von Staatswegen ehrt.<br /><br />Na, schön, denke ich - dann war die erste Amtshandlung meiner Tour neben dem verkorksten Morgenkack also das Verehren japanischer Massenmörder. Wenn das mal kein gutes Omen ist?<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Des Kaisers Burg</span><br /><br />Wir lassen den kontroversen Ort, an dem mittlerweile 2,4 Millionen Menschen verehrt werden, hinter uns und fahren weiter. Wir schlängeln uns durch den Berufsverkehr, bis wir eine breite Allee erreichen, auf der kein einziges Fahrzeug zu sehen ist.<br /><br />Es handelt sich um die Straße, die rund um den kaiserlichen Palast führt, der wie eine mittelalterliche Burg von einem tiefen, sehr breiten Wassergraben umgeben ist. Manchmal, so erklären mir Maki und Ats, sperrt die Stadt diese Straße für Autofahrer, sodass Radfahrer, Inlineskater und Fußgänger die bis zu 80 Meter breiten Boulevards ganz für sich allein haben.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StGE3iCCcuI/AAAAAAAAEYA/5JfBEonghOM/s1600-h/05_vor_dem_palace.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 232px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StGE3iCCcuI/AAAAAAAAEYA/5JfBEonghOM/s400/05_vor_dem_palace.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391236318502220514" border="0" /></a>So wie heute. Wir kommen an einer Art Straßenfest vorbei. Ein Parcours für kleine Radfahr-Änfänger ist aufgebaut. Polizisten und Eltern helfen den kleinen Stützradbikern um die Pylonen herum. Süß, wie sie mit ihren Uniformen und den gelben Basecaps - das Zeichen für die kleinste Altersklasse der Schüler - fleißig strampelnd die Hindernisse meistern.<br /><br />Freilich nur bis zu dem Punkt, an dem sie unsere Räder erblicken. Zudem noch eines mit einem Gaijin - da stockt es auf dem Parcours und die Jungs und Mädchen winken mir freundlich zu.<br />"Konnichi wa!", rufe ich.<br />Sie antworten und grinsen bis über beide Ohren.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StGE3fQWEoI/AAAAAAAAEX4/795n4WIv5WE/s1600-h/06_palace2.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 199px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StGE3fQWEoI/AAAAAAAAEX4/795n4WIv5WE/s400/06_palace2.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391236317756920450" border="0" /></a>Dann erreichen wir einen großen Platz. Polizei bewacht ihn, aber weit weniger, als ich das vom Kauserpalast erwartet hätte. Klar, wer nur die Hochsicherheits-Maßnahmen der deutschen Polizei etwa an U.S.-amerikanischen Konsulaten kennt, den wundert es, dass der japanische Tenno von nur vier kurzärmeligen Stadtpolizisten bewacht zu sein scheint<br /><br />Viel kann ich nicht sehen. Das Eingangstor, dahinter, schon zwischen Baumwipfeln, das Gebäude der kaiserlichen Palastverwaltung - mehr sieht man nicht.<br />Es gäbe hier den Balkon, erklärt Maki, auf dem die kaiserliche Familie zu Neujahr erscheint, dann stehen Tausende Tokyoter hier versammelt, nehmen die guten Wünsche des Kaisers auf und antworten mit begeisterten "Banzai!"-Rufen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjuTdGE06OFsmFNxQJsi7efKgO7QdUWHND4Uo8uhHU1gRTRW21g8BKS31e9p5UI0CGQqQaegh3C2zmhnPjidBYaoDBL0R1phhwjq0fjO2FneR2IuD5C5Z8wFiKHC7xcElYsuDpL2f5XQNY/s1600-h/07_palace.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 203px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjuTdGE06OFsmFNxQJsi7efKgO7QdUWHND4Uo8uhHU1gRTRW21g8BKS31e9p5UI0CGQqQaegh3C2zmhnPjidBYaoDBL0R1phhwjq0fjO2FneR2IuD5C5Z8wFiKHC7xcElYsuDpL2f5XQNY/s400/07_palace.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391236306942783458" border="0" /></a>Auf mich wirkt dieser Ort fremd. Verwunschen irgendwie. Und deplatziert. Wenn ich mir vorstelle, dass an dieser Stelle schon der alte Edo-Palast gestanden hatte, ist es kaum zu glauben, dass gleich hinter der Prachtstraße, gegenüber des mächtigen Kaiserpalastes, die atemberaubenden Wolkenkratzer stehen, die Glaspaläste der noch mächtigeren Banken, Investmenthäuser und Mega-Konzerne.<br /><br />Und mitten drin - eine grüne Oase mit Kirschbäumen, geschwungenen Dächern und einem Kaiserpaar. Japan, da ist es wieder, dieser attraktive Gegensatz zwischen High-Tech-Land und Monarchie, zwischen Microchip und Samuraischwert.<span style="text-decoration: underline;"><br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.de/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=palace&sll=35.685466,139.752445&sspn=0.021611,0.061798&ie=UTF8&hq=palace&hnear=&ll=35.695016,139.756651&spn=0.021611,0.045447&t=p&z=14&iwloc=A&cid=8835551059893894722&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.de/maps?f=q&source=embed&hl=de&geocode=&q=palace&sll=35.685466,139.752445&sspn=0.021611,0.061798&ie=UTF8&hq=palace&hnear=&ll=35.695016,139.756651&spn=0.021611,0.045447&t=p&z=14&iwloc=A&cid=8835551059893894722" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /></span><br />Wir bleiben ein paar Minuten stehen. Maki fragt, ob ich näher heran möchte, aber ich winke ab - mir reicht es, einen Eindruck vom Palast zu haben. Kaiser und Könige sind nicht gerade das, was mich wirklich brennend interessiert.<br /><br />Ich würde einen Campingführer benötigen, beginne ich vorsichtig fragend. Immerhin hat meine Recherche in Deutschland ergeben, dass Japan über 3.500 Campingplätze hat - nur leider findet Google Maps nicht einen einzigen. Logisch, ich beherrsche ja auch weder Kanji noch Kana, die beiden Schriftzeichensätze.<br /><br />"Da haben wir eine Idee", sagt Ats. Grinst. Und los geht es.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Eine Stadt aus Büchern</span><br /><br />Wir verlassen die schöne leere Straße. Fast trifft er mich wie ein Schlag, der Stadtverkehr im "leeren" Tokyo: Massen an Vans und Lieferfahrzeugen, gern in Doppelreihe mit laufendem Motor nach amerikanischer Unsitte geparkt, dazu Trucks (was zur Hölle suchen die in der Innenstadt?) in Hülle und Fülle, Taxis ohne Ende und die normalen Autos. Da reichen selbst 4-spurige Prachtsstraßen nicht aus.<br /><br />Dennoch kommen wir erstaunlich gut voran. Ob es daran liegt, dass der japanische Kraftfahrer genauso höflich im Verkehr ist, wie auch ohne Motorisierung? Immerhin höre ich kein Hupen, es wird nicht gedrängelt, wenn einer durch Blinken einen Spurwechsel andeutet, macht der Hintere augenblicklich Platz. Es läuft. Es läuft reibungslos - der Verkehr ist harmonisch wie eine Teezeremonie. Ich bin begeistert.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgrmATerH8DxUvSrDRCKLoi35FXfoAacdfUoap2WpUirZRIx8QjvwQmMZ857qNCdR0MO8ZDQSSuch-UjUe54vjIRDTpWQMPLbrKda_mvLV6OEyrJlipead6g-xdQOxiQsHl3fDVlyLB6PA/s1600-h/08_poppongi.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 300px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgrmATerH8DxUvSrDRCKLoi35FXfoAacdfUoap2WpUirZRIx8QjvwQmMZ857qNCdR0MO8ZDQSSuch-UjUe54vjIRDTpWQMPLbrKda_mvLV6OEyrJlipead6g-xdQOxiQsHl3fDVlyLB6PA/s400/08_poppongi.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391236128629615970" border="0" /></a>Wir kommen von den skyscrapenden Wolkenkratzern in eine Gegend, wo die Häuser noch unter 20 Stockwerke haben. Dafür werden die Straßen enger, die Werbetafeln bunter, größer und auch die Geräuschkulisse nimmt zu: Wir sind in Takeshita dori, sagt Maki. Was das bedeutet, merke ich gleich.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.de/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=takeshita+dori&sll=35.673962,139.72867&sspn=0.039464,0.090895&ie=UTF8&hq=&hnear=Takeshita-d%C5%8Dri&ll=35.67125,139.70481&spn=0.041206,0.090895&z=14&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.de/maps?f=q&source=embed&hl=de&geocode=&q=takeshita+dori&sll=35.673962,139.72867&sspn=0.039464,0.090895&ie=UTF8&hq=&hnear=Takeshita-d%C5%8Dri&ll=35.67125,139.70481&spn=0.041206,0.090895&z=14" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Dies hier ist das "Bücherviertel" von Tokyo, erklären sie. Und tatsächlich, es reiht sich ein Buchladen an den nächsten. Vor den Second-Hand-Läden stapeln sich vergilbte Wälzer in meterhohen Türmen, die Manga-Läden werben mit schrillbunten Riesenfiguren von Pokemons, Daemon-Raidern und allerlei anderen Gestalten, aber auch moderne Großbuchhandlungen, Spezialbuchhandlungen, Adultbuchhandlungen und und und finden sich hier. Bücher. Papier. Die Straße riecht nach Bibliothek.<br /><br />In einer - wirklich dunklen - Seitengasse ketten wir unsere Räder an. Ats hat einen bestimmten Laden im Visier. Wir treten ein. Es ist einer der größeren Läden. Regale auf doppelter Mannshöhe (dabei sind die Japaner schon so klein), Ablagesysteme in Kana, mir vollkommen verschlossen bleibende Beschreibungen, welche Genres, welche Bücherarten und welche ... Buchstaben in den Regalen gefeatured werden.<br /><br />Rege Betriebsamkeit, sanfte Dudelmusik. Menschen schmökern, blättern, laufen umher. Ats schaut - wo ist die Outdoor-Abteilung? Dritter Stock. Wir fahren Fahrstuhl. Kurz bevor die Tür zugehen kann, drängelt sich noch ein Herr zu uns in die Kabine. Er verbeugt sich atemlos, murmelt " ... gozaimas" und dreht sich von uns weg. Er muss im Zweiten raus. Beim Gehen verbeugt er sich noch einmal leicht in unsere Richtung, murmelt wieder sein " ... gozaimas" und geht.<br /><br />Wir suchen, finden aber keinen einzigen Campingführer. Ah, dabei sind die Japaner doch so Outdoor-verrückt?! Eine junge Angestellte, weiße Handschuhe, hilft uns. Wenig später halte ich einen Campingführer für 1.000 Yen in meinen Händen. Ich kann kein einziges Wort lesen - dafür enthält er eine Karte Südjapans, wo ich radeln will.<br />Ats hat die glorreiche Idee, ich könne meine Etappen abfotografieren, aber die 1.000 Yen hab ich auch noch.<br /><br />Ich kaufe ihn, arrigato gozaimas!<br /><br />Meine größte Sorge, ich müsse mir jeden Tag eine Stelle zum Wildcampen suchen, ist damit ausgeräumt. Ich werde tolle Campingplätze haben, mich duschen können und wer weiß, vielleicht sogar andere Camper kennenlernen?<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Oh-Shi-Kuru in Shibuya</span><br /><br />Glücklich, nun endlich zu wissen, wo mich meine Etappen hinführen werden, steige ich zurück auf meine Speedmachine - und wundere mich, dass man in dieser Millionenmetropole ein 5.000 Euro teures Liegerad, nur notdürftig mit einem labberigen Ringelschloss gesichert in einer dunklen, schmalen Seitengasse stehen lassen kann. Ats und Maki hatten sogar ihre Bike-Computer auf den Rädern gelassen ...<br /><br />Wir schieben auf die Straße, biegen von den völlig überladenen Gehsteigen auf die Straße ab und ordnen uns in den Stadtverkehr ein - der heftig, aber längst nicht mehr so chaotisch ist, wie er mir noch vor einigen Stunden erschienen war.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEioUnTpbSEIqvgv6ylx9O8-oj0bzTm0qROtkR_ti7tIWyGsQFX9qv6TkxIF1a7RxB_xgiiTpQ3rB_c2NWYAYffGm0QEA1yBkxVOp5oZlKjkaP5fj6YrZpQH6bPaZ1lbmjLWbo4ApP7I258/s1600-h/09_jam.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 300px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEioUnTpbSEIqvgv6ylx9O8-oj0bzTm0qROtkR_ti7tIWyGsQFX9qv6TkxIF1a7RxB_xgiiTpQ3rB_c2NWYAYffGm0QEA1yBkxVOp5oZlKjkaP5fj6YrZpQH6bPaZ1lbmjLWbo4ApP7I258/s400/09_jam.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391236122918614930" border="0" /></a>Unsere Fahrt geht nach Shibuya, dort, so sagt Maki, finden sich die Elektronikfachgeschäfte und zahllose Läden für all die Mangabesessenen. Zwar würde mich ein Bummel durch die neuesten Errungenschaften der High-Tech-Industrie schon reizen, aber als ich ein paar Kilometer später sehe, was ein wirklich von Menschen verstopfter Gehsteig ist, reicht mir die Aussicht vom Seitenstreifen.<br /><br />Überall blinkt und glitzert es, Lautsprecher hämmern japanische Pop-Musik und Technorhythmen in die Betonschluchten, Tausende kämpfen sich im Schneckentempo von Glitzerladen zu Glitzerladen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StGEr5LzsaI/AAAAAAAAEXY/llrW3SI34CI/s1600-h/10_jam2.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 186px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StGEr5LzsaI/AAAAAAAAEXY/llrW3SI34CI/s400/10_jam2.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391236118558781858" border="0" /></a>Ab und zu halten wir, lassen neue Massen über die Zebrastreifen. Dann lehne ich mich zurück, genieße die Hitze - immerhin haben wir um die 25 Grad hier in Japan - und beobachte, wie sich das Chaos durch stilles Einvernehmen der Teilnehmer selbst eine Ordnung gibt. Und ich bin fasziniert.<br /><br />Da kommt mir das Oh-Shi-Kuru-Lied aus "Two and a half Men" ein. Und ich summe und summe und summe ... "Who´s the guy who had to die?"<br />Und muss grinsen. Ich atme, tief. Durch.<br /><br /><object width="425" height="344"><param name="movie" value="http://www.youtube.com/v/8LvqxstHSJE&hl=de&fs=1&"></param><param name="allowFullScreen" value="true"></param><param name="allowscriptaccess" value="always"></param><embed src="http://www.youtube.com/v/8LvqxstHSJE&hl=de&fs=1&" type="application/x-shockwave-flash" allowscriptaccess="always" allowfullscreen="true" width="425" height="344"></embed></object><br /><br />Atme, genieße es. Es scheint, als sei ich angekommen. Etwas Anspannung fällt ab. Etwas von dem steifen Schreck, der mir seit gestern im Rücken sitzt, mich unentspannt werden ließ, mir nachts den Schlaf geraubt hat. Es fällt ab. Ich verschränke die Arme, noch immer Rot an der Ampel über uns. Noch immer dasitzen, warten, Massen schieben sich vor uns über die Straße.<br /><br />Und ich? Ich komme in Tokyo an. Endlich.<br />Ats dreht sich um. Grinst. Ich nicke ihm zu. Und grinse auch.<br /><br />Toll, hier zu sein!<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Japan Cycling - die Tricks</span><br /><br />Wir fahren weiter, tiefer nach Shibuya hinein. Ich habe es mir doch gewünscht - Ats hat mir abgeraten, es wäre "die Hölle", aber wenn ich schonmal hier bin, will ich auch die Hölle sehen. Ich merke bald, was er meint.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StGErZYPLqI/AAAAAAAAEXQ/hYBfr3GMREA/s1600-h/11_skyway.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 246px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StGErZYPLqI/AAAAAAAAEXQ/hYBfr3GMREA/s400/11_skyway.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391236110020980386" border="0" /></a><br />Die Straßen - wenn man das überhaupt so nennen kann - werden schmal. Schmaler. Schmal. Nur über uns die Skyways sind noch modern. Der Rest hat die Maße eines vergangenen Jahrhunderts. Wo die Verkehrsplanung nur Rickschahs vorsah.<br /><br />Tiny. Irgendwann gibt es keine Autos mehr, was eine Wohltat ist, aber dafür befinden wir uns in einer Fußgängerzone, ich habe das Gefühl, dass all die Tausend Leute, die vorhin über die Ampelkreuzungen dahingeflossen sind, sich nun hier austoben: Modelabels, hippe, stylishe Shoppingläden - klein, aber oho - und die tokyoter Bohéme drückt sich durch die höchstens 3 Meter breiten Gassen.<br /><br />Und wir mittendrin. Im Schritttempo geht es hinter aufgepimpten Japan-Queens her, wir drücken uns knirschend an aufgemotzten Japan-Hippstern vorbei. Aus den Läden schwappen House-Rhythmen und treibende Bässe über unsere Helme hinweg. Die Schwüle, der Beat, all das steckt an. Wie gern würde ich absteigen, mir ein Beck´s kaufen und einfach nur vor einem der Läden abhängen, mit Freunden, der DJ legt auf, die Sonne knallt ... aber hey, wir sind ja nicht in Hamburg St. Georg im Kyti Voo.<br /><br />Irgendwann, ich schätze, so nach einer halben Stunde und mehr als ... eintausend Metern, haben wir Shibuya wieder verlassen. Toll, finde ich, mir hat es dort sehr gefallen. Aber als Liegeradler war das dann doch der falsche Aufzug, dort zu erscheinen. Ich merke mir, bei Gelegenheit die Gegend als Fußgänger zu erkunden.<br /><br />Ob ich Hunger hätte, fragt Ats. Klaro. Ist ja Mittag.<br />Da ich beide gebeten habe, mir beim Kauf des Shinkansen-Tickets zu helfen, schlagen sie vor, zur Tokyo-Station zu radeln, das Ticket zu kaufen und dann gleich essen zu gehen. Gesagt getan.<br /><br />Wir kennen das schon: Rein in den Verkehr. Und wie ich mich freue, endlich keine Enge mehr. Und hey, auch der Qualm und der Feinstaub all der Trucks und Vans, deren Auspuffe genau in Höhe unserer Atmungsorgane liegen, können mich nicht davon abhalten, es zu genießen, mal wieder 30 km/h fahren zu können.<br />Nach 20 Minuten erreichen wir Tokyo Station.<br /><br /><iframe marginheight="0" marginwidth="0" src="http://maps.google.de/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=tokyo+station&sll=35.680934,139.760084&sspn=0.043225,0.090895&ie=UTF8&hq=tokyo+station&hnear=&t=h&ll=35.678683,139.767848&spn=0.006478,0.006295&output=embed" scrolling="no" width="425" frameborder="0" height="350"></iframe><br /><small><a href="http://maps.google.de/maps?f=q&source=embed&hl=de&geocode=&q=tokyo+station&sll=35.680934,139.760084&sspn=0.043225,0.090895&ie=UTF8&hq=tokyo+station&hnear=&t=h&ll=35.678683,139.767848&spn=0.006478,0.006295" style="color: rgb(0, 0, 255); text-align: left;">Größere Kartenansicht</a></small><br /><br />Wieder: Fahrrad abstellen und sichern. Ich bewundere das Vertrauen der beiden in ihr dünnes Schlösschen. Und gleichzeitig mein Vertrauen in ihr Vertrauen, denn ich hänge an dem sprichwörtlich seidenen Stahlfaden der beiden mit dran.<br /><br />Wir lassen die Räder an einem Baum angekettet zurück und gehen in das Terminal. Es wird gerade umgebaut, weshalb mir die wahre Pracht des Bauwerkes hinter Planen und unter Platten verborgen bleibt - nicht verborgen aber bleibt mir das unendlich scheinende Gewusel tausender Leute, die mal mehr, mal weniger eilig durch die engen Gänge huschen. Immer wieder dazwischen Gaijins, Ausländer, Touristen - Gedankenverloren, verwirrt, meist mit Stadtplänen ausgestattet (die sie ganz offensichtlich nicht lesen können). Wie Felsen in der Brandung halten die Konglomerate nichtwissender Ausländer den steten Strom der Berufspendler auf.<br /><br />Wir kommen in einen Saal, der voller Automaten steht - und hier merke ich wieder, wie gut es war, die Jungs von Cycle Tokyo! angeschrieben zu haben. Zwar vermute ich, dass die Roboter-Verkäufer auch einen Englisch-Modus haben, aber als ich die tausend Knöpfe, blinkenden Displays sehe und merke, wie selbst Japaner ratlos vor den Teilen stehen, bin ich froh, das Ats und Maki zu den bemannten Ticketkabinen gehen, wo wir nach zwei, drei Minuten anstehen auch gleich an die Reihe kommen.<br /><br />So bekomme ich den Japan Cycling Tip #1: Im Shinkansen, dem berühmten Hochgeschwindigkeitszug der Japaner, kann man durchaus sein Fahrrad mitnehmen, dann aber immer ganz hinten den Platz buchen, denn da sind noch 40 cm Zwischenraum, wo man das Rad bequem unterbringen kann.<br /><br />19.000 Yen später halte ich das Ticket für den Nozomi Shinkansen von Hiroshima nach Tokyo in meinen Händen - 6 Stunden Zugfahrt. Oder sollte ich Zugflug sagen?<br /><br />Wir gehen in ein kleines Tempura-Restaurant im Bahnhof, ich breite meine Karte aus und zeige den Jungs meine Strecke.<br /><br />Sie haben an sich nichts auszusetzen, nur geben sie mir Japan Cycling Tip #2: Immer die großen Straßen fahren. Soll heißen, je mehrstelliger und je höher eine Straße nummeriert ist, desto unwichtiger ist sie. Und dann laufe ich Gefahr, auf eine Straße zu geraten, bei der die Schilder nicht mehr bilingual, sondern nur noch in Kana sind. "And then - you are lost.", sagt Maki.<br />Ich glaube es ihm, denn er hat dieses wissende Zen-Lächeln.<br /><br />Wir verspeisen das leckere Tempura. Und da ich weiß, das Cycle Tokyo! kein Geld kostet, lade ich die Jungs wenigstens zum Essen ein. Sie danken es mir mit einer Verbeugung und einer Extraschleife zum Tokyo Tower.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhEe0-gDaGwOk_D2tF5DSyD-teOFV2NBMl33LKZ0zcp7F_PahJZGN-ZXHUYwFAqFlNg2dv379DrKF-wug7x9Ejrd7Tlh4_c-qYq4VYd6esQTK-LjiT4M7-Fm-OaN2efbOQ-BiRRJJY3WtA/s1600-h/12_tokyotower.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 300px; height: 400px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhEe0-gDaGwOk_D2tF5DSyD-teOFV2NBMl33LKZ0zcp7F_PahJZGN-ZXHUYwFAqFlNg2dv379DrKF-wug7x9Ejrd7Tlh4_c-qYq4VYd6esQTK-LjiT4M7-Fm-OaN2efbOQ-BiRRJJY3WtA/s400/12_tokyotower.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391236107375032786" border="0" /></a><br />Es dämmert schon. Und ich wundere mich, ist es doch gerade mal 16 Uhr. Aber tatsächlich, es wird schummerig in Tokyo. Komisch.<br /><br />An einem der alle 200 Meter aufgestellten Getränkeautomaten machen wir halt, Ats holt sich ein Wasser und wir beraten, was wir nun noch machen wollen. Ich merke den beiden an, dass wir die Tour jetzt auch gut abbrechen könnten. Ich weiß, sie sind zu höflich um mir zu sagen, dass sie gern nach Hause möchten, also bitte ich sie nur noch, mich zu dem "Gurkenhaus" zu bringen. Dieses gemüseartige Glasgebäude, das ich von meinem Hotelfenster aus sehen kann. Das hat es mir irgendwie angetan.<br /><br />Ah, Nishishinjuku, sagen sie. Ja, kein Problem, das läge ja quasi auf dem Weg.<br />Wir bahnen uns über allerlei verlassene und mehr oder weniger ruhige Gassen und Nebenstraßen den Weg aus Shibuya heraus. Dabei kommen wir an einem wirklich gut ausgestatteten Bike-Shop vorbei.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiOK7fmIvs5Wot24dG9ET-RTB6FQxgwy_MpqiYQxiOh9z0ZigrDhl0DDXX0ywVib0TXFiha8SngDCCx6lDfp7MaBUfyib0-79ImJqgPzJTcscXIdlIyCqirQws8JWMqBt-2pn4Swj4i3HY/s1600-h/13_shibuya.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 180px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiOK7fmIvs5Wot24dG9ET-RTB6FQxgwy_MpqiYQxiOh9z0ZigrDhl0DDXX0ywVib0TXFiha8SngDCCx6lDfp7MaBUfyib0-79ImJqgPzJTcscXIdlIyCqirQws8JWMqBt-2pn4Swj4i3HY/s400/13_shibuya.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391235852219831794" border="0" /></a><br />Scheinbar hat dieser mir unverständliche Hype um das Fixie auch von Tokyo Besitz ergriffen und so stehen einige zugegeben sehr ansehnliche Modelle für Kaufwillige bereit.<br /><br />Dann geht es aber auch schon wieder auf die großen Straßen. Für mich, im Sandwich bei Cycle Tokyo! mittlerweile kein Problem mehr - ich mache es jetzt sogar so, wie die beiden, und fahre bei Rot an den Autos vorbei über die Stopp-Linie bis vor auf die Kreuzung, dort, ganz nahe, wo die Autos vorbeikommen. So sind wir bei Grün meist schon auf der anderen Straßenseite, wenn uns die Autos der eigenen Fahrtrichtung überholen.<br /><br />Alter Hase, denke ich anerkennend selbstsicher. Und ertappe mich dabei, wie ich falscherweise wieder aus Reflex nach links in den nicht mehr vorhandenen Rückspiegel versuche zu blicken.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Ratlos am Rathaus</span><br /><br />Nach Nishishinjuku gelangen wir schnell. Dieser, komplett aus dem Boden gestampfte Bezirk prägt einen großen Teil der Skyline Tokyos. Wolkenkratzer und Glaspaläste, alle weit über 100 Meter hoch, stehen hier dicht an dicht, vergleichbar mit dem Financial District an Manhattans Südspitze.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEil51vMyQkQTwxWn1GAdEsvlSl8rY4_khka5FAJaAy4qA9aAdujcoZIDvsxPC1o7O3Nd0Bmlbl-H7-BUC7yl8kE8kQ_bZxWcXTG-_el34D2lz_0yO9IV5EuaaPOdLyRaHqI-MIOb9AT9j8/s1600-h/14_nishishinjuku.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 300px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEil51vMyQkQTwxWn1GAdEsvlSl8rY4_khka5FAJaAy4qA9aAdujcoZIDvsxPC1o7O3Nd0Bmlbl-H7-BUC7yl8kE8kQ_bZxWcXTG-_el34D2lz_0yO9IV5EuaaPOdLyRaHqI-MIOb9AT9j8/s400/14_nishishinjuku.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391235841624364626" border="0" /></a>Wir machen eine kleine Pause, Ats nimmt noch einen Schluck, ich staune, mache Fotos und Maki erklärt mir, dass hier das Rathaus von Tokyo sei.<br />Wie?<br />Wo?<br />Welches denn?<br /><br />Na die alle. Alle hier. Er deutet auf uns umstehende Wolkenkratzer hin. Es sind zwei riesige, dem Empire State in nichts nachstehende Megatürme, verbunden durch einen Bau, der allein schon mächtig genug gewesen wäre, mir ein langes "Ahhhh, wow!" zu entlocken.<br /><br />Ich blicke nach oben.<br />Rathaus also.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFBo01YM2dowVYoIQu-3nAukXydkfesKxrrFww4Jj8x2zehPkCfO3fo_jW3gxh58xQpz0LSi_5y4OJGHVmgPz5wMj4TzvKu66d9CvpYoOPu3lSyrQuefZR4WQokWhuhAA0kd2z5imNDJA/s1600-h/15_rathaus_tokyo.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 267px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFBo01YM2dowVYoIQu-3nAukXydkfesKxrrFww4Jj8x2zehPkCfO3fo_jW3gxh58xQpz0LSi_5y4OJGHVmgPz5wMj4TzvKu66d9CvpYoOPu3lSyrQuefZR4WQokWhuhAA0kd2z5imNDJA/s400/15_rathaus_tokyo.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391235839302123698" border="0" /></a>Unglaublich. Aber Tokyo, so erklären mir Maki und Ats, Tokyo als Stadt selbst gibt es gar nicht. Im Zweiten Weltkrieg (allerdings nicht wegen ihm) ist die alte Stadt Tokyo aufgelöst worden.<br />Heute bezeichnet man Tokyo als das, was die über 20 administrativen Bezirke sind. Das, was man als Stadt bezeichnen könnte, hat mehr als 8 Millionen Einwohner.<br /><br />Aber Tokyo ist mehr. Denn mittlerweile ist die Stadt Yokohama, im engeren Sinne der Hafen Tokyos und fest mit der Stadt verwachsen, Teil dieses Gebildes. Und wenn man die ganze Metropolregion betrachtet - die größte der Erde - so hat diese mehr als 40 Millionen Einwohner.<br /><br />Und da, muss ich sagen, bleibt mir wirklich der Mund offen stehen. Denn 40 Millionen Mann, das ist die Hälfte der ganzen Bundesrepublik. Die nur hier lebt. Hier in dieser "Stadt", in der ich gerade meine ersten Liegerad-Gehversuche gemacht habe.<br /><br />In diesem Lichte erscheint mir selbst das Riesenrathaus viel zu klein.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StGEbM04QhI/AAAAAAAAEWo/LLcmJoFUut4/s1600-h/16_uni.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 300px; height: 400px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StGEbM04QhI/AAAAAAAAEWo/LLcmJoFUut4/s400/16_uni.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391235831773544978" border="0" /></a>Und dann bekomme ich doch noch meine Gurke. Ich mag dieses Haus. Klare, geometrische Linien - und doch organisch, rund, fast sinnlich. Ich mag es. Freue mich richtig - und merke, wie ich den beiden schmeichle.<br /><br />Es sei die Kunsthochschule, erklären sie mir.<br />Studieren müsste man nochmal ...<br /><br />Dann bringen sie mich heim. Zurück ins alte Shinjuku zu meinem japanischen Best Western. Es war eine tolle Fahrt, Ihr Beiden! Ich bedanke mich, freue mich, bedanke mich noch einmal.<br />Sie wünschen mir alles gute, machen mir Mut, geben mir ihre Nummern, falls was ist, könne ich immer und jederzeit anrufen. Dann verbeuge auch ich mich - und bin wirklich ein bisschen traurig, als mich Maki und Ats verlassen. Und ich allein in der Lobby stehe.<br /><br />Neben mir die treue Speedmachine. Draußen wird es dunkel. 17 Uhr.<br />Die drei Rezeptionisten hinterm Tresen verbeugen sich lächelnd, als sie mich sehen. Und ich bin wieder allein. Im Aufzug. Kommt sie auf einmal zurück, diese Melancholie. Ich bin allein.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Home sweet home</span><span style="font-weight: bold;">?</span><br /><br />Da sitze ich nun vor meinem Abendessen - Sushi, grüner Tee, Salat. Kohlehydrate für morgen. Ich will so viel tanken, wie möglich.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StGEa-poKKI/AAAAAAAAEWg/KVFmKw0Bsik/s1600-h/17_abendbrot.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 258px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/StGEa-poKKI/AAAAAAAAEWg/KVFmKw0Bsik/s400/17_abendbrot.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391235827968256162" border="0" /></a>Im TV schnattern sie bei abstrusen Game-Shows. Ich beschaue mir kauend die Karte für morgen. Zum Fuji-san, dem mystischen, heiligen Berg der Japaner soll es gehen. Raus aus Tokyo. Raus aus dieser Megastadt. Rein in die Natur.<br /><br />Ich schaue auf das Höhenprofil. Über 2.400 Höhenmeter stehen da. Das ist genauso viel Höhenarbeit wie bei meiner härtesten Etappe in den kanadischen Rocky Mountains. Na, ein Glück, dass ich mir zwei Packungen Sushi geholt habe, denke ich.<br /><br />Ich dusche.<br />Ich packe meine Taschen.<br />Überprüfe das Rad und stelle den Wecker.<br />Früh soll es losgehen.<br /><br />Da fällt er mir wieder ein, Ats´ Japan Cycling Tip #3: "You don´t have to stop at the Stop-Signs. But the Drivers expect you to."<br />Aha. Noch so eine Zen-Weisheit.<br /><br />Ich kann nicht einschlafen.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi9SQE6v09E5watUMqpyCe0eUnPs_SHKXSSspKu6zL3v26utNAiGtOaq4q_Z9H-Wy-vFIeIIuUOZn3oRJHR78P0zx6c5nVXt207ElQsmqYqKPXh1_NzpdTd-C8Xx8z3pjUFZCV87aJ5pIk/s1600-h/map1.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 232px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi9SQE6v09E5watUMqpyCe0eUnPs_SHKXSSspKu6zL3v26utNAiGtOaq4q_Z9H-Wy-vFIeIIuUOZn3oRJHR78P0zx6c5nVXt207ElQsmqYqKPXh1_NzpdTd-C8Xx8z3pjUFZCV87aJ5pIk/s400/map1.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5391234145977727138" border="0" /></a><span style="font-style: italic;">Gefahren: 32,77 km in Zentral-Tokyo.<br />Und damit habe ich nur noch 1.470 km vor mir.<br /><br /></span>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/11924140569160672339noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8275082678236673049.post-13456802856513090292009-10-10T08:40:00.000-07:002009-12-28T10:44:55.348-08:00Partner<span style="color: rgb(255, 0, 0);">Vielen Dank - Ohne Euch wäre es schwerer gewesen!</span><br /><br /><span style="font-weight: bold;">Sixt </span>- es war ein Experiment und es hat geklappt. Warum auch immer ich nach Frankfurt/Main fahren und nicht fliegen wollte, es hatte seine Reize. Nun, für die Autobahnbaustellen kann Sixt nichts, aber der unschlagbare Preis, den ich für meinen tollen 3er BMW bezahlen musste, hat es wett gemacht. Vielen Dank - jederzeit & gern wieder!<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjLZJlJor5ES2YTewgOmVTDbfLLFmqZT022WB2uuyn2H_BcHeZwVcvQg-xEXqhOpF9yibk4m5n3tzplGzLAp-CkhKv2zlQPB_tdTHSxvvTw0s4vmk1xuaTNafTTj39QjiRiAXuATfOfzao/s1600-h/sixt.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 160px; height: 139px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjLZJlJor5ES2YTewgOmVTDbfLLFmqZT022WB2uuyn2H_BcHeZwVcvQg-xEXqhOpF9yibk4m5n3tzplGzLAp-CkhKv2zlQPB_tdTHSxvvTw0s4vmk1xuaTNafTTj39QjiRiAXuATfOfzao/s320/sixt.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5420358255981871698" border="0" /></a><br /><span style="font-weight: bold;">JAL Japan Airlines</span> - Das erste Stück Japan noch Stunden, bevor ich überhaupt einen Fuß auf den kochenden Boden des Schmelztigels Tokyo setzen konnte. An Bord der perfekte Service, das Lächeln, die Verbeugungen - Japans Kultur vorweggenommen. Angenehmes Reisen, tolle, moderne Flugzeuge und das, was ich an Japan am meisten vermisse: Lächeln. Eine großartige Airline.<a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhJIEbPiF3nGXFHyLciPcEvBHdRfTfD_li2S5xsduQXdEOWJQTQJr2uh8Tzeg0XD-5nNVoHPu7rGXo0liZ12M56Zf2F-Q_3d66KZRycCUYnxT6D7bk7UTD5hSRBm6qpQEJ3cJYgpxjZhFQ/s1600-h/JAL.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 159px; height: 159px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhJIEbPiF3nGXFHyLciPcEvBHdRfTfD_li2S5xsduQXdEOWJQTQJr2uh8Tzeg0XD-5nNVoHPu7rGXo0liZ12M56Zf2F-Q_3d66KZRycCUYnxT6D7bk7UTD5hSRBm6qpQEJ3cJYgpxjZhFQ/s320/JAL.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5420358245390650802" border="0" /></a><span style="font-weight: bold;">HP Velotechnik</span> - Muss ich noch ein Wort dazu sagen? Wenn es um das Thema Liegerad geht, führt einfach kein Weg an dem hessischen Meisterduo Hollants & Pulvermüller vorbei. Meine Speedmachine hat einmal mehr ihre überragenden Qualitäten als DAS Rad für die schnelle Tour bewiesen. Kein einziger Defekt, kein Platten, nicht einmal ein Schlingern - so muss das sein. Liegeräder Made in Hessen - ein HP muss es sein<br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Szj7Gk_y9CI/AAAAAAAAFdc/p9iD11-HngY/s1600-h/HP.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 159px; height: 159px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_QfcXEaXAEmQ/Szj7Gk_y9CI/AAAAAAAAFdc/p9iD11-HngY/s320/HP.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5420358241969435682" border="0" /></a>Vielen Dank an alle Partner - durch Euch wurde dieser Trip erst richtig grßartig.<br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnc_Lj-HbEPiAvV1HXaOTdffwatQav-CmQ9HfCtM_2TIEUJnSP4_8Ta4NMvsMq9HnUW5rMBz4lcB8aAhS06Q4LiKOjqggXD69wX4maV9fxE5Uuv7O0XIn5TYlHaGVSmHI3PK6JZ0HRZqk/s1600-h/coming_soon.jpg"><br /></a>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/11924140569160672339noreply@blogger.com0